Fr 5. Sep 2014, 20:32
Hallo zusammen,
nach langer Zeit haben es Thomas (Pfaffmann) und ich mal wieder geschafft, uns auf ein Glas Wein zu treffen. Und wie jedes Mal versuche ich, meinen eigenen Keller zu leeren um Platz für Neuanschaffungen zu schaffen. Und wie es so ist, es kommt anders, als man denkt. Denn Thomas kann nicht an sich halten und bringt mir Sachen zum Probieren mit. Gut, es gibt wahrlich Schlimmeres
, denn in's Glas kam Folgendes:
2013 Chardonnay Sülzner WegYep, Volltreffer! Der Wein ist seit ein paar Wochen gefüllt und noch nicht im Verkauf. Direkt nach dem Öffnen muss ich raten, worum es sich handelt. Klar, ich ahne was, aber der Wein spielt nicht mit. Zuerst etwas grasig, Apfel und Stachelbeere ... klar, Sauvignon blanc! Nene, setzen, sechs! Mit der Luft kommt etwas mehr, etwas Orangenzeste, Marille, sehr primärfruchtig. Doch, oh Wunder, diese Frucht ist persistent, am Gaumen kleben Aromen und diese ändern sich, einmal quer durch den Obstkorb. Ach ja, frisch wirkt der Wein, fein mineralisch, gute Säure. und irgendwann stellt man dann fest, daß hinten raus auch eine feine nussige Art mitspielt. Tja, wie wurde der Wein ausgbebaut? Klar, Edelstahl at its best. Pustekuchen! Wie gesagt, es handelt sich um den Top-Chardonnay. Und der hat ausnahmsweise 100% neues Holz gesehen, und das war laut Thomas auch ordentlich getoasted, BSA inklusive. Nur, wo packt der Wein 9 Monate im neuen Barrique hin und nimmt diese großartig frische Säure her? Man muss genau schmecken. Hinten raus, die nussige Note. Aber eben auch die Struktur des Weines, dieses Unverrückbare, der gibt nicht nach, baut aus im Glas. Bei derartig viel Frische und Primärfrucht bin ich mal gespannt, wie das Zeug altert. Das könnte ein ganz filigraner Vertreter werden, nicht laut und fett sondern in sich ruhend und komplex. Die Substanz ist da, rieseige Kirchenfenster zeugen von Extrakt, der Alkohol ist moderat (bei 2,5 g/L Restzucker nach Spontangärung) Das wird auf jeden Fall spannend, doof nur, daß der Wein jetzt schon lockt, da er sich so unfassbar gut in der Jugend trinken lässt.
Und wie meistens, wenn man sich mit Thomas auf ein Glas trifft, gibt es Pinot Noir in's Glas. Ich hatte Knipser "Im großen Garten" GG aus 2005 angestellt, Thomas dagegen wieder eine Überraschung. Gerade erst assembliert, jetzt schon in meinem Glas, ein Rhein-Wein ... der
Gottesberg 2012!. Dieses Gemeinschaftsprojekt zusammen mit dem Weingut Rings hat mich in der Vergangenheit schon begeistert, zuletzt 2007, 2008 und 2009 schlummern noch im Keller. Nun 2012, wieder das jeweils beste Fass eines jeden Weinguts (daher eben auch nur ein Rhein-Wein). Gut, was ich hier habe ist noch hefetrüb, aber jetzt schon unsagbar lecker. Eine wunderbare Nase, nasses Laub und Moos, Kirsche, etwas Cassis und Darjeeling. Am Gaumen dann wieder viel Kirsche, die gut eingebunden Säure verleiht dem Wein Frische, die fruchtigen Nuancen dominieren mit einem zarten Säure-Süße-Spiel. Am Gaumen haftet der Wein inkl. langer Nachall der auf animalisch-unterholzigen Noten endet. Und wie es sich gehört - zumindest meiner unerheblichen Meinung nach - ist das gesamte Konstrukt feingliedrig, nie fett oder auch nur ansatzweise überholzt. Der Knipser daneben war der perfekte Gegenspieler, sehr gut gemacht aber eben auch von gänzlich anderer Stilistik. Ein Hoch auf die Vielfalt.
In diesem Sinn,
Björn