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Re: Umbrien

BeitragVerfasst: Do 14. Apr 2022, 22:56
von stefane
Heute im Glas:

Leonardo Bussoletti, Narni
Ciliegiolo di Narni "Brecciaro" 2018
13%
€ 14

Ein reinsortiger Ciliegiolo von relativ jungen Anlagen um die 10 Jahre von kalkhaltigen Lehmböden.
Über 12 Monate zu 70% im Edelstahl und zu 30% in großen französischen Eichenfässern ausgebaut.

Im Glas ein schönes, sattes Rubinrot mit ganz leichten Brauntönen.
In der Nase viel Kirsche bzw. Kirschmarmelade, und auch etwas Rosen und getrocknete Kräuter.
Im Mund dann schön saftig, gleichzeitig weich und spritzig, mit einer leicht pflanzlichen Spur.
15,5/20

Re: Umbrien

BeitragVerfasst: Sa 14. Jan 2023, 16:03
von stefane
Gestern im Glas:

Tenuta Bellafonte, Bevagna
Montefalco Rosso Pomontino 2018
13%
€ 15

Ein Wein von jungen, ca. 15 Jahre alten Reben aus 80% Sangiovese und 20% Sagrantino.
Ein Jahr lang in großen Fässern aus slawonischer Eiche gereift.
Der Name ist eine Hommage an das Örtchen Pomonte, das über dem Weinberg thront.

Im Glas ein relativ helles Rubinrot.
In der Nase vor allem Johannisbeeren und Bitterorangen mit etwas Gewürzen im Hintergrund.
Am Gaumen sehr saftig, balanciert, mit einer schönen Säure und einer eher mittelgewichtigen Tanninstruktur.
Sehr schöner Trinkfluß, für mehr fehlt es mir aber etwas an Struktur und Tiefe.
15,5/20

Re: Umbrien

BeitragVerfasst: Mi 19. Jul 2023, 14:39
von olifant
... gestern im Glas ...

Ciliegiolo 2021 Umbria IGT, Pomario - Piegaro (Perugia), NK, 13,5%, 100% Cilegiolo, Bio, Holzfassausbau (Nur ein 600 l - Fass / 850 Flaschen)

dichtes Schwarz-Rot; Amarena-artiger Kirschduft, Kirsche und nochmals Kirsche, Marzipan, (dunkle) Blütennoten, Bitterschoko; am Gaumen dicht und kräftig, sehr plakative "junge" intensive (Amarenaartige / Wildkirschenartige) Kirschfrucht, korrespondierend zur Nase Marzipan und etwas dunkler Kakao, gepaart mit präsenten Iris-Blütennoten, reifes, von der Frucht dominiertes Tannin, (immerhin kein klebriges Tannin), Säure ist da, aber ebenfalls hinter der Frucht versteckt, etwas unausgewogen, fruchtlastig, dann, trotz der Fruchtintensität, ein kleines "Loch" hinter der Mitte, das letztlich vom Tannin "aufgefüllt" wird; mittellanger - langer Abgang auf Kirschfrucht und Tannin - 15,5(-16)/20 op

Ich mag ja im Grunde Ciliegiolo sehr gerne, nur nicht diese, auf dichte junge Frucht gestellten Exemplare, die mit ihrer Plakativität den Weintrinker für sich einnehmen wollen (- generell finde ich diese Jungfrucht-Exemplare, egal welcher roten Couleur. ob Merlot, PN, Cabernet oder sonstwas, in ihrer Eindimensionalität einfach anstrengend.) Ist mir too much, dann lieber einen kernigen Chianti.
Der moderne Gaumen mag sich freuen, ich nicht wirklich, dafür bin ich vielleicht schon zu alt :mrgreen: .

Re: Umbrien

BeitragVerfasst: Mi 19. Jul 2023, 15:51
von EThC
olifant hat geschrieben:Der moderne Gaumen mag sich freuen, ich nicht wirklich, dafür bin ich vielleicht schon zu alt :mrgreen: .
...da mag vielleicht wirklich was dran sein, auch bei etablierteren Weingütern bilde ich mir ein, daß die Fruchtplakativität insbesondere bei Generationenwechseln zunimmt. Aber möglicherweise stimmt einfach was mit meiner Wahrnehmung nicht (mehr)... :o

Re: Umbrien

BeitragVerfasst: Do 20. Jul 2023, 10:50
von olifant
Ich habe so den Eindruck, dass vorallem viele Basisweine auf "Fruchtcocktail" gezimmert werden. Bei Weiss finde ich das oft noch durchaus akzeptabel, sofern nicht auch noch (zuviel) Restsüsse ins Spiel kommt - bei Rot quält mich das aber, Frucht, klebrige Tannine, Süsse ... möglicher Weise wird eine große Bandbreite an Kellertechnik zur Verschönerung und Vereinheitlichung eingesetzt, vielleicht ist das Traubenmaterial stets so "perfekt" Reif? Wer weiss?
Aber inzwischen hält diese "Stilistik" gefühlt auch im Mittelbau der Erzeuger-Portofolios Einzug.
Ob diese Entwicklung technischem Fortschritt, klimatischen Bedingungen, verändertem Konsumentengeschmack Rechnung trägt oder einer Wechselwirkung aus den Komponenten? Egal! Da verzichte ich gern ;)

Re: Umbrien

BeitragVerfasst: Do 25. Jan 2024, 10:34
von Gerald
Ich habe einmal irgendwo gelesen, dass die trocken ausgebauten Sagrantino meist kein großer Wurf sind, die Rebsorte sich aber hervorragend für Passiti (oder Passito - darf man die Mehrzahl so bilden?) eignet. Habe das nicht so ernst genommen, bei den bisher getrunkenen Weinen der Rebsorte kommt mir aber der Verdacht, dass da schon etwas dran ist. Während ich mit den trockenen Vertretern bisher noch nicht richtig Freundschaft schließen konnte, war wieder ein sehr schöner Passito im Glas:

Bild

Den Wein (von einem recht unbekannten Weingut) habe ich spontan in einem Feinkostgeschäft in Bevagna (Nachbarort von Montefalco, wo sich auch ein Teil der Lagen der DOCG befindet) mitgenommen, eigentlich wollte ich ja - damals kurz vor Ostern - eine Colomba artigianale kaufen. Der Wein war auch recht günstig (ich glaube um die 15 Euro für 0,5 l). Jedenfalls eine sehr erfreuliche Überraschung.

Grüße
Gerald