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St. Antony

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BerlinKitchen

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St. Antony

BeitragDi 17. Feb 2015, 13:32

Gestern Abend präsentierten Felix Peters und Sebastian Strub (Kellermeister) bei Anja Schröder/Planet Wein den Niersteiner ORBEL von 1971-2013. Dazu noch ein spektakulärer Blaufränkisch "Rothe Bach" aus 2013.

Beeindruckt haben mich 2001&2004&2007&2010&2012 und eine Auslese aus 1992 bzw. ein Kabinett trocken aus 1988.


Weingut: https://www.st-antony.de
Lage: https://www.st-antony.de/weingut/lage/orbel.html


"Am südlichen Ende des Roten Hangs liegt der Orbel etwas vom Rhein entfernt in einem Seitental, erst sanft ansteigend, jedoch im oberen Teil ähnlich steil wie das Pettenthal. Und auch der rote Schieferboden ist im Orbel allgegenwärtig, nur zeigt er sich von seiner etwas zugänglicheren Seite. Es ist weniger der blanke Schieferfels, als vielmehr feiner Schieferschotter, der hier die Rebunterlage bildet.

Schon seit Jahren ist die Unreife der Trauben nicht mehr das Hauptproblem, mit dem wir konfrontiert sind. Die neue Aufgabe ist vielmehr, die physiologische Reife der Trauben voll auszureizen und dennoch so wenig Säureverlust wie möglich zu riskieren. Ein Drahtseilakt, der allerdings zu einem Verbund von exotischen Aromen mit einer finessenreichen Lebendigkeit führt. Und damit ist die Lage Orbel wirklich gesegnet. Von den großen Lagen am Roten Hang steht der Orbel etwas im Schatten von Pettenthal und Ölberg. Vollkommen zu Unrecht, denn der Orbel bietet etwas, was in der heutigen klimaerwärmten Zeit immer wichtiger ist: kühle Nachttemperaturen.
Das Besondere hier ist die Kombination aus Rotschieferboden und rheinabgewandtem Seitental, die diese Lage so einzigartig macht. Die Südlage des Orbels und der lange und direkte Sonneneinfall führen zu hohen Tagestemperaturen und einer harmonischen Traubenreife. In der Nacht aber fungiert das Seitental wie eine Düse, durch die der Rhein die kühle Luft aus dem Umland ansaugt. Das führt zu einem erhöhten Luftaustausch und deutlich kühleren Nachttemperaturen. Und genau dieser Umstand verhindert die Veratmung der Säure in den Trauben. Im Vergleich mit anderen Lagen weist der Orbel bei gleicher Reife immer eine leicht höhere Säure auf, welche die Weine tänzelnd und leichtfüßig stimmt."



Apero

1971 Franz Karl Schmitt Nierstein"Orbel" TbA
Eine echte Wuchtbrumme!


1992 St. Antony Nierstein "Orbel" Auslese
Betörend……..voller Harmonie&Balance, tiefe Frucht und eine samtige Textur. Einfach grandios.


1997 St. Antony Nierstein "Orbel" Spätlese
OK



Hauptprobe

1986 Heyl zu Herrnsheim "Orbel" Kabinett trocken
Eindeutig nicht ein so guter Jahrgang. Wirkt stark gereift. Medizinische Töne, Kräuter, Kamille und doch recht herb.


1988 Heyl zu Herrnsheim "Orbel" Kabinett trocken
Guter Jahrgang. Wirkt erstaunlich frisch&jung für ein Kabinett TROCKEN. Zeigt Harmonie und eine gute Länge. Aromatik von Kamille, Tee und Felix Peters sprach von der typischen phenolischen Struktur des Orbels. Ganz hervorragend gereift. So macht Altwein Spass.

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1992 St. Antony "Orbel" Riesling trocken
Wirkt recht brandig. Überzeugt nicht.


1993 St. Antony "Orbel" Riesling trocken
Famose Extrakt-Dichte. Zeigt Fülle und eine feine Mineralität. Hat eher Spätlese-Charakter durch den höheren RZ (10g laut Felix Peters). Feiner Schmelz. Leckerschmecker-Riesling der ganz feinen Sorte.


