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Weingut Keller

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Trinkfreude

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Re: Weingut Keller

BeitragFr 22. Mai 2015, 09:21

Hallo zusammen,

gestern habe ich ich mal daran gemacht, zu ergründen, ob denn der G-Max jenseits von Preis und Renommee auch im Wein selbst wirklich so außergewöhnliches zu bieten hat, wie man immer mal wieder liest. Ich habe mir dazu den Jahrgang 2004 ausgesucht, da ich meine großen Rieslinge bevorzugt mit etwas Reife trinke und auch erwarte, dass ein Wein in dieser Liga - auch ein weißer - dann erst richtig in Hochform kommt.

Aus dem Jahrgang 2004 habe ich mich in den letzten Jahren schon querbeet durch meine bevorzugten Großen Gewächse (bzw analoge Weine, die nicht GG heissen) getrunken, einschließlich der von Keller selbst. Den Jahrgang an sich mag ich sehr, die besten Weine haben sich m. E. sehr schön entwickelt und bieten für meinen Gaumen etwa seit 2012 größten Trinkgenuss. Ich war daher vorab erst einmal skeptisch, ob es möglich sein könnte, da noch eine Schippe draufzulegen (auch deshalb, weil ich vor ein paar Jahren den 2003er getrunken hatte und damals der Meinung war, dass er nicht besser ist als die Kellerschen Einzellagenweine).

Nach einem langen Abend mit dieser Flasche bleibt festzuhalten:

Es bedurfte intensiver Bemühungen, meine Frau (naja, und mich selbst auch :D ) davon abzuhalten, den Wein innerhalb einer Stunde wegzuschlürfen, denn zuallererst einmal ist er einfach saulecker und geht weg wie nix, wenn man sich nicht mäßigt. Toller Trinkfluss auf höchstem Niveau, und allein das ist schon aller Ehren wert.
Es gibt aber tatsächlich zwei Faktoren, die ihn aus meiner persönlichen Sicht von allen anderen Top-Rieslinge des Jahrgangs, die ich bisher im Glas hatte, abheben:

1) Das Aromenspektrum ist nochmal eine Ecke vielschichtiger. Ich habe in anderen 2004ern öfter mal eine Kombination von eher grüner bis grüngelber Frucht mit Blüten-/Kräuteraromen auf einer mineralischen Grundnote gefunden, zum Beispiel erinnere ich mich noch gut an ein Ungeheuer von BW, das herrlich nach frisch aufgeschnittenem Apfel und zugleich nach Zitronenmelisse duftete. Allein diese Kombi fand ich schon immer klasse und eine der immer wiederkehrenden Stärken des Jahrgangs. Der G-Max geht nun nochmal darüber hinaus und erweitert dieses Duftspektrum in den Bereich reifer gelber Steinfrüchte hinein, ohne dabei aber die Frische der grünen Früchte zu verlieren. Ich hatte bisher keinen Riesling mit einer noch vielschichtigeren Nase im Glas. Toll. In den meisten Weinen bzw Jahrgängen finde ich einen eindeutigen Schwerpunkt entweder auf der grünen oder der gelben (oder sogar der roten) Frucht, aber diese Vielfalt ist etwas besonderes.

2) Bei den anderen top 04ern war die Säure zwar immer reif (im Gegensatz zu den schwächeren Jahrgangsvertretern, wo sie auch gerne mal etwas spitz ausgefallen ist), aber sie war doch immer sehr prägnant, oft mineralisch in ihrer Wirkung, und damit eines der im Vordergrund stehenden definierenden Merkmale des Jahrgangs. Beim G-Max ist diese Säure geauso da - der Wein ist alles andere als lasch - aber sie ist in einer frappierenden Weise eingebunden in die Substanz des Weines, der mir deutlich stoffiger und cremiger vorkommt als andere. Das ist wirklich allererste Sahne, und die Idee der "gepufferten Säure", die ich bisher vorwiegend als chemisches Phänomen theoretisch begriffen habe, ist mir hier zum ersten mal geschmacklich in dieser Klarheit erfahrbar geworden.

Auch wenn ich beim G-Max in dem Moment ausgestiegen bin, wo der Preis dreistellig wurde - es führt kein Weg daran vorbei, dass Riesling nur anders geht, aber (für mich) nicht besser...

