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Sizilien

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m_arcon

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Re: Sizilien

BeitragMo 22. Apr 2013, 16:23

Hallo zusammen,

heute im Glas: Azienda Morgante Nero d’Avola IGT 2010

Farbe: Purpurrote Farbe mit violetten Reflexen.

Nase: Sehr fruchtige Nase mit süßer Beerenaromatik. Noten von Brombeere, schwarze Kirsche und Heidelbeere. Darunter kann man wilde Kräuter erkennen.

Gaumen: Sehr dichter Wein am Gaumen mit nicht zu ausgeprägtem Tannin, dass gut integriert ist. Auch die Säure tritt nicht unangenehm hervor. Alles scheint in einer guten Balance zu sein. Die Primärfrucht dominiert auch hier, allerdings kommen im Abgang Noten von salziger Lakritze, Teer und Graphit dazu. Gute Länge im Finish.
Kann man jetzt auf jeden Fall schon trinken, hat aber noch Luft für weitere 3-4 Jahre.

88-89 Punkte

Ein solider Wein für 8 Euronen kann man da wirklich nicht meckern.


Cheers
Marc
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VillaGemma

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Re: Sizilien

BeitragDo 9. Mai 2013, 11:55

octopussy hat geschrieben:
Alas hat geschrieben:Ich empfehle dir von COS den Rami (weiß) noch zusätzlich. Einer der besten Weißweine, die ich kenne.


den Ramì von COS hatten wir gestern aus 2009. So schön ich Flasche und Etikett fand, war ich am Ende nicht restlos begeistert von dem Wein. Sehr positiv fand ich das Entwicklungspotenzial im Glas, ...


dito. Wir haben den zum Spargel aufgemacht, voller Vorfreude. Ein an sich nicht schlechter Wein, aber irgendwie viel zu schlicht. Nach 1-2h etwas besser. Aber dem Wein fehlt der Körper und die Säure. Kein Vergleich zu einem guten Chardonnay, leider. Ich hatte vom Geschmack einen tollen Start bei jedem Schluck, und dann, wenn der Körper kommen sollte, kam leider gar nix :( ...getrunken bei ca. 14 Grad...wurd im Glas langsam wärmer.

Schade...ist bei uns jedenfalls durchgefallen. Aber vielleicht isses nur der Jahrgang 2009? Das kann ich natürlich nicht beurteilen.

Für uns ca. 87-88P und das trotz toller und vielversprechender Farbe
"wine is sunlight held together by water" (Galileo Galilei)

Auch eine Enttäuschung, wenn sie nur gründlich und endgültig ist, bedeutet einen Schritt vorwärts. (Max Planck)
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octopussy

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Re: Sizilien

BeitragDi 11. Jun 2013, 10:52

Nochmal COS: Am Sonntag habe ich mich einmal durch die aktuelle Kollektion probiert.

Ramì 2011 ist ein völlig anderer Schnack als Ramì 2009. Zwar ist auch der 2011er nicht gerade auf der säurereichen Seite, hat aber deutlich mehr Spannung als 2009. Das kommt hier von der wirklich krassen kalkig-kreidigen Trockenheit. Die in der K&U Notiz genannte "explodierende Fruchtintensität" kann ich nur schwer nachvollziehen. Jedenfalls der 2011er ist sowas von unfruchtig. Der wirkt auf mich eher, als würde man einmal am Rügener Kreidefelsen lecken.

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Noch krasser ist der Pithos 2011 (Amphore). Er ist vielleicht etwas zugänglicher als Ramì 2011, da er nicht ganz so kreidig ist (aber immer noch kreidig genug), hier kommen aber noch leicht oxidiative Noten hinzu (eher die von vergorenem Apfelsaft als sherryartige). Ein sehr individueller Wein, der aber nicht freakig wirkt.

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Von den Roten hat mich vor allem der Cerasuolo di Vittoria, das Aushängeschild des Weinguts, begeistert. Eine herrliche Fruchtintensität, seidige Struktur, Transparenz der Aromen. Für unter 20 Euro ist das ein wirklich außergewöhnlich exzellenter Wein. Der Einstiegs-Nero d'Avola "Nero di Lupo" war ok, hat mich aber nicht vom Hocker gehauen. Beim Flagschiff "Contrada" (100% Nero d'Avola, ausgebaut im Barrique) konnte man schön die Jahrgangsunterschiede erkennen. 2008 ist aktuell verschlossen, aber der 2007er zeigte sich schon recht offenherzig, wieder mit toller Struktur, Eleganz und Verführungskunst. Den Cerasuolo di Vittoria fand ich aber fast genauso gut und fast einen Tick individueller, so dass bei einem Vergleich der Preise die Entscheidung für den Kauf recht leicht fällt.

