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Apulien und Molise

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Holzfass

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Re: Apulien und Molise

BeitragMo 25. Sep 2017, 22:19

Eine deutliche Käsenote kann ich nicht ausmachen. Aber Brombeere, wobei Brombeerkuchen mit einer guten Portion Butter nicht ganz abwegig ist. Ansonsten tue ich mich schwer mit dem Wein. Ganz nette Nase, aber am Gaumen fehlt einiges an Frische und Säure. Der 2013 hat 14%, die kann er nicht so wirklich verstecken. Alles andere als süffig und als Essensbegleiter taugt er auch nicht, da schlichtweg das Säuregerüst fehlt. Nicht so ganz mein Ding. Kann mir nicht vorstellen, dass da morgen noch soviel mehr kommt. Wenngleich noch mehr als genug Testsubstanz in der Flasche verblieben ist.
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EThC

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Re: Apulien und Molise

BeitragDi 26. Sep 2017, 08:02

Holzfass hat geschrieben:Eine deutliche Käsenote kann ich nicht ausmachen.


Bezüglich der Käsenote beim 2011er waren sich insgesamt 6 Leute am Tisch einig. Uneinigkeit herrschte aber hinsichtlich der Frage, ob das nun störend ist oder nicht, ging 50 / 50 aus. Der 2011er war auch gleich "da", die Säure war zwar nicht überbordend, aber die Struktur derselben hat mir sehr gut gefallen. Immer wieder interessant, wie unterschiedlich die Jahrgänge bzw. vielleicht auch deren Wahrnehmungen ausfallen können... :D
Viele Grüße
Erich

Nicht was lebendig, kraftvoll, sich verkündigt, ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz Gemeine ist's
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was immer war und immer wiederkehrt und morgen gilt, weil's heute hat gegolten.

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amateur des vins

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Re: Apulien und Molise

BeitragSa 3. Mär 2018, 11:39

Heute möchte ich Euch von einem Kuriosum berichten, das ich mir vor Jahren als solches aufschwatzen ließ, und an das ich mich ebensolange nicht herangetraut habe (zurecht, wenn ich vorgreifen darf):

Schola Sarmenti, Diciotto 2008
IGT Salento - 100% Primitivo


Der Wein hat seinen Namen nicht etwa von den 80-jährigen Reben erhalten, wie ein Weinhändler in seiner Beschreibung fälschlicherweise angibt - dann müßte er Ottanta heißen. Sondern er hat tatsächlich unglaubliche 18 Umdrehungen! :shock: Kaum vorstellbar, daß er nicht gesprittet sein soll, dachte ich doch bisher, daß Weinhefen spätestens bei gut 16% Alkohol absterben. Ich habe aber keinerlei Hinweis darauf gefunden; der Wein scheint tatsächlich "normal" gemacht worden zu sein. Aber wie können sie die namensgebende 18 gewährleisten, ohne nachzuhelfen, selbst wenn sie ihn nur in besonderen Jahren machen? Weiß da jemand mehr?

Im Glas erwartbar dicht, gerade noch transparent, mit deutlicher Brauntendenz. Geht Primitivo/Zinfandel nicht eher in Richtung Purpur oder Violett? Ich weiß es nicht, denn ich trinke Weine aus dieser Rebsorte fast nie. Die Nase überrascht zunächst "angenehm", denn der Alkohol ist zwar erkennbar, aber das habe ich bei "14-Prozentern" schon stechender gehabt; wird sicher durch die massive Konzentration abgefedert. Darüberhinaus erwartet einen ein undefinierter Fruchtkompott, vielleicht von Pflaumen mit etwas Erdbeermarmelade, und auch etwas Eukalyptus und After Eight, so daß er (erstmal) weniger breit wirkt als befürchtet.

