Lisa Bunn

Ich trinke heute abend noch einmal den 2017er Weißburgunder "vom Löss" und denke gerade, dass man als Weinspinner versucht ist, diesen Wein angesichts seiner fruchtbetonten Art und seiner leichten Zugänglichkeit deutlich zu unterschätzen. Die für einen Weißburgunder relativ präsente Frucht wirkt in keinster Weise laut oder gar aufgesetzt, sondern kommt in einer durchaus noblen und glockenklaren Art zum Vorschein - das muss man erst einmal so hinbekommen! Und hinter den Fruchtnoten findet sich auch noch genug andere Substanz; alles in allem handelt es sich schon um ein ebenso leckeres wie feines Tröpfchen und eben nicht um einen Klümpchenswein!

Mir ist es mittlerweile wichtig, keinen allzu einseitigen Geschmack zu entwickeln. Bei Weinen aus Burgundersorten kann ich den "strengen Stil" durchaus sehr goutieren, aber für andere Spielarten bin ich auch offen, solange ich das grundsätzliche Niveau als hinreichend hoch empfinde. Und bei diesem Weißburgunder "vom Löss" empfinde ich es als hinreichend hoch! Ohne Frage ist das für mich ein richtig schöner Wein.

Herzliche Grüße

Bernd

... und jetzt habe auch ich den Gewürzschlawiner 2017 im Glas, ein netter Wein, gut gemacht mit frischer Säure. Die Rosenaromatik des Gewürztraminers hält sich erfreulich im Hintergrund, die Säure beißt noch ein wenig, aber das wird sich runden.

Die Säure des "Gewürzschlawiners" liegt rein analytisch in einem sehr niedrigen Rahmen. Zitat von der Website des Weinguts: "Alkohol: 11,5 % Restsüße: 1 Säure: 4,5.....Sehr säurearm, aber extrem vollfruchtig ist unser Gewürzschlawiner in diesem Jahr...." (Kommafehler von mir verbessert ).

Rein sensorisch - da gebe ich dir zumindest teilweise Recht - ist aber durchaus einige Säure mit im Spiel. Glücklicherweise, denn ansonsten würde der "Gewürzschlawiner" für mich schnell in eine zu breite Richtung tendieren.

Und 81 Punkte finde ich schon ganz arg geizig . Selbst Wein-Plus hat ja hier die 86 gezückt.....

Herzliche Grüße

Bernd

Und 81 Punkte finde ich schon ganz arg geizig . Selbst Wein-Plus hat ja hier die 86 gezückt.....

...kommt halt sehr stark darauf an, wie man die Punkte zusammensetzt und gewichtet. Ich kenne z.B. Leute, die wenden das 100 Punkte-System von 0...100 an, während andere (die meisten) original parkermäßig erst bei 50 anfangen. Ich habe auch schon Bewertungsbogen gesehen, bei denen allein die Farbe schon mit maximal 5 Punkten einging, andere haben diesen Punkt gar nicht berücksichtigt. Das heißt: ohne Darstellung des Bewertenden, was hinter den Punkten im Einzelnen steckt, sind dieselben nur eingeschränkt aussagefähig und daher auch kaum vergleichbar...

Es geht weiter mit einem Wein aus dem nächsten Paket, welches ich bei Lisa Bunn bestellt habe:



Wo bekommt man heute noch einen schönen, gebietstypischen Riesling für 7 Euro? Bei Weingart, Kröber - und eben auch bei Lisa Bunn! Ein gewisser Nachkaufreflex ist da durchaus vorhanden.

Herzliche Grüße

Bernd

Und noch ein Riesling aus dem Hause Bunn:



Nach einem anstrengenden Arbeitstag verlangt mir der Wein heute abend schon fast zu viel ab; auf einem hohen Niveau bewegt er sich aber ohne jede Frage! Und Gastons Notiz vom 2. November (die ich mir vor dem Erstellen meiner eigenen Beschreibung nicht mehr angesehen hatte!) kann ich bestens nachvollziehen.

Herzliche Grüße

Bernd

Nun habe ich auch meine Probepakete durchverkostet.

Mein Favorit ist der Silvaner R 2016, harmonisch ohne zu langweilen, sortentypisch mit kräuterigen Noten und Gewürznoten (Zimt?) sowie verhaltener gelber Frucht.

Ein großer Freund des Orbel werde ich wohl nie, nicht bei St. Antony und nicht bei Lisa Bunn. Schon gut, aber zu gelbfruchtig und trotz markanter Säure zu sehr in die Breite gehend.

Fein dagegen die beiden Roten, Lisa-Rot eher im verwechselbaren internationalen Stil, aber sehr gut gemacht mit etwas Zimt am Gaumen. Noch besser der Pinot Noir, auch sortentypisch und mit leichter Räucherspecknote typisch deutsch.

Weißburgunder und Chardonnay haben mir nicht gefallen. Diese Rebsorten vertragen IMHO keinen Restzucker. Auch drei bis vier Gramm sind zu viel, wenn die Säure niedrig und der Alkohol hoch ist.

Und zu meinen 81 Punkten beim Gewürztraminer stehe ich. Um allen Gerüchten/Behauptungen über abweichende Bewertungsschemata etwas entgegenzusetzen, zitiere ich den Meister selbst:

80 - 89:
A barely above average to very good wine displaying various degrees of finesse and flavor as well as character with no noticeable flaws.

70 - 79:
An average wine with little distinction except that it is a soundly made. In essence, a straightforward, innocuous wine.

Für mich ist der Gewürzschlawiner in der Tat "barely above average", also 81 Punkte; wobei "average" für mich definitiv NICHT das Preissegment 2,99 bis 4,99 des LEH in der zweituntersten Ebene des Regals ist, sondern schon ein wenig mehr.

Und (auf die Gefahr hin, zu nerven) noch einer:



Ich habe gerade den nächsten Schluck im Glas und denke, dass ich eher zu niedrig gepunktet habe. Hier handelt es sich schon um einen verdammt exzellenten trockenen Riesling, der sich hinter den GGs der rheinhessischen Speerspitze, soweit sie mit bislang bekannt geworden sind, kaum verstecken muss.

Auf den Senkel geht mir allerdings einmal mehr die Monsterflasche, in der sich der 2016er Oelberg befindet! Nochmals und nochmals gefragt: Was soll der Schwachsinn? Fast wäre ich versucht, zu fordern, man möge diesen Prügel von Pulle den Winzern, die glauben, so etwas verwenden zu müssen, mal ordentlich um die Ohren hauen..... .....

Herzliche Grüße

Bernd

Mein Favorit ist der Silvaner R 2016, harmonisch ohne zu langweilen, sortentypisch mit kräuterigen Noten und Gewürznoten (Zimt?) sowie verhaltener gelber Frucht.

Bei diesem Wein stört mich ein wenig die zwar dezente, aber durchaus vorhandene Neuholznote. De gustibus.....

Ein großer Freund des Orbel werde ich wohl nie, nicht bei St. Antony und nicht bei Lisa Bunn. Schon gut, aber zu gelbfruchtig und trotz markanter Säure zu sehr in die Breite gehend.

Den 16er Orbel fand ich eher weniger in die Breite gehend als den 16er Oelberg, aber trotzdem hat mir der Oelberg deutlich besser gefallen. Der Orbel aus dem Paket kam mir momentan ziemlich verschlossen entgegen.

Fein dagegen die beiden Roten, Lisa-Rot eher im verwechselbaren internationalen Stil, aber sehr gut gemacht mit etwas Zimt am Gaumen.

Jau, absolute Zustimmung!

Noch besser der Pinot Noir, auch sortentypisch und mit leichter Räucherspecknote typisch deutsch.

Ebenfalls Zustimmung, wobei mir die Räucherspeck-Assoziation auch diesmal eher abging....

Und zu meinen 81 Punkten beim Gewürztraminer stehe ich....

Das sei dir unbenommen! Es wäre ja extrem langweilig, wenn wir alle in allen Fällen die gleiche Maßstäbe entwickelt hätten.

Ich bleibe dagegen bei meiner deutlich höheren Bewertung des Gewürztraminers und gestehe freimütig, dass ich mittlerweile den vierten Sixpack davon geordert habe. Gemäß meinem Geschmack stellt dieser Wein das Schnäppchen des Jahres dar.

Herzliche Grüße

Bernd

... und jetzt habe auch ich den Gewürzschlawiner 2017 im Glas, ein netter Wein, gut gemacht mit frischer Säure. Die Rosenaromatik des Gewürztraminers hält sich erfreulich im Hintergrund, die Säure beißt noch ein wenig, aber das wird sich runden. Abgesehen davon erwarte ich bei diesem Wein keinen großartigen Komplexitätgewinn durch Alterung. 81

Der Ostbelgier fand diesen Gewürztraminer auch alles andere als gut, meinte aber, dass es einfach eine Stilistiksache sei. Und das glaube ich auch. Für mich ist das ein Gewürztraminer, der durch seine schlanke Art und gleichzeitig komplett trockenen Charakter extrem ungewöhnlich ist. Ich frage mich überhaupt, ob das nicht ein Unikat ist. Das ist halt so ein typisches Getränk für Moselkabi-Liebhaber. Also für Bernd und mich. Aber deine Bewertung kann ich auch durchaus verstehen. Der ist schlichtweg polarisierend.

Gruß

Ralf

Bernd,

und Dir herzlichen Dank für die Empfehlungen! Keine persönlichen Empfehlungen unter der Hand, sondern erfreulicherweise Verkostungsnotizen für die Gemeinschaft, für alle, die mitlesen. Von der Lektüre Deiner Notizen zur Bestellung der Probepakete war der Weg recht kurz, zumal ich weiß, dass Du als Verkoster in Deinen Bewertungen keineswegs euphorisch, sondern generell eher kritisch und zurückhaltend bist.

Auch wenn wir nicht überall einer Meinung sind, hat es für mich sich auf jeden Fall gelohnt.

Herzliche Grüße, Michael