Aktuelle Zeit: Do 28. Mär 2024, 14:02


R&C Schneider

  • Autor
  • Nachricht
Offline

Michl

  • Beiträge: 1208
  • Registriert: Di 22. Okt 2013, 18:04

Re: R&C Schneider

BeitragFr 10. Nov 2017, 19:57

Vielleicht setze ich mich jetzt hier in die Brennnesseln, aber mit den Weißen von R. und C. Schneider bin ich nie so recht warm geworden (ganz im Gegensatz zu den roten Spitzen des Weinguts). Ich bin kein wirklicher Kenner, aber alle paar Jahre probiere ich was und immer sind mir die Weine zu "süß" und deshalb zu aufdringlich. Vor allem mit den Chardonnays bin ich nie warm geworden. Einzig ein 3-Sterne Ruländer irgendwann Ende der 90er/Anfang der 00er Jahre hat mich 'mal richtig in den Bann gezogen. Auch heute gefällt mir der 15er Weißburgunder nicht wirklich. Vielleicht ist es primär dem Jahrgang geschuldet, aber diese dicke Charakter liegt mir nicht. Möglicherweise liegt es auch nur an der fehlenden Reife, ich weiß es nicht...

Bild
Viele Grüße

Michl
Offline

Michl

  • Beiträge: 1208
  • Registriert: Di 22. Okt 2013, 18:04

Re: R&C Schneider

BeitragDo 21. Dez 2017, 20:10

Seit vielen Jahren versuche ich es immer wieder mit den Chardonnays des Weingutes. Nie haben sie ich überzeugt. Und auch der 2016er macht leider keine Ausnahme. Ich kann nicht genau beschreiben, warum mich die Weißen des Weinguts schon seit vielen Jahren reizen. Sie haben im Kern etwas Hochelegantes, ein Potenzial, das Großes möglich machen könnte. Aber leider erscheinen sie meist in einem Gewand, das für mich furchtbar aufgesetzt, ja sogar augetakelt wirkt. Auch dieser Chardonnay erscheint wieder in dieser Weise, mit diesem "süßen" Charakter, der mir widerstrebt. Vielleicht erwische ich sie einfach auch immer zum falschen Zeitpunkt...

Bild
Viele Grüße

Michl
Offline

Seehas

  • Beiträge: 66
  • Registriert: Do 17. Apr 2014, 20:47

Re: R&C Schneider

BeitragDo 21. Dez 2017, 22:10

Michl hat geschrieben:Seit vielen Jahren versuche ich es immer wieder mit den Chardonnays des Weingutes. Nie haben sie ich überzeugt. Und auch der 2016er macht leider keine Ausnahme. Ich kann nicht genau beschreiben, warum mich die Weißen des Weinguts schon seit vielen Jahren reizen. Sie haben im Kern etwas Hochelegantes, ein Potenzial, das Großes möglich machen könnte. Aber leider erscheinen sie meist in einem Gewand, das für mich furchtbar aufgesetzt, ja sogar aufgetakelt wirkt. Auch dieser Chardonnay erscheint wieder in dieser Weise, mit diesem "süßen" Charakter, der mir widerstrebt. Vielleicht erwische ich sie einfach auch immer zum falschen Zeitpunkt...

Bild


Die Beschreibung kann ich gut nachvollziehen, ohne den Jahrgang 2016 schon probiert zu haben. Allerdings bekenne ich mich dazu, das "Aufgetakelte", den extraktsüßen Charakter und den Schmelz jedenfalls bei älteren Jahrgängen der Weine von R. und C. Schneider zu mögen, auch beim Chardonnay. Die Weine entsprechen nicht dem modernen Geschmacksbild deutscher Weißweine, weshalb der Grauburgunder z.B. auch noch Ruländer heißt und auch ein kleines bisschen ähnlich schmeckt wie der vor 30 Jahren (natürlich ohne die damals penetrante Süße). Jedenfalls finde ich die Weine (außer den Auslesen und den "RR" - die sind mir too much) gereift schöne Essensbegleiter zur badischen Küche. Gereift ist auch beim Chardonnay nach meinen (beschränkten - weil so lange gibt es ihn noch nicht) Trinkerfahrungen das Holz besser integriert und er hat etwas Eleganz, jedenfalls mehr als bei Übersee-ähnlichen italienischen Gewächsen. Der schmelzige Charakter bleibt.
Offline

amateur des vins

  • Beiträge: 4271
  • Bilder: 10
  • Registriert: Sa 10. Mär 2012, 21:47
  • Wohnort: Berlin

Re: R&C Schneider

BeitragMo 12. Mär 2018, 00:21

Heute waren wir im Glügk und hatten

Ruländer Spätlese trocken *** 2007
Keine Ahnung, ob R oder C - ich meine weder/noch.