Am Gaumen... holla, hier ist der Alk. trotz aller Massivität kaum noch kaschiert. Tannine sind da und mittelkörnig, Säure ist gut ausreichend. Obwohl er nicht optimal gelagert war (die Küchentemperatur schwankt jahreszeitlich zwischen ca. 18 und über 25°C), glaube ich nicht, daß er alterungsmäßig weit hinüber wäre; ein bißchen vielleicht. Viel mehr fällt mir dazu dann aber auch nicht ein: Weder Primitivo noch Marmelade noch Hochprozentiges sind meine Favoriten...

Heute, 14h später, habe ich mich nochmal zur Nachverkostung gezwungen. Jetzt ist auch noch die gewisse Frische in der Nase weg, und der Alk. kommt noch stärker hervor. Tut mir leid, das Zeug ist ungenießbar! Ein Teil kommt nachher als Portweinersatz in die Kirschsoße. Nachsüßen kann ich selber, und der Alk. verkocht. Was dann noch übrig bleibt, kommt in den Ausguß. Obwohl - Sondermüll...? :mrgreen:

Dieser Wein hat den Platz als schlechteste Weinerfahrung des Jahres jetzt schon fest gebucht. Eine Enttäuschung ist er nicht, denn so in etwa hatte ich ihn erwartet. Mir absolut unverständlich ist, wie der WS 91 Punkte vergeben kann, gem. wine-searcher 3 von 4 Kritikern 90-94 und einer 85-89 Punkte, oder die beiden Kommentatoren auf CT von "My new benchmark for Primitivo/Zinfandel. 95" oder "Far better than the average Zinfandel." sprechen können. Gruselig!
Besten Gruß, Karsten
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Jochen R.

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Re: Apulien und Molise

BeitragSa 3. Mär 2018, 12:26

amateur des vins hat geschrieben:...
Dieser Wein hat den Platz als schlechteste Weinerfahrung des Jahres jetzt schon fest gebucht. Eine Enttäuschung ist er nicht, denn so in etwa hatte ich ihn erwartet. Mir absolut unverständlich ist, wie der WS 91 Punkte vergeben kann, gem. wine-searcher 3 von 4 Kritikern 90-94 und einer 85-89 Punkte, oder die beiden Kommentatoren auf CT von "My new benchmark for Primitivo/Zinfandel. 95" oder "Far better than the average Zinfandel." sprechen können. Gruselig!

Hallo Karsten,
danke für die Notiz, interessant!
Ich vermute, Zinfandel/Primitivo-Fans stehen einfach auf solche Geschosse.
Ich hatte kürzlich bei Temperaturen im Zweistelligen Minusbereich einen
Zinfandel von Bogle mit 14,5 %Vol. aufgezogen. Einmal im Jahr gefällt mir das
sehr gut, vorerst brauch ich das aber jetzt auch nicht mehr.

Viele Grüße,
Jochen
Belgrave ist nichts für Unschuldige
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austria_traveller

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Re: Apulien und Molise

BeitragSa 3. Mär 2018, 15:05

amateur des vins hat geschrieben:Dieser Wein hat den Platz als schlechteste Weinerfahrung des Jahres jetzt schon fest gebucht.

Servus Karsten,
Kann es nicht sein, dass dieser Wein schon am Ende seines Lebens war.
Ich mein, ein 10-Jahre alter Primitivo ... das ist recht heftig.
Lagern kann man natürlich alles, aber ich denke dass solche Weine im Alter eher in die Breite gehen.
Der Alkohol kommt dann sicher stark raus - ist ja keine Säure vorhanden, was ein Gegenpol wäre.
Vielleicht wäre der Wein jünger besser gewesen. Leichtfüssig war er wohl nie - bei 18 Umdrehungen.
Ich trinke Primitivo gelegentlich gerne - jung & leicht gekühlt; aufheben tue ich sie aber nie.
Und alles über 14,5 ist mittlerweile ein Ausschlußkriterium für den Kauf - ganz egal wie hochgelobt das Ding ist ;)
Beste Grüße
Gerhard aus Wien
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amateur des vins

