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Trentino

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octopussy

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Re: Trentino

BeitragMi 28. Sep 2011, 09:43

Ciao tutti,

Walter Speller hat für Jancis Robinsons Seite ein bisschen ins Trentino reingeschnuppert, in einem sehr lesenswerten Artikel die einzelnen Böden und Micro-Terroirs beschrieben und auch die Winzergemeinschaft I Dolomitici (http://www.idolomitici.com/) besucht, deren bekanntestes (und laut Walter Speller auch treibendes) Mitglied Elisabetta Foradori ist. Die Dolomitici wollen sich von den Cantine Sociale abgrenzen und setzen verstärkt auf lokale Rebsorten (neben Teroldego z.B. Nosiola), Ertragsbegrenzung, bio- oder bio-dynamischen Anbau und eine wenig intervenistische Weinbereitung. Die Gruppe hat derzeit insgesamt 11 Mitglieder. Walter Spellers Artikel über seinen Besuch im Trentino sind wirklich äußerst lesenswert, allerdings leider nicht frei einsehbar.

Die höchsten Punkte hat er für folgende Weine vergeben:

Weiß:

Castel Noarna 2009 IGT Vigneti delle Dolomiti: 16.5 (12% Alc)
Vilar Nosiola 2009 IGT Vallagarina: 16.5
Foradori, Fontanasanta Nosiola 2009 IGT Vigneti delle Dolomiti: 16.5 (13% Alc)
Giuseppe Fanti Nosiola 2008 IGT Vigneti delle Dolomiti: 17 (13% Alc)
Giuseppe Fanti, Isidor 2008 IGT Vigneti delle Dolomiti: 17 (die Rebsorte ist eine Kreuzung aus Riesling + Pinot Bianco, 13,5% Alc)
Gino Pedrotti, L'Aura 2008 IGT Vigneti delle Dolomiti: 17 (50% Nosiola, 50% Chardonnay, 13% Alc)

Rot:

Dalzocchio Pinot Nero 2007 und 2008 IGT Vigneti delle Dolomiti: jeweils 17 (13% Alc)
Rosi, Poeima 2008 Vallagarina: 17 (100% Marzemino, 13% Alc)
Foradori, Sgarzon Teroldego 2009 IGT Vigneti delle Dolomiti: 17.5 (13% Alc)
Foradori 2008 Teroldego Rotaliano: 17 (13% Alc)
Molino dei Lessi, Due Rubini 2006 IGT Vigneti delle Dolomiti: 17 (80% CS, 20% Lagrein) (13% Alc)
Castel Noarna, Mercuria 2007 IGT Vigneti delle Dolomiti: 17 (Cuvée aus CS, CF, Merlot, Lagrein und Teroldego, 13% Alc)
Cesconi, Pivier 2007 IGT Vigneti delle Dolomiti: 17 (90% Merlot, 10% CF, 14,5%)
Beste Grüße, Stephan
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olifant

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Re: Trentino

BeitragMi 28. Sep 2011, 12:22

Hallo Stephan,

ich habe mir die Seite der Winzergemeinschft I Dolomitici (http://www.idolomitici.com/) mal angesehen - ist ja noch extrem ausbaufähig im Inhalt :? . Bislang ist auch nur ein Mitglied namentlich present: Castel Noarna.
Aus dem dortigen Text lässt sich bis dato auch keine Aussage herleiten, dass sich die 11 Mitglieder von den Cantina Sociale abgrenzen wollen. Auch die Aussagen auf lokale Rebsorten setzen zu wollen ist so dezidiert nicht heraus zu lesen. - Kann man dies dem von dir genannten Artikel entnehmen? Evtl. kannst du ja auszugsweise zitieren.

