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J.B. Becker

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octopussy

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Re: J.B. Becker

BeitragFr 22. Jun 2012, 23:35

kristof hat geschrieben:Wallufer Walkenberg, Spätlese trocken 1998:

Den hatten wir heute auch zum Essen vor dem Länderspiel. Aus meiner Sicht ist es ganz wichtig, dass ein trockener Rieslingstil, wie er bei Herrn Becker (oder auch bei dem einen oder anderen Betrieb an der Mosel) gepflegt wird, bewahrt wird - einfach der Vielfalt wegen. Hervorragend schmecken tut die 1998er Walkenberg Spätlese Trocken aber dazu auch noch. Die Säure finde ich grenzwertig, aber gerade so eben noch angenehm. Und dass ein trockener Riesling aus 1998 noch so frisch und unversehrt schmeckt, finde ich auch bemerkenswert.

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Beste Grüße, Stephan
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Stu

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Re: J.B. Becker

BeitragSa 23. Jun 2012, 01:51

octopussy hat geschrieben:Die Säure tänzelt angenehm auf der Zunge. Ich weiß nicht, ob er sich noch erheblich verbessern wird, aber ein paar Jahre halten wird er auf jeden Fall noch.


So geht es mir immer wieder mit den J. B. Beckers. Kürzlich habe ich den 1992er Kabinett und die 1990er Spätlese getrunken,
Bei beiden war die Säure sehr prägnant. Der 1992er Kabi war zunächst noch etwas verschlossen, hat dann nach einer Stunde (hallo? der ist eh schon 20 Jahre alt!) aufgemacht und wurde wunderbar. Davor war vor allem die Säure da.
Den 1990er habe ich mich Christian Valk zusammen "aufgemacht", getrunken habe ich ihn dann letztendlich alleine, nachdem er für Christian schon durch war. Ehrlich gesagt weiß ich auch nicht, was ich von einem Wein halten soll, der beim Aufmachen so riecht als hätte er schon sämtliches Leben ausgehaucht und dann über 3 Tage im Kühlschrank aufmacht und sich noch ziemlich gut trinken lässt
Ich fand bisher alle beckers ziemlich interessant. Aber letztendlich kristallisiert sich für mich immer mehr raus, dass die Weine
1. oft gut, aber nie wirklich groß sind
2. Vor allem durch die enorme (grenzwärtige) Säure am Leben gehalten werden
3. Ziemlich unberechenbar sind, was die Entwicklung im Glas angeht.

Wie seht ihr das? Ich bin insgesamt etwas ratlos. Gerade, nachdem ich gelesen habe, was hier teilweise über Becker geschrieben wird. Meine Flaschen kommen alle direkt aus dem Weingut, aber nach den Weinen zu urteilen, die ich bisher getrunken habe kann ich mich bei den restlichen alten Flaschen nur auch ein "Lottospiel" einstellen.

Lg
Wolfgang
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octopussy

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Re: J.B. Becker

BeitragSa 23. Jun 2012, 14:16

Stu hat geschrieben:Aber letztendlich kristallisiert sich für mich immer mehr raus, dass die Weine
1. oft gut, aber nie wirklich groß sind
2. Vor allem durch die enorme (grenzwärtige) Säure am Leben gehalten werden
3. Ziemlich unberechenbar sind, was die Entwicklung im Glas angeht.

Das würde ich alles unterstreichen wollen. Zu 1. lässt sich aber auch festhalten, dass ich Beckers Rieslinge deutlich interessanter finde als viele andere "trockene" Rheingauer Rieslinge derzeit und sie mir besser zu reifen scheinen. Und sie sind für Rheingauer Verhältnisse eher preisgünstig.

Aber auch mir scheint, dass man keine Weltklasse ins Glas kriegt. Die kriegt man aber bei einem Robert Weil Gräfenberg GG, bei einem Schloss Vollrads EG, bei den EGs vom Johannishof oder von Schloss Reinhartshausen oder zahlreichen anderen aus meiner Sicht auch nicht - und das zum oftmals doppelten bis dreifachen Preis.