Perfekt steht der Wein im Glas, harmonisch, aber überhaupt nicht firn. Eher auf der fruchtigen, leicht fülligen oder cremigen Seite, aber die perfekte, frische, nie bissige Säure läßt zu keiner Zeit den Eindruck von Breite aufkommen. Er wirkt nicht ganz knochentrocken, aber auch nicht signifikant süßlich. Zugänglich und mit großem Trinkfluß, war er ein hervorragender Essensbegleiter. Aber ich hätte sicher auch Freude daran, ihn als Solisten zu genießen. Chapeau!

Wäre ich nicht hier im Forum unterwegs, könnte ich wohl nicht mal bedauern, dieses Weingut nicht kennengelernt zu haben.
Danke, Weinforum und besonders Michael!
Besten Gruß, Karsten
Offline

mixalhs

  • Beiträge: 1745
  • Bilder: 0
  • Registriert: Mi 7. Sep 2011, 10:29

Re: R&C Schneider

BeitragMo 12. Mär 2018, 07:35

Ja, die Weine der Schneiders sind hervorragende Beispiele für das Reifungspotenzial der Grau- und Weißburgunder vom Kaiserstuhl. Zehn Jahre sind überhaupt kein Problem. Im Gegenteil: Dann zeigen diese Weine erst richtig, was sie können. Auch gereiften Bassgeigen von Keller können sehr, sehr gut sein.
Offline
Benutzeravatar

anonymouse

  • Beiträge: 123
  • Registriert: So 25. Jun 2017, 19:52

Re: R&C Schneider

BeitragFr 23. Mär 2018, 00:50

Insgesamt nicht schlecht, aber muss ich nicht nochmal kaufen. Die Handcreme-Assoziation hab ich von Michls Notiz, das trifft's perfekt, vorher hatte ich die Note anders beschrieben. Wird übernommen.

Bild
Wir haben aber gar keine Pistolen, unterbrach ihn Momo bekümmert.
Dann machen wir es eben ohne Pistolen, antwortete Gigi großartig.
Offline

mixalhs

  • Beiträge: 1745
  • Bilder: 0
  • Registriert: Mi 7. Sep 2011, 10:29

Re: R&C Schneider

BeitragFr 23. Mär 2018, 08:57

Unten stehen noch mal meine Eindrücke vom Oktober 2016. Ich fand die 2015er Weißweine damals sehr alkoholisch, zwei gefielen mir dennoch. Da ich dann doch nicht gekauft habe, kann ich die Entwicklung der Weine leider nicht beurteilen. Die weißen trockenen Spät- und Auslesen sind aber nach meinen Erfahrungen tolle Langläufer, die erst nach sechs bis acht Jahren erst zeigen, was sie wirklich können,


mixalhs hat geschrieben:So ungefähr alle zwei Jahre mache ich eine Schneiderprobe im Freundeskreis, bei der die aktuellen Weine probiert werden.
(...)
Bei den 2015er Weißweinen fällt der hohe Alkohol auf, ein sonnenverwöhnter Jahrgang halt. Schon der Auxerrois, sonst eher schlank, präsentiert sich mit 14% sehr muskulös, kein Wein zum Fisch (wie auch die anderen). Der Weißburgunder "trio" bringt es sogar auf 14,5%, für meinen Geschmack zu viel und zu dominant. Gut gefallen haben mir der Weißburgunder "C" (vom Löss) und die beiden Ruländer, "C" von 2015 und "R" von 2014. Auch hier waren die 2015er im Alkohol mit 14% höher als der 2014er, der sieben Prozent weniger hatte. Weißburgunder und Ruländer "C" 2015 sind - trotz des Alkohols - richtig tolle Weine (für mich um die 90 Punkte), die hervorragend zu hellem Fleisch passen, gerne auch in Sahnesauce, und sich in den nächsten sechs bis zehn Jahren hervorragend entwickeln werden. Kaufempfehlung!
(...)
Offline

