Aktuelle Zeit: Do 25. Apr 2024, 18:01


Veneto, Friaul, Julisch-Venetien - Der Nordosten

  • Autor
  • Nachricht
Offline

olifant

  • Beiträge: 3746
  • Registriert: Mi 8. Dez 2010, 09:58
  • Wohnort: Bayern

Re: Veneto, Friaul, Julisch-Venetien - Der Nordosten

BeitragFr 26. Mai 2017, 12:41

... gestern im Glas ...

Ronc di Zorz Friulano Collio 2011, Az. Agr. Livon - Dolegnano, zum Steckerl-Fisch (Makrele)

mittleres blasses Stohgelb; in der Nase zunächst dominierender Mandel- / Haselnusston, mit Belüftung recht vielschichtig mit Trockenfrucht, Honig, Trockenblumen, Ginster, Beifuss, heissem Stein und Muskat; am Gaumen stoffig, zunächst ebenfalls dominiert von einer Alterstonartigen Mandel-/Haselnussaromatik, die ebenfalls im Verlauf zu feingliederiger werdenden komplexen Mischung aus Trockenfrucht- und Honigtönen, vegetalen Anklängen von getrockneten Küchenkräutern, Gewürz und mineralischen Noten mutiert, Säure eher etwas lasch, im Kontext aber stimmig vorhanden, stoffig, cremig, in der Nase Solist, am Gaumen wird Essensbegleitung benötigt; mittellanger - langer Abgang korrespondierend zum Gaumen, deutliche Reife - 16,5-17/20 op

Für ein besseres Reifeverhalten fehlt m.E. ein Mehr an Säure, der recht warme Jahrgang lässt grüssen - austrinken. Essensbegleiter.
Grüsse

Ralf

Die Zukunft war früher auch besser.
Karl Valentin
Offline

Bradetti

  • Beiträge: 788
  • Registriert: Do 20. Nov 2014, 11:34
  • Bewertungssystem: Auf Benutzername klicken

Re: Veneto, Friaul, Julisch-Venetien - Der Nordosten

BeitragMo 26. Jun 2017, 11:25

So, am Wochenende habe ich mir mal die einzelnen Soave-Qualitäten von Pieropan zu Gemüte geführt und verglichen:

2015 Soave Classico
Dieser Basis-Soave (90 Galloni-Punkte) für unter 9 EUR zeigt sich in hellem Gelb. In der Nase Zitrusfrucht, Kräuter und Wiesenblumen.
Am Gaumen recht frisch, Zitrus gepaart mit moderater Mineralität. Der Wein besticht jetzt nicht durch immense Tiefe - trinkt sich aber sehr schön. 88 Punkte

2014 Soave Classico "Calvarino"
Die Mittelliga bei Pieropan für ca. 14 EUR. In der Nase anfangs kaum Frucht (etwas Zitrus), sondern Kräuter, Steine. Nach einer Stunde dann ein schönes Bouquet von Tropenfrüchten und bissel Zitrus und leichte Kräuter. Fast an einen neuseeländischen Sauvignon Blanc erinnernd. Am Gaumen dann sehr mineralisch, ordentliche Säure mit Zug, sehr komplex, immer wieder durchscheinende Früchte, Steine, Kräuter und im recht langen Abgang leichtes Marzipan durchscheinend. Der Wein hat rassige Kraft, ist ungestüm. Hat durchaus Größe. Sehr sehr schön und fast schon unglaublich für diesen Preis. 92+ Punkte

2015 Soave Classico "La Rocca"
Das Flaggschiff des Hauses für ca. 21 EUR. In der Farbe schon deutlich anders als die beiden Vorgänger, nämlich sattes goldgelb!
In der Nase sehr balanciert nach gelben und weißen Früchten (von Zitrus, über Apfel, Pfirsich, Ananas) dezente Kräuteraromatik, Wiesenblumen. Am Gaumen weiche Textur mit moderater Säure, recht komplex und in sich ruhend. Hat durchaus Größe. 92 Punkte

Für mich sind der Calvarino und der La Rocca auf einem Level, nur stilistisch verschieden. Der Calvarino sehr mineralisch und wilder als der balancierte und gesetztere La Rocca.

