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Schäfer-Fröhlich

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amateur des vins

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Re: Schäfer-Fröhlich

BeitragDi 4. Aug 2020, 10:19

Daß ich von meiner ersten und bisher einzigen Begegnung mit dem Felseneck 2018 nicht maximal überwältigt war - auch wenn ich damit anscheinend mal wieder gegen den Strom schwamm, und auch wenn ein Flaschenfehler möglich erscheint -, ist ja deutlich geworden.

Heute flatterte mir dieser Werbetext aus Saarwellingen in die Mailbox:
bevor wir uns der überragenden Kollektion 2019 (Tim Fröhlich und Familie haben atemberaubend schöne Burgunder und Rieslinge auf die Flasche gebracht!) widmen, schneit aus Amerika druckfrisch ein toller Testerfolg für Tims Flaggschiff, des Felseneck Große Gewächs 2018, ins Haus. Der WineSpectator hat über 450 Weine aus deutschen Landen verkostet, der beste trockene Wein 2018 kommt von der Nahe: „Schäfer-Fröhlich macht einige der alterungswürdigsten trockenen Rislinge DER WELT!” Wir haben noch einige wenige Flaschen dieses Rieslingmonuments verfügbar, greifen Sie zu, bevor es heißt: ausverkauft!
Das Felseneck. Die Ikone aus Tim Fröhlichs Portfolio, die eigentlich immer im Handumdrehen ausverkauft ist. "Best ever", wie man uns immer wieder versichert. Und jetzt plötzlich sind auf geheimnisvolle Art und Weise Flaschen aufgetaucht? Ausgerechnet vom "besten trockenen deutschen Wein 2018"? Und noch nichteinmal teurer als bei der Arrivage?

Warum nur, warum projiziert mir das Fragezeichen ins Antlitz...?
Besten Gruß, Karsten
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EThC

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Re: Schäfer-Fröhlich

BeitragDi 4. Aug 2020, 14:18

amateur des vins hat geschrieben:Warum nur, warum projiziert mir das Fragezeichen ins Antlitz...?

...ist doch kein Wunder, wenn Du
amateur des vins hat geschrieben:anscheinend mal wieder gegen den Strom
schwommst... :o :lol:
Viele Grüße
Erich

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amateur des vins

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Re: Schäfer-Fröhlich

BeitragDi 4. Aug 2020, 16:01

EThC hat geschrieben:ist doch kein Wunder [...] :o :lol:
hrrgrmmpff...

Das ist natürlich rein aussagenlogisch nicht ganz von der Hand zu weisen, auch wenn mein Wortschwall einen geringfügig anderen Tenor hatte. :lol:

Und Du weißt ja: "Ein Falschfahrer? Hunderte! :shock: "
:mrgreen:
Besten Gruß, Karsten
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Bradetti

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Re: Schäfer-Fröhlich

BeitragSo 9. Aug 2020, 10:47

Also ganz ehrlich: Dann oute ich mich jetzt auch als Falschfahrer!

Nach dem aktuellen Text von PdP hatte ich die Tage auch eine Flasche hervor geholt um den (lt. Winespectator) besten deutschen trockenen 18er Riesling zu genießen.

Naja, am ersten Abend sah ich um die 90 Punkte, zu eindimensional, kein breit gefächertes Aromenspektrum, wenngleich als Felseneck blind sofort erkennbar. Der Abgang max. mittellang.

Am 2. Abend machte die Verkostung dann eher Sinn. Hatte das Felseneck gekühlt getrunken. Bekannter Fruchtmix aus Tropik (Pfirsich, Aprikose) und Zitrus, dazu Kräuter, Blumenwiese, Schiefer, gute Säure, nun auch gute Länge.
Diesen von Adi beschriebenen Extraktreichtum konnte ich aber auch am 2. Abend nicht feststellen.
92-93 Punkte
Gibt es hier evtl. doch so starke Flaschenvarianzen? Gerade die Beschreibungen von Adi und amateur des vins schätze ich immer sehr, und dieser konträre Aspekt hier plus meiner aktuellen Erfahrung mit dem Felseneck bringt doch ein paar Fragezeichen hoch bei mir.