Manchmal mag ich meine Rieslinge etwa "glattgebügelter" (im positiven Sinn, damit meine ich nicht zu ungestüme Säure und eine auf Harmonie ausgerichtete Stilistik), aber manchmal muss es auch der säurelastige Stil à la Hajo Becker sein. Immerhin finde ich bei seinen Weinen immer ausreichend Substanz, um der Säure etwas entgegenzusetzen. Nächste Woche gibt es den Rest der 1998er trockenen Spätlese...
Beste Grüße, Stephan
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Stu

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Re: J.B. Becker

BeitragSo 24. Jun 2012, 20:57

octopussy hat geschrieben:Aber auch mir scheint, dass man keine Weltklasse ins Glas kriegt. Die kriegt man aber bei einem Robert Weil Gräfenberg GG, bei einem Schloss Vollrads EG, bei den EGs vom Johannishof oder von Schloss Reinhartshausen oder zahlreichen anderen aus meiner Sicht auch nicht - und das zum oftmals doppelten bis dreifachen Preis.

Ja, das stimmt. Weltklasse aus dem Reinhgau hatte ich auch noch nie im Glas. Gerade in der letzten Zeit geht mir die Entwicklung hier zu sehr in Richtung fetter Alkoholbomben. Die meisten wirkten auf der VDP-Probe für mich sehr gemacht.

Eine TBA von Wein habe ich noch nie getrunken, vielleicht ist das ja Weltklasse :)

Grüße
Wolfgang
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octopussy

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Re: J.B. Becker

BeitragMi 27. Jun 2012, 21:49

Stu hat geschrieben:Eine TBA von Weil habe ich noch nie getrunken, vielleicht ist das ja Weltklasse :)

Hallo Wolfgang,

ich hatte einmal das Vergnügen (Jahrgang 2004). Der Wein war schon sehr gut, aber zum Träumen gebracht hat er mich eigentlich nicht.

Auch die J.B. Becker Walkenberg Spätlese Trocken 1998 ist selbst nach ein paar Tagen im Kühlschrank kein Wein zum Träumen, aber sie hat sich nochmal etwas verbessert. Die Säure ist immer noch sehr prägnant, ist aber besser eingebunden. Die Nase ist sehr dicht und fein gewoben. Gefällt mir gut.
Beste Grüße, Stephan
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AmonA

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Re: J.B. Becker

BeitragMi 12. Sep 2012, 13:11

@octopussy Das würde ich auch unterschreiben.
Ich hatte die Jahrgänge 89 bis 94 der Rieslinge (und auch ein paar Spätburgunder) im Keller. Wenn ich das hier so lese, habe ich die Spät- und Auslesen deutlich zu früh getrunken :oops:
Grüße
AmonA (aka Volker)
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sorgenbrecher

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Re: J.B. Becker

BeitragSo 17. Feb 2013, 14:30

ich hatte zu verschiedenen anlässen und auch bei einer kleinen verkostung vor ort in den letzten wochen mehrfach verschiedene aktuelle weine von j.b. becker im glas und finde, dass die jahrgänge 2009-2011 teilweise großartige weine hervorgebracht haben.

wirklich großartig präsentiert sich (entgegen meiner ursprünglichen einschätzung kurz nach der füllung) der 2010er riesling sl trocken von den alten reben vom wallufer walkenberg. ein wein, der die frische trinkanimierende säure des 2010er jahrgangs mit einem hohem extrakt verbindet und dabei extrem gradlinig, klar und präzise ist. ich hatte diesen wein über mehrere tage hinweg parallel zu einigen top großen gewächsen und im vergleich hat er für mich hervorragend abgeschnitten, da absolut trinkanimierend war die flasche als erste leer. meines erachtens ein wunderbarer begleiter zum essen.

