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- Registriert: Mi 19. Jan 2011, 22:49
- Wohnort: München
Hallo zusammen,
gestern habe ich ich mal daran gemacht, zu ergründen, ob denn der G-Max jenseits von Preis und Renommee auch im Wein selbst wirklich so außergewöhnliches zu bieten hat, wie man immer mal wieder liest. Ich habe mir dazu den Jahrgang 2004 ausgesucht, da ich meine großen Rieslinge bevorzugt mit etwas Reife trinke und auch erwarte, dass ein Wein in dieser Liga - auch ein weißer - dann erst richtig in Hochform kommt.
Aus dem Jahrgang 2004 habe ich mich in den letzten Jahren schon querbeet durch meine bevorzugten Großen Gewächse (bzw analoge Weine, die nicht GG heissen) getrunken, einschließlich der von Keller selbst. Den Jahrgang an sich mag ich sehr, die besten Weine haben sich m. E. sehr schön entwickelt und bieten für meinen Gaumen etwa seit 2012 größten Trinkgenuss. Ich war daher vorab erst einmal skeptisch, ob es möglich sein könnte, da noch eine Schippe draufzulegen (auch deshalb, weil ich vor ein paar Jahren den 2003er getrunken hatte und damals der Meinung war, dass er nicht besser ist als die Kellerschen Einzellagenweine).
Nach einem langen Abend mit dieser Flasche bleibt festzuhalten:
Es bedurfte intensiver Bemühungen, meine Frau (naja, und mich selbst auch ) davon abzuhalten, den Wein innerhalb einer Stunde wegzuschlürfen, denn zuallererst einmal ist er einfach saulecker und geht weg wie nix, wenn man sich nicht mäßigt. Toller Trinkfluss auf höchstem Niveau, und allein das ist schon aller Ehren wert.
Es gibt aber tatsächlich zwei Faktoren, die ihn aus meiner persönlichen Sicht von allen anderen Top-Rieslinge des Jahrgangs, die ich bisher im Glas hatte, abheben:
1) Das Aromenspektrum ist nochmal eine Ecke vielschichtiger. Ich habe in anderen 2004ern öfter mal eine Kombination von eher grüner bis grüngelber Frucht mit Blüten-/Kräuteraromen auf einer mineralischen Grundnote gefunden, zum Beispiel erinnere ich mich noch gut an ein Ungeheuer von BW, das herrlich nach frisch aufgeschnittenem Apfel und zugleich nach Zitronenmelisse duftete. Allein diese Kombi fand ich schon immer klasse und eine der immer wiederkehrenden Stärken des Jahrgangs. Der G-Max geht nun nochmal darüber hinaus und erweitert dieses Duftspektrum in den Bereich reifer gelber Steinfrüchte hinein, ohne dabei aber die Frische der grünen Früchte zu verlieren. Ich hatte bisher keinen Riesling mit einer noch vielschichtigeren Nase im Glas. Toll. In den meisten Weinen bzw Jahrgängen finde ich einen eindeutigen Schwerpunkt entweder auf der grünen oder der gelben (oder sogar der roten) Frucht, aber diese Vielfalt ist etwas besonderes.
2) Bei den anderen top 04ern war die Säure zwar immer reif (im Gegensatz zu den schwächeren Jahrgangsvertretern, wo sie auch gerne mal etwas spitz ausgefallen ist), aber sie war doch immer sehr prägnant, oft mineralisch in ihrer Wirkung, und damit eines der im Vordergrund stehenden definierenden Merkmale des Jahrgangs. Beim G-Max ist diese Säure geauso da - der Wein ist alles andere als lasch - aber sie ist in einer frappierenden Weise eingebunden in die Substanz des Weines, der mir deutlich stoffiger und cremiger vorkommt als andere. Das ist wirklich allererste Sahne, und die Idee der "gepufferten Säure", die ich bisher vorwiegend als chemisches Phänomen theoretisch begriffen habe, ist mir hier zum ersten mal geschmacklich in dieser Klarheit erfahrbar geworden.
Auch wenn ich beim G-Max in dem Moment ausgestiegen bin, wo der Preis dreistellig wurde - es führt kein Weg daran vorbei, dass Riesling nur anders geht, aber (für mich) nicht besser...