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Beste Grüße, Stephan
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m_arcon

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Re: Sizilien

BeitragSo 15. Sep 2013, 10:43

Schon etwas her: Occhipinti Nero d´Avola - Frappato "SP 68" aber ein wirklich guter Wein von einer der aufstrebenden Winzerinnen auf Sizilien die u.a. ihre Böden biodynamischen bewirtschaftet.

Ins Glas fließt ein heller, rubinroter Saft, der an Pinot Noir erinnert. In der Nase viel eingelegtes Pflaumenmus, welches mit einem Schuss Rum abgerundet wird. Daneben noch dunkle Waldbeeren, florale Noten und ein ganzer Busch von Kräutern. Es gesellt sich eine wilde, animalische Komponente dazu, die mir häufig bei biodynamisch vinifizierten Weinen auffällt.

Im Mund ein Wein mittleren Körpers, der seine Stärken durch eine unheimliche Frische und Saftigkeit auszuspielen weis. Dir griffige Säure unterstützt den Trinkfluss. Erdige und mineralische Noten geben dem Wein Herkunftscharakter. Am besten man trinkt diesen Wein leicht gekühlt, ansonsten würde der Alkoholgehalt etwas zu deutlich herausstechen. Finish überraschend lang. Ganz vorzüglich passt dazu Salsiccia vom Grill dazu.


http://lagazzettadelvino.blogspot.de/20 ... d-die.html

Cheers
Marc
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octopussy

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Re: Sizilien

BeitragDi 17. Sep 2013, 09:23

Samstagabend haben wir in netter Runde ein paar neurere sizilianische Weine probiert, die Christoph R. zusammengestellt hat. Einige kamen von deutschen Händlern, andere von den Winzern direkt. Zwei rote Fäden zogen sich durch die Probe - zum einen das Weingut COS aus Vittoria und zum anderen die Winzervereinigung I Vigneri, die von Salvo Foti gegründet wurde und so eine Art "Dogma" Bewegung des sizilianischen Weinbaus zu sein scheint. I Vigneri wurde bereits 1435 gegründet als Maestranza dei Vigneri. Die Gruppe um Salvo Foti nimmt diese Tradition auf und versucht, den Weinbau in der Aetna Region mit autochtonen Rebsorten und traditionellen Anbau- und Herstellungsverfahren zu fördern.

Wir haben uns auf autochtone Rebsorten beschränkt: Nerello Mascalese, Nerello Capuccio, Frappato, Nero d'Avola in Rot und vor allem Carricante in Weiß. Christoph hatte die Weine überwiegend in 3-er Flights zusammengestellt, die schöne Vergleichsmöglichkeiten boten.

Prolog

Los ging es mit einem sizilianischen Schaumwein aus 100% Grillo, erzeugt in klassischer Flaschengärung und ohne Dosage. Der Wein heißt 2010 Duedei Vino Spumante Metodo Classico Pas Dosé und stammt nach meinem Verständnis von der Kooperative La Solera Società Cooperativa, die den Wein freundlicherweise zugeschickt hatten. Richtig begeistert war ich nicht, aber der Wein war nicht verkehrt.

Flight 1: Weißwein von den Äolischen Inseln

Dann gab es zunächst einen einzelnen Weißwein, den ersten der I Vigneri Kooperative, hier von I Vigneri Tenuta di Castellaro der 2011 IGT Sicilia Bianco Pomice, eine Cuvée aus 60% Malvasia delle Lipari, 30% Carricante und 10% weiteren autochtonen Rebsorten. Leider hatte der Wein fiesen Kork.

Flight 2: 2011er Weißweine vom Aetna

Das Aetna-Gebiet ist aktuell ziemlich angesagt, so mein Eindruck. Wir hatten folgende drei Weißweine vom Aetna im Rennen:

I Vigneri di Salvo Foti - 2011 Sicilia IGT (Etna) Vigna di Milo
I Vigneri I Custodi delle Vigne dell'Etna - 2011 Sicilia IGT (Etna) ANTE
Ciro Biondi - 2011 Sicilia IGT (Etna) Chianta


Alle drei Weine bestanden hauptsächlich aus Carricante und dazu noch aus weiteren Sorten (z.B. Grecanico, Cataratto und Minella). Ich fand alle drei Weine höchst interessant, aber unglaublich schwierig zu trinken. In der Nase war von wenig da bis karg bis reif bis weinig fast alles dabei, aber nichts, was in mir Begeisterungsstürme entfacht hätte. Am Gaumen waren die Weine besser, v.a. die beiden I Vigneris. Die viel zitierte "salzige Mineralität" kommt hier wirklich mal raus. Ich würde den Ciro Biondi und den Salvo Foti durchaus nochmal trinken, wenn nicht die beiden Weine einen Liebhaberpreis hätten (beide über 30 Euro). So gut fand ich sie dann doch nicht.