weniger gut gefällt mir die 2011er trockene auslese, der botrytis-anteil macht sich hier in der nase mit deutlichen honignoten bemerkbar.
die trockene auslese aus 2009 ist dagegen sehr gut gelungen, extrem dicht, hoher extrakt, lang im abgang, weniger säurebetont und schmelziger, als man das bei den weinen von becker sonst gewohnt ist. kann vielen großen gewächsen in einer blindprobe gefährlich werden.

der wohl beste spätburgunder des gutes ist in 2009 mit der sl trocken von den alten reben entstanden. ein spätburgunder, der mit den klassischen deutschen spätburgundern, vor allem denen des rheingaus, so gar nichts zu tun hat. wunderbare dunkelbeerige frucht, glasklar, präzise, enorme frische und dennoch tief, dicht und komplex, feine tannine, nichts von diesen diffusen raucharomen und der kitschig süßen erdbeerfrucht, die sonst soviele deutsche und rheingauer spätburgunder aufweisen. öffnet sich aktuell erst nach 2-3 tage in der geöffneten flasche richtig und ist meines erachtens auf die lange sicht ein wirklich großer wein.

hier sind meines erachtens -weitgehend unbemerkt- einige der spannendsten weine des rheingaus (und was den ausnahme-spätburgunder aus 2009 betrifft auch deutschlands) zu finden und eine verkostung der jahrgänge 2009-2011 zeigt nochmal einen erhebliche steigerung in den letzten jahren. die bewirtschaftung erfolgt komplett biologisch, vergoren wird mit den natürlichen hefen, die arbeit im weinberg ist rigoros (bei den alten reben werden im schnitt deutlich unter 30 hl/ha erzielt), der ausbau der weine im großen alten holzfass weiterhin traditionell. ein absoluter vorzeigebetrieb des rheingaus.
Gruß, Marko.
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Ollie

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Re: J.B. Becker

BeitragSo 19. Mai 2013, 16:24

Seit 2007 mein zweiter Besuch auf dem Weingut. Wie damals kuemmerte sich Frau Becker, und allein das ist schon ein Erlebnis. Fuer mich sind die Spaetlesen "Alte Reben" aus dem Wallufer Walkenberg die stimmigsten trockenen Weine; die normalen Spaetlesen sind etwas arg schlank, dafuer haben mir die Auslesen (erst recht die Alten Reben) zuviel Alkohol oder zuviel Restzucker (oder beides), ganz sicher aber zuviel Bumms, worunter fuer mich die Sueffigkeit etwas leidet. Insgesamt erneut eine lehrreiche und sehr beeindruckende Probe.

2011 Spaetlese trocken (12%, EUR 13.50) und Spaetlese trocken Alte Reben (12.5%, EUR 16.50), nebeneinander verkostet.
Ordentlich die normale SL, mit viel Saft und Frische, aber auch etwas knappem Koerper fuer das Praedikat und einer vielleicht etwas unausgepraegten, auf jeden Fall recht glatten Aromatik, fast schon mit Hang zu Fadheit. Typisch und gut, aber noch nicht sehr gut.
Der Knaller hingegen die SL AR: von allem mehr, und genau richtig dosiert. Tiefe, Kraft, Fuelle, Frische, eine sagenhafte Saftigkeit, tocken, gute und ganz reife Saeure, schoene Laenge, wundervolle, sehr eleganter Struktur und Aromatik. Lehrbuch-Rheingauer und ein Wein, den man eimerweise trinken kann und auch trinken moechte. Erstaunlicherweise bereits jetzt sehr gut antrinkbar; aus Erfahrung kann aber aber sicher sein, dass der Wein problemlos ein Jahrzehnt wie eine Eins steht. Sehr gut (91-92), aber Punkte sind bei diesem Wein eigentlich egal. Man kann nach Hause gehen, denn man hat den Rheingau gefunden.