Unter PLV-Gesichtspunkten und von der mir zusagenden Stilistik her werde ich den Calvarino definitiv nachordern.

Insgesamt gefallen mir alle 3 Pieropan-Weine sehr gut und sind für mich im Weißwein-Segment als absoluter Riesling-Trinker eine sehr angenehme Alternative.
Offline

amateur des vins

  • Beiträge: 4309
  • Bilder: 10
  • Registriert: Sa 10. Mär 2012, 22:47
  • Wohnort: Berlin

Re: Veneto, Friaul, Julisch-Venetien - Der Nordosten

BeitragMo 26. Jun 2017, 12:41

Ah, Pieropan - einer der wenigen Platzhirsche des Soave...

Ich habe die Crus mit den 2012ern kennengelernt. Deine Eindrücke kann ich im großen und ganzen nachvollziehen. Allerdings fand ich den Rocca im Alter von zwei Jahren garnicht besonders gesetzt, sondern im Gegenteil unrund und ungestüm. Das hat sich dann im letzten Jahr, also mit vier, gegeben, das Holz war integriert, und der Wein hat schöne Balance und Gelassenheit erlangt, ohne dadurch im geringsten langweilig geworden zu sein. Der Calvarino ist durchweg frischer und vor allem in der Jugend zugänglicher.

Die Unterschiede sind vermutlich weniger durch die Rebsorten bedingt (Calvarino 100% Garganega, La Rocca 70% Garganega, 30% Trebbiano di Soave), sondern vielmehr durch den Ausbau: Calvarino sieht nur glasierten Beton, während La Rocca im großen Holz ausgebaut wird.

Die Preisdifferenz fand ich in ihrer Jugend auch nicht nachvollziehbar. Mit der Reife wird sie aber schon deutlich plausibler.

Ich sollte mir mal jüngere Jahrgänge reinziehen...
Besten Gruß, Karsten
Offline

Bradetti

  • Beiträge: 788
  • Registriert: Do 20. Nov 2014, 11:34
  • Bewertungssystem: Auf Benutzername klicken

Re: Veneto, Friaul, Julisch-Venetien - Der Nordosten

BeitragMo 26. Jun 2017, 12:56

Und ich sollte mir den Calvarino und den La Rocca wahrscheinlich mal mit etwas Reife zu Gemüte führen und dann nochmal vergleichen.
Kann natürlich sein, dass der La Rocca über die Distanz den Calvarino abhängt.

trotzdem alles in allem schöne weine - der eine wie der andere....
Offline

Ollie

  • Beiträge: 1928
  • Registriert: Mo 6. Jun 2011, 12:54

Re: Veneto, Friaul, Julisch-Venetien - Der Nordosten

BeitragMo 26. Jun 2017, 12:59

Oh, ja, Pieropan hatte ich auch schon sehr lange nicht mehr im Glas. Ich erinnere mich aber, damals Anselmi bevorzugt zu haben; speziell der La Rocca war damals etwas enttaeuschend im Vergleich zum Capitel Croce. Wie seht ihr das?

Cheers,
Ollie
Parfois, quand c'est trop minéral, on s'emmerde.
Offline

Bradetti

  • Beiträge: 788
  • Registriert: Do 20. Nov 2014, 11:34
  • Bewertungssystem: Auf Benutzername klicken

Re: Veneto, Friaul, Julisch-Venetien - Der Nordosten

BeitragMo 26. Jun 2017, 13:18

Hi Ollie,
da kann ich nicht mitreden, werde aber Capitel Croce und auch den Capitel Foscarino mal antesten.

