Künstler-Vertikale

Nach der Weil 2010-Fassprobe ging es dann gleich weiter Richtung Prenzlauer Berg. Gunter Künstler&Matthias Dathan&Weinladen Schmidt haben zu einer Künstler-Vertikale im kleinen Kreis geladen. http://www.weinladen.com/

Das Weingut Künstler befindet sich seit 1648 in Familienbesitz. Bis zum Ende des 2. Weltkrieges bewirtschaftete die Familie ihr Weingut 80km nördlich von Wien in der Gemeinde Untertannowitz (Südmähren), heute Tschechische Republik. Nach Enteignung und Ausweisung aus der seit dem 12. Jahrhundert angestammten Heimat gründete Franz Künstler das Weingut 1965 in Hochheim am Main/Rheingau neu. Seit 1992 leitet das Weingut (37 ha) sein Sohn Gunter mit seiner Frau Monika.

Die Vertikale hat eindrucksvoll bewiesen, daß Gunter Künstler zu den TOP Winzern Deutschlands gehört und das seine Weine ein imposantes Alterungspotential besitzen.

Überraschenderweise begannen wir mit Spätburgunder:


2007 Spätburgunder REICHESTAL
Der Lagenname „Reichestal“ ist nicht nur Hinweis auf eine besonders fruchtbare Bodenbeschaffenheit, sondern weist auch indirekt auf die kleinklimatische sehr warme Tallage hin. Die sandigen Lößlehmböden erwärmen sich sehr schnell und sorgen damit jedes Jahr für eine frühe Blüte und damit einhergehend für eine sehr lange Vegetationsperiode.
Dunkle Früchte, Röstaromen, gute Säure und noch sehr kompakt. Sehr jung! Ich merke mal wieder mit dem ersten Wein einer Probe tue ich mich immer sehr schwer.

1999 Spätburgunder REICHESTAL
Hier haben wir eine Auslese trocken. Seidige Textur, eleganter Körper mit einer Aromatik von gereiften Erdbeeren. Gute Länge mit beachtlicher Frische und Finesse. Beeindruckend!



2009 WEIß ERD
Die Lage gehört zu den wenigen die zu 100% als „Erstes Gewächs“ Rheingau klassifiziert sind. Die weitgehen unbekannte und flächenmäßig sehr kleine Lage weist eine außerordentliche kleinklimatische Güte auf. Die Weine sind explizit von weißen Kalkmergel geprägt. Der ausschließlich nach Süden ausgerichtete mittelgeneigte Hand erhält auf 90m Meereshöhe eine sehr hohe Sonneneinstrahlung.
Erinnert an Weißburgunder, nicht mein Fall. Voller Körper und intensive Aromen reifer Früchte.

2008 WEIß ERD
Gemäß des Jahrgangs präsentiert er sich viel puristischer bzw. rassiger als der 09. Sorry, ich kann mit dem Wein nichts anfangen. Allerdings war ich allein auf weiter Flur, die anderen fanden den „Weiß Erd“ ganz toll.



2009 STIELWEG
Der Lagenname „Stielweg“ lässt sich von steiler Pfad oder Steig ableiten. Auch hier wachsen aufgrund der schweren lehmig-tonigen Böden sehr nachhaltige und kräftige Weine. Trotzdem zeigen sie auf einzigartige Weise eine feinnervige Eleganz.
Hier paart sich Kraft mit Eleganz. Blüten, Kräuter, Pfirsich und der geringe Kalkgehalt des Bodens verleiht dem Weine eine feine Lebendigkeit. 50% Stahl und 50% großes Holzfass. Die 09er sind im Moment sehr schwierig zu verkosten, einfach noch zu jugendlich bzw. zugeknöpft.