Flight 3: Frappato und Cerasuolo di Vittoria

Sodann ging es weiter mit Rotweinen aus der Gegend Vittoria im Süden Siziliens. Dort sind u.a. Andrea Occhipinti und das Weingut COS (das "O" steht ebenfalls für Occhipinti, hier Giusto Occhipinti) ansässig. Folgende Weine hatten wir in diesem Flight:

Arianna Occhipinti - 2011 Sicilia IGT "Il Frappato"
Az. Ag. COS - 2012 Sicilia IGT Frappato
Az. Ag. Manenti - 2011 Cerasuolo di Vittoria


Der Cerasuolo di Vittoria (50% Frappato und 50% Nero d'Avola) hat mich besonders begeistert. Auch den Cerasuolo di Vittoria von COS finde ich sensationell. Wie aus der Notiz oben von m_arcon scheint auch der "SP 68" von Arianna Occhipinti sehr gut zu sein. Ich neige aktuell zu der Annahme, dass Nero d'Avola und Frappato cuvéetiert zu schönen Ergebnissen führen können. Der Manenti war einfach herrlich ausgeglichen, hatte einen tollen Trinkfluss, war eher unkompliziert, dabei aber alles andere als langweilig oder einfach. Der Frappato von COS war etwas schwierig, wahrscheinlich noch deutlich zu jung und mit seinen voll aufgedrehten floralen Noten einfach etwas anstrengend. Durchaus ähnlich, aber ganz anders in der Art war der Frappato von Arianna Occhipinti, etwas fokussierter als der COS, auch sehr eigenwillig in der Aromatik und balancierter. Die starke Lakritz- und Ledermischung, gepaart mit floralen Noten, sagte mir aromatisch aber nicht 100% zu. Insgesamt war dies ein wirklich toller Flight von Weinen, die nicht zu viel wollen, dabei aber ganz viel können.

Flight 4: Nerello Mascalese und Nerello Capuccio vom Aetna

Als nächstes hatten wir zunächst drei, später vier Weine aus den autochtonen Rebsorten Nerello Mascalese und Nerello Capuccio (sowie ein paar weiteren Rebsorten), die alle aus dem Aetna Gebiet kamen. Es handelte sich um folgende Weine:

I Vigneri I Custodi delle Vigne dell'Etna - 2008 Sicilia IGT (Etna) Aetneus
I Vigneri I Custodi delle Vigne dell'Etna - 2007 Sicilia IGT (Etna) Aetneus
Az. Ag. Calcagno - 2009 Sicilia IGT (Etna) Arcuria
Ciro Biondi - 2010 Sicilia IGT (Etna) Cisterna Fuori


Zunächst hatten wir nur den 2008er Aetneus von I Custodi im Flight, brauchten aber irgendwann noch einen Vergleichswein. Alle drei Weine, die wir zunächst in dem Flight hatten, wirkten in der Nase unglaublich herbstlich und weit in der Entwicklung. Blind hätte ich alle drei wahrscheinlich in die 1990er gesteckt. Hinzu kam beim Ciro Biondi und beim 2008er Aetneus eine etwas unangenehme Klebstoffnote. Am Gaumen waren jedenfalls der 2008er Aetneus und vor allem der Arcuria deutlich besser, aber richtig Freude wollte nicht aufkommen. Harsches Tannin, kräftige Säure, kaum Frucht, eher ledrige Noten, etwas Alkohol: hier bedeutete Weintrinken hauptsächlich Arbeit. Vor allem den Ciro Biondi fand ich unglaublich anstrengend. Keine Ahnung, ob sich der Wein irgendwann harmonisiert, aber das 30 Euro Experiment werde ich eher nicht eingehen wollen.

Der 2007er I Custodi Aetneus, den wir dann noch zum Vergleich aufmachten, zeigte sich ganz deutlich anders: viel jünger, ohne Alterungsnoten in der Nase, sehr elegant, duftig und trotz seines hohen Alkohols (14,5 % Vol.) super harmonisch und leicht zu trinken. Woran es nun lag, dass der 2008er Aetneus und die beiden anderen Weine in ihrer Entwicklung so weit wirkten, ist mir bis heute schleierhaft. Interessant ist aber, dass die