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Re: Apulien und Molise

BeitragSa 3. Mär 2018, 15:34

Doch, klar kann er am Ende sein. Ich vermute das sogar, aber nicht im Sinne von zerfallen, sondern beginnend oxidiert - darauf deutet die Farbe hin, und auch das Kompott hatte so einen Unterton. Ich bin nicht ganz sicher, weil ich eben die Rebsorte kaum kenne und schon immer für etwas "schräg" hielt. Aber, wie geschrieben: Für technisch richtig weit hinüber halte ich ihn nicht. Das ändert aber nichts an der absenten Genußfreude; höchstens, ob ich es überwiegend selber verbockt habe.

Ich wollte ihn ja nicht bewußt alt werden lassen: Ich hatte immer einen Moment im Sinn, bei dem an einem kalten Wintertag genug Leute zusammenkommen, um gemeinsam die Wuchtbrumme zu stemmen, am besten zu einem wirklich rustikalen Essen. Hat sich dann leider nicht ergeben...

14,5 als Grenzwert - in die Richtung geht es für mich mittlerweile auch. Aber schaut demnächst mal im Veneto-Thread vorbei, da kommt gleich noch was. ;)
Besten Gruß, Karsten
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Bernd Schulz

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Re: Apulien und Molise

BeitragMi 28. Mär 2018, 20:00

Italien ist ja bekanntlich nicht meine Baustelle, und ein Primitivo-Fan war ich erst recht noch nie. Dass man aus der Sorte aber nicht nur 14,5-Ender, sondern auch etwas leichtgewichtigere Weine erzeugen kann, sieht man an diesem (biozertifizierten) Exemplar:

Bild

Ich finde diesen "12 e mezzo"" (der Name steht wohl für den bewusst niedrig gehaltenen Alkohol) richtig lecker! Weniger ist manchmal eben doch mehr....

Erneut muss ich das spannende Weinprogramm von Vinocentral loben. Bei diesem Händler, auf den mich Ralf Gundlach dankenswerterweise gestoßen hat, werde ich sicher noch häufiger bestellen!

Herzliche Grüße

Bernd
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olifant

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Re: Apulien und Molise

BeitragMo 9. Apr 2018, 11:43

Bernd Schulz hat geschrieben:.... Erneut muss ich das spannende Weinprogramm von Vinocentral loben. Bei diesem Händler, auf den mich Ralf Gundlach dankenswerterweise gestoßen hat, werde ich sicher noch häufiger bestellen!


Irgendwann hatte ich den auch mal im Glas, meine Quelle war aber nicht der fachhandel, sondern - "oh shame on me" - der Discounter Norma, der diesen mehrfach in den Gitterkörben presentrierte.

Deine Einschätzung kann ich durchaus teilen, wobei ich diese Art der Frucht unterm Strich auch nicht wirklich mag.

In Apulien tendiere ich dann doch eher zu Weinen aus Negroamaro / Malvasia Nera / Nero di Troia, welche solo oder als Salice Salentino, bzw. als IGT im Mischsatz mit Primitivo, für meinen Geschmack deutlich erfreulicher sein können.

Früher hatte ich ganz gerne mal Primitivos von Felline im Glas, die sind mir inzwischen, wenn auch sicherlich sehr gut gemacht, mit 14% aufwärts bis 15,5% und viel Fleisch und Fett auf den Rippen, i.d.R. zu anstrengend geworden - allerdings könnte man das eine oder andere Exemplar der Produktion evtl. in einer Zin-Probe gut als Pirat einschmuggeln ;)
Grüsse

Ralf

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Karl Valentin
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olifant

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Re: Apulien und Molise

BeitragMo 9. Apr 2018, 11:57

amateur des vins hat geschrieben:
Schola Sarmenti, Diciotto 2008
IGT Salento - 100% Primitivo


Obwohl er nicht optimal gelagert war (die Küchentemperatur schwankt jahreszeitlich zwischen ca. 18 und über 25°C), glaube ich nicht, daß er alterungsmäßig weit hinüber wäre; ein bißchen vielleicht. Viel mehr fällt mir dazu dann aber auch nicht ein: Weder Primitivo noch Marmelade noch Hochprozentiges sind meine Favoriten...