Beziehen sich die Bewertungen der Weine auf auf die Mitglieder der Gruppe I Dolomitici, oder auf Trentiner Produzenten allgemein? Ich habe ein wenig gegoogelt - die meisten Produzenten sind ja im wesentlichen nicht gerade autochton geprägt.
Grüsse

Ralf

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Karl Valentin
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octopussy

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Re: Trentino

BeitragMi 28. Sep 2011, 12:37

Hallo Ralf,

olifant hat geschrieben:ich habe mir die Seite der Winzergemeinschft I Dolomitici (http://www.idolomitici.com/) mal angesehen - ist ja noch extrem ausbaufähig im Inhalt :? . Bislang ist auch nur ein Mitglied namentlich present: Castel Noarna.

Vielleicht hast du auf die deutsch- oder englischsprachige Version geschaut. Die scheinen beide noch nicht bestückt zu sein. Auf der italienischsprachigen hat man Portraits aller Winzer, Beschreibungen einiger Weine und - wie ich finde - eigentlich ganz gute Informationen.

olifant hat geschrieben:Aus dem dortigen Text lässt sich bis dato auch keine Aussage herleiten, dass sich die 11 Mitglieder von den Cantina Sociale abgrenzen wollen. Auch die Aussagen auf lokale Rebsorten setzen zu wollen ist so dezidiert nicht heraus zu lesen. - Kann man dies dem von dir genannten Artikel entnehmen? Evtl. kannst du ja auszugsweise zitieren.


Ich habe das selbst nur dem Artikel von Walter Speller entnommen. Er schreibt auszugsweise:

These are producers [...] who dare to do less instead of more: less intervention and lower yields per hectare while cherishing the region's local grape varieties. Tellingly, they call themselves 'I Dolomitici - Liberi Viticoltori Trentini' [...], and in doing so they distance themselves from the cantine sociale (co-ops), while remaining directly linked to the region.


Das "Mission Statement" auf der Website (http://www.idolomitici.com/chi-siamo/) geht aber finde ich auch in die Richtung. Zwar wird nicht explizit gesagt, dass man sich von den Cantine Sociale abgrenzen wolle. Aber (soweit mein italienisch reicht) scheinen mir die verfolgten Ziele doch sehr auf die Individualität der Winzer und ihrer Weinberge zugeschnitten zu sein.

olifant hat geschrieben:Beziehen sich die Bewertungen der Weine auf auf die Mitglieder der Gruppe I Dolomitici, oder auf Trentiner Produzenten allgemein? Ich habe ein wenig gegoogelt - die meisten Produzenten sind ja im wesentlichen nicht gerade autochton geprägt.

Die Bewertungen beziehen sich nur auf Weine der I Dolomitici, d.h. er hat nur deren Weine nebeneinander probiert. Ich vermute, dass das Tasting auch selektiv war, d.h. v.a. fokussiert auf Nosiola bei Weiß und Teroldego bei Rot.

Kennst du außer Foradori noch andere der genannten Winzer? Ich kenne mich im Trentino überhaupt nicht aus, mir sagen deshalb die Namen auch nichts.
Beste Grüße, Stephan
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olifant

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Re: Trentino

BeitragMi 28. Sep 2011, 13:27

octopussy hat geschrieben:Hallo Ralf,

olifant hat geschrieben:ich habe mir die Seite der Winzergemeinschft I Dolomitici (http://www.idolomitici.com/) mal angesehen - ist ja noch extrem ausbaufähig im Inhalt :? . Bislang ist auch nur ein Mitglied namentlich present: Castel Noarna.

Vielleicht hast du auf die deutsch- oder englischsprachige Version geschaut. Die scheinen beide noch nicht bestückt zu sein. Auf der italienischsprachigen hat man Portraits aller Winzer, Beschreibungen einiger Weine und - wie ich finde - eigentlich ganz gute Informationen.
...

Kennst du außer Foradori noch andere der genannten Winzer? Ich kenne mich im Trentino überhaupt nicht aus, mir sagen deshalb die Namen auch nichts.


Hallo Stephan,

hinsichtlich dem extrem ausbaufähigen Inhaltes stellte sich gerade eben heraus, dass mir die Seite vorher - warum auch immer - nicht korrekt angezeigt wurde. Jetzt habe ich auch die 11 Mitglieder angezeigt.