1994 St. Antony "Orbel" Riesling trocken
Recht bitter am Gaumen. Überzeugt nicht.


1996 St. Antony "Orbel" Riesling trocken
Zeigt Fülle und dazu die bekannten herben Noten. Nicht der Rede wert.


1999 St. Antony "Orbel" Riesling trocken
Da kommt wieder Freude auf. Beeindruckt durch Feinheit&Finesse&Frische. Recht schlank und sehnig. Dazu eine gewisse Eleganz. Sehr fein.


2000 St. Antony "Orbel" Riesling trocken
Über diesen Jahrgang legen wir besser den Mantel des Schweigens. Der Jahrgang ist gekennzeichnet von Regen, Regen und Regen.


2001 St. Antony "Orbel" Riesling trocken
Holla die Waldfee! Trockener Riesling vom Allerfeinsten. Geniale Struktur, Feinheit und wieder diese herben Noten von Kamille, Tee und Kräuter.


2003 St. Antony "Orbel" Riesling trocken
Zeigt zwar die bekannte Fülle des Jahrgangs, dazu noch Karamell-Noten. Aber für diesen Jahrgang erstaunlich frisch am Gaumen.


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2004 St. Antony "Orbel" Riesling trocken
2004 ist halt 2004. Absoluter Überflieger-Jahrgang. Becirct durch Balance&Struktur und herausragende Länge. Klassiker.


2005 St. Antony "Orbel" Riesling trocken
Typisch 2005, üppig&füllig mit Dichte und hedonistischem Charakter. Nicht wirklich groß, macht aber immer Spass.


2006 St. Antony "Orbel" Riesling trocken
1. Jahrgang von Felix Peters. Sehr schwierige Bedingungen. NO


2007 St. Antony "Orbel" Riesling trocken
WOW……..die Handschrift des Winzers ist klar erkennbar. Weg von den Reinzuchthefen und Felix Peters hat den Betrieb auf öko umgestellt. Beeindruckende Strahlkraft&Klarheit und was für eine Vielschichtigkeit, die es vorher nicht gab. Zeigt sehr eindrucksvoll was ein einzelner Mensch alles bewegen kann, wenn er eine klare Vision hat. CHAPEAU


2008 St. Antony "Orbel" Riesling trocken
Dominierende Aromatik ist Basilikum. Dazu noch Aromen von Anis&Kräuter. Herb. Dieser 2008er läßt mich ein bisschen ratlos zurück.


2009 St. Antony "Orbel" Riesling trocken
Typisch 2009, üppig und opulent. ABER man muß klar herausstreichen, daß die Weine seit der Übernahme von Felix Peters ein viel komplexeres Geschmacksbild besitzen.

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2010 St. Antony "Orbel" Riesling trocken
Dieser 2010er fällt eindeutig aus der Reihe. Hat 13 Monate (!) gegoren. Cremig am Gaumen und deutlich mehr RZ als die anderen GGs aus 2010 die ich so kenne. Felix Peters hat dann auch erzählt, daß er mehr Botrytis als die Nachbarn gehabt hat. Ungemein interessante&subtile Nummer hier. Wird definitiv mit einem passenden Essen so richtig zeigen was in ihm steckt. Spannend.


2011 St. Antony "Orbel" Riesling trocken
Der 11er hat nur 2 Wochen (!) gegoren und Felix Peters hat auch die Weinbergsarbeit deutlich intensiviert. Das mit der Botrytis in 2010 hat ihn gewurmt. 2011 ist im allgemein nicht mein Jahrgang. Gehen wir weiter zu 2012.


2012 St. Antony "Orbel" Riesling trocken
So muß das Ding klingen!!! Klar&stringent, noch recht verschlossen im Moment. Zeigt aber ein riesiges Potential. Rassige Säure. Sollte man bei einem Händler noch 12er finden, kaufen. GRANDIOS


2013 St. Antony "Orbel" Riesling trocken
Hier kommt die Frucht-Attacke. Zeigt die Säure eines kühlen Jahrgangs. Im Moment sehr offenherzig was die Frucht angeht. Braucht Zeit.