Einen derart alkoholstarken Wein, der auch nicht als Süsswein konzipiert ist, ist bei längerer Lagerung unter diesen Bedingungen m.E. schon nach 2-3 Jahren in Richtung Madaira unterwegs - und wird bei diesen 'natürlichen' 18 Prozenten rosinige Noten bereits von Beginn an in sich getragen haben.

Ein bisschen liest sich deine VKN für mich dann so, wie ... "ich wusste ja von Anfang an, der Wein wird mir nicht schmecken - und meine Vorurteile haben sich auch voll bestätigt" ... die Lagerbedingungen mal aussenvor gelassen.
Aus eben jenem Grund würde ich bspw. nur über süssen Schaumwein was schreiben, wenn er meine Vorurteile eben nicht bestätigt, da mir süsser Schaumwein normaler Weise eben gar nicht schmeckt ... ;)
Grüsse

Ralf

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Karl Valentin
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amateur des vins

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Re: Apulien und Molise

BeitragMo 9. Apr 2018, 13:31

olifant hat geschrieben:Einen derart alkoholstarken Wein, der auch nicht als Süsswein konzipiert ist, ist bei längerer Lagerung unter diesen Bedingungen m.E. schon nach 2-3 Jahren in Richtung Madaira unterwegs
Inwiefern hängt Deines Erachtens Oxidation (Madeirisieren) mit dem Alkohol zusammen? Oder meinst Du: Lagerbedingungen führen zur Oxidation, Sprit ist auch da, ergibt zusammen "Madeira"? Jedenfalls konnte ich keine ausgeprägte fehlerhafte Oxidation feststellen. Meine Kritik bezog sich auf den extremen Alkohol in Verbindung mit massiver Wucht und Überreife.
olifant hat geschrieben:und wird bei diesen 'natürlichen' 18 Prozenten rosinige Noten bereits von Beginn an in sich getragen haben.
Das mag so sein, wenn Überreife inkauf genommen oder sogar angestrebt wurde, um möglichst viel Zucker (und damit Alkohol) zu erzeugen. Ich habe noch keine wirklich vorteilhaften Erlebnisse mit Weinen gehabt, die auch nur annähernd in diese Richtung gingen. Und daher verspüre ich auch keinerlei Reiz, es mit einen jüngeren Jahrgang erneut zu probieren - dafür gibt es zuviel interessanten Wein auf der Welt. :ugeek:
olifant hat geschrieben:Ein bisschen liest sich deine VKN für mich dann so, wie ... "ich wusste ja von Anfang an, der Wein wird mir nicht schmecken - und meine Vorurteile haben sich auch voll bestätigt" ... die Lagerbedingungen mal aussenvor gelassen.
Aus eben jenem Grund würde ich bspw. nur über süssen Schaumwein was schreiben, wenn er meine Vorurteile eben nicht bestätigt, da mir süsser Schaumwein normaler Weise eben gar nicht schmeckt ... ;)
Kann gut sein, daß ich schlicht keine Ahnung von diesen Weinen habe. Aber deshalb habe ich's ja auch als "Kuriosum" anmoderiert. :) Sicher habe ich erwartet (nicht: gewußt), Schwierigkeiten mit einem derart alkoholstarken Wein zu haben - deshalb habe ich ja so lange auf Unterstützung gehofft, die leider ausblieb. :lol:

/disclaimer
Guten Port hin und wieder mag ich sehr. 8-)

Vorurteile haben übrigens eine wichtige Funktion für das Filtern von Informationen. Man sollte nur versuchen, an ihnen nicht unbedingt festzuhalten, wenn Evidenz in eine andere Richtung weist. ;)
Besten Gruß, Karsten
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