Viele Grüße
Jürgen
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Weinschlumpf

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GG Morstein 2009

BeitragSa 26. Sep 2015, 13:55

Keller Morstein Riesling Großes Gewächs 2009

Gestern Abend spontan entkorkt und direkt hinein ins Goldfischglas:

Anfangs noch verhaltener Duft von reifen Pampelmusen und Zitronenmelisse. Am Gaumen zunächst zwar ebenfalls mit angezogener Handbremse, jedoch zeigt sich sich schon eine unglaubliche Dichte bei einer Klarheit und Präzision, wie ich sie bislang in wenigen 2009ern gefunden habe. Nach einer Stunde dann wird das Orchester größer und größer und nach 3h hatte ich Mozarts kleine Nachtmusik und die Berliner Philharmoniker im Glas: Die ganze bandbreite an Zitrusfrüchten, kleine reife Mirabellen, Kumquats, Minze und Zitronenthymian. Weiterhin -trotz aller Vielschichtigkeit- eine beeindruckende Klarheit. Ganz große Länge, es arbeitet und kribbelt am Gaumen über Minuten. Großer Riesling nahe der Perfektion am Anfang einer tollen Trinkphase. 96++

Wer ein paar Flaschen davon hat sollte nicht zögern und sich dieses Vergnügen gönnen!

Beste Grüße
Nikolai
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Bernd Schulz

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Re: Weingut Keller

BeitragSo 17. Jan 2016, 00:31

Gerade befindet sich Kellers 2014er Gutsriesling in meinem Glas. Der Wein entspricht weitgehend meinen Erwartungen bzw. Vorurteilen :mrgreen: :

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Die Geschmacksnerven des Saarwellinger Händlers, von dem dieser 2014er bezogen wurde, scheinen einfach völlig anders strukturiert zu sein als meine eigenen. Auf der Homepage von PdP heißt es:

"Sie erinnern sich: 2007 war die Geburtsstunde eines neuen Mythos – Ein Fass zum Träumen schön legte die Grundlage zu unserem ersten KellerRiesling! Auch seine Nachfolger wie der 08er wurden begeistert gefeiert: Die dänische Gastro-Zeitschrift bewertete den grandiosen Basisriesling als „traumhaft mineralisch zu einem phantastisch niedrigen Preis“ mit 5 von 6 möglichen Sternen! Eine solch grandiose Qualität finden wir auch wieder im Weltmeisterjahrgang 2014! Es sind nicht immer nur die teuren Prestigegewächse der Welt, die den wahren Weinliebhaber emotional berühren. Bisweilen verzaubern gerade Weine wegen eines singulären Zusammentreffens ihrer brillanten Qualität und eines provokant günstigen Preises die Herzen auch des kundigsten Kenners. Und was strahlt dieser phantastische KellerRiesling nur für eine Magie aus! Was für ein fulminanter Einstieg in die mythische Welt der so authentischen Terroir-Unikate unseres rheinhessischen Traditionsgutes!

In der komplexen kräuterwürzigen Nase (Das ist legendärer Kirchspiel-Stil!) finden wir eine herrlich saftige, rassige, noble Fruchtsüße von reifem Weinbergspfirsich, Feuerstein und floralen Anklängen, allesamt feinste Aromen, die über dem Glase zu schweben scheinen. Am Gaumen traumhaft unterlegt mit einer packenden Mineralität und einer trinkanimierenden Saftigkeit. Kennen Sie das Gefühl, wenn Sie in einen langsam gereiften Oldenburger Apfel beißen und dessen Saft schier aus dem Mund tropfen will? So „geil” ist die Textur dieses wunderbar fokussierten Rieslings! Gepaart mit einer animierenden Frische und geschliffenen, seidenen Mineralität, allesamt traumhafte Ingredienzien, welche die Zunge zärtlich liebkosen und die einen nicht mehr loslassen. Und dann gibt es hinten heraus ein grandioses Aufspiel, das Schluckreflexe auslöst, wiederum unterlegt von einer zart kräutigen Würze, die Assoziationen an die phantastischen Große Gewächs von Klaus Peter Keller evozieren, „dem Hohepriester des Rieslings”, wie es die New York Times so zutreffend formuliert hat.

KellerRiesling 2014: Das ist schlichtweg eine Flasche der Kategorie persönlicher Lieblingswein, die man, ehe man sich versieht, in einem Zuge leer getrunken hat. Für einen Einstiegswein (welch Understatement!) in die faszinierenden Weinwelten eines ebenso sensiblen wie handwerklich genialen Winzermagiers ist dieser edle Tropfen eine absolute Sensation - Er ist ein Geschenk geradezu eines großen Winzers an alle Rieslingfreunde von Pinard de Picard!"