Michl

  • Beiträge: 1208
  • Registriert: Di 22. Okt 2013, 18:04

Re: R&C Schneider

BeitragFr 23. Mär 2018, 19:46

Heute habe ich das 12er Flagschiff der Schneiders aus dem Engelsberg im Glas. Das Rinderfilet wurde zwar völlig erschlagen, aber jetzt, solo danach, ist das klar ein herausragender Wein.
Woran lag's, dass er so wenig zum Essen passte? Auch bei diesem Spätburgunder wurde einmal mehr eine Holzorgie zelebriert. Ich kann mich nur wiederholen :oops: , aber zu viel Holz killt einfach die möglichen Aromen von frischen Früchten, Waldboden, Moos und Kräutern, die einen Spätburgunder animierend und komplex machen können. Viel Holz taugt eben nicht viel, erzeugt eben nicht größere Tiefe und Komplexität, sondern domestiziert einen Wein. Der Facettenreichtum, ja sogar das "Wilde", was die Rebsorte im Idealfall und in guten (hinreichend kühlen) Jahren mit sich bringen kann, wird übertüncht und bleibt nur als Schleier erkennbar. Auch in diesem - dennoch herausragenden - Wein hätte so viel mehr möglich sein können.

Bild
Viele Grüße

Michl
Offline

Georg R.

  • Beiträge: 465
  • Registriert: Mi 26. Okt 2016, 19:59
  • Wohnort: Hochrhein

Re: R&C Schneider

BeitragSa 31. Mär 2018, 11:02

Hallo Michl,

Der 12er Engelsberg zeigte sich Ende 2016 noch ziemlich verschlossen. Auf Grund Deiner Beschreibung hab ich jetzt die zweite Flasche aufgemacht und bin doch sehr überrascht. Der Wein ist jetzt rund und lässt sich sehr schön trinken...wenn da diese alles überlagernde Vanillenote nicht wäre.
Schon in der Nase eine heftige Attacke, und am Gaumen so stark, daß der Wein für mich kaum trinkbar war.
Darum wanderte er nach zwei Versuchen nochmals in den Kühlschrank, erst am 3. Tag war dann die Note deutlich abgeklungen, doch Freude oder gar Zufriedenheit kam nicht mehr auf.

Jetzt stellen sich mir zwei Fragen:
wie werden sich die verbliebenen Flaschen entwickeln
und warum macht man sowas?

Gruß
Georg
Man kann die Erkenntnisse der Medizin auf eine knappe Formel bringen: Wasser, mäßig genossen, ist unschädlich.
Mark Twain
Offline

Michl

  • Beiträge: 1208
  • Registriert: Di 22. Okt 2013, 18:04

Re: R&C Schneider

BeitragMo 2. Apr 2018, 14:24

Hallo Georg,

entschuldige, aber ich sehe gerade erst, dass du etwas zu meinen Wahrnehmungen geschrieben hast.

Georg R. hat geschrieben:und warum macht man sowas?


Darauf habe ich wirklich keine Antwort. Unser Geschmack - und wir beurteilen ja den Holzton gleich - scheint weder der Geschmack der Schneiders noch der ihrer Kundschaft zu sein, zu der ich ich aber letztlich als "Einzelflaschenfreund" auch zähle. Die Roten sind immer holzbetont und ich gebe zu, dass ich das auch manchmal brauche. Geht mir wie mit Junkfood: an sich ist es Mist, aber regelmäßig überfällt es mich und danach kann ich nur den Kopf über mich selbst schütteln. Der 12er ist aber wirklich - zumindest aktuell - völlig overdone, was das Holz angeht. Mir scheint aber, dass du den Wein insgesamt sogar noch deutlich kritischer als ich gesehen hast, oder?

Georg R. hat geschrieben:wie werden sich die verbliebenen Flaschen entwickeln


Ich wage keine Prognose, zumal ich mit 10+ Jahren bei den Scheiders keine Erfahrungswerte habe, i.d.R. trinke ich die Weine immer so mit +/- 7 Jahren. Die Frucht ist aber ja keineswegs schwachbrüstig, weshalb ich durchaus optimistisch wäre. Bei mir liegt aus 12 noch der Schönenberg im Keller...

Dennoch bleibt letztlich mein Unverständnis, wenn man sich die wirklich gute Substanz der Spitzen des Weingutes vor Augen führt. Ich bin sicher, dass die Weine mit weniger Holz eindrucksvoller ausfielen. Kaufen werde ich sie dennoch wahrscheinlich weiterhin. Ich habe es ja oben im Kontext der Weißen schon geschrieben: Für mich stellen die Weine des Weinguts eine Art Hassliebe dar. Sie tragen etwas Besonders, ja vermeintlich Großes in sich, erscheinen aber immer in diesem seltsam geschminkten und aufgesetzten Stil. Dabei hätten sie es doch gar nicht nötig...
Viele Grüße

Michl
VorherigeNächste

Zurück zu Baden

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: Soldner und 3 Gäste

Impressum - Nutzungsbedingungen - Datenschutzrichtlinie - Das Team - Alle Cookies des Boards löschen