Viele Grüße
Jürgen
gestern habe ich ich mal daran gemacht, zu ergründen, ob denn der G-Max jenseits von Preis und Renommee auch im Wein selbst wirklich so außergewöhnliches zu bieten hat, wie man immer mal wieder liest. Ich habe mir dazu den Jahrgang 2004 ausgesucht, da ich meine großen Rieslinge bevorzugt mit etwas Reife trinke und auch erwarte, dass ein Wein in dieser Liga - auch ein weißer - dann erst richtig in Hochform kommt.
Aus dem Jahrgang 2004 habe ich mich in den letzten Jahren schon querbeet durch meine bevorzugten Großen Gewächse (bzw analoge Weine, die nicht GG heissen) getrunken, einschließlich der von Keller selbst. Den Jahrgang an sich mag ich sehr, die besten Weine haben sich m. E. sehr schön entwickelt und bieten für meinen Gaumen etwa seit 2012 größten Trinkgenuss. Ich war daher vorab erst einmal skeptisch, ob es möglich sein könnte, da noch eine Schippe draufzulegen (auch deshalb, weil ich vor ein paar Jahren den 2003er getrunken hatte und damals der Meinung war, dass er nicht besser ist als die Kellerschen Einzellagenweine).
Nach einem langen Abend mit dieser Flasche bleibt festzuhalten:
Es bedurfte intensiver Bemühungen, meine Frau (naja, und mich selbst auch ) davon abzuhalten, den Wein innerhalb einer Stunde wegzuschlürfen, denn zuallererst einmal ist er einfach saulecker und geht weg wie nix, wenn man sich nicht mäßigt. Toller Trinkfluss auf höchstem Niveau, und allein das ist schon aller Ehren wert.
Es gibt aber tatsächlich zwei Faktoren, die ihn aus meiner persönlichen Sicht von allen anderen Top-Rieslinge des Jahrgangs, die ich bisher im Glas hatte, abheben:
1) Das Aromenspektrum ist nochmal eine Ecke vielschichtiger. Ich habe in anderen 2004ern öfter mal eine Kombination von eher grüner bis grüngelber Frucht mit Blüten-/Kräuteraromen auf einer mineralischen Grundnote gefunden, zum Beispiel erinnere ich mich noch gut an ein Ungeheuer von BW, das herrlich nach frisch aufgeschnittenem Apfel und zugleich nach Zitronenmelisse duftete. Allein diese Kombi fand ich schon immer klasse und eine der immer wiederkehrenden Stärken des Jahrgangs. Der G-Max geht nun nochmal darüber hinaus und erweitert dieses Duftspektrum in den Bereich reifer gelber Steinfrüchte hinein, ohne dabei aber die Frische der grünen Früchte zu verlieren. Ich hatte bisher keinen Riesling mit einer noch vielschichtigeren Nase im Glas. Toll. In den meisten Weinen bzw Jahrgängen finde ich einen eindeutigen Schwerpunkt entweder auf der grünen oder der gelben (oder sogar der roten) Frucht, aber diese Vielfalt ist etwas besonderes.
2) Bei den anderen top 04ern war die Säure zwar immer reif (im Gegensatz zu den schwächeren Jahrgangsvertretern, wo sie auch gerne mal etwas spitz ausgefallen ist), aber sie war doch immer sehr prägnant, oft mineralisch in ihrer Wirkung, und damit eines der im Vordergrund stehenden definierenden Merkmale des Jahrgangs. Beim G-Max ist diese Säure geauso da - der Wein ist alles andere als lasch - aber sie ist in einer frappierenden Weise eingebunden in die Substanz des Weines, der mir deutlich stoffiger und cremiger vorkommt als andere. Das ist wirklich allererste Sahne, und die Idee der "gepufferten Säure", die ich bisher vorwiegend als chemisches Phänomen theoretisch begriffen habe, ist mir hier zum ersten mal geschmacklich in dieser Klarheit erfahrbar geworden.
Auch wenn ich beim G-Max in dem Moment ausgestiegen bin, wo der Preis dreistellig wurde - es führt kein Weg daran vorbei, dass Riesling nur anders geht, aber (für mich) nicht besser...
Viele Grüße
Jürgen