Weingut Ziereisen

Nachdem der 2019er Schulen hier ja sozusagen "verrissen" wird, muss ich jetzt für den 2018er eine Lanze brechen.

Ich hatte dort im November 2021 eine 6er Kiste davon erworben (mein erster Berührungspunkt war (ich meine in 2008) bei einem Abendessen mit Weinbegleitung in Flörsheim zusammen mit Rainer Flick.

Das ist heute Abend die dritte Flasche und ich glaube der Wein ist noch ein Stück weg vom Höhepunkt.

In der Farbe für Spätburgunder recht intensiv mit eher hellem violetten Rand.

Im Duft eher würzig als fruchtig mit Waldboden und etwas, was mich so ein wenig an Steinpilz erinnert.

Am Gaumen geht die auf dem Rückenetikett erwähnte Schwarzkirsche fast schon in Brombeere über, begleitet von immer noch eher "ruppigen" Tanninen. Das ist aber glaube ich sein Stil; da sind für mich noch ein paar Jahre drinne.

Klebrig wird es nicht, schöne griffige Säure!

Mir persönlich sagt das sehr zu, ich kann aber verstehen, wenn es Leute gibt, die seinen Stil nicht mögen. Vor Ort hatte ich z.B. auch keinen Zugang zum "Rhini".

Das Einkaufserlebnis vor Ort ist übrigens total bodenständig mit dem Hofladen, der in Sachen Obst, Gemüse, etc. wenig offen lässt. Man muss sich nur in den fast schyzerdütschen Dialekt dort reinhören;-)

Grüße und einen schönen Abend noch
icedtea

Neulich war es wieder soweit,
unangemeldet vorbeigeschaut und zusammen mit ein paar andern Gästen die Weine verkostet.

Mehrheitlich Weine aus 2021, erwartet schlank, die Gutedel um die 10%, Spätburgunder zwischen 12 und 12,5%.
Manche Weissen waren bereits ausverkauft, dafür standen sämtlichen Spitzenweine zur Verfügung.
Frau Ziereisen hat über knapp 2 Stunden alle Weine erklärt, kompetent und freundlich wie immer - für manche Gäste auch in Englisch.

Da es sich dabei um etwa 20 Weine handelte, versuche ich die wichtigsten Eindrücke aus der Erinnerung festzuhalten:

Der Gutedel Viviser, eigentlich immer eine Bank, war mir diesmal doch etwas zu karg, ich meine 9.5%

Gutedel 10 hoch 4...als der Wein eingeschenkt wurde, allgemeine Begeisterung bei gleichzeitiger Ungläubigkeit in der Runde.
Diese Nase ist einfach so komplex und allerfeinst, auch nach diversen Jahgängen die ich kenne immer wieder ein Highlight der Verkostung.

Jaspis Chardonnay und Grauburgunder - ebenfalls Nasenriesen, knochentrocken, unglaublich Zug.

Die Spitze der Rotweine waren alles 2019er, 10 hoch 4 Spätburgunder/Syrah und ein Spätburgunder Bürgin.
Alle drei definitiv Spitzenweine...die leider auch ihren Preis haben.

Mein heimlicher Favorit war ein neuer Wein:
Spätburgunder Jaspis Hermann 2021:
Sehr schlank und doch mit enormem Druck und Tiefe, kein Gramm Fett, perfekter Holzeinsatz, präzise auf den Punkt - ein absoluter Understatementwein. Diese Feinheit ist es, die ich im Pinot suche und leider immer noch oft vermisse.
Blind hätte ich wohl auf Fürst getippt.

Der Wein stammt aus der Lage Feuerbach wo auch der Talrein herkommt. Soweit ich weiss, hat man dort noch ein paar Parzellen hinzubekommen.

Wie andere zuvor schon anmerkten, trotz der Bekanntheit ist immer noch alles sehr bodenständig bei Ziereisen, man fühlt sich einfach gut aufgehoben, kein schicki micki wie an anderen Orten.

Zur Frage betreffend des Basisspätburgunders - nein, war nicht mehr auf der Preisliste. Qualitativ und preislich lagen beide ja immer recht eng beisammen,vermutlich gehen nun alle Trauben in den Tschuppen.

Gruss
Georg

Hallo Georg!

Danke für deinen Bericht, den ich mit großer Interesse gelesen habe. Eine Anmerkung möchte ich aber machen: Feuerbach ist eine Ortschaft wischen Kandern und Niedereggenen und die beste Lage dort, aus der auch der Talrain und der Hermann stammen sollten, heißt Steingässle. Das ist der höchstgelegene Lage im Markgräflerland.
Ende Oktober, Anfang November waren wir in der Gegend und ich hab mir die Weinberge dort etwas genauer angesehen. Meine Neugierde hätte mich allerdings beinahe ein Auge gekostet, weil ich im feuchten Gras ausgerutscht bin und in einen dornigen Schlehenzweig viel. Mein rechtes Auge wurde nur um zwei cm verfehlt. Da hatte ich echt Glück, auch wenn ich trotzdem blutiges Lehrgeld zahlen musste.
Feuerbach ist wirklich sehr überschaubar und die Weinberge im Vergleich zu den anderen Ortschaften der Gegend sicherlich ebenso. Reinecker macht übrigens aus der Lage Steingässle einen Sekt, der hier auch schon lobend erwähnt wurde.