Na ja, trotzdem, solche Statemants wie

...

These are producers [...] who dare to do less instead of more: less intervention and lower yields per hectare while cherishing the region's local grape varieties. Tellingly, they call themselves 'I Dolomitici - Liberi Viticoltori Trentini' [...], and in doing so they distance themselves from the cantine sociale (co-ops), while remaining directly linked to the region.

.... Aber (soweit mein italienisch reicht) scheinen mir die verfolgten Ziele doch sehr auf die Individualität der Winzer und ihrer Weinberge zugeschnitten zu sein.


erscheinen dann einfach recht 'wischi-waschi', aber man muss sich halt von den anderen abgrenzen.

Warum gerade die Cantina Sociale als Antipode genannt werden, erschließt sich mir auch nicht. Diese stehen eigentlich nicht in Konkurrenz zu den Winzern dieser Vereinigung - oder geht es um die Qualität der Weine? Die Cantina Sociale des Trentin sind in der Breite bei weitem nicht so Qualitätsorientiert wie die südtiroler Kellereigenossenschaften. Aber alle pflegen sie die autochtonen Gewächse Noisola, Teroldego, Marzemino ...

Eventuell stellt diese Vereinigung ein Pendant zu den Freien Weinbauern Südtirols http://www.fws.it/de/ dar. Das ist eher interessant für Marktauftritt (eigene Flaschenhals-Banderole) und Vermarktung - ein Qualitätsstreben ist sicher der gemeinsame Hintergrund. Aber so unterschiedlich die Winzer, so unterschiedlich deren Weine.
Diese Parallele scheint mir am ehesten einleuchtend 'Freie Weinbauern' = 'Liberi Viticoltori' ;) . Den Quatsch über /gegen Cantina Sociale halte ich dann für Gefasel des Autors.

Aus dieser Vereinigung Trentiner Freier Weinbauern kenne ich ausser Foradori nur noch Cesconi ein wenig besser. Die Betriebe Maso Furli, Vilar und Castel Noarna sind mir namentlich bekannt und ich hatte auch schon mal was im Glas, aber das war's auch schon.

Ob jetzt auch wirklich alle Mitglieder effektiv gleich hochstehend arbeiten wie das Zugpferd Foradori? Ausser Cesconi, der klasse Sachen abliefert (recht voller, reifer, konzentrierter Stil) könnt' ich gar nichts sagen.
Grüsse

Ralf

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Karl Valentin
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octopussy

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Re: Trentino

BeitragDo 29. Sep 2011, 08:58

olifant hat geschrieben:Na ja, trotzdem, solche Statements wie

...
These are producers [...] who dare to do less instead of more: less intervention and lower yields per hectare while cherishing the region's local grape varieties. Tellingly, they call themselves 'I Dolomitici - Liberi Viticoltori Trentini' [...], and in doing so they distance themselves from the cantine sociale (co-ops), while remaining directly linked to the region.


erscheinen dann einfach recht 'wischi-waschi', aber man muss sich halt von den anderen abgrenzen.

Hallo Ralf,

u.U. hat Walter Speller da tatsächlich entweder die Aussage eines einzelnen Winzers unreflektiert wiedergegeben oder sich selber etwas zusammengereimt, was die Gruppe vielleicht gar nicht will (man kann ja auf hohe Qualität setzen, ohne sich explizit von anderen abzugrenzen und damit zu suggerieren, die anderen würden keine gute Qualität erzeugen).

olifant hat geschrieben:Warum gerade die Cantina Sociale als Antipode genannt werden, erschließt sich mir auch nicht. Diese stehen eigentlich nicht in Konkurrenz zu den Winzern dieser Vereinigung

