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Emilia-Romagna

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mixalhs

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Re: Emilia-Romagna

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Bernd Schulz

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Re: Emilia-Romagna

BeitragMo 11. Mai 2020, 22:18

Dass ich freiwillig einen italienischen Weißwein kaufe, kommt nur alle Jubeljahre vor. Aber jetzt habe ich es im Zusammenhang mit der Bestellung von diversen Fressalien (gute Oliven haben die Italiener ja :mrgreen: ) bei Superiore mal wieder getan (es war übrigens zum Glück :twisted: die einzige Weinflasche im Paket):

Bild

Jetzt wird man mir natürlich erwidern, dass ich zu 6,99 (reduzierter Preis, der Wein lag vorher bei satten ;) 7,95 ) nicht mehr erwarten kann. Und darauf muss ich dann entgegnen, dass "Lischens Müller" von Lisas Bunn zu 5,90 (regulärer Preis) gegenüber dem "Ceregio" eine absolute Offenbarung an Charakterstärke und geschmacklicher Dichte war.

Ich hatte bei meinem ausgesprochen italophilen Freund Darius (der auch Forumsmitglied ist, aber hier leider schon lange keinen Beitrag mehr geschrieben hat), bereits italienische Weiße, die mich überzeugt haben, im Glas, aber offenbar findet man so etwas nur als absoluter Insider, und wenn man es findet, findet man es nicht im einstelligen Preisbereich.

Meinen nächsten weißen Italiener erwerbe ich dann 2022 oder 2023.... :twisted:

Herzliche Grüße

Bernd
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UlliB

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Re: Emilia-Romagna

BeitragDi 12. Mai 2020, 10:06

Hallo Bernd,

tatsächlich hat mit Ausnahme von ein paar Chardonnays aus dem Piemont noch kein Weißwein aus Gegenden südlich des Po den Weg in meinen Keller gefunden.

Das ändert aber nichts daran, dass viele dieser Weine vor Ort getrunken ganz hervorragend zur lokalen Küche passen, z.B. zu Antipasti oder einem Fischgericht. Gerade die von Dir bemängelte "neutrale" Art macht die Weine im Einsatz mit etwas Essbarem sehr flexibel. Und tatsächlich findet man da durchaus auch das eine oder andere Exemplar, das einen gewissen Charakter zeigt - auch in Herkünften wie z.B. Orvieto oder Frascati, die durch jahrzentelangen Missbrauch des Namens in deutschen Pizzerien imagemäßig schwer unter die Räder gekommen sind. Außerhalb der unmittelbaren Touristenzentren zahlt man für gute Exemplare auch mal weniger als fünf Euro für die Flasche.

Hier zeigt sich übrigens tatsächlich ein deutlicher kultureller Unterschied: in Italien (mit Ausnahme vielleicht von Südtirol) trinkt man Wein zum Essen - und zwar ausschließlich. Wer Wein "nur so" trinkt, gilt ganz schnell als Alkoholiker. Nicht umsonst halten Italiener deutsche Touristen, die Wein außerhalb von Mahlzeiten trinken (und möglicherweise auch noch nach dem Essen einen Cappuccino haben wollen, ein absolutes no-go) für völlig kulturlose Barbaren 8-)

Gruß
Ulli
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Ollie

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Re: Emilia-Romagna

BeitragDi 12. Mai 2020, 11:57

UlliB hat geschrieben:Nicht umsonst halten Italiener deutsche Touristen, die Wein außerhalb von Mahlzeiten trinken (und möglicherweise auch noch nach dem Essen einen Cappuccino haben wollen, ein absolutes no-go) für völlig kulturlose Barbaren


Naja, jeden Abend schütten sich Milliarden Italiener ein Glas oder drei Wein hinter die Binde, bevor sie zum Abendessen schreiten, und verbrämen die dazu gereichten Crostini als "Mahlzeit", sicherlich damit aus dem aperitivo kein falsch verstandenes AA-Treffen wird oder in Transalpinien jemand einen großen Schreck bekommt. Nur ganz wenige Italiener haben genug Anstand, statt Wein einen Spritz zu trinken. Die Wählerischen oder geographisch Herausgeforderten - Spritz kann außerhalb des Veneto wirklich kaum einer richtig rühren - ersetzen aus Notwehr oder schierer Unwisssenheit den Prosecco mit Gin und das Wasser mit rotem Vermouth, was insgesamt sowieso eine schmackhaftere Idee ist. But ymmv.