Herzliche Grüße

Lars

Hallo Lars,

danke für die Rückmeldung. Ich weiss, dass es sich bei Feuerbach um eine Gemeinde handelt, hätte ich etwas besser formulieren können.
Ziereisen als Landweinproduzent darf keine Lagennamen mehr verwenden, der Talrain aus Feuerbach heisst nun TAL, der Rhini RH usw..
Darum gibt es wohl auch kein Steingässle.

Greiner aus Obereggenen hat ebenfalls Spätburgunderreben im Steingässle, vermarktet werden sie jedoch als "Vulkan"
Den Namen würde man wohl eher dem Kaiserstuhl zuordnen, doch das Terrain dort ist so ziemlich einmalig.
Jurakalk mit Lehm, vermischt mit Vulkangestein und stark mit Eisenadern durchzogen. So ein bisschen Vosne-Romanée am Rande des Schwarzwaldes.

Übrigens, der Name Feuerbach wurde vom gleichnamigen Dorfbach abgeleitet, welcher sich bei stärkeren Regenfällen rötlich verfärbt - auf Grund des hohen Eisenanteils im Boden.

Gruss
Georg

Hallo Georg!

Danke für die Antwort bzw. die Infos und ein gesegnetes Osterfest.

Herzliche Grüße

Lars

Apropos: Weiß jemand ob der noch produziert wird? Ich habe nirgends mehr z.B. den 20er Jahrgang entdeckt und hätte ihn gerne als Alltags-Spätburgunder. Auf der Messer war leider niemand vom Weingut Ziereisen den ich hätte fragen können.

Hallo!

Du hast nach dem Blauen Spätburgunder von Ziereisen gefragt. Der 21er und auch der 22er tauchen gerade im Handel auf. Vom 20er habe ich nur den Tschuppen gekauft, der mir für das Geld gut gefällt, aber sicherlich kein Charmeur ist. Dafür dürft er noch halten und wird vermutlich auch noch etwas zulegen.

Herzliche Grüße

Lars

Hallo Lars,
danke für die Info. Somit war meine Vermutung falsch, der Basisspätburgunder geht wohl komplett an den Handel.


Gruss
Georg

2020 Ziereisen Pinot Noir Jaspis Zipsin

Ich war neugierig, wie sich dieser Wein präsentiert, nachdem ich bei CT einige positive Notizen gelesen hatte.
Mit meiner bescheidenen Erfahrung war dieser Wein in seiner Jugend oft ziemlich verschlossen.

Ich kann glücklicherweise bestätigen, dass er sich schon jetzt wunderbar zeigt.
Sehr intensiv und bereits fantastische Balance mit jugendlicher Frucht, die durch frische Säure und Tannine ausgeglichen wird.
Sowohl in der Nase ist etwas Vanille und Eiche bemerkbar, das trägt zur Komplexität bei.

Exzellent - ein hervorragender Wein!

Apropos: Weiß jemand ob der noch produziert wird? Ich habe nirgends mehr z.B. den 20er Jahrgang entdeckt und hätte ihn gerne als Alltags-Spätburgunder. Auf der Messer war leider niemand vom Weingut Ziereisen den ich hätte fragen können.

Hallo!

Du hast nach dem Blauen Spätburgunder von Ziereisen gefragt. Der 21er und auch der 22er tauchen gerade im Handel auf. Vom 20er habe ich nur den Tschuppen gekauft, der mir für das Geld gut gefällt, aber sicherlich kein Charmeur ist. Dafür dürft er noch halten und wird vermutlich auch noch etwas zulegen.

Herzliche Grüße

Lars

Hallo Lars,

vielen Dank für deine Rückmeldung! Werde ich drauf achten wenn ich das nächste Mal bestelle. Ist immer so eine Sache der Lieferbedingungen nach Wien...
Vom 20er habe ich nur 2x Talrain, da habe ich gar kein Gefühl davon in welche Richtung es geht.Meine Begeisterung hat sich wie schon beschrieben in Grenzen gehalten bei einer Verkostung, hab sie erstmal weggelegt, wer weiß...

@Georg
Vielen Dank für dein ausführlichen Bericht!
Wie schätzt du insgesamt 21 im Vergleich zu 20 ein?

Viele Grüße
Jakob

Hallo Jakob,

20 war warm und recht "einfach" für die Winzer hier in Südbaden, speziell bei Ziereisen eines der Besten bisher, so mein persönlicher Eindruck. (Rot und Weiss)

21 war fast schon eine Ausnahme, wenn man die letzten Jahre betrachter. Kühl, regnerisch, je nach Region starke Frostschäden.
Wenn ich mich recht erinnere, lagen die Spätburgunder alle bei 12%, nur der Hermann hatte 12.5%.
Auch die Syrahs sehr schlank, eigentlich meide ich Syrah aus D in kühlen Jahren, doch irgendwie haben sie das sehr gut hinbekommen.

Hab neulich auf Youtube ein Verkostungsvideo gefunden, in dem genau die Rotweine verkostet wurden, die neulich anstanden. Das Ding ist recht lang und teilweise launisch, man kann aber direkt zu den Weinen gehen die einen interessieren.

https://www.youtube.com/watch?v=x-qXCQz7LVs

Gruss
Georg