Vielleicht geht es hier auch hauptsächlich darum, überhaupt Aufmerksamkeit für sich zu erzeugen. Wenn man mal die einschlägigen deutschen Weinshops durchschaut (und auch in der Gastronomie), findet man Weine von Elisabetta Foradori recht häufig und hin und wieder auch Genossenschaftsweine (ich habe z.B. neulich einen sehr annehmbaren Marzemino der Cantina d'Isera getrunken). Aber ansonsten scheint mir, als würden Weine aus dem Trentin in Deutschland kaum Beachtung finden, jedenfalls viel weniger als Südtiroler Weine. Dem Artikel von Walter Speller nach zu urteilen, scheint es der Gruppe I Dolomitici aber hauptsächlich um die Betonung ihrer Individualität und Unabhängigkeit zu gehen.
Beste Grüße, Stephan
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olifant

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Re: Trentino

BeitragDo 29. Sep 2011, 10:23

Hallo Stephan,

der Zusammenschluss qualitätsorientierter Winzer nach südtiroler Vorbild, den FWS (so wie ich das im Moment interpretiere), wäre ja schon mal eine allgemein progressive Sache fürs Trentino.

Historisch hat das Trentin eine Winzerstruktur vergleichbar mit Südtirol: Cantina Sociale, Privat- und Handelskellereien mit Vertragsanbau und nur wenige selbständige Winzer. Jedoch anders als in Südtirol die Kellereigenossenschaften, waren die/sind die Cantina Sociale des Trentin nicht die treibende Kraft eines qualitativen Umbruchs im Weinbau, der (in Südtirol) inzwischen zu einer Vielzahl von qualitätsbewussten selbständigen Winzern geführt hat.
Eben, wer kennt schon Cantina d'Isera, Cantina d'Avio, etc. - da sind die grossen Handelshäuser, bzw. Privatkellereien bei weitem innovativer und bekannter (z.B. LaVis/Val di Cembre oder Mezzocorona/Rotari, Cavit, ...) - aber das Qualitätsbewusstsein auf breiter Ebene, an der Basis durch zu setzten, dazu bedarf es die Genossenschaften (die dies in Südtirol vorgemacht haben). Die Saat des Erfolgs wird in Südtirol fleissig geerntet - im Trentin ist man vielleicht gerade erst mal dabei die Felder zu pflügen (um das landwirtschaftliche Bild weiter zu strapazieren.)

Bis dato gehen die Innovationen im Trentin von Einzelnen aus, wie z.B. San Leonardo, Foradori, Pojer & Sandri, Lunelli/Ferrari - deren Erfolg findet erst jetzt langsam Nachahmer, obwohl deren positives Vorbild bereits z.T. seit 2-3 Jahrzehnten oder länger existiert.

Warum finden die Weine des Trentin (ausser z.B. von den vorgenannten Ausnahmen abgesehen) keine Beachtung - zum einen fehlt, wie schon gesagt, in der Breite die Qualität (und das Qualitätsbewusstsein), und zum anderen die Konstanz, wenn einmal der ein- oder andere Erfolg eingefahren wird, diesen langfristig zu bestätigen. Ich denke das Trentin steht hier erst noch am Anfang einer positiven Entwicklung.
Grüsse

Ralf

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Karl Valentin
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BuschWein

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Re: Trentino

BeitragDo 29. Sep 2011, 10:39

da sind die grossen Handelshäuser, bzw. Privatkellereien bei weitem innovativer und bekannter (z.B. LaVis/Val di Cembre oder Mezzocorona/Rotari, Cavit, ...)

Das waren vielfach aber zuerst auch Genossenschaften, die dann später in private Gesellschaften überführt wurden und danach auch außerhalb des Trentins investiert haben. Dies liegt auch daran, dass die Weinberge im Trentin die teuersten in ganz Italien sind, was weniger an deren berühmter Qualität liegt, als schlicht daran, dass es nicht viel Fläche gibt und der Weinbau sich meist mit Gewerbe und Wohnbebauung um die Flächen streiten muss. Ich könnte mir auch vorstellen, dass die hohen Preise ein Hinderungsgrund für Quereinsteiger und Jungwinzer sind. Wer im Trentin neu in den Weinbau einsteigen will braucht entweder schon die Flächen oder muss viel Geld in die Hand nehmen.

