Aktuelle Zeit: Fr 29. Mär 2024, 13:08


Hessische Staatsweingüter - Kloster Eberbach

  • Autor
  • Nachricht
Offline
Benutzeravatar

octopussy

  • Beiträge: 4405
  • Bilder: 135
  • Registriert: Do 23. Dez 2010, 10:23
  • Wohnort: Hamburg
  • Bewertungssystem: Auf Benutzername klicken

Hessische Staatsweingüter - Kloster Eberbach

BeitragSo 17. Nov 2013, 23:32

Hallo zusammen,

am Wochenende im Glas gehabt - ein Jahrgangswein aus einem eigentlich schwierigen Jahrgang, der aber laut Michael Broadbent für Eisweine besonders gelungen ist: Hessische Staatsweingüter - 1973 Steinberger Eiswein - Beerenauslese. Ehrlich gesagt habe ich die Kombination aus Eiswein und Prädikaten noch nie vorher gesehen. Ich habe aber auch Flaschen, auf denen "Eiswein - Auslese" steht. Wird damit das Mostgewicht der gefrorenen Trauben angegeben?

Egal, der Wein war großartig - in der Farbe zwar wirklich dunkel, aber in der Nase und am Gaumen noch ziemlich frisch - im Mund sehr frisch sogar. Am Anfang herrschte eher die Ehrfurcht vor dem Alter vor, mit der Zeit wurde uns aber immer klarer, dass der Wein unabhängig von seinem Alter einfach großartig ist.

Bild

Eine Stufe drunter war neulich die 1975 Steinberger Auslese. Auch die war recht frisch, aber die Botrytisnoten waren schon ziemlich ausgeprägt. Mir gefiel der Wein trotzdem sehr gut.

Bild
Beste Grüße, Stephan
Offline

Ostbelgier

  • Beiträge: 348
  • Registriert: Do 27. Jan 2011, 12:59
  • Wohnort: Raeren, Belgien

Re: Hessische Staatsweingüter - Kloster Eberbach

BeitragMo 18. Nov 2013, 22:35

Hallo Stephan,

stimmt, 1973 ist ein grandioser Eiswein-Jahrgang, 1991 ist es auch, aber bei den Hochprädikaten ist 1973 vorzuziehen.
Eiswein-Auslese bedeutet, dass die geernteten Trauben dem Mostgewicht einer Auslese entsprachen. Es gibt auch Kuriositäten wie die 1956er Eiswein-Spätlese von Joh. Jos. Prüm, sofern man aber keinen Magendurchbruch riskieren möchte aus Säuregründen, ist ein Hochprädikat vorzuziehen, da die starke Süße einer BA die mörderhafte Säure zumindest abpuffert.
Wenn Du von den Staatsweingütern irgendwo einmal eine Flasche Steinberger BA Versteigerungswein 1971 findest, dann kauf sie, sie gehört zu den grössten Genüssen, die ich unter Altweinen jemals erlebt habe. Auch wenn's ein teurer Spass wird :( ...

Viele Grüße

Markus
Offline
Benutzeravatar

octopussy

  • Beiträge: 4405
  • Bilder: 135
  • Registriert: Do 23. Dez 2010, 10:23
  • Wohnort: Hamburg
  • Bewertungssystem: Auf Benutzername klicken

Re: Hessische Staatsweingüter - Kloster Eberbach

BeitragDi 19. Nov 2013, 07:31

Hallo Markus,

danke für die Info. Die '71er Steinberger BA habe ich sogar im Keller, allerdings weiß ich nicht, ob es die Versteigerungsversion ist (AP ist nicht mehr erkennbar). Da freue ich mich trotzdem schon drauf.
Beste Grüße, Stephan
Offline
Benutzeravatar

octopussy

  • Beiträge: 4405
  • Bilder: 135
  • Registriert: Do 23. Dez 2010, 10:23
  • Wohnort: Hamburg
  • Bewertungssystem: Auf Benutzername klicken