Ich mein' es wär' ja nicht Italien, wenn die Leute nicht völlig krasse Regeln aufstellen würden, um sie nicht sofort zu brechen. Sonst wären es ja Deutsche. Und das wäre... hahahaha... ma nooo, impossibile .... also wirklich, was denken sich die tedesken....

Cheers,
Ollie

PS: Allerdings schweigen sofort alle still in der große Kantine, und das Piano hört auf zu spielen, wenn ein Berliner Kollege nach dem Mittagessen an der Theke einen Latte Macchiato bestellt. Wir müssen uns dann immer beeilen, cafè! cafè macchiato! zu korrigieren, damit die EU nicht auseinanderbricht.
Parfois, quand c'est trop minéral, on s'emmerde.
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Bernd Schulz

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Re: Emilia-Romagna

BeitragDi 12. Mai 2020, 12:38

UlliB hat geschrieben:Das ändert aber nichts daran, dass viele dieser Weine vor Ort getrunken ganz hervorragend zur lokalen Küche passen, z.B. zu Antipasti oder einem Fischgericht. Gerade die von Dir bemängelte "neutrale" Art macht die Weine im Einsatz mit etwas Essbarem sehr flexibel.


Dass der Wein ganz gut zu Fisch passen könnte, habe ich ja schon in meiner VKN vermutet. Und da noch einiges in der Flasche vorhanden ist (gestern war mir das Zeug einfach zu freudlos, um es groß weiter zu trinken), müsste ich das eigentlich mal testen. Allerdings weiß ich nicht genau, wie ich das machen soll, denn mittags trinke ich keinen Wein, und abends koche ich keinen Fisch (es sei denn, Ralf Gundlach bringt mir nachmittags eine selbst geangelte Forelle vorbei).

UlliB hat geschrieben:Hier zeigt sich übrigens tatsächlich ein deutlicher kultureller Unterschied: in Italien (mit Ausnahme vielleicht von Südtirol) trinkt man Wein zum Essen - und zwar ausschließlich. Wer Wein "nur so" trinkt, gilt ganz schnell als Alkoholiker. Nicht umsonst halten Italiener deutsche Touristen, die Wein außerhalb von Mahlzeiten trinken (und möglicherweise auch noch nach dem Essen einen Cappuccino haben wollen, ein absolutes no-go) für völlig kulturlose Barbaren


Diese merkwürdige ;) Einstellung der Italiener war mir bekannt. Und es handelt sich um einen der Hauptgründe dafür, dass ich niemals nach Italien (außer Südtirol natürlich) reisen werde. Schließlich verbringe ich meinen Urlaub nicht dort, wo ich von Barbaren für einen Barbaren gehalten werde. :twisted:

Ollie hat geschrieben:Nur ganz wenige Italiener haben genug Anstand, statt Wein einen Spritz zu trinken.....


Was ist ein Spritz? Wieso zeugt es von Anstand, wenn man den statt Wein trinkt? Und was für besondere Fertigkeiten sind vonnöten, um ihn gut zu rühren?

Herzliche Grüße

Bernd
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UlliB

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Re: Emilia-Romagna

BeitragDi 12. Mai 2020, 13:37

Bernd Schulz hat geschrieben:Diese merkwürdige ;) Einstellung der Italiener war mir bekannt. Und es handelt sich um einen der Hauptgründe dafür, dass ich niemals nach Italien (außer Südtirol natürlich) reisen werde. Schließlich verbringe ich meinen Urlaub nicht dort, wo ich von Barbaren für einen Barbaren gehalten werde. :twisted:

Na, dann musst Du auch Frankreich meiden, wo man das ziemlich ähnlich sieht. Spanien weiß ich nicht, da war ich zu selten. Und in Portugal scheint man trotz eigener Weinproduktion mit dem Alkoholkonsum eher noch zurückhaltender zu sein als in Italien und Frankreich.
Was ist ein Spritz?