Weltmeisterjahrgang 2014? Ach ja, stimmt: 2014 ist Deutschland Fußballweltmeister geworden - aber dass sich das auch auf die Weinqualität ausgewirkt hat, ist eine für mich ganz neue Erkenntnis.....

Mein Problem könnte aber auch damit zusammenhängen, dass ich noch nie bewusst in einen Oldenburger Apfel gebissen habe.

Wie auch immer: Die "geschliffene, seidene Mineralität" habe ich nicht gefunden, und auch der Feuerstein ist mir komplett verborgen geblieben. Ich denke so langsam darüber nach, die Rebsorte Riesling, deren Feinheiten einfach zu subtil für mich sind, komplett dranzugeben und auf Überseerotweine aus dem Aldi umzusteigen.....

Viele Grüße

Bernd
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m_arcon

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Re: GG Morstein 2009

BeitragMi 17. Aug 2016, 21:03

Weinschlumpf hat geschrieben:Keller Morstein Riesling Großes Gewächs 2009

Gestern Abend spontan entkorkt und direkt hinein ins Goldfischglas:

Anfangs noch verhaltener Duft von reifen Pampelmusen und Zitronenmelisse. Am Gaumen zunächst zwar ebenfalls mit angezogener Handbremse, jedoch zeigt sich sich schon eine unglaubliche Dichte bei einer Klarheit und Präzision, wie ich sie bislang in wenigen 2009ern gefunden habe. Nach einer Stunde dann wird das Orchester größer und größer und nach 3h hatte ich Mozarts kleine Nachtmusik und die Berliner Philharmoniker im Glas: Die ganze bandbreite an Zitrusfrüchten, kleine reife Mirabellen, Kumquats, Minze und Zitronenthymian. Weiterhin -trotz aller Vielschichtigkeit- eine beeindruckende Klarheit. Ganz große Länge, es arbeitet und kribbelt am Gaumen über Minuten. Großer Riesling nahe der Perfektion am Anfang einer tollen Trinkphase. 96++

Wer ein paar Flaschen davon hat sollte nicht zögern und sich dieses Vergnügen gönnen!

Beste Grüße
Nikolai



Hallo Nikolai,

ich habe den gleichen Wein vor gut zwei Wochen getrunken und kann deine VKN so voll unterschreiben. Der Morstein hat noch viel Potential unter der Haube das er in den kommenden Jahren abrufen wird, davon bin ich fest überzeugt. Am Anfang war er bei uns noch recht deutlich zur gelben Frucht neigend. Wir haben ihn daraufhin in eine Karaffe gepackt und fast drei Stunden belüftet. Dann hat er richtig aufgemacht und diese tiefe, dunkle, mineralische Seite von sich gezeigt, dabei aber nie eine gewisse Eleganz vermissen lassen. Tolles Ding. Mein erster Morstein von Keller und für mich ein deutliches Stück besser als das Pendant von Wittmann.

Grüße
Marc
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Bradetti

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Re: Weingut Keller

BeitragMo 26. Sep 2016, 10:41

Hat jemand von Euch denn mal das 2012er Kirchspiel im Glas gehabt?

Könnte 2 Flaschen recht günstig erwerben...

Danke euch (wieder mal)!
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Bradetti

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Re: Weingut Keller

BeitragDi 1. Nov 2016, 21:32

Ich staune ja, dass man 10er Abtserde im Fachhandel sogar noch unter 60 EUR bekommt....
Selbst die 09er auch.

Kann das denn ernst gemeint sein?
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UlliB

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Re: Weingut Keller

BeitragDi 1. Nov 2016, 21:48

Bradetti hat geschrieben:Kann das denn ernst gemeint sein?

Merkwürdige Frage. Probier's einfach aus. Wenn der Händler liefert, wird er es wohl ernst gemeint haben... :o

Gruß
Ulli
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Bradetti

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Re: Weingut Keller

BeitragDi 1. Nov 2016, 22:01

Das probiere ich definitiv aus und werde berichten ;)
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Leo

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Re: Weingut Keller

BeitragMi 2. Nov 2016, 16:06

Die 2010er Abtserde hatte ich heuer schon mehrfach im Glas. Neben dem G-Max der beste Riesling, den der Jahrgang zu bieten hat. Kaufen !!

Gruß Leo
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nahebub

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Re: Weingut Keller

BeitragMi 2. Nov 2016, 22:41

wenn die flaschen aus einer sicheren quelle stammen würde ich die auch kaufen.
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