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2008 Grauburgunder: Schneider C (Löss) vs. R (Vulkan)

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thdeck

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2008 Grauburgunder: Schneider C (Löss) vs. R (Vulkan)

BeitragSa 11. Aug 2012, 22:32

[Hinweis: Grauburgunder=Ruländer]

Das sind meine Lieblingsvergleiche: Unterschiedliche Böden, ähnliche Qualitätsstufen, beim selben Winzer. Das bieten nicht viele. Schneider (Endingen/Kaiserstuhl) ist einer der wenigen.

Im Kaiserstuhl gewinnt in der Regel der Wein vom Vulkanverwitterungsboden. Dieses Mal war es anders:

2008 Ruländer Spätlese*** "C", R.+C. Schneider, Endingen/Kaiserstuhl
13% Alk., 12 Euro
Gault Millau 88 Punkte

2008 Ruländer Spätlese*** "R", R.+C. Schneider, Endingen/Kaiserstuhl
13% Alk., 13 Euro
Gault Millau 89 Punkte

"C" steht für "Cornelia" (Mitbesitzerin des Weinguts) und Lössboden. "R" steht für "Reinhold" (Winzer, Ehemann von Cornelia) und Vulkanverwitterungsboden. Wobei seit einigen Jahren auch Sohn Alexander eine wichtige Rolle im Weingut spielt.

Kurznotiz zum "C":
Dicht, fruchtig, phasenweise auch üppig, aber mit perfekt eingebundener Säure; Biss+Rückgrat; am 2. Tag perfekt ausgewogen, balancierter als der "R"; am 3. Tag immer noch gut in Form; 91 Punkte.

Kurznotiz zum "R":
Üppiger+konzentrierter als der "C", aber nicht mineralischer; Säure, aber auch Grauburgunder-Schwere; bisweilen beeindruckend, bisweilen zu fett; am 3. Tag am ausgewogensten; ist aber 1 Punkt schwächer als der "C": 90 Punkte.

Hier sind einige bemerkenswerte Beobachtungen festzuhalten:

- "Löss" besser als "Vulkan", wie kann das sein? Das ist die ewige Grauburgunder-Problematik im Kaiserstuhl: Man will mehr Qualität, der Wein wird konzentrierter und somit auch fetter und anstrengender. Vulkanböden begünstigen das, dennoch sind die Vulkan-Weine im direkten Vergleich den Löss-Weinen meist überlegen. Dieses Mal war es anders. Der Löss-Wein war irgendwie perfekt. Diesen Stil sollte man anstreben (auch beim Vulkanboden), wenn man eine Alternative zu den mineralischen Burgundern bieten will.

- Preisgestaltung: Die Schneiders waren schon immer eher günstig. Das hohe Qualitätsniveau in dieser Preiskategorie überrascht mich dennoch. Das soll jetzt kein Aufruf zum Preiskampf sein. Chablis liegt allerdings auch oft noch unter 20 Euro bei den 1er Crus (Preise vor Ort). Jedenfalls muss man aufpassen mit der Regel "geringere Erträge - höhere Konzentration - höhere Preise - besserer Wein". Ich würde den optimalen Kompromiss zwischen Qualität und Typizität anstreben.

- Und wenn man trotzdem einen 30-Euro-Kaiserstuhl-Burgunder erzeugen will? Da hängt die Latte hoch. Von 20 auf 30 Euro sehe ich im Kaiserstuhl zwar den Sprung in Aufwand und Konzentration. Aber ich trinke die 30-Euro-Weine nicht unbedingt lieber. Sie sind oft anstrengend. In Burgund ist das nicht so. Natürlich nur bei der Minderheit der Top-Erzeuger. Mein Vorschlag im Kaiserstuhl lautet immer noch:
(a) Kaiserstuhl-Grauburgunder/Ruländer. Muss typisch sein, darf auch fett/schwer sein.
(b) Kaiserstuhl-weiß. Beliebige Cuvée aus Grau-/Weißburgunder/Chardonnay. Typizität ist noch zu erarbeiten. Keinesfalls aber schwer. Der o.g. "C" wäre ein Kandidat, obwohl reinsortig Grauburgunder.

Soweit meine Gedanken zu dem Thema. Angeregt durch die beiden Weine, die über drei Tage einen hervorragenden Trinkgenuss geboten haben.