Bester trockener 18er Riesling? Nee, da wäre ich vom 18er Jahrgang in D dann doch bissel enttäuscht, oder ist der 18er Jahrgang dann doch nicht so überirdisch, wie es gerne dargestellt wird und das Felseneck ist der Einäugige unter Blinden? Wobei z.B. die 18er GG´s von Corvers-Kauter waren keinesfalls schlechter als dieser hier.

ABER, und das ist meiner Meinung nach gerade beim Felseneck (und generell bei den GG´s von S-F) nicht zu unterschätzen: Das 18er Felseneck ist viiiiiieeeel zu jung.
Ich jedenfalls sehe hier aktuell den Preisaufschlag zum "Schiefergestein" nicht gerechtfertigt.

Jetzt bin ich fast geneigt, mal ein 18er Halenberg von E-S zu köpfen.....
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EThC

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Re: Schäfer-Fröhlich

BeitragSo 9. Aug 2020, 11:22

Bradetti hat geschrieben:Gibt es hier evtl. doch so starke Flaschenvarianzen?

Ich denke, es handelt sich hier weniger um Flaschen- denn Wahrnehmungsvarianzen, die den jeweiligen Vorlieben (oder auch Abneigungen) der Verkoster geschuldet sind.
Bradetti hat geschrieben:Bester trockener 18er Riesling?

Ich höre schon lange nicht mehr auf die Profi-Meinungen (von ganz ganz wenigen Ausnahmen mal abgesehen), denn für die überwiegende Mehrzahl derer gilt in meinen Augen "Wer (positiv) schreibt, der bleibt!". Sonst gibt's halt irgendwann keine "für lau"-Einladungen zu allerlei Verkostungen mehr, wenn man über einen Sch...-Jahrgang oder Sch...-Wein auch penetrant schreibt, daß er sch... ist. Auch und gerade das Weinmarketing braucht seine Helden, in 2018 war halt S-F d'ran, für 19, 20 ff wird's die wieder geben, egal wie gut oder schlecht das Zeug ist. Man muß die Sachen loswerden und die Preise zumindest halten, dafür ist anscheinend jedes Mittel recht, die Weinwirtschaft ist hier nicht besser als andere Branchen.
Bradetti hat geschrieben:Jetzt bin ich fast geneigt, mal ein 18er Halenberg von E-S zu köpfen.....

Da könnte ich gar nicht mithalten, weil ich kein einziges 18er (Riesling-) GG habe und das vsl. auch so bleiben wird. Wenn ich da doch mal zuschlagen sollte, dann nur nach vorheriger Verkostung oder ggf. Empfehlung von Quellen, auf die ich mich sicher verlassen kann. Aktuell schaue ich eher noch nach 14ern oder gar 10ern...
Viele Grüße
Erich

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puschel

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Re: Schäfer-Fröhlich

BeitragSo 9. Aug 2020, 12:24

Bradetti hat geschrieben:Also ganz ehrlich: Dann oute ich mich jetzt auch als Falschfahrer!

Am 2. Abend machte die Verkostung dann eher Sinn. Hatte das Felseneck gekühlt getrunken. Bekannter Fruchtmix aus Tropik (Pfirsich, Aprikose) und Zitrus, dazu Kräuter, Blumenwiese, Schiefer, gute Säure, nun auch gute Länge.
Diesen von Adi beschriebenen Extraktreichtum konnte ich aber auch am 2. Abend nicht feststellen.
92-93 Punkte
Gibt es hier evtl. doch so starke Flaschenvarianzen? Gerade die Beschreibungen von Adi und amateur des vins schätze ich immer sehr, und dieser konträre Aspekt hier plus meiner aktuellen Erfahrung mit dem Felseneck bringt doch ein paar Fragezeichen hoch bei mir.

Bester trockener 18er Riesling? Nee, da wäre ich vom 18er Jahrgang in D dann doch bissel enttäuscht, oder ist der 18er Jahrgang dann doch nicht so überirdisch, wie es gerne dargestellt wird und das Felseneck ist der Einäugige unter Blinden? .....

Hallo Dirk,

Du bist kein Falschfahrer :D
Danke fuer die Blumen, auch ich schätze deine Weinbeschreibungen /VKN sehr.
2018 ist mit Sicherheit kein überirdischer Jahrgang, aber dieses Felseneck GG,
noch so jung , puuuh und hat mich schon richtig geflasht und das aus 2018!
Hab noch nie einem Riesling trocken so hoch bewertet.

https://www.verkostungsnotizen.net/vkn_ ... p?ID=70025

Klar ist auch, das einem die Stylistik gefallen muss...
Wenn Du dem GG am 2. Tag/Abend 92-93 Punkte gibst,
ich öffne (fast) immer am Vorabend, sind wir doch garnicht so
weit voneinander entfernt. Klar war deine Erwartungshaltung
entsprechend. Fuer mich ist dieses GG exzellent und schon
fast herausragend :D

Gruß Adi
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amateur des vins

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Re: Schäfer-Fröhlich

BeitragSo 9. Aug 2020, 13:15

Dirk, zumindest die Einschätzung des Extraktes hat womöglich eine ganz einfache Erklärung: Adi hat viele Kabinette im Glas, während ich meine Südfranzosen nicht missen mag.

Mehr irritiert mich, daß ihr beide eine Verbesserung am zweiten Tag beobachtet habt. Ich meine, meiner hätte eher abgebaut.

Ich glaube, ich muß noch eine aufziehen. Sommer 2020 hatte ich ja eh für die Wiedervorlage vorgemerkt. Und wenn er wirklich so grandios ist (und die erste Flasche irgendwie komisch war): Er ist ja schließlich problemlos verfügbar...
Besten Gruß, Karsten
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puschel

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Re: Schäfer-Fröhlich

BeitragSo 9. Aug 2020, 13:36

amateur des vins hat geschrieben:Dirk, zumindest die Einschätzung des Extraktes hat womöglich eine ganz einfache Erklärung:
Adi hat viele Kabinette im Glas, während ich meine ...

Sehr gut :lol:

Gruß Adi
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amateur des vins

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Re: Schäfer-Fröhlich

BeitragSo 9. Aug 2020, 13:47

Paßt das mit den Kabis nicht als Erklärung? :?

Und - wolltest Du Deine Tastatur nicht mit dem bösen S-Wort kontaminieren? :lol:
Besten Gruß, Karsten
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amateur des vins

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Re: Schäfer-Fröhlich

BeitragSo 9. Aug 2020, 18:05

So, es hat mir keine Ruhe gelassen, und ich habe dem Babymord im Oktober einen weiteren folgen lassen:

Schäfer-Fröhlich, Felseneck GG 2018

tl;dr:
Ein krass anderer Wein! Ich gehe nun sicher von einem Flaschenfehler bei der ersten aus.

Extrem blaß mit kräftigem Grünschimmer; deutlich sichtbar CO₂.
Nase straff, ganz leicht reduziert. Knackig vegetabil-grüne Noten (Staudensellerie, etwas Fenchelkraut). Nach einigen Momenten kommt perfekt reife Zitrone hinzu. Legt immer mehr zu: Pink Grapefruit, Thymian, etwas frischer Grasschnitt, Nektarine - sehr spannend!
[+10'] Am Gaumen Limette und das meiste aus der Nase. Schöne knackige Säure; CO₂ stützt unauffällig. Deutlich adstringierend.
[+15'] Wird immer mineralischer. Straff und spannend.

Joa, das ist ein Felseneck, wie ich es kenne und mag! Die Bitternote (weiße Zitrushaut) und milde, fast schon müde Säure der ersten Flasche sind kompatibel mit TCA; auch die "Phenolik" aus dem Nachtrag könnte dazu passen. Was mich irritiert ist, daß ich ihn dort "dermaßen voll auf der Frucht" erlebte. Dieser hier ist deutlich karger und voller Spannung. Génial! ...und so garnicht 2018-breit...

Wenn sich 'was Signifikantes tut, schiebe ich noch Eindrücke nach... ;)

Ich habe ein bißchen nachgeordert... 8-) :lol: :ugeek:
Besten Gruß, Karsten
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