Eine Mixtur aus Aperol, Prosecco, und etwas Sodawasser. Aperol wiederum ist so eine Art Likör, mit fieser oranger Farbe (meine Vermutung: 100% Azofarbstoff), ordentlich Zucker, und einem künstlich wirkenden Orangenaroma und ein paar weiteren Bonbonaromen. Ich nehme an, das Zeug ist ein Abfallprodukt der immer noch ziemlich umfangreichen oberitalienischen Chemieindustrie :mrgreen:

Tatsächlich habe ich in Italien immer nur deutsche Touristen Spritz trinken gesehen; Italiener eigentlich nie. Aber im Veneto war ich außer am östlichen Gardasee (und da ist eigentlich sowieso schon Bayern :lol: ) nicht unterwegs. Vielleicht verrät uns Ollie ja mal, wie man einen anständigen Spritz rührt...

Gruß
Ulli
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austria_traveller

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Re: Emilia-Romagna

BeitragDi 12. Mai 2020, 14:25

UlliB hat geschrieben:Spanien weiß ich nicht, da war ich zu selten.

Also in Spanien haben wir immer wieder in der Mittagszeit Büroleute um einen Stehtisch herum mit einer Flasche Wein gesehen. Kann also nicht so schlimm sein.
Außerdem für wen soll es dann glasweise die ganzen Riojas & Riberas geben, die u.a. auch in der essenfreien Nachmittagszeit gekauft werden. In den Lokalen wo wir immer wieder eingekehrt sind, sind immer junge & alte Spanier zusammengesessen bei eine Gläschen oder mehr.
UlliB hat geschrieben:Tatsächlich habe ich in Italien immer nur deutsche Touristen Spritz trinken gesehen;

Also ich nicht, wobei ich natürlich nicht zwischen einem Italiener und einem italienisch sprechenden Tourist unterscheiden kann. ;)
Meiner Meinung nach handelt es sich bei einem Spritz aber hauptsächlich ein Damengetränk.
Beste Grüße
Gerhard aus Wien
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amateur des vins

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Re: Emilia-Romagna

BeitragDi 12. Mai 2020, 14:37

austria_traveller hat geschrieben:Meiner Meinung nach handelt es sich bei einem Spritz aber hauptsächlich ein Damengetränk.
Ich bin schon bei "Getränk" am zweifeln...
Besten Gruß, Karsten
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Bernd Schulz

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Re: Emilia-Romagna

BeitragDi 12. Mai 2020, 14:41

amateur des vins hat geschrieben:
austria_traveller hat geschrieben:Meiner Meinung nach handelt es sich bei einem Spritz aber hauptsächlich ein Damengetränk.
Ich bin schon bei "Getränk" am zweifeln...


Ich nach Ullis Erläuterungen auch. Aber trotzdem bin ich irgendwie gespannt auf Ollis Anmerkungen zur hohen Kunst des Spritz-Rührens!

Herzliche Grüße

Bernd
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austria_traveller

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Re: Emilia-Romagna

BeitragDi 12. Mai 2020, 14:45

Bernd Schulz hat geschrieben:Aber trotzdem bin ich irgendwie gespannt auf Ollis Anmerkungen zur hohen Kunst des Spritz-Rührens!

Also ich trink es auch gerne !
Es ist süffig (wenn man's den kann) & leicht. Für mich passt es nach Italien.
Verspielt, bissl oberflächlich, leicht zu trinken
Es muß nicht immer ein ernsthafter Wein sein

Man kann's auch mit Campari machen, dann ist es nicht so süß
Beste Grüße
Gerhard aus Wien
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