Thomas
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octopussy

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Re: 2008 Grauburgunder: Schneider C (Löss) vs. R (Vulkan)

BeitragSo 12. Aug 2012, 11:04

Hallo Thomas,

ich hatte die beiden Weine vor ca. einem halben Jahr auch, allerdings nicht nebeneinander, sondern im Abstand von einigen Wochen hintereinander. Ich persönlich fand den "R" etwas besser als den "C", aber nur sehr wenig besser. Der "R" kam mir gerade etwas mineralischer vor, allerdings würde ich dir recht geben, dass er auch etwas üppiger war. Das kam mir aber aus dem Jahr durchaus entgegen, denn bei badischen Grauburgundern aus 2008 hält sich nach meinem Empfinden die Üppigkeit gut in Grenzen (im Vergleich zum Beispiel zu 2007).

Insgesamt bevorzuge ich auch die eher "kleineren" Grauburgunder. Den "Jaspis Alte Reben" von Ziereisen finde ich zum Beispiel trotz aller Bewunderung für das Weingut tatsächlich etwas zu anstrengend, obwohl er natürlich beeindruckend ist. Da trinke ich lieber den einfachen Grauburgunder, der schon höchstes Trinkvergnügen bietet. Auch bei Salwey gefällt mir die "RS" Serie oft am besten, besser als die Großen Gewächse. Vielleicht wäre die Lösung für "teurere" Grau- und Weißburgunder nicht geringere Erträge und mehr Konzentration, sondern mehr Lagenselektion. Vielleicht wäre der Qualitätssprung spürbarer, wenn für die teuersten Weine einfach die Trauben aus der oder den besten Parzellen verarbeitet werden? Ich weiß es nicht, möchte das einfach zur Debatte stellen.
Beste Grüße, Stephan
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Charlie

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Re: 2008 Grauburgunder: Schneider C (Löss) vs. R (Vulkan)

BeitragSo 12. Aug 2012, 17:44

Sehr spannend.
Das wird ein langer Weg, denn den Kaiserstuhlern hat es bisher gereicht sich als solche zu vermarkten. Einzellagen o.ä. sind da untergegangen. Ausserdem hat man es geschafft, dem Riesling allein die Fähigkeit zuzutrauen die lagen abzupausen. Grauburgunder vom Kaiserstuhl hat es in der Hinsicht also doppelt schwer.

Um welche lagen handelt es sich hier?
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Erdener Prälat

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Re: 2008 Grauburgunder: Schneider C (Löss) vs. R (Vulkan)

BeitragSo 12. Aug 2012, 18:37

Charlie hat geschrieben:... Einzellagen o.ä. sind da untergegangen. ...

Oftmals ist in Südbaden Einzellage gleich Gemeindegebiet (oder mehrere Gemeindegebiete). Und so besteht nach meiner Information die Weinbaufläche der Gemeinde Enzingen fast vollständig aus der Lage Engelsberg, plus zwei Minilagen, Steingrube und Tannacker.
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Charlie

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Re: 2008 Grauburgunder: Schneider C (Löss) vs. R (Vulkan)

BeitragMo 13. Aug 2012, 10:16

Erdener Prälat hat geschrieben:
Charlie hat geschrieben:... Einzellagen o.ä. sind da untergegangen. ...

Oftmals ist in Südbaden Einzellage gleich Gemeindegebiet (oder mehrere Gemeindegebiete). Und so besteht nach meiner Information die Weinbaufläche der Gemeinde Enzingen fast vollständig aus der Lage Engelsberg, plus zwei Minilagen, Steingrube und Tannacker.
Stimmt leider in viele Fällen.
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thdeck

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Re: 2008 Grauburgunder: Schneider C (Löss) vs. R (Vulkan)

BeitragDi 14. Aug 2012, 01:44

Charlie hat geschrieben:Sehr spannend.
Das wird ein langer Weg, denn den Kaiserstuhlern hat es bisher gereicht sich als solche zu vermarkten. Einzellagen o.ä. sind da untergegangen. Ausserdem hat man es geschafft, dem Riesling allein die Fähigkeit zuzutrauen die lagen abzupausen. Grauburgunder vom Kaiserstuhl hat es in der Hinsicht also doppelt schwer.

Um welche lagen handelt es sich hier?

Beides "Engelsberg". In Anführungszeichen, weil man es auch den realen Engelsberg gibt. Gesetzlich nennt sich aber fast die komplette Gemarkung von Endingen so (mit 2 kleinen und derzeit unbedeutenden Ausnahmen, s.o.).

Konkret kommt der C aus dem Gewann "Diel" und der "R" aus dem Gewann Summberg.


Thomas

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