Danke für den Tipp!
Offline

amateur des vins

  • Beiträge: 4309
  • Bilder: 10
  • Registriert: Sa 10. Mär 2012, 22:47
  • Wohnort: Berlin

Re: Veneto, Friaul, Julisch-Venetien - Der Nordosten

BeitragMo 26. Jun 2017, 13:30

Capitel Croce hatte ich eine Weile nicht im Glas, meine aber, daß er im Vergleich gefälliger war, was ausdrücklich keine Abwertung sein soll. Die Pieropan Crus hatten meiner Erinnerung nach deutlich mehr "Charakter" oder "Ecken und Kanten". Und ich fand letztere komplexer, das gab für mich den Ausschlag. Aber ja: La Rocca fand ich auch initial enttäuschend. Bei dem brauchst Du etwas Geduld, meine ich.

Je nach individuellen Vorlieben, Tagesform oder Luftfeuchtigkeit mag der eine oder andere besser gefallen.

Capitel Foscarino kenne ich nicht, San Vincenzo war aber auch nicht schlecht.
Zuletzt geändert von amateur des vins am Mo 26. Jun 2017, 15:26, insgesamt 1-mal geändert.
Besten Gruß, Karsten
Offline

amateur des vins

  • Beiträge: 4309
  • Bilder: 10
  • Registriert: Sa 10. Mär 2012, 22:47
  • Wohnort: Berlin

Re: Veneto, Friaul, Julisch-Venetien - Der Nordosten

BeitragMo 26. Jun 2017, 14:05

Anselmi:
San Vincenzo 2011 (29.06.2012):
Sehr aromatische, fast "parfümierte" Nase: Ananas, Lychee, Papaya, Melone; floral. Am Gaumen grüne Noten über reifer gelber Frucht. Angenehm milde Säure, leichte Mineralik. Deutlich restsüß(?). Mittellang, etwas mineralisch.

Capitel Croce 2010 (29.06.2012):
Tendenziell ähnliche Nase, aber viel verhaltener. Mineralischer (Kräuter, Stahl), viel weniger fruchtig. Am Gaumen cremiger, fast viskos. Weniger schmeichlerisch, aber trotz (wegen?) größerer Finesse spannender. Scheint trockener(?).
Den Säureeindruck würde ich heute womöglich anders bewerten: Ich mag's inzwischen gerne etwas knackiger als früher.

Pieropan:
Calvarino und La Rocca 2012 (13.02.2015):
Nase: C wie ein deutscher WB! keine Frucht, frisch, "mineralisch". R hat viel Holz gesehen, aber darunter ähnlich, und auch nicht unangenehm, nur sehr mächtig.
Gaumen: Hier merkt man beim C den Unerschied zum WB: Leichte Würze, Honig und etwas Kräuter (Oregano?). Frisch und sehr fein. Wirkt eher kurz; Würze ist lange erkennbar, aber sehr, sehr dezent. Nase jetzt auch komplexer: etwas würzig; sogar minimal rauchig. [+15'] Nach dem C ist beim R das Holz in der Nase fast etwas penetrant. Am Gaumen nat. mehr Fett, allerdings hier das Holz nicht unangenehm auffällig. Dennoch fehlt die Finesse, das spielerische. Hallt länger nach, aber davon kommt viel vom Fass. [...] [+1d] C hat deutlich Frische eingebüßt (Säure), dafür cremiger, und man erkennt das "vulkanische". Ganz zuletzt dtl. Aprikose! R sogar dezenter in der Nase; ebenfalls sehr weich. Holz immernoch sehr präsent, aber in sich stimmig, und auch nicht "verholzt".

La Rocca 2012 (20.03.2015)
Nase kommt mir heute dtl. weniger holzig vor. Zwar erkennbar, und recht voll, aber keineswegs penetrant.
Auch am Gaumen finde ich den Ausbau weniger prominent/störend, obwohl durchaus erkennbar. Frische Säure, stimmig.Vielleicht nicht allzu facettenreich. Im Abgang wieder kräuterig-herb und Honig, wie gehabt. [+1h] Gut zur Mangold-Porree-Quiche. Danach: Holz jetzt etwas prominenter, aber nicht übermäßig. Insgesamt ziemlich nett!