2009 Spaetlese trocken und Spaetlese trocken Alte Reben (Preise wie oben), nebeneinander verkostet.
Wiederum hat die normale SL das Nachsehen, auch wenn ich sie einen Tacken interessanter finde als ihr 2011er Pendant. Die SL AR hat wiederum mehr von allem, wirkt aber im Vergleich zur 2011er AR fuelliger, schwerer und auch etwas schwerfaelliger. (Der Jahrgang macht sich bemerkbar, und naterlich hat der Wein einen Reifevorsprung.) Letzlich ist es eine Frage persoenlicher Vorlieben. Auf jeden Fall ein sehr schoener Wein (90-91).

2010 Spaetlese trocken Alte Reben (EUR 16.50)
Aus einer frisch geoeffneten Flasche. Vielleicht profitiert der Wein wirklich etwas von Luft, denn bei aller Fuelle und Frische, die den Jahrgang auszeichnen (bzw. die moeglich waren), erscheint der Wein etwas zerfahren und aromatisch ganz leicht frustriert. Das Rheingauer Wort, dass man Rieslinge im Dritten Jahr in Ruhe lassen soll, scheint zuzutreffen. Momentan 87-88, aber guten Mutes, dass der Wein sich faengt.

2002 Spaetlese "trocken" Alte Reben (12%, 9.9 g/l RZ, EUR 14.50)
Gut entwickelt, aber es besteht ueberhaupt keine Eile. Schoene Aromatik, eher schlanker Koerper, guter Schmelz. Restzucker sehr gut eingebaut. Guter Wein, sehr old school und fuer Freunde des runden Rheingaus eine echte Option.

2007 Auslese trocken Alte Reben (14.5%, EUR 22)
Fuer einen 2007er ueberraschend unentwickelt. Am Gaumen viel Stoff und Waerme, aber ohne die Sueffigkeit, die die Spaetlesen auszeichnet. Fuer Krafttrinker.

1989 Spaetlese mild (10%, 30 g/l RZ, 10 g/l Saeure, 36 g/l zuckerfreier Extrakt, aus 92-Oechsle-Lesegut, EUR 17 auf Bestellung).
Aus der Flasche, die wir hatten, und fuer diesen sehr klassischen Stil: perfekt. Viel Schmelz, viel Wuerze, viel Frische, recht koerperreich, dabei aber unwahrscheinlich sueffig. Mein bester alter Becker ever. Schade, dass soetwas heute nicht mehr gebaut wird.

2009 Auslese mild (EUR 19)
Okay, sehr 2009 (Stoff, Kraft, Suesse), aber noch nicht da.

Zum Abschluss gab's noch zwei Spaetburgunder, die allerdings erstens unter Zeitdruck und zweitens unter dem brillianten 1989er litten, der einfach noch Kopf und Gaumen beschaeftigte. Werden per Gelegenheit nachgeholt.

Unterm Strich kann ich nur wiederholen, was alle anderen bereits vor mir gesagt und geschrieben haben: J.B. Becker ist eine der besten Adressen im Rheingau, wenn es um erstklassige, typische, dabei aber voellig unpraetentioese Rheingauer Rieslinge geht. Auch wenn den Weinen die Dramatik z.B. der Kuehnschen Weine abgeht und sie vielleicht nicht ganz so komplex sind wie der Breuersche Nonnenberg in gelungenen Jahren, ihr Geld sind sie allemal wert. So, Herr Ress, Sie jetzt wieder.

