Re: Ökonomierat Rebholz
Verfasst: Mi 24. Jun 2020, 20:41
Nachdem ich gestern im "Sternerestaurant" passable, aber überteuerte Weinbegleitung hatte, durfte es heute 'was "reelles" sein:
Rebholz, Chardonnay R 2017
Die Robe ist nicht ganz blaß: Stroh- oder helles Goldgelb kommen in den Sinn und lassen eher kein Leichtgewicht erwarten. Und so ist es dann auch:
Die Nase ist dicht, kraftvoll und hochkomplex: gelbe Steinfrucht, Mandarine, Physalis und auch ein Hauch weißer und roter Johannisbeere. Und dann Würze! Ja, da ist deutlicher Ausbau - sicher für manchen hier ein K.O.-Kriterium -, aber in Relation zur dichten Substanz doch maßvoll. Ganz leichte Vanille, Heu und reichlich Gartenkräuter, aus denen Estragon meiner Einbildung nach etwas hervorlugt. Auch eine leichte Phenolik meine ich auszumachen.
Am Gaumen dicht, zupackend und kraftvoll. Aber nie kommt der Eindruck von Breite auf, dafür sorgt schon die perfekte, knackige (aber nicht bissige) reife Säure. Hier eher noch würziger als in der Nase, aber trotz Heu und Kräutern ist da nichts grün i.S.v. unreif. Etwas zu warm bekommt die Würze eine leichte Bittertendenz. Mir gefällt er daher etwas stärker heruntergekühlt, als ich dies normalerweise machen würde, besser, weil die Bitternote weitgehend schwindet und die Würze einfach nur spannend, komplex und animierend ist. Kraft und Aromatik hat er allemal genug, als daß dadurch irgendetwas verblassen würde.
"Ewig" langer Abgang, sehr auf der kräuterigen Seite, aber auch der Ausbau kommt nochmal etwas zurück. Und mit der Zeit merkt man hier dann auch eine durchaus signifikante Adstringenz.
Da wir hier ja öfter mal über "Deutschen Chardonnay wie im Burgund" diskutiert haben: Ich weiß, daß das Ideal dahinter ein anderes war, nämlich asketisch-karge, kräftig reduzierte Weine mit einer Säure, die mir mehr als nur manchmal unreif-bissig erschien. Ohne daß ich bewußt darüber fabuliert hätte, fiel mir auf, daß dieser Wein hier womöglich "burgundähnlicher" ist als viele dieser Favoriten. Man denke an Meursault, nur daß ich die Säure dort höchst selten einmal so perfekt angetroffen habe.
Für meinen Geschmack ganz großes Chardonnay-Kino! Sicherlich noch etwas jugendlich-ungestüm, aber das wird sich auswachsen. Ich habe noch nicht die Riesenerfahrung mit diesen Weinen, und der letzte ist schon ein bißchen her, aber auch im Jahrgangsvergleich 2014-2018 scheint mir 2017 besonders gelungen, jedenfalls in puncto Komplexität.
Wenn mir jetzt bitte jemand Kaninchen mit Trüffeln und einer ganz leichten Orangen-Sahne-Sauce kredenzen würde...
Rebholz, Chardonnay R 2017
Die Robe ist nicht ganz blaß: Stroh- oder helles Goldgelb kommen in den Sinn und lassen eher kein Leichtgewicht erwarten. Und so ist es dann auch:
Die Nase ist dicht, kraftvoll und hochkomplex: gelbe Steinfrucht, Mandarine, Physalis und auch ein Hauch weißer und roter Johannisbeere. Und dann Würze! Ja, da ist deutlicher Ausbau - sicher für manchen hier ein K.O.-Kriterium -, aber in Relation zur dichten Substanz doch maßvoll. Ganz leichte Vanille, Heu und reichlich Gartenkräuter, aus denen Estragon meiner Einbildung nach etwas hervorlugt. Auch eine leichte Phenolik meine ich auszumachen.
Am Gaumen dicht, zupackend und kraftvoll. Aber nie kommt der Eindruck von Breite auf, dafür sorgt schon die perfekte, knackige (aber nicht bissige) reife Säure. Hier eher noch würziger als in der Nase, aber trotz Heu und Kräutern ist da nichts grün i.S.v. unreif. Etwas zu warm bekommt die Würze eine leichte Bittertendenz. Mir gefällt er daher etwas stärker heruntergekühlt, als ich dies normalerweise machen würde, besser, weil die Bitternote weitgehend schwindet und die Würze einfach nur spannend, komplex und animierend ist. Kraft und Aromatik hat er allemal genug, als daß dadurch irgendetwas verblassen würde.
"Ewig" langer Abgang, sehr auf der kräuterigen Seite, aber auch der Ausbau kommt nochmal etwas zurück. Und mit der Zeit merkt man hier dann auch eine durchaus signifikante Adstringenz.
Da wir hier ja öfter mal über "Deutschen Chardonnay wie im Burgund" diskutiert haben: Ich weiß, daß das Ideal dahinter ein anderes war, nämlich asketisch-karge, kräftig reduzierte Weine mit einer Säure, die mir mehr als nur manchmal unreif-bissig erschien. Ohne daß ich bewußt darüber fabuliert hätte, fiel mir auf, daß dieser Wein hier womöglich "burgundähnlicher" ist als viele dieser Favoriten. Man denke an Meursault, nur daß ich die Säure dort höchst selten einmal so perfekt angetroffen habe.
Für meinen Geschmack ganz großes Chardonnay-Kino! Sicherlich noch etwas jugendlich-ungestüm, aber das wird sich auswachsen. Ich habe noch nicht die Riesenerfahrung mit diesen Weinen, und der letzte ist schon ein bißchen her, aber auch im Jahrgangsvergleich 2014-2018 scheint mir 2017 besonders gelungen, jedenfalls in puncto Komplexität.
Wenn mir jetzt bitte jemand Kaninchen mit Trüffeln und einer ganz leichten Orangen-Sahne-Sauce kredenzen würde...