La Rocca 2012 (09.07.2015)
Frisch, reduziert, "mineralisch". Einiges Holz, aber nicht so ausgeprägt wie erinnert. Etwas Ananas, Grapefruit - sehr dezent. Gaumen ganz ähnlich: Holz deutlich, aber nicht penetrant; einige Fülle, aber nicht fett. Dazu eine herbe, recht eigene Note, die ich den Rebsorten zuschreibe. [+1d] Profitiert davon, hinreichend kühl zu sein. Dann durchaus frisch - trotz des Ausbaus - mit nussiger Note; wenig Frucht, eher "mineralisch". Nicht ganz überzeugend: Rebsorte?

La Rocca 2012 (11.10.2016)
Nase "mineralisch", ein klein wenig buttrig. Hagebutte, Tee, weißer Pfirsich, Lychee - vielfältig und ständig wechselnd. Nussig. Gaumen: Erinnert an eine Cuvée aus WB und GB, dezent in Holz ausgebaut, und fein gewürzt mit weißem Pfeffer, Thymian und Oregano.
Die letzte Notiz ist nicht explizit begeistert, und ich habe auch keine Bewertung dazugeschrieben, aber ich war wohl recht angetan. ;)
Besten Gruß, Karsten
Offline

Ollie

  • Beiträge: 1928
  • Registriert: Mo 6. Jun 2011, 12:54

Re: Veneto, Friaul, Julisch-Venetien - Der Nordosten

BeitragMo 26. Jun 2017, 14:20

Wow, danke fuer die ausfuehrlichen Notizen! Ich erinnere mich jetzt: es waren 2007er, der Anselmi war ein 2006er. Und ja, ich fand ich runder, schmelziger, mit Fenchel und frischem Lorbeer unter der Frucht, der Pieropan dagegen etwas arg resch, ohne dass er das durch Komplexitaet haette auffangen koennen.

Hmmm, muss ich mich mal wieder mit Soave beschaeftigen. Fuer mich eh ein unsung hero der Weissweinwelt, wie so vieles da aus der Ecke. Und zu gegrilltem Fisch eine super Sache. (Vorletzte Woche sind zwei Riesling-GGs daran gescheitert. Man braucht halt doch noch was Anderes als nur dieses deutsche Geraffel. :lol:)

Cheers,
Ollie
Zuletzt geändert von Ollie am Di 27. Jun 2017, 10:09, insgesamt 1-mal geändert.
Parfois, quand c'est trop minéral, on s'emmerde.
Offline

amateur des vins

  • Beiträge: 4309
  • Bilder: 10
  • Registriert: Sa 10. Mär 2012, 22:47
  • Wohnort: Berlin

Re: Veneto, Friaul, Julisch-Venetien - Der Nordosten

BeitragMo 26. Jun 2017, 14:32

Immer gerne, wenn ich denn mal kann! :)
Ollie hat geschrieben:[Soave] Fuer mich eh ein unsung hero der Weissweinwelt, wie so vieles da aus der Ecke.
Naja, der Anteil an schlechten Weinen ist bei Soave schon außergewöhnlich hoch. :twisted: Aber Garganega ist sehr eigenständig, und so haben die wenigen guten Vertreter sicher Aufmerksamkeit verdient.
Ollie hat geschrieben:Und zu gegrilltem Fisch eine super Sache. (Vorletzte Woche sind zwei Riesling-GGs daran gescheitert. Man braucht halt doch noch was Anderes als nur dieses deutsche Geraffel. )
Manch einer serviert Riesling zu wirklich allem: Wildbraten, Chorizo, wer weiß, zu was allem noch... :roll: :mrgreen:
Besten Gruß, Karsten
VorherigeNächste

Zurück zu andere Regionen Italiens

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 16 Gäste

Impressum - Nutzungsbedingungen - Datenschutzrichtlinie - Das Team - Alle Cookies des Boards löschen