Dazu kommt, dass das Trentin viel mehr nach Süden, Italien, ausgerichtet ist, und schon dadurch bei uns weniger bekannt ist.

Einen privaten Winzer will ich aber noch nennen, der schon viele Jahre auch in Deutschland recht gut präsent ist und auch schon immer zur qualitativen Spitze im Trentin gehört: Endrizzi in San Michele
Armin
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olifant

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Re: Trentino

BeitragFr 30. Sep 2011, 09:43

Hallo Stephan,

danke für die Übermittlung des vollständigen Artikels.
Eines auf jeden Fall, gut recherchiert und informativ und teils pointiert geschrieben. Viel Info über das Trentin, den Sinn und Unsinn der Trentiner DOCs, über Rebsorten, den Weinmarkt, und und und ...

Einige der angesprochenen Punkte sind jetzt deutlich klarer.

Die Kritik an den Cantina Sociale:
Die Cantina Sociale (und die Grosskellereien) bemühen sich nicht um ein klar definiertes Bild 'typisch' Trentiner Weines - es genügt Ihnen Umsatz mit 'internationalen' Massenprodukten, allem voran Chardonnay und Pinot Grigio, deren Anbaufläche im Trentin weiterhin wächst. Bei den Roten ein ähnliches Bild, gefördert wird der Anbau von Cabernet und Merlot.
Unberücksichtigt bleiben heimische Rebsorten, bzw. deren Förderung (Marzemino, Noisola, Enantio ...).
Kritisiert wird vorallem die Marktmacht, und die damit einhergehende Bevormundung der Vertragswinzer, bspw. die damit einhergehende Anordnung der Kellereien mehr Chardonnay, Pinot grigio, Cabernet, etc. zu pflanzen.
Hier sehe ich eben den deutlichen Unterschied zu den Südtiroler Genossenschaften (und auch einigen der grösseren Kellereien): Während in Südtirol im wesentlichen mehr und mehr auf Klasse gesetzt wird - Schlagwort richtige Rebe am richtigen Standort -, genügt man sich hier mit Masse und ist zufrieden damit. Es gibt kein gesteigertes Bewusstsein, weder über das Fördern besserer Qualitäten (wobei schliesslich nicht nur schlechtes in die Flasche kommt) oder qualitativ hochwertiger Weine mit regionalem Bezug. Kein Bewusstsein darüber, das dies auch kulturellen Verlust bedeutet, bzw. dazu führt.

Gruppe I Dolomitici:
Gegenseitige Förderung und Unterstützung der Mitglieder - wie immer dies auch aussieht. Auf jeden Fall wird betont auf Qualität und nicht auf Quantität gesetzt. Das muss nun nicht bedeuten, dass alle autochtone Reben anbauen - (die Cuveetierung der o.g. Weine spricht schliesslich eine andere Sprache) - jedoch soll dies gefördert und wo noch Bestand vorhanden - erhalten werden.
Quasi als 'Leuchtturm-Projekt' bewirtschaften die Winzer gemeinsam einen mit Enantio (autochtone rote Rebsorte) bepflanzten Weinberg, dessen Rodung und Um-Bestockung verhindert wurde.

Netter Exkurs:
Kritisiert in diesem Artikel wird z.B. auch die Trentiner DOC-Kontrollbehörde. So wird von Foradori kolportiert, dass dem Amphoren-Teroldego die Anerkennung des DOC Status wegen fehlender Teroldego-Typizität verweigert wurde - sie solle diesen nach entsprechender Überarbeitung nochmals einreichen.
Daraufhin hat Foradori ihrern Wein selbst zum IGT Vigneti delle Dolomiti deklassiert, versehen mit einem Rückenetikett:
'Vigneti delle Dolomiti - sono il vino rivedibile', which loosely translates into 'I am the wine that needed to be revised'.
Grüsse

Ralf

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Karl Valentin
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olifant

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Re: Trentino

BeitragMo 14. Nov 2011, 09:39

... nicht nur Frau Foradori bringt sehr guten Teroldego auf die Flasche ...

