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Re: Veneto, Friaul, Julisch-Venetien - Der Nordosten

Sa 3. Mär 2018, 15:53

Die Kälte der letzten Tage rief geradezu danach, die kräftigeren Weine "loszuwerden". So schlachteten wir am Mittwoch meine letzte Flasche

Quintarelli Valpolicella classico 1999

Nominell 15 Umdrehungen sind auch kein Pappenstiel. Aber was für eine Diskrepanz zu meiner Erfahrung mit dem Diciotto!

Mitteldichtes, sattes rot (ziemlich Rubin) begrüßt einen; keine Anzeichen von Alterung! Auch in der Nase fast völlig auf der Frucht - fast nix tertiäres, nur etwas geschliffen. "Ciliegia di Vignola!" (Kirschen aus Vignola/Modena, Ausruf Paolo). Und in der Tat: vorherrschend Kirsche, reif, etwas mürbe - aber keine Amarena. Etwas Pflaume? Marzipan!

Sehr, sehr harmonisch. Mittlerer Körper und elegant, fast fein - ich hatte ihn deutlich rustikaler in Erinnerung. Toller Trinkfluß (Alk. nahezu komplett unauffällig). Ein Rest von Tannin-Adstringenz, sehr fein. Nur die Säure könnte einen Tick frischer sein. Allein ihretwegen denke ich, daß es der perfekte Moment für diese Flasche war; alles andere würde noch Jahre Leben garantieren.

Grandioses Weinerlebnis!

Re: Veneto, Friaul, Julisch-Venetien - Der Nordosten

Mo 5. Mär 2018, 09:13

... gestern im Glas ...

Braide Grande Pinot Grigio 2012, Az. Agr. Livon - Dolegnano, NK

mittleres Strohgelb; reife Apfel- und Birnennoten, Anklänge von aromatischen Blüten, gewisse grüne Haselnussnoten, anfangs minimal Aceton, der mit Belüftung verfliegt; angenehm Stoffig, mittlere Dichte, wiederum reife (gelbe) Äpfel (Reinetten) und mittelreife Birnen, Bananenschale, aromatische Blütennoten (Ginster?), gut eingepasste (milde) Säure, gute Struktur, gewisse Eleganz, angenehmer mittlerer Druck am Gaumen; langer Abgang auf reife Frucht und aromatische Blüten, rel. langer Nachhall - 17/20 op

Jetzt (vorallem als Essensbegleiter) perfekt zu trinkender PG mit ersten Reifenoten.

Re: Veneto, Friaul, Julisch-Venetien - Der Nordosten

Di 20. Mär 2018, 10:17

olifant hat geschrieben:... am WE im Glas ...

Illivio 2013 COF Bianco, Livio Felluga - Brazzano, Cuvée Pinot Bianco, Chardonnay, Picolit

mittleres Strohgelb mit gelbgrünen Reflexen; Noten mit starken Anklängen Zitrusfrüchte und Akazienblüten, dazu Pfirsich und Zitruszesten, im Hintergrund etwas bittere Kräuternoten und grüner Pfeffer; angenehme Stoffigkeit ohne jede Breite, Fruchtaromatik korespondierend zum Gaumen (Zitrus/Akazie/Pfirsich), fein verwoben mit nervigen Gewürznoten (Pfeffer und etwas Orientalik), gewisse mineralisch-steinige Noten, angenehm frische reife Säure, sehr harmonisch und immenser Trinkfluss, elegant, noch sehr jung; langer, feinnerviger und vielschichtiger Abgang korrespondierend zum Gaumen - 17,5/20 op

Sehr angenehmer COF Bianco, der gänzlich unschwülstig und frisch daherkommt. Wird sich sicher mit Reife noch verändern und auch eher chardonnaytypische exotische Reifenoten entwickeln. Der Picolit sorgt für eine eigenwillige subtil-orientalische Gewürzaromatik im Hintergrund. Alles andere als Langweilig.


Hatte den Wein nun nach zwei Jahren Reife wieder im Glas - was kann ich sagen - alles ist noch dichter geworden und hat Intensivität und Komplexität zugenommen, sowie an Tiefe gewonnen. Die Fruchtnoten tendieren nun zusätzlich richtung Melone, Ananas, getrockneter Aprikose und etwas mehr Exotik, die sehr feinen Kräuternoten bieten neben etwas grünem Pfeffer nun einen angenehmen leicht bitteren Fond, der die Frucht gelungen konterkariert. Der Entwicklung entsprechend ist die Säure nun reifer und deren Eindruck weniger zitrisch. Es dominiert nicht nur eine vordergründige Aromatik, stets schwingen subtile Eindrücke mit, die sich nicht völlig fassen lassen. Für das Gebotene - und den durchaus noch leistbaren Preis von um die 20€ - ist der Wein bei uns erstaunlich unbekannt.
Mag vielleicht auch daran liegen, dass dies lediglich qualitativ die 'mittlere' COF Bianco- Cuvee darstellt und Felluga sich mit dem 'Sharis' im Basissegment, sowie mit dem 'Abbazia di Rosazzo' und dem 'Terre Alte' im Topsegment hauseigene Konkurrenz macht - auch wenn man die Weine ob ihrer Cuveetierung, ausser der Verwendung von internationalen und autochtonen Sorten - stets deutlich voneinander abheben.
Hinzu kommt wohl auch, dass Felluga sicher kein junger Wilder der "raw / natural" - Fraktion ist, sondern mit seinem technisch sauberen Stil derzeit wohl keine Sau durchs Dorf zu treiben ist.
Wie auch immer, für mich ist die 13er Ausgabe des 'Illivio' ein klasse Wein der sich jetzt in einem sehr schönen Stadium befindet - derzeit 17,5-18/20 op.

Die Cellartacker-Community zeigt sich bei dem Wein i.d.R., ausser dem Jahrgang 2007, eher weniger angetan. Evtl. ist mein Geschmack da auch weniger Mehrheitsfähig ;)

Re: Veneto, Friaul, Julisch-Venetien - Der Nordosten

Mo 3. Sep 2018, 09:30

... am WE im Glas ...

Vintage Tunina 2009, Jermann - Farra d'Isonzo (Go), Spätlese Cuvée von Sauvignon Blanc, Chardonnay, Ribolla Gialla, Malvasia Istriana und Picolit

glänzendes Strohgelb; gewisse reife gelbe Frucht, getrocknete Wiesenkräuter, erdige Noten; am Gaumen sehr angenehme Stoffigkeit, dichte komplexe Aromenpalette vorallem mit Anklängen von getrockneten Kräutern und Heu, mit erdig-humosen Noten und zurückhaltend gewisser (leicht exotischer) Frucht (Ananas, Birne), Nuss, eingebettet in einem ausgewogenen Komplex von Extrakt und Säure, sehr tief, animierend; langer komplexer Abgang korrespondierend zum Gaumen, kleines Säureschwänzchen - 17,5-18/20 op

Auch wenn es sehr ruhig um's Friaul und Jermann geworden ist - nach wie vor kommen klasse Weine von hier - und dieser ist i.m.A. beständig ein Ausnahmewein.

Re: Veneto, Friaul, Julisch-Venetien - Der Nordosten

Di 18. Sep 2018, 19:00

...recht viel Wein für's Geld:

Bild

Re: Veneto, Friaul, Julisch-Venetien - Der Nordosten

Mi 19. Sep 2018, 10:26

... dieser Reoltre klingt ein wenig wie der Ca'Linverno aus dem Haus Monte Zovo - auch so ein angetrockneter Superveroneser, allerdings mit Cabernet in der Cuvée und ein wenig günstiger im Preis. Allerdingens, bzw. gottseidank, kommen diese Cuvées i.d.R. nie so alkoholisch und fett rüber wie die meisten Amarone ... aber wo bekomme ich eigentlich inzwischen einen einfachen anständigen Valpolicella Classico her? Habe das Gebiet völlig aus den Augen verloren ...

Re: Veneto, Friaul, Julisch-Venetien - Der Nordosten

Mi 19. Sep 2018, 19:15

olifant hat geschrieben:aber wo bekomme ich eigentlich inzwischen einen einfachen anständigen Valpolicella Classico her? Habe das Gebiet völlig aus den Augen verloren


...da fallen mir auf die Schnelle z.B. Rubinelli Vajol und Tezza ein, die ich beide mal bei einem meiner Weinhändler probiert habe. Allerdings laufe ich den roten Sachen aus dem Gebiet derzeit auch nicht hinterher...

Re: Veneto, Friaul, Julisch-Venetien - Der Nordosten

Mi 26. Sep 2018, 09:23

Erich,

jetzt wo ich's bei dir lese, mit Rubinelli Vajol kann ich dir beipflichten. Von denen hatte ich vergangenes Jahr Flaschen des Classico und des Classico Superiore geöffnet.
War guter Stoff zu vernünftigen Kursen.

Re: Veneto, Friaul, Julisch-Venetien - Der Nordosten

Mi 26. Sep 2018, 10:12

Hallo Ralf,

den 12er Classico Superiore gibt's in Planegg für 11,98 Euronen netto, den 13er Ripasso für 13,46 zzgl. Märchensteuer (sofern meine Preisliste noch aktuell ist...). Die Weine von Tezza sind nochmal deutlich günstiger, sind ihr Geld aber wert.

Nur für den Fall...

Re: Veneto, Friaul, Julisch-Venetien - Der Nordosten

Mo 1. Okt 2018, 08:46

... am WE zu einem Waldpilz-Risotto im Glas ...

Ciampagnis Vieris Chardonnay 2006, Vie di Romans - Mariano del Friuli , NK, der Zweit-Wein Chardonnay von VdR, in den Nullerjahren noch mit Barriqueausbau, heutige Exemplare Stahltank

sattes Strohgelb; weisse Blüten, (Akazien-) Honig, (kandierte) Annanas + Aprikose, Kokos + geröstete Nüsse; am Gaumen sattes Mittelgewicht, der Aromenstrauss der Nase zeigt sich auch hier nochmals völlig, der Schwerpunkt jedoch auf Honig, Blüten und (sehr gelungenen) Barriqueausbaunoten, im Hintergrund spielen noch ein paar steinig-mineralische Noten und geröst. Nüsse, extrakt sehr schön verwoben mit frischer schlank machender Säure, harmonisch, wirkt sehr jung, sehr animierend; langer - sehr langer animierender Abgang auf Blüten, geröstete Nüsse und feine Säure - 17-17,5/20 op

Ein toller Essensbegleiter, aber auch Solist danach. Ein gekonnter und angenehmer, gereifter Chardonnay aus der Barrique, langlebig und frisch. 12 Jahre gestehen diesem Wein weder der Produzent (6 Jahre / Peak), noch Händler (10 Jahre) zu. Sicher ist das Aromenrad am Gaumen auch schon etwas am abklingen, aber "alt", "gezehrt" oder "Oxidation" sind für dieses Exemplar schlicht Fremdworte. Jederzeit und gerne wieder, obwohl ich sicher kein ausgewiesener Barriquemöger bin.
Derzeit ist das Friaul, ausser für "Orange", wohl kaum angesagt. Eigentlich nicht zu glauben, wenn man Weine wie diesen im Glas hat.
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