2003 St. Antony "Hommage" Riesling
Hier haben wir eine Hommage an den Jahrgang 2003. Felix Peters ist ein großer Fan von 2003 und hält den Jahrgang für total unterschätzt. Da ist was dran, zum Beispiel 2003 Wittmann "Am Turm" mit 10g RZ ist großer Stoff. "Am Turm" ist eine kleine Parzelle im Kirchspiel.
Zurück zur Hommage, es sind Partien aus Pettenthal&Ölberg&Orbel die stecken geblieben sind. Der Wein kommt jetzt auf den Markt. Zeigt eine Smaragd-Stilistik mit üppiger Frucht und Anklänge von Schokolade. Braucht Essen, dann kann er seine Stärken voll ausspielen.



Blaufränkisch am Roten Hang

"Blaufränkisch und Lemberger werden als eine Rebsorte betrachtet, doch im Gegensatz zu den Lemberger Klonen in Württemberg, die auf eine einzige Genetik reduziert wurden, greifen wir auf alte Populationen aus Österreich mit ursprünglicher Genetik-Vielfalt zurück, die aus hunderten verschiedenen Blaufränkisch Individuen bestehen.
Der Name Blaufränkisch geht auf eine Anekdote aus dem 18. Jahrhundert zurück. Um seine Feldzüge zu finanzieren, bezahlte Napoleon die Truppen zu dieser Zeit mit „roten“ Francs, wobei die offizielle Währung in Frankreich „blaue“ Francs waren. Schnell wurde klar, dass die Blauen Francs mehr Wert waren, als die Roten.
Während einem ihrer Feldzüge durch Ungarn, hatte es ein spezieller Rotwein den Franzosen besonders angetan. Die ungarischen Winzer begriffen schnell und wussten über die zwei verschiedenen Währungen Bescheid. Also verkauften sie den beliebten Wein nur für blaue Francs, da die roten Francs viel weniger Wert waren. So entstand der Name „Kékfrankos“ (blau = kék, Francs = Frank), zu Deutsch Blaufränkisch.
Heute entstehen in Österreich und Ungarn aus dem Blaufränkisch Weine von internationalem Format, die sich in ihrer Eigenart zwischen großartigen Nebbiolo aus dem Piemont, würzigen Syrah von der nördlichen Rhone oder Pinot Noirs aus dem Burgund bewegen. Andere vergleichen Blaufränkisch auch mit traditionellen Bordeaux Weinen. Er ist aber nicht in Raster zu pressen und liefert große eigenständige Gewächse.
Der Blaufränkisch ist eine Rebsorte, die authentisch zeigt, wo sie wächst. Wir waren verblüfft, welche großen Unterschiede zwischen Blaufränkisch aus den Lagen Ölberg und Pettenthal bestehen. Mit dem Blaufränkisch schaffen wir in Nierstein seriöse Rotweine von einer Größe und unvergleichlichen Eigenart, wie sie in Deutschland neben dem Pinot Noir nicht für möglich gehalten wurden."


Es gab zum warm-trinken bzw. Gläser spülen, die Basis-Blaufränkisch aus 2012&2013. Beeindruckend die Qualität vom 2013er.


2011 Nierstein Blaufränkisch Reserve
Keine Notizen, aber hat mir gut gefallen.


2012 Nierstein Blaufränkisch Reserve
Ich kann meine Notizen nicht mehr lesen. haha
https://www.st-antony.de/shop/media/pdf ... nkisch.pdf

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2013 Blaufränkisch "Rothe Bach"
HAMMER. Dunkle Beeren, Kräuter&Pfeffer, subtile Mineralität und eine beeindruckende Struktur. Dieser Blaufränkisch wird noch für viel Furore sorgen. Genialer Stoff!


Mein besonderer Dank gilt John Kempcke und Anja Schröder&Team sowie Felix Peters&Sebastian Strub für diesen wunderbaren Abend.

http://www.planet-weinhandel.de


Save water, drink wine
Martin Zwick
Zuletzt geändert von BerlinKitchen am Di 17. Feb 2015, 19:52, insgesamt 2-mal geändert.
"Ein Leben ohne Riesling ist zwar möglich, aber sinnlos!"
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Charlie

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Re: St. Antony

BeitragDi 17. Feb 2015, 13:58

Wunderbar. Danke. Wäre gern dabei gewesen, denn ich war mal großer Fan und kann mich gut an die alten Jahrgänge erinnern.
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mixalhs

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Re: St. Antony

BeitragDi 17. Feb 2015, 14:26

Orbel 2011 kenne ich. Er hat mir gefallen, war aber nicht wirklich beeindruckend. Vom BF hatte ich den ersten abgefüllten Jahrgang 2010, für einen Wein von jungen Reben recht gut. Dass nur drei Jahre später von diesen Reben ein so hervorragender Wein auf die Flasche gebracht werden kann, freut mich für den Winzer.
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Philst

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Re: St. Antony

BeitragSa 22. Aug 2015, 16:01

Über zwei Tage getrunken gab es folgenden durchaus spannenden und durchaus etwas eigenwilligen Riesling zu trinken.

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Passte mit seinen kräutrigen Noten sehr gut zum Saltimbocca und ein kleiner Schuss hiervon hat dem kleinen Sößchen dazu die passende Säure und Würze gegeben.
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Ralf Gundlach

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Re: St. Antony

BeitragSa 3. Okt 2015, 19:32

Eine Flasche aus dem Paket von K&U: 2012 10 Morgen , die Nase ähnlich wie bei Philipps Eindrücken, mich irritierte zuerst diese Petrolnote, sie verschwand aber ganz schnell, Zitronenmelisse zeigt sich, auch etwas Pfirsich, am Gaumen spannend, kalkige Mineralität, dezenter Pfirsich, Zitronenverbeine ( eine wunderbare Teepflanze, sanfte, cremige Zitrusnoten ), noch leicht hefig, kompakt, feine Säure, zeigt aber noch immer längst nicht alles, was er kann, auch ich empfinde diese Bitternote , komischerweise empinde ich die Minze und Salbei Noten nicht so ( ich mag weder Minze noch Salbei als Getränk, alles Kopfsache..also nicht komisch, sondern Empindungs- und Kopfsache)), am Ende stehen die gleichen Punkte : 90+ Punkte

Gruß

Ralf
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Philst

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Re: St. Antony

BeitragMo 22. Feb 2016, 12:03

Das 2012er Pettenthal GG zeigte gewisse Ähnlichkeiten mit dem 10 Morgen. Auch war wieder die leichte Petrolnote spürbar, die sich am ersten Tag abmilderte und am zweiten Tag fast gar nicht mehr vorhanden war.

Der Wein zeigte relativ wenig Fruchtanklänge, am ehesten Pfirsich und ein bißchen Ananas. Die Säure ist mit 6,3 Gramm nominell nicht so hoch, aber lässt den Wein auch aufgrund des Restzuckers von 0,4 Gramm sehr straff wirken. Geschmacklich überwiegen die kräuterigen und mineralischen Noten, so dass der Pettenthal kühl und ernst rüber kommt.

Am Schluss steht ein saftiger und doch recht langer Abgang. Für den Subskriptionspreis von ich glaube 16 € ein durchaus gutes PLV. Ich denke ein bißchen weitere Lagerung schadet nicht.

Punktemäßig wäre ich auch hier wieder bei ca. 90 Punkten mit etwas Potential nach oben.

Beste Grüße

Philipp
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mixalhs

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Re: St. Antony

BeitragDi 22. Mär 2016, 22:27

Hat schon jemand "Rothe Bach" 2014 probiert?
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mixalhs

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Re: St. Antony

BeitragDo 16. Mär 2017, 06:50

Bei St. Antony sind zu Zeit die Blaufränkischen des Jahrgangs 2015 im Subskriptionsangebot. Wenn man jetzt eine 3er-Kiste Rothe Bach oder Lange Berg bestellt, spart man 13 bzw. 9 Prozent gegenüber dem Einzelflaschenpreis. Geliefert wird Ende April.
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tomwine

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Re: St. Antony

BeitragSa 25. Mär 2017, 15:35

Ich hatte vorgestern Abend den "normalen" Blaufränkisch von 2013 im Glas. Leider war der Wein eine ziemliche Enttäuschung, da nur noch eine ziemlich säuerliche Kirschfrucht vorhanden war. Ich hoffe mal, es lag an der Flasche oder am Zeitpunkt und die nächsten Flaschen werden besser...
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la-vita

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Re: St. Antony

BeitragSo 26. Mär 2017, 20:43

Naja, 2013 wird sicherlich auch nicht als Jahrhundertjahrgang für Rotwein in Deutschland in die Annalen eingehen. Vielleicht mal mit die Folgejahrgänge zum Vergleich probieren.

Gruß
Detlef
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