Neulich kam Winzerpost, mit dem Auszug aus dem Eichelmann 2020: Riesling GG Scharlachberg 2018, 97 Punkte (in Worten:
ich kote mich ein, muss ich haben).
Da ich ja eh ein großer Fan vom Jahrgang 2018 bin, und Riesling meine absolute Rebsorte Nr.1 ist, musste ich probieren. Zum Kalibrieren habe ich mir dann noch den Gutsriesling aus 2018 mit besorgt.
Weingut Bischel - Riesling - trocken 2018:
Der Wein ist recht ordentlich, auch fair bepreist. Im Vergleich zum 17er Ortsriesling fällt dieser etwas Substanzreicher aus, könnte aber etwas besser strukturiert sein, etwas undefiniert. Der Nachgeschmack ist wenig erbaulich. Der Wein besitzt eine schöne Nase und ist auch ohne erwähnenswerten Süßeeindruck. Da es aber genug Angebot aus 2016, 2017, etc. gibt, sehe ich wenig Argumente, sich diesen Jahrgang zu kaufen.
Im direkten Vergleich lasst das GG den Gutsriesling deutlich hinter sich, besonders in Feinheit und Reintönigkeit.
Weingut Bischel - Binger Scharlachberg Riesling GG 2018:
Das ist zweifelsohne ein sehr gelungener Wein! Über zwei Tage getrunken, hat er sich nicht verändert. Zugänglich und trinkanimierend. Der Wein erscheint sehr fein und leicht und hat dabei trotzdem eine gute Fülle und Intensität, m.M. nach weil sich die Aromatik auf einige wenige Komponenten konzentriert. Diese sind beeindruckend reintönig. Die Händlerbeschreibung
Ein echtes Kraftbündel, das vor Spannung strotzt finde ich nicht wieder. Eher gegenteilig, ich empfinde den Wein filigran und mild.
Der Wein hat mich schon begeistert, es macht großen Spass, sich mit der Klarheit und Reitönigkeit zu beschäftigen. Ich habe länger überlegt, ob ich noch etwas nachbestelle, es wird aber bei dem Rest der einen Flasche (bin mit Coravin bei gegangen) bleiben. Ich denke, eine Flasche kann ich jedem empfehlen, Liebhabern von Riesling mit einer solchen Stilistik wohl auch mehr, für ein GG ist der Wein ja recht niedrig bepreist.
Bei 97P würde ich aber eine kleine Offenbarung erwarten, das ist m.M. nach hier nicht der Fall. Ich musste unserer Nachbarin zwischendrin beim Einfangen ihrer Katze helfen, mit etwas Temperatur hat der Wein dann seine positiven Attribute weitgehend eingebüßt. Vielleicht ist das ganze etwas auf Kante genäht, ich würde bei 97P eine gewisse Unantastbarkeit erwarten.
Das Weingut ist seit diesem Jahrgang auch Mitglied im VDP, der Eichelmann prämiert es als
Weingut des Jahres mit der besten Weißweinkollektion. Man könnte denken, die 97 Punkte sind
weinpolitisch motiviert. Das kann aber bei einem seriösen Weinführer natürlich nicht der Fall sein...
Grüße, Josef