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2007 Spätburgunder: Ortenau vs. Kaiserstuhl

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thdeck

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2007 Spätburgunder: Ortenau vs. Kaiserstuhl

BeitragDi 27. Dez 2011, 01:34

Nachträglich ein weiterer Bodenvergleich "Granit vs. Vulkan" vom November 2011:

2007 Spätburgunder **, Schloss Eberstein (Gernsbach/Murgtal)
13,0 % Alk., 17,50 Euro

2007 Spätburgunder, Karl H. Johner, Bischoffingen (Kaiserstuhl)
13,5 % Alk., 18,00 Euro
Gault Millau: 89 Punkte

Kurznotiz zu Schloss Eberstein:
Aromatische Nase, Erdbeere, Röstaromen; im Mund Erdbeere, würzig, dicht, etwas süßlich; im Hintergrund Traubenzucker; etwas rauchig (wg. Granit?); heller als Johner; hat auch die Eberstein-typische Hagebutte, ist aber weniger dicht als in anderen Jahren; kein Holz (positiv!); rauchig; nicht sehr dicht, aber mit Charakter; hält sich gut über 3 Tage; 87 Punkte.

Kurznotiz zu Johner:
Fruchtiger als Eberstein, Erdbeere/Kirsche; mehr Körper, reintöniger, aber für 90 Punkte nicht komplex genug; null Holz; konstant gut über 3 Tage; 89 Punkte.


Die letzten beiden Boden-Vergleiche gingen also zugunsten von "Vulkan" aus, das muss aber nichts heißen. Beide Weine haben überzeugt. Insbesondere haben sie mich nicht vor die Frage gestellt: Lecker, aber dank Holz, will ich das? So muss es sein.


Thomas
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thdeck

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Re: 2007 Spätburgunder: Ortenau vs. Kaiserstuhl

BeitragSa 19. Apr 2014, 18:36

Inzwischen sind über 3 Jahre vergangen, und der Vergleich wurde wiederholt:

2007 Spätburgunder **, Schloss Eberstein (Gernsbach/Murgtal)
13,0 % Alk., 17,50 Euro

2007 Spätburgunder, Karl H. Johner, Bischoffingen (Kaiserstuhl)
13,5 % Alk., 18,00 Euro
Gault Millau: 89 Punkte

An das Ergebnis von 2011 konnte ich mich nicht erinnern, ich nehme das immer erst später zur Kenntnis, wenn ich die Notiz in meine Excel-Tabelle eintrage. Hier nun das Ergebnis vom April 2014:

Eberstein:
Hellere Farbe; intensive Nase, etwas wild, Brombeerstrauch; im Mund ebenfalls Brombeerstrauch, mit Biss; mittlerer Körper; leicht rauchig, Granit passt; wird intensiver, erreicht aber nicht den Körper von Johner; 2. Tag recht voll, mit "hellerer" Frucht; aromatisch; neigt zur Süße; Süßkirsche + rote Johannisbeere; 3. Tag mit Bitterton, was ihm Charakter gibt, wirkt nicht mehr so süß wie am Vortag; 87 Punkte.

Johner:
Dezente Nase, evtl. Eukalyptus; im Mund deutlich dichter als Eberstein, hat mehr Fülle; Kirsche/Brombeere/Eukalyptus; 2. Tag dicht, füllig, aber nicht sehr komplex; 3. Tag unverändert, mit etwas Bodensatz, was ihn interessant macht, gibt mehr Struktur; 88 Punkte.


Fazit:
Eberstein hat die 87 Punkte von 2011 gehalten, Johner aber nicht ganz die 89. Das erscheint überraschend, schließlich hat Johner den zuverlässigeren Verschluss (Stelvin Cap). Meine Deutung ist die, dass der Wein ja dennoch altert, und bei Johner ging die Fruchtigkeit etwas zurück, so dass die mangelnde Komplexität sich stärker zeigt. Eberstein hat definitiv mehr Finesse, nur eben nicht genug Körper, um mit Johner wirklich gleich zu ziehen.

Die unterschiedlichen Eindrücke bei Granit bzw. Vulkan nehme ich mittlerweile recht häufig wahr. Das ist immerhin etwas, es gelingt mir nämlich nicht, einen Unterschied zwischen Ihringen und Achkarren (bei gleichem Boden) oder z.B. in Burgund zwischen zwei gleichwertigen Lagen des gleichen Ortes festzustellen. Selbst etwas "einfaches" wie Beaune vs. Volnay ist schwieriger, als man denkt.

Für Leute, die meine Granit-Eindrücke nachvollziehen wollen:
In Burgund sagen sie, Pinot Noir sei für Granit-Böden nicht geeignet, weshalb in Beaujolais Gamay angebaut wird. Tatsächlich erscheinen die Beaujolais-Weine geradliniger als die Pinot Noirs von der Côte d'Or. Ich führe das auch auf den Granit-Boden zurück. Wer also einen vernünftigen Beaujolais-Wein (d.h. von einer der Gemeinde-Appellationen Juliénas, Moulin à Vent, Morgon, Fleurie, etc.) probiert, bekommt einen gewissen Eindruck eines Granitweins, insbesondere im Vergleich mit einem burgundischen Pinot Noir. Beim Ortenauer Granit-Wein kommt noch eine gewisse Rauchigkeit hinzu und als Frucht oft Brombeere in einer eher geradlinigen Ausprägung. Der Vergleich funktioniert natürlich vor allem mit trockenen, hinreichend dichten Spätburgundern ohne Holzeinsatz.

Natürlich kann sich ein gelungener Granit-Spätburgunder mit jedem Pinot Noir der Welt messen, in seiner jeweiligen Preisklasse. Man muss also keinen Gamay in der Ortenau einführen. Wobei: Ein Test wäre da schon mal interessant. Interessant als Dornfelder allemal...


Thomas Deck

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