Teroldego Rotaliano Clesurae 2000, Cantina Rotaliana - Mezzolombardo

dunkles glänzendes Rubinrot mit leichter Randaufhellung; saftige Fruchtnoten von Heidelbeeren, Himbeeren, reifem Holunder, feines Edelholzparfüm und feines Leder sehr dezent im Hintergrund; am Gaumen gutes Mittelgewicht, klar definierte dichte Frucht korrespondierend zur Nase, offen, mit sehr gut integrierten dezenten (unröstigen) Barriqueausbaunoten (Vanille, Leder), feines samtiges Tannin, bestens integrierte und abgepufferte Säure, sehr animierend, ausgewogen, saftig, rund; langer harmonischer Abgang auf komplexe Fruchtnoten, saftig - 17-17,5/20 op

Erinnert entfernt an Lagrein, wirkt jedoch etwas feiner und weniger rustikal. Der Barriqueausbau scheint bestens gewesen zu sein - keine trocknenden Tannine, keine aufgesetzt wirkenden Holz-/Toastnoten. Jetzt im besten Trinkfenster, sollte aber auch noch 1-2 Jahre diese Verfassung halten können.
Grüsse

Ralf

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olifant

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Re: Trentino

BeitragDo 12. Jan 2012, 10:54

... noch was feines aus dem Trentino / Vallagarina ...

Esegesi 1998 Rosso, Az. Agr. Eugenio Rosi - Volano, Cuvée ca. 80% Cabernet Sauvignon, ca. 20% Merlot, 12,5% Alc.

dunkles funkelndes Rubinrot, leichter Wasserrand; nach dem Aufziehen rote und schwarze Johannisbeeren, grüne Paprika, Erde, leichter Vanilleton, mit Luftzufuhr komplexe filigrane würzige rot-schwarze Beerennase, verwoben mit Leder- und Erdnoten; am Gaumen mittlere Dichte, anfangs deutlich schwarze johannisbeere und etw. grüne Paprika, viel Würze, Erdnoten, mineralische (Kalk-?)Noten, etwas Leder, mit Belüftung verfliegt die leicht grüne Note, die Aromen presentieren sich sehr komplex verwoben, dunkelbeerig-würzig, feines Tannin noch mit nötigem Grip ausgestattet, perfekt eingepasste Säure, komplex-würzig-elegant mit steilem Trinkfluss; langer Abgang korrespondierend zum Gaumen, feiner komplexer Nachhall - 17-17,5/20 op

Kurz nach dem Aufziehen etwas diffus und grün, mit erfolgter Belüftung jedoch herrlich zu trinkender linksufriger ;) Bordeaux :lol: . Extremer Trinkfluss, leider nur Einzelflasche.

Nach dieser Erfahrung scheint mir die Az. Agr. Rosi, Mitglied der Assoziatione Vignaioli del Trentino und anscheinend Vertreter eines naturnahen und minimal intervenierenden Weinbaues, ein ganz heisser Tipp zu sein.
Das Manko ist, die Weine dieses Betriebes sind in Deutschland praktisch nicht erhältlich und auch im Ursprungsland sehr rar (einzig gefundene Quellen Enoteca Bulzoni - Rom, sowie Cibi e Vini aus Kopenhagen DK) - die Kosten scheinen mir bei einem Enotecenpreis von 17,50 € (Rom) für das gebotene durchaus vertretbar (in DK liegt der preis dann schon bei ca. 24 € zzgl Mwst). Selbst in Enoteken der (beachbarten Region) Südtirol ist mir der Wein, respektive Winzer, bis dato nicht ins Auge gefallen.
Ausser dem Esegesi (Bordeaux-Cuvée) wird in Rot noch der Poemia (sortenreiner Marzemino) und der Dòron (sortenreiner Marzemino passito 'Stramature Rosso Dolce'), sowie die weisse Cuvée Anisos produziert.
Grüsse

Ralf

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Karl Valentin
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