2007 STIELWEG
wurde leider vergessen mitzuschicken.



2010 DOMDECHANEY
Der Lagenname weist auf den früheren Besitzer, den Domdechanten von Mainz hin. Der Ertrag dieser Lage diente dem Domdechanten als Entgelt.
Die Rieslinge der Domdechaney sind stoffige, volle Weine mit viel Körper. Durch den kalkreichen Tonmergel erhält der Wein eine ausgeprägte Mineralität mit einer markanten aber dennoch weichen Säure.
Sehr, sehr zugeknöpft im Moment. Sehr prägnante Säure und viel Power. Wenig Frucht vorhanden. Die Säure empfinde ich als aufgesetzt. Ein bißchen grün wirkt das alles. In 10 Jahren zur Wiedervorlage.


1997 DOMDECHANEY
Das erste Highlight des Abends! Grandioser Stoff mit einer famosen Eleganz. Petrol-Bukett und dann eine wunderschöne Aromendichte am Gaumen von Honig, reifer Pfirsich, Honigmelone und eine prägnante Mineralität. Präsentiert sich ungemein komplett. Mamma mia, ist das gut.........





Matthias Dathan, Gunter Künstler, Lucie Babinska


2009 KIRCHENSTÃœCK
Der Lagenname „Kirchenstück“ leitet sich aus der Nähe zur Hochheimer Kirche ab. Ein großer Teil des Weinbergs war bis 1803 im Besitz des Mainzer Domkapitals. Die Lage ist zu 100% als Erstes Gewächs klassifiziert. Die Bodenstruktur wechselt von schwerem Kalk über Lößlehm bis zu leichteren Sandauflagen.
Viel zu jung. Ihm fehlt es an präziser Frucht und Delikatesse.


2005 KIRCHENSTÃœCK
Gunter Künstler meinte, „hier haben wir die Madame“. In der Tat, sehr sinnlich&elegant präsentiert sich der 05er. Man spürt auch einen Hauch Botrytis (wurde bestätigt!). Perfekte Harmonie und alles sehr geschmeidig und delikat. Imposante Feinheit. Einfach großartig!



2008 HÖLLE
Der Lagenname „Hölle“ leitet sich aus den mittelhochdeutschen Wort Halde=steiler Berg ab und hat nichts mit der Hölle (Fegefeuer) zu tun. Hier gedeihen auf schwerem Tonböden kraftstrotzende, monumentale, fast zeitlose Weine.
Der 08er zeigt eine enorme Wucht und Mineralität, aber im Finish kommt auch eine ungeheuere Feinheit zum Tragen. Erst Körper, dann Eleganz. Hier zeigt sich die Dominanz des Bodens.


2003 HÖLLE
Der Hammer! Mal wieder ein weiteres Beispiel wie gut sich die 03er im Moment präsentieren. Klar, fein, frisch und von der berühmt&berüchtigten Jahrgangscharakteristik (fett, breit, alkoholisch, kein Lagerpotential) ist nichts zu bemerken. Chapeau, hier haben wir Finesse par excellance!!!





1992 Herrenberg Spätlese trocken


2009 HERRENBERG
Der Lagenname „Herrenberg“ leitet sich aus dem Besitztitel geistlichen Ursprungs ab (die Domherren von Köln, nach 1273 die von Mainz). Zwei Substrate prägen den Charakter dieser Rieslinge: leicht, sandiger Löß und uralter Kalkstein.
Leider keine Notizen, da mich der grandiose 92er so in Beschlag genommen hat.

1992 HERRENBERG
WOW.........schlichtweg der Wahnsinn! Bei 90 Oechsle wurde diese Spätlese trocken gelesen. Atemberaubende Frische&Feinheit und Jugendlichkeit. No petrol. Flattert mit seiner Feingliedrigkeit wie ein Schmetterling über den Gaumen. Reiht sich ein in die legendäre Ahnenreihe trockener Rieslinge der 90er.....90&98 Koehler-Ruprecht „Saumagen“ R





2009 Chardonnay
2008 Chardonnay
Beide waren gut gemacht, aber dt. Chardonnay ist nicht so mein Fall.


Grüße aus der Hauptstadt,
Martin Zwick

hey! Wieso wusste ich davon nichts! Bei mir um die Ecke....

Grüße,

wolf

Da mußt Du Matthias Dathan fragen!

Bis bald,
Martin