Den "einfachen" Passopisciaro (rosso, muß man ja jetzt dazusagen) hatte ich schon ein paarmal. Es gibt aber auch "Crus", Lagenweine - die
Contrade. Davon hatte ich mir vor längerem je eine Probeflasche
Contrada Chiappemacine 2012
Contrada Guardiola 2012
Contrada Rampante 2012vom italienischen Weinhändler meines Vertrauens mitgenommen. Es gibt auch noch die
Contrade Porcaria und Sciaranuova. Seit langem harrten sie der Öffnung, weil ich sie unbedingt zusammen bzw. "gegeneinander" trinken wollte. Es ergab sich bloß nie. Jetzt platzte mir der Kragen, und ich riß sie einfach mal auf.
Alle sind sich einerseits sehr ähnlich (Überraschung!) und für Anfänger sicher schwer auseinanderzuhalten. Andererseits zeichnen sich mit genügend Aufmerksamkeit doch recht deutlich Unterschiede ab, die ich ohne zu Zögern der Lagencharakteristik zuschreiben würde, denn die Weinbereitung scheint doch sehr ähnlich, wenn nicht identisch.
In der Nase ist der
C. mäßig intensiv, dtl. auf roter Frucht, i'wo zwischen Nebbiolo (Barolo) und Pinot (Nuits-St-Georges). Alkohol erkennbar, aber sehr gut eingebunden - nix sticht. "mineralische Würze" und ein Hauch Bergamott(!). Kühler Charakter.
G. erheblich ausdrucksstärker! Deutlich "dunklere" Frucht, sogar Richtung Blaubeere, neben Schwarzkirsche. Sogar die vom Produzenten erwähnten Marzipan und Orange lassen sich erahnen. Ebenfalls kühler Charakter. Rosenblüte.
R. ganz anders und ebenfalls sehr aussdrucksstark. Breiter, wärmer, "süßer" - alles Nuancen, keine Marmelade. Etwas weniger präzise/klar. Walderdbeeren. Frisches Brot.
[+25'] Gaumen:
C. kräftige, milde Tannine ("pulveroso"). Frische Säure. Mittlerer Körper. Alle Eindrücke der Nase bestätigt. Sehr lang!
G. ebenfalls alle Eindrücke bestätigt. Etwas mehr Grip. Leicht "hot" - mehr als der
C.. Eigenständiger.
R. dito. Etwas weichere Textur, hellere Frucht. Im Abgang etwas sauer-bitter.
Alle sind sehr gut, eigenständig (Nerello Mascalese), und auch gut zu unterscheiden. Die Unterschiede sind nicht riesig, aber beim
G. ist deutlich "am meisten los".
C. ist feiner, eleganter, aber auch etwas weniger komplex. (Sehe ich etwas anders, als auf der Homepage beschrieben.)
R. läßt mich etwas ratlos zurück: auf eine Art am ehesten "austauschbar", am wenigsten fokussiert - der sandigere Untergrund?
Alle sind wirklich spannend, eigenständig, komplex. Wäre da nur nicht der Alkohol! 15,5% stehen auf den Etiketten, und auch wenn die exzellent eingebunden sind und in der Nase kaum auffallen, so machen sie sich am Gaumen doch deutlich bemerkbar, strengen an und ermüden. Selten fällt es mir so leicht, angebrochenen Wein zur Seite zu stellen...
Ich weiß (noch) nichts über die Jahrgangscharakteristika am Etna. Wenn das mit dem hohen Alkohol ein "Aurutscher" war, probiere ich sehr gerne nochmal. Anderenfalls sind die Weine leider nicht für mich...
edit:
Wie ich sehe, hat Lobenberg die im Programm. 2014 15,0%, 2015 14,0%. Vielleicht probiere ich noch mal eine Runde 2015er; auch die beiden "fehlenden" Contrade könnte ich dann probieren.