Weingut Oekonomierat Johann Geil Erben

[gallus_cantans]

Das letzte Mal war schon verdammt lang her. Als schon einmal ein Frünburgunder aus Rheinhessen mir die Kehle herunterlief, kam der aus Ingelheim im Norden der Anbauregion. Jetzt habe ich am anderen Ende, in Bechtheim bei Worms, also im Süden, angefangen. Der Wein der Familie Geil-Bierschenk, ein ganz normaler Ortswein von 2018, hat mich ehrlich begeistert.
Schon die Nase ist ein Traum: Holz, Rauch, ein Hauch von Rumtopf und noch ein paar Noten mehr steigen das Riehorgan schon beim ersten Luftzug hoch – das ganz große Theater, schon in (für einen Wein) in jungen Jahren. Und irgendwie bin ich in diesem Moment froh, dass ich nur Stoff beschreiben muss, der mir tatsächlich schmeckt. Bin ja schließlich mein eigener Chef.
Aber weiter im Text. Auf der Zunge packt der rote Bechtheimer so richtig aus. Wieder der Holzton, merklich, aber auch überraschend moderat. Vor allem aber voll die Kirsche und dann andere Früchte aus dem Wald mit milder Säure, zum Beispiel die Blaubeere. Ein ganzer Korb an Rotkäppchens Arm, frisch aus dem Tann, fruchtig to the max, aber nur ganz wenig süß.
Füllt den Mund und durchtränkt alles links und recht des zentralen Geschmacksorgans. Schönes saftig-pralles Zeug für alle die, die‘s eher sinnlich-breit als barriquelastig-streng und asketisch-streng mögen. Darum mag ich diesen Frühburgunder und will mich auch bald über die anderen Roten der Geil-Bierschenks hermachen.

Preis ab Weingut: 12 Euro.
Im Internet: http://www.weingut-geil.de

[EThC]

...hier ein -zumindest mich- nicht ganz so begeisternder Geil-Wein:

[Bernd Schulz]

Im Sortiment von "La Farmacia" (das ist der Laden mit dem kostenlosen Lieferservice ohne Mindestbestellwert innerhalb des Stadtgebiets) befinden sich auch einige Sachen von Geil. Den Weißburgunder, den ich kürzlich getrunken habe, fand ich ganz anständig, aber tendenziell zu glatt. Der einfache Spätburgunder hingegen überzeugt mich heute mit einem guten PGV:



Die Stilistik würde ich als eher deutsch, aber nicht zu deutsch beschreiben. Und es ist eine Menge Substanz (und Länge!) vorhanden, ohne dass es dem Wein an Sortentypizität mangeln würde. Diesen etwas burschikosen Spätburgunder setze ich gerne auf die Liste der Nachkaufkandidaten!

Herzliche Grüße

Bernd