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Friedrich Becker

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Budi

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Re: Friedrich Becker

BeitragSa 11. Mai 2013, 12:16

http://budisfoodblog.wordpress.com/2013/05/11/pfalz-friedrich-becker-kammerberg-spatburgunder-2006/

Kammerberg Spätburgunder 2006

Um es kurz zu machen:

Wenn jemand wissen will, wie großartiger und trinkreifer Spätburgunder aussehen kann, dann greife er zu dieser Flasche.

Auf der diesjährigen ProWein in Düsseldorf, konnte ich den aktuellen Kammerberg verkosten und war sehr angetan vom Wein, wenngleich bei genau diesem Spätburgunder stets Potenzialtrinken angesagt ist. Um so mehr habe ich mich gefreut, nachdem man mir vom Weingut aus mitteilte, dass sich der 2006er Jahrgang momentan auf dem Trinkhöhepunkt befinden dürfte.

Also habe ich nicht lange gezögert und die Flasche wenige Wochen später geöffnet.

Beckers Kammerberg befindet sich eigentlich genau genommen schon auf französischem Boden, nämlich im Schweigener Sonnenberg mit Südexposition Richtung Wissembourg-also im Elsass. Hier trifft man mittlerweile rund 45 Jahre alte Rebstöcke an, die auf Kalksteinböden mit tonig lehmiger Auflage wachsen. Beim Kammerberg werden die Trauben selbstverständlich handverlesen, was gerade im schwierigen Jahr 2006 einen enormen Ertragsverlust bedeutet haben dürfte um einen solchen Wein abzufüllen. Der Spätburgunder wird im offenen Eichenholzbottich vergoren und dann im Barrique aus größtenteils Pfälzer Eiche ausgebaut. Der Wein wandert dann ungefüllt in die Flaschen.

Im Glas zeigt sich der 2006er Kammerberg relativ dunkel, jedoch burgundertypisch leicht durchsichtig. Spannend wird es dann in der Nase, denn der Spätburgunder ist sofort präsent mit delikatem Aroma. Man findet ein Potpourri aus reifen roten aber auch schwarzen Beeren, keineswegs pflaumig konzentrierte Süße. Auch der Holzeinsatz macht sich nur dezent bemerkbar in Form von etwas Zedernholz und Tabak. Doch all dies wirkt sehr subtil mit Konzentration auf die Frucht.

Am Gaumen glänzt der angenehme und gut balancierte Einsatz von Holz und Tannin. Letzteres wirkt weich und elegant, sodass der Spätburgunder momentan auf der Zunge dahingleitet. Neben viel Beeren aber auch etwas dunkler Kirsche, wirkt der Wein keineswegs gezerrt auf burgundisch getrimmt. Man hat einen etwas leichteren Spätburgunder aus Deutschland im Glas, der doch voller Kraft steckt, ohne damit zu protzen. Das liegt sicherlich auch an den angenehmen 13 Vol %. Durch seine beachtenswerte Dichte und Komplexität, wirkt der Wein wie aus einem Guss, ja fast wie ein Maßanzug. Jede Naht sitzt perfekt. Das ergibt im Gesamtbild einen prächtig entwickelten Spätburgunder kühlerer Art und voller Komplexität aber bei gleichzeitiger Leichtigkeit und Delikatesse. Trotz der Tatsache, dass die Reben auf elsässischem Boden wachsen – das ist ein (echtes) Großes Gewächs aus Deutschland!

getrunken im April 2013, aus dem Zalto Burgunderglas
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octopussy

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Re: Friedrich Becker

BeitragSa 11. Mai 2013, 14:39

Hallo Budi,

interessante Notiz. Der Wein war bei uns vor ein paar Monaten mal Sieger einer Pinot Noir Probe, hat durchgehend allen am besten gefallen. Hier meine Notiz von damals:

Bild

Allerdings hat Kle, der den Wein mitgebracht hat, erzählt, dass er noch die Wochen vorher zwei total grottige Flaschen hatte und deshalb von der hohen Qualität geradezu überrascht war. Es scheint also Flaschenvarianzen zu geben.

