Re: Fritz und Martin Waßmer
Verfasst: Mi 20. Mär 2013, 12:45
Ich habe Fritz Wassmer im März auf seinem Weingut besucht. Hier ein paar Impressionen und Bilder zum Weingut:
http://budisfoodblog.wordpress.com/2013 ... exkursion/
Ein paar Eindrücke zur Philosophie und kurze VKNs seiner Range:
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Ein paar Eindrücke zur Philosophie und kurze VKNs seiner Range:
Nächste Station war das in Bad Krozingen gelegene Weingut Fritz Wassmer. Fritz Wassmer bewirtschaftet 26 Hektar Rebflächen im Markgräflerland und betreibt im Hauptgeschäft eigentlich Erdbeer- und Spargelanbau. Dafür vinifiziert er teilweise Weine von beachtlicher Qualität. Seine Weingärten liegen vorwiegend im Breisgau, wo er 1998 das Weingut gründete. Fritz Wassmer selber orientiert sich an den großen Burgundern und wurde dieses Jahr vom Gault Millau mit drei Trauben ausgezeichnet.
Wassmer erntete 1999 seine ersten Trauben. Beeindruckend ist die dichte Bepflanzung von 10-12.000 Rebstöcken pro Hektar. Die Trauben für die besten Weine werden in 10 Kilogramm fassenden Kisten gelesen. Es wird Grünlese praktiziert was zu einem Ertrag von 20-40hl/ha führt. Wassmer arbeitet bei den Rotweinen mit offener Maischevergärung, vergärt spontan und teils mit burgundischen Hefen bei maximal 33 Grad Celsius. Hier werden etwas 10-20% ganze Trauben verarbeitet. Alle Rotweine werden im Barrique ausgebaut.
Viele Praktiken erinnern an die Arbeit der Winzer im Burgund. Das liegt mitunter daran, dass Wassmer durch einen Zufall Einblicke in die Domaine de la Romanée-Conti bekam, sein großes Vorbild. Nicht umsonst stehen im Verkostungsraum eine beachtliche Anzahl an Grand Crus der weltbekannten Domaine.
Ich konnte insgesamt zwanzig Weine bei Wassmer verkosten. Fritz Wassmer ist ein sehr sympathischer und bodenständiger Winzer. Er wirkt fast ein wenig schüchtern.
Die Weißweine waren allesamt von einer ordentlichen Qualität. In der Menge fehlte mir ein wenig die Konsequenz in der Linie und der Wiedererkennungswert. Sein Weißer Burgunder R aus 2010 wirkt kräftig, besitzt eine tolle Säure und lebt von der Frische. Der mir Reinzuchthefen vergorene Weißer Burgunder aus 2011 wirkt dagegen simpler, frischer aber auch belangloser. Trotzdem bildet er eine ordentliche Basis. Wenig anfangen konnte ich mit den Sauvignon blancs, sowohl der bewusst neuseeländisch geprägte 2011er, der brachiale grüne Paprika in der Nase verströmt, als auch der etwas reifer vinifizierte 2010er Sauvignon blanc R (bei 103 Oechsle gelesen), welcher von bis zu zehnjährigen Reben stammt, wirken auf mich zu aufdringlich und grün.
Dafür ganz spannend empfinde ich seinen 2011er Viognier, der in der Nase florale Noten verströmt und ein wenig nach Babycreme riecht. Beeindruckend ist hier auch, dass Wassmer nur den Mittelteil der Weinrebe weiterverarbeitet. Eine wahnsinnige Mehrarbeit!
Wirklich interessant wird es für mich bei Wassmer erst mit seinen Spätburgundern. Diese unterscheiden sich lediglich durch die Höhe des Ertrags und die Lagen.
Einen soliden Einstieg bietet der 2009er Spätburgunder QbA, ein typischer Vertreter Badens. Überrascht bin ich vom aus dem gleichen Jahr stammenden Spätburgunder M. Dieser wurde komplett im neuen Holz ausgebaut, was sich sensorisch ehrlich gesagt gar nicht bemerkbar macht. Der Wein hat die Kraft fürs Holz und zeigt Charakter. Für 16,50€ bekommt man hier ab Hof einen anschaulichen Spätburgunder.
Die Krönung stellt sicherlich der Spätburgunder XXL aus 2010 dar. Dieser Wein ist leider ab Hof ausverkauft. Er liegt bei 38€ ab Hof und zeigt die größte Komplexität aller Weine. Die Trauben stammen vom Kenzinger Roter Berg.
Für mich ist das Weingut Fritz Wassmer eine gelungene Empfehlung für all diejenigen, die ordentliche Weine suchen und auf Spätburgunder bedacht sind, die eine attraktives Preisleistungsverhältnis bieten. Für die Spitze fehlt mir noch die konstante Qualität in der Linie und eine eigenständigere Note. Es bleibt aber sicherlich spannend, hier die weitere Entwicklung zu beobachten.