Aktuelle Zeit: Do 25. Apr 2024, 14:13


Spätburgunder 2006: Eberstein vs. Nägelsförst

  • Autor
  • Nachricht
Offline

thdeck

  • Beiträge: 83
  • Registriert: So 19. Dez 2010, 20:51

Spätburgunder 2006: Eberstein vs. Nägelsförst

BeitragSa 25. Dez 2010, 22:53

Neulich hatte ich beim Vergleich „2005 Ortenau vs. Volnay“ das Holz beim Kopp-Wein bemängelt. Vor längerer Zeit gab’s noch mehr Holz bei einem Spätburgunder (ebenfalls 2005) von Schloss Eberstein. Um das Holz-Thema zu vertiefen, sollte der folgende Vergleich dienen. Er hatte ein überraschendes Ergebnis:

2006 Spätburgunder **, Schloss Eberstein, Gernsbach (Murgtal, gehört weinrechtlich zur Ortenau)
13,5 % Alk., 17,50 Euro

2006 Spätburgunder „Barrique“, Nägelsförst, Varnhalt (Ortenau)
12,5 %, 18,10 Euro
wein-plus: 87 Punkte (2011-2016+)

Schloss Eberstein:
Aromatische Nase, fruchtig, Hagebutte, kein Holz; im Mund dicht, Kirsche, Hagebutte, sehr stark; Hagebutte: evtl. Eberstein-Stil oder junge Reben; ohne direkten Vergleich fast burgundisch; Hagebutte (oder rote Paprika) verwirrt etwas; 89 Punkte.

Nägelsförst:
Heller als Eberstein (auch am Korken); sehr dezente Nase; kein Holz, mittlerer Körper; in der Mitte rauchig, schlank (Granit-typisch?); beginnt zu prickeln, leichter Heizungsfarbe-Ton; Fehlerverdacht; 2. Tag dicht+ausgewogen, ohne Holz; später wieder Prickeln und Heizungston; 3. Tag wie gehabt; 81 Punkte.

Fazit:

Schloss Eberstein beginnt mir zu gefallen. Es geht also auch ohne Holz. „Burgundisch“ war das wahrscheinlich nicht, und soll es auch nicht sein. Ich kann auch nicht ausschließen, dass meine „Hagebutte“ durch einen geringen Anteil einer anderen Rebsorte verursacht wurde. Aber das wäre ok, einen gewissen Gestaltungsspielraum muss man dem Winzer lassen. Der Wein war einfach sehr gut, und das ohne Holz. Wie sich das auf Dauer entwickelt, d.h. wie der 2006er reift und wie die folgenden Jahrgänge ausfallen, wird sich zeigen. Der Winzer-Stil sollte natürlich nicht über die Lagentypizität dominieren. Aber im Moment bin ich da zuversichtlich.

Die Erfassung des Nägelsförst-Weines ist nicht so einfach. Unabhängig von dem potenziellen Fehlton hatte er bei weitem nicht die Dichte des Eberstein. Bei der wein-plus-Wertung wundert mich weniger die Punktzahl, sondern vor allem die Prognose. Der Nägelsförst soll mehr als 10 Jahre lang gut trinkbar sein, aber der wesentlich dichtere 2005er Kopp nur 5 Jahre??? Egal, wichtiger ist die Frage nach dem Fehlton. Der ist bei der Jungweinverkostung leider nicht erkennbar. Ich kenne diesen Ton noch nicht lange:
„Heizungsfarbe“, „Treppengeländer-Grundierung“ (d.h. irgendwie chemisch), Gurkenschalen (falls der Ton intensiver ist), oft in Verbindung mit leichtem Prickeln.
Bisher fand ich ihn bei Duijn (2005 und 2006) und jetzt auch bei Nägelsförst, aber insgesamt viel zu selten, um generelle Schlussfolgerungen zu ziehen. Ist das eine Jahrgangseigenschaft, betrifft es nur Einzelflaschen, ist das überhaupt ein Fehler? Bedauerlicherweise bekommt man bei solchen Beobachtungen wenig Feedback, auch nicht von Journalisten oder von anderen Weinfreaks. Bin ich der einzige, der solche Beobachtungen macht?


Thomas Deck

Zurück zu Baden

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 18 Gäste

Impressum - Nutzungsbedingungen - Datenschutzrichtlinie - Das Team - Alle Cookies des Boards löschen