Budi hat geschrieben:Der Wein wandert dann ungefüllt in die Flaschen.

Ist zwar gemein, aber den Satz wollte ich noch einmal hervorheben ;).
Beste Grüße, Stephan
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Weinschlumpf

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Re: Friedrich Becker Spätburgunder Res 2003

BeitragSa 23. Nov 2013, 16:05

Hallo zusammen,

gestern abend beim heimatlichen Kelleraufräumen (welche Flaschen ziehen um in den Schrank nach Berlin?) in die Hände gefallen. Da er gerade bei der 10 Jahre Danach Probe im GM auf dem zweiten oder dritten? Platz gelandet ist, hat die Neugierde gesiegt und sogleich war der Zapfen gezogen:

Becker Spätburgunder Tafelwein Res 2003

Dichtes rubinrot ohne Alterserscheinungen. In der Nase in den ersten beiden Stunden eher wie ein guter Spätburgunder in der 20 Euro Liga. Reife intensive Kirschfrucht, etwas Walderdbeeren aber auch rauchig tabakige Aromen. In dieser Zeit ist auch am Gaumen zu viel Holz für zu wenig Frucht. Nach 3 h wird es dann endlich harmonischer. Der Res gewinnt geschmacklich und geruchlich an KOmplexität und Tiefe. Kräuteraromen (Thymian) und eine wirklich betörende Kirschfrucht, die aber ab 19C Weintemperatur in einen unangenehmen Mon Cherie Ton umschlägt (also lieber etwas kühlen und bei 16 C trinken). Die Säure ist spürbar und gibt dem Wein trotz aller Dichte eine schöne Lebendigkeit. Die Länge ist beeindruckend, beschränkt sich aber auf eine eindimensionale Kirschfrucht, schade.
Insgesamt hatte ich mir etwas mehr von diesem Wein versprochen.
Am Anfang 89-90P, später 92+ Punkte. Allerdings habe ich die Hoffnung, dass da mit noch etwas Lagerung mehr kommt. Meine verbleibenden Flaschen rühre ich in den nächsten drei Jahren sicher nicht an.

Viele Grüße

Nikolai
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Tackleberry

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Re: Friedrich Becker

BeitragSo 26. Jan 2014, 21:27

Heute Abend hatte ich folgenden weißen Burgunder von F. Becker im Glas. Seht bzw. lest selbst:

http://wolfswinejournal.wordpress.com/2014/01/26/friedrich-becker-weisser-burgunder-enggasse-2009/

Bild

Dass Friedrich Becker hervorragende rote Burgunder auf Champions League - Niveau machen kann wissen wir. Wie sieht es aber im weißen Bereich aus?

Dafür habe ich einen weißen Burgunder aus dem Jahre 2009 ausgewählt um auch diese Seite bzw. Fertigkeit eines F. Becker zu beleuchten.

Bereits in der Nase zeigt sich woher der Wein stammt. Anstatt wie so oft von Holz erschlagen zu werden, zeigen sich die Aromen des Weines im Bouquet verhalten. Der Wein deutet schon hier eines der Markenzeichen des Winzers an. Die Eleganz siegt hier eindeutig über Fülle.

Im Mund dann typische Kräuternoten mit einem eleganten Schmelz. Das Holz ist dezent im Hintergrund eingebunden. Alle Bausteine des Weines sind hervorragend aufeinander abgestimmt. Die Reife des Weines macht sich hier somit positiv bemerkbar, was sich ebenso in einer goldgelben Farbe niederschlägt.

Im Abgang bleiben die Aromen des Weines lang haften.

Alles beste Voraussetzungen um ein vergnügliches Trinkvergnügen zu haben. Jederzeit gerne wieder!
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weinaffe

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Re: Friedrich Becker

BeitragFr 28. Feb 2014, 14:10

Hallo zuammen,

meist stehen ja die Rotweine von Becker im Fokus des allgemeinen Interesses. Seit der Junior hier kräftig mitmischt, sind auch die vergleichsweise günstigen Weißweine durchaus einen Kauf wert.
Das gilt uneingeschränkt auch für den folgenden Riesling:


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Grüsse
Bodo
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Jürgen

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Re: Friedrich Becker

BeitragMo 14. Apr 2014, 09:58

Am Samstag haben wir einen Chardonnay (TW) 2007 von Friedrich Becker getrunken. Der Wein stand wie eine Eins im Glas. Alles sehr präsent, in der Nase und am Gaumen deutliche Holznoten, schmelzig, deutlicher Trinkfluss - ein klasse Wein - 92P von mir.
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mixalhs

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Friedrich Becker

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Weinschlumpf

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Re: Friedrich Becker

BeitragDi 28. Apr 2015, 10:28

Hallo Michael,

vielen Dank für den Link. Diese Folge der Pfalzgeschichten kannte ich noch nicht. Wer Fritz Becker sen. erlebt hat, weiss wie ungewöhnlich dieser Einblick in sein Privatleben ist.

Viele Grüße

Nikolai
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Michl

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Re: Friedrich Becker

BeitragDi 28. Apr 2015, 19:46

Michael, danke für den Link!
Das ist ein wunderbares und eindrucksvolles Porträt einer Winzerfamilie. Unbedingt zu empfehlen, weil die Menschen hinter den Weinen, familiäre und freundschaftliche Verhältnisse, (wein)kulturelle und (wein)geschichtliche Hintergründe zugleich thematisiert werden und sich gegenseitig erhellen. Wenn Becker sen. sagt, er brauche nichts anderes, als dieses eine Buch über die DRC, um in schwierigen Lebenssituationen bei sich zu sein, lässt er die Macht der Imagination und Träumes, der Innerlichkeit spürbar werden, die wahrscheinlich viele von uns umtreibt, die besessen vom Wein sind. Ich wünsche ihm, dass er noch irgendwann den einen Wein in die Falsche bringt, von dem er träumt. Oder um es mit ihm zu sagen:

"Es gibt einen optimalen Wein und irgendwann werden wir ihn trinken"
Viele Grüße

Michl
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Michl

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Re: Friedrich Becker

BeitragMo 25. Mai 2015, 18:40

Ich gebe es zu, ich habe noch keinen Wein von Friedrich Becker getrunken und das, obwohl ich mittlerweile auch schon knapp 20 Jahre "interessiert" Wein trinke und bspw. der GM Becker ja viele Jahre hintereinander auf die Pole-Position in Deutschland gesetzt hat. Die vermeintlich großen Weine waren mir immer zu teuer (Überzeugung (oder Ideologie? nein, Überzeugung): Wenn, dann gleich Burgund), die kleinen Weine wurden mir nie nachhaltig empfohlen. Jetzt habe ich mir im Zuge der oben erwähnten Doku einmal den Basisspätburgunder aus 2012 besorgt und bin ehrlich gesagt baff: Das hätte ich nicht erwartet. Von einem Winzer, den viele ja für einen der besten in Dtl. halten, hätte ich mir irgendetwas Individuelles erwartet, irgendetwas, das auf die größeren Weine verweist, eine gewisse Handschrift, aber dieser Wein ist so abstoßend anbiedernd, so penetrant süß-gefällig, wie ich noch selten etwas getrunken habe, und dabei so gut "gemacht". Das muss Strategie und gewollt sein und ist wirtschaftlich sicherlich einleuchtend. Wenn jemand Hochzeit feiern sollte oder eine größere Gesellschaft von uninteressierten Ab-und-an-Weintrinkern zufriedenstellen möchte, ist er mit diesem Wein bestens beraten. Ich selbst würde jedoch jederzeit einen dünneren, sperrigeren, unharmonischeren oder wie auch immer schwierigeren Wein vorziehen.

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Viele Grüße

Michl
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