Cheers,
Ollie
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octopussy

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Re: J.B. Becker

BeitragMi 22. Mai 2013, 10:14

Hallo Ollie,

vielen Dank für die Berichte aus dem Rheingau und schön zu hören, dass bei J.B. Becker auch die aktuellen Jahrgänge gut gelungen zu sein scheinen. Gerade die 2011er Walkenberg Spätlese Trocken Alte Reben klingt großartig und ist für meine sehr dünnen 2011er Riesling Bestände im Zweifel nicht nur eine Option, sondern ein Muss. Der Bericht zu Kühn klingt etwas ernüchternd. Man hört ja gerade von allen Seiten, dass Kühns Rieslinge in den letzten beiden Jahrgängen (inkl. 2012) brav geworden sein sollen, deshalb passt dein Bericht ins Bild. Wenn denn die Kühn Rieslinge nunmehr zwar nicht mehr so eigenständig wie früher, dafür aber "klassisch" Rheingau im positiven Sinne sind, wäre ja alles gut. Aber ist das so?

Interessant finde ich auch deinen Bericht über den Besuch bei Balthasar Ress. Ich habe die Weine noch nicht probiert und bin angesichts des Hypes skeptisch (Hype macht mich immer skeptisch, meist lasse ich mich irgendwann doch überzeugen :lol:), aber vielleicht lasse ich diesen Hype trotzdem einfach mal aus.
Beste Grüße, Stephan
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Ollie

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Re: J.B. Becker

BeitragMi 22. Mai 2013, 12:58

octopussy,

sorgenbrecher hat im posting vor mir geschrieben, dass ihm die 2010er SL AR supergut gefallen hat. Mir persoenlich hat die 2011er Version mehr zugesagt; bevor du also drauf loskaufst, probiere unbedingt selbst. Ich habe einen sehr speziellen Rieslinggeschmack, und leider kann ich dir nicht sagen, worin die Besonderheiten bestehen. Also gilt bei meinen Notizen immer: handle with extreme prejudice.

Zu Kuehn: Ich wuerde nicht nur sagen, dass PJK immer noch absolut typische Rheingauer macht, ich wuerde sogar sagen, dass die Weine jetzt endlich wieder nach dem Weinberg und nicht mehr nach der Kellerwirtschaft schmecken! Diese wirklich extreme Vinifkation ohne (oder mit nur sehr wenig) Mostklaerung forciert den verhangenen, kraeuterigen Stil und dominiert deshalb den Wein so sehr, dass sie den Wein ausmacht. Das hat nichts mit "eigenstaendigem Wein" zu tun, sondern mit "gemachtem Wein", Stichwort "Sau", "Dorf", "Gegen die Langweile". Finde ich nicht gut.

Dass mich 2011 und 2012 nicht ganz so beeindruckt haben, liegt vielleicht auch an den Jahrgangseigenschaften (weiche Jahre) und daran, dass ich die 2010er im Herbst 2011 hatte, also 6 Monate spaeter, was gerade die 2012er vor Probleme stellen kann. 2010 kam mir viel mehr entgegen, weil fuer mich hier alles passte. Und auch mit den 2011ern und 2012ern ist Kuehn eine ganze Ecke weg von anderen Erzeugern wie z.B. Spreitzer (wobei ich da die Weine schon lange nicht mehr hatte...). Also keine Angst, die Weine schmecken immer noch nach Kuehn. Man darf aber auch keine Wunder erwarten, es sind halt "nur" Doosberg und Nikolaus. Da kommt keine kalkige oder schiefrige Mineralitaet bei rum, sondern Lehm.

Was den Hype um Ress angeht: ja, kann ich nachvollziehen, sehe ich genauso. Andererseits habe ich ein paar Flaschen von dem Rottland im Keller, weil es eine meiner Lieblingslagen in diesem Teil des Rheingaus ist und ich gerne sehen moechte, was dabei rumkommt. Aber irgendwie mag ich es doch, wenn man die Frucht schmeckt, aus der der Wein gemacht wurde. Und da kann Ress halt (noch?) so gar nicht liefern. Wenn das aber fuer dich funktioniert, koennen das sehr schoene Weine sein. Wie gesagt, probier mal den VUSAR, der zeigt ziemlich genau, wohin die Reise geht.

Und sobald ich Zeit habe, stelle ich noch meine Bericht zu Himmel ein.

Cheers,
Ollie
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