Hallo Bernd,
ich komme gerade aus der Südpfalz, wo ich natürlich mich beim einen oder anderen Weingut umgeschaut habe
. Zuerst habe ich mir mal die Weinberge angesehen. In der Südpfalz ist das sehr entspannt, da die jeweiligen Rebparzellen zumeist sowohl die Rebsorte als auch den Winzerbetrieb ausweisen. Hier wird dann sehr schnell klar, zu welchem Winzer man gehen sollte und zu welchem auf keinen Fall. Apropos Porzelt: die Rebzeilen dieses Weinguts in Klingenmünster sind die wohl bestgepflegtesten vor Ort und daher ist es nicht verwunderlich, dass auch die Weine voll überzeugen können. Als Franke sage ich das nicht so gerne
: die Silvaner aus diesem Weingut können durchaus in Ihrer Art mit hochklassigen Sortenvertretern aus Franken mithalten.
Besonders beeindruckt hat mich auf meiner Verkostungstour die Kollektion von
Sven Klundt aus Mörzheim, der ja schon einmal mit seinem 2012er Birkweiler Kastanienbusch Riesling als Pirat beim Berlin Riesling-Cup für Furore gesorgt hat. Hier bekommt man durch die Bank für relativ wenig Geld sehr, sehr viel Wein. Ausserdem gefällt mir die klare Stilistik des Hauses: völlig durchgegoren, sehr straight, charaktervolle Weine mit ein paar Ecken und Kanten und alles andere als langweilig. Angefangen vom trinkigen, trockenen Gutsriesling aus der Literflasche für schlappe 3,80 EURO (so stelle ich mir einen alkoholleichten "Süffel-Riesling" vor) über die außerordentlich guten Guts- und Ortsweine (5,50 EURO bis 9,50 EURO) bis hin zu den Top-Weinen aus Weißburgunder (der Wacholderberg ist absolute Pfälzer Spitze und kostet gerade einmal 11 EURO) und Riesling.
Der
2015er Birkweiler Kastanienbusch Riesling (teuerster Weißwein mit 15 EURO) ist dank griffiger Säure und großer Tiefe ganz großes Riesling-Kino und für mich noch ein ganzes Stück besser als der im Berlin Riesling-Cup erfolgreiche 2012er. Da müssen sich nicht nur die Pfälzer VDP-Weingüter, sondern alle VDP-Weingüter mit ihren GG ganz schön ins Zeug legen, um eine solche souveräne Qualität zu erreichen. Das ist trotz 13,5 Vol% absolut kein Powerwein, sondern alles ist auf das Feinste miteinander verwoben. Mit einem Wort: Preis/Leistung 100 Punte !! Da habe ich gekauft was ging
Aber ich hab noch ein paar Flaschen übriggelassen
Apropos Preis/Leistung:
hier ist besonders das kleine Weingut von
Thomas Dollt in Flemlingen zu erwähnen.
Der 2015er "Leicht-Riesling" vom Birkweiler Kastanienbusch (11,5 Vol%) gehört in dieser Klasse eindeutig zu meinen Trinkfluss-Favoriten und ist mit seine 4,80 EURO mehr als preiswert. Mehr trockener Riesling in dieser Preisklasse geht wirklich nicht ! Die Riesling Spätlese aus dem Kastanienbusch ist mit 7,20 EURO ebenso preiswert. Hochklassig und einer der besten Vertreter dieser Sorte in der Pfalz ist die trockene Grauburgunder Spätlese von alten Reben (40 J.+) für mehr als bescheidene 6,90 EURO. Auch die Rotweine von Thomas Dollt sind sehr zu empfehlen: der wirklich gute und typische "normale" Spätburgunder (6,90 EURO) war leider schon ausverkauft. Die ausgezeichnete, im Barrique ausgebaute Spätburgunder Reserve 2014 kann wirklich überzeugen und kostet bescheidene 10 EURO. Noch einen Zacken drauf legt der kraftvolle und dichte St. Laurent, der mit 12 EURO auch gleichzeitig der teuerste Wein im Portfolio ist. Mit diesem Wein will Thomas Dollt beim nächsten Vinum-Rotweinpreis antreten und ich könnte mir vorstellen, dass er in der jeweiligen Kathegorie ziemlich weit vorne landen könnte. Er hat jetzt auch Dolcetto gepflanzt und ist vielleicht damit der einzige Winzer in Deutschland. Den kann er dann ja als Dol(lt)cetto verkaufen
Grüsse
Bodo