Re: Hessische Staatsweingüter - Kloster Eberbach

BeitragFr 6. Dez 2013, 09:35

Hallo zusammen,

im Rahmen einer kleinen Beaujolais-Runde gestern tranken wir zu einer sehr einfachen Apfel-Blätterteig-Tarte noch eine halbe Flasche 1971 Assmannshäuser Höllenberg Spätburgunder Weißherbst Eiswein-Auslese. Schon der Korken war vielversprechend, für mich roch er wunderbar nach Birne, für Ole eher nach Kartoffelkeller. Bei der Farbe war ich dann eher skeptisch - trübe Cola. Für einen Spätburgunder hätte ich das normal gefunden, einen Spätburgunder Weißherbst hatte ich in dem Alter doch noch etwas heller erwartet. Dann die Nase: ugh, damit konnte ich erstmal gar nichts anfangen. Stechend war sie, irgendwie unangenehm. Erst mit der Zeit riecht man sich rein. Da ist was vom Bauernhof im Winter, einer im Norden der Republik mit torfiger, nasser Erde drumherum. Aber auch der Orient ist vertreten in diesem Wein - eine gewisse exotische Mischung aus Trockenfrüchten, süßem Kaffee und würzigen Noten zeigt sich. Erst im Mund zeigt sich das Gesamtbild des Weins: er ist frisch, animierend, sehr harmonisch, hat ein schönes Süße-Säure-Spiel, wie ein Riesling, nur eben ganz anders. Manchmal sind Altweine für mich ja eher aus nostalgischen und Ehrfurchtsgründen spannend und aufregend, das Schöne ist aber, wenn sie dazu noch ganz natürlich zum Trinken einladen. So wie dieser hier.

Bild
Beste Grüße, Stephan
Offline
Benutzeravatar

octopussy

  • Beiträge: 4405
  • Bilder: 135
  • Registriert: Do 23. Dez 2010, 10:23
  • Wohnort: Hamburg
  • Bewertungssystem: Auf Benutzername klicken

Re: Hessische Staatsweingüter - Kloster Eberbach

BeitragDo 9. Jan 2014, 09:45

Gestern Abend habe ich mich durchgerungen, mal eine absolute Risikoflasche aufzumachen. Bei mehreren Flaschen Rüdesheimer Berg Rottland Spätlese der Staatsweingüter, die ich gekauft hatte, war auch eine trockene Spätlese dabei, und zwar aus 1975. So viele alte Rieslinge habe ich ja in meinem Leben noch nicht getrunken, und so verwundert es evtl. nicht, dass dies der älteste als trocken deklarierte Riesling war, den ich bislang getrunken habe. Sehr gespannt war ich natürlich, ob sie noch was taugt, diese 1975 Rüdesheimer Berg Rottland Riesling Spätlese Trocken der Staatsweingüter?

Diverse Proben zu den Anfängen der als trocken deklarierten Rieslinge fielen nach den Berichten eher gemischt aus, siehe z.B. hier oder hier. Bei beiden Proben war übrigens 1983 der erste Jahrgang.

Der Rottland ist mit ca. 35 ha die größte Lage auf dem Rüdesheimer Berg und mit ca. 33% Hangneigung die am wenigsten steile. Der Boden besteht aus grauem Schiefer, Quarzit und Kies mit leichter Lößabdeckung. Wie groß der Anteil der Staatsweingüter ist, weiß ich offen gesagt nicht.

Nun aber zum Wein. Das Etikett sieht aus, wie es nunmal aussieht, wenn es aus einem feuchten Keller kommt. Interessant finde ich vor allem die AP-Nr. 006/79. Ich verstehe das so, dass der Wein erst 1979 durch die Qualitätsprüfung kam. Ich habe mal beim Weingut nachgefragt, ob der Wein so lange im Fass lag oder woran sonst die erst spät erteilte Prüfnummer lag. Mal schauen, ob ich eine Antwort kriege. Der Korken ging problemlos raus. Dann hat mich die Farbe erst einmal erstaunt - sie ist messinggelb. Mehrere zuletzt getrunkene Staatsweingüter Rieslinge aus den 70er Jahren hatten eher eine ins Bernstein-/Colafarben gehende Farbe. Dann die Nase: sie ist - nun ja - nicht so, wie ich sie mir von einem 38 Jahre alten trockenen Riesling vorgestellt habe. Sie ist nämlich frisch, zitronig, leicht floral und weist nur sehr dezente Firne auf. Blind hätte ich wahrscheinlich auf die 90er Jahre getippt. Die Nase wird mit der Zeit immer besser, gewinnt an Komplexität, die Firne treten in den Hintergrund. Auch am Gaumen ist der Wein frisch, trocken, nicht knochentrocken, eher rund als karg, aber sehr schlank und vor allem schön ausgewogen. Die erste Assoziation, die ich hatte, waren gereifte Schlossberg Rieslinge von Breuer - dieses zitronig-kräutrige mit ganz leicht ätherisch-bitteren Noten, das habe ich bei mehreren gereiften Breuer Schlossberg Rieslingen ebenso wahrgenommen.

Der Wein macht richtig Spaß zu trinken, ich musste mich geradezu zwingen, den Wein nach einer halben Flasche wieder zu verschließen. Der Trinkfluss ist grandios. Besonders begeistert bin ich, dass der Wein nicht nur aus "Ehrfurchts-Alters-Gründen" so gut ist, sondern auch als fein gereifter Riesling. Ich bezweifle, dass er sich in den letzten 20 Jahren noch verbessert hat, gleichwohl verändert er mein Weltbild der Lagerfähigkeit trockener Rieslinge. Sehr schön.

Bild

2217
Zuletzt geändert von octopussy am Do 9. Jan 2014, 10:34, insgesamt 1-mal geändert.
Beste Grüße, Stephan
Offline
Benutzeravatar

octopussy

  • Beiträge: 4405
  • Bilder: 135
  • Registriert: Do 23. Dez 2010, 10:23
  • Wohnort: Hamburg
  • Bewertungssystem: Auf Benutzername klicken

Re: Hessische Staatsweingüter - Kloster Eberbach

BeitragDo 9. Jan 2014, 10:21

Neulich hatten wir am Ende einer Probe auch noch einen Staatweingüter-Riesling aus den 70ern, nämlich die 1971 Erbacher Marcobrunn Riesling Spätlese. Damals berühmte Lage, Jahrhundertjahrgang, das hat einige Hoffnungen geweckt. Die konnte der Wein nur bedingt erfüllen, allerdings habe ich mir auch keine genauen Notizen gemacht. Obwohl der Wein aus einem sehr guten Keller kommt, war die Farbe schon relativ dunkel. Die Nase war ebenfalls schon etwas herbstlich. Im Mund wirkte der Wein wegen der fehlenden Süße etwas karg. Der Wein war prinzipiell schon sehr gut, ziemlich sicher wirkte er etwas dünn, weil wir ihn nach zwei eher üppigen süßen Vouvrays getrunken haben. Zum Glück habe ich davon noch weitere Flaschen, der nächsten werde ich etwas mehr Aufmerksamkeit als Solist widmen.

Bild
Beste Grüße, Stephan
Offline

Ralf Gundlach

  • Beiträge: 2197
  • Registriert: So 30. Jan 2011, 23:13

Re: Hessische Staatsweingüter - Kloster Eberbach

BeitragDo 9. Jan 2014, 13:31

Hallo Stephan,

wir haben mal vor mehreren Jahren eine Probe mit verschiedenen 71er Spätlesen der Staatsweingüter gemacht, die sich alle auf einem für 71er Spätlesen hohem Niveau befanden, der Marcobrunn war aber nicht der beste, mir ist der Rüdesheimer Schloßberg am besten in Erinnerung geblieben, als karg empfand ich aber keine Spätlese

Gruß

Ralf
Offline
Benutzeravatar

octopussy

  • Beiträge: 4405
  • Bilder: 135
  • Registriert: Do 23. Dez 2010, 10:23
  • Wohnort: Hamburg
  • Bewertungssystem: Auf Benutzername klicken

Re: Hessische Staatsweingüter - Kloster Eberbach

BeitragDo 9. Jan 2014, 15:03

Ralf Gundlach hat geschrieben:wir haben mal vor mehreren Jahren eine Probe mit verschiedenen 71er Spätlesen der Staatsweingüter gemacht, die sich alle auf einem für 71er Spätlesen hohem Niveau befanden, der Marcobrunn war aber nicht der beste, mir ist der Rüdesheimer Schloßberg am besten in Erinnerung geblieben, als karg empfand ich aber keine Spätlese

Hallo Ralf,

das mit dem Kargen kommt glaube ich wirklich daher, dass wir den Wein nach einem Huet 1990 Vouvray Le Mont 1ère Trie getrunken haben, der so einiges an Restzucker gehabt haben dürfte und insgesamt sehr opulent war (mit kräftigen Karamellnoten). Danach wirkt so eine stark gereifte Riesling Spätlese glaube ich karger als sie eigentlich ist. Von der 1971 Schlossberg Spätlese habe ich zum Glück auch noch zwei Flaschen. Hattet ihr zufällig auch die 1971 Hochheimer Domdechaney Spätlese?
Beste Grüße, Stephan
Offline

Ralf Gundlach

  • Beiträge: 2197
  • Registriert: So 30. Jan 2011, 23:13

Re: Hessische Staatsweingüter - Kloster Eberbach

BeitragDo 9. Jan 2014, 17:08

Hallo Stephan,

das ist eine Notiz von Bernd aus dem weinfreaks-forum, die Probe fand im Mai 2008 statt

"Ralf hatte gestern zu einer Verkostung von 71er Rheingau-Spätlesen eingeladen. Folgende Weine standen auf dem Programm:

1. Hochheimer Domdechaney, Staatsweingüter.
2. Rauenthaler Baiken, Staatsweingüter
3. Rüdesheimer Berg Roseneck, Staatsweingüter.
4. Erbacher Marcobrunn, Staatsweingüter.
5. Hattenheimer Nussbrunnen, Langwerth von Simmern.
6. Rüdesheimer Berg Schlossberg, Staatsweingüter.
7. Rauenthaler Gehrn, Staatsweingüter
8. Erbacher Schlossberg, Schloss Reinhartshausen

Ausfälle gab es keine, alle Weine waren noch sehr gut in Schuß und zeigten sich auf hohem Spätleseniveau. Am besten gefielen mir der klassisch-erdige Marcobrunn und der immer noch recht schmelzige, eher an eine Auslese erinnernde Nussbrunnen von Langwert (beide über 90 Punkte). Ralf, vielen Dank für diese großartige 71er-Parade!

Zur ErfrischungLol haben wir dann noch eine 93er Auslese Wolfer
Goldgrube von Martin Müllen und eine 96er Würzgarten-Auslese von den Merkelbachs verkimmelt - beides schöne, ausgesprochen jugendlich wirkende Rieslinge.
Und dann gab es auch noch einen 04er Pouilly Fume Sauvignon Blanc von Didier Dagueneau, kraftvoll, komplex, aber absolut nicht mein Wein."

Diese Notiz von mir habe ich auch im Weinfreaks Forum gefunden, datiert von März 2007:

1971er Hochheimer Domdechaney Spätlese Staatsweingüter

orangefarben, opulente Nase nach Kraütern und kandierten Früchten, im Mund fällt sofort diese wunderschöne Süssenote auf, weiche Säure, Kräuter- und Heunoten, erdig, sehr elegant, obwohl es keine filigrane Spätlese ist, ist sicher noch auf dem Höhepunkt und wird in 10 Jahren auch noch ein Genuß sein, toll, 91 Punkte von mir


Bei der 71er Probe gefiel mir damals der Roseneck am besten

Gruß

Ralf
Offline
Benutzeravatar

octopussy

  • Beiträge: 4405
  • Bilder: 135
  • Registriert: Do 23. Dez 2010, 10:23
  • Wohnort: Hamburg
  • Bewertungssystem: Auf Benutzername klicken

Re: Hessische Staatsweingüter - Kloster Eberbach

BeitragDo 9. Jan 2014, 17:28

Hallo Ralf,

vielen Dank. Das war ja eine tolle Probe damals. In 2008 noch so eine Riege von Rheingauer Spätlesen aus 1971 zusammenzukriegen, ist aller Ehren wert.

Ralf Gundlach hat geschrieben:1971er Hochheimer Domdechaney Spätlese Staatsweingüter

orangefarben, opulente Nase nach Kraütern und kandierten Früchten, im Mund fällt sofort diese wunderschöne Süssenote auf, weiche Säure, Kräuter- und Heunoten, erdig, sehr elegant, obwohl es keine filigrane Spätlese ist, ist sicher noch auf dem Höhepunkt und wird in 10 Jahren auch noch ein Genuß sein, toll, 91 Punkte von mir


Cool. Dann muss ich mich mit der Domdechaney Spätlese ja nicht beeilen ;).
Beste Grüße, Stephan
Nächste

Zurück zu Rheingau

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 6 Gäste

Impressum - Nutzungsbedingungen - Datenschutzrichtlinie - Das Team - Alle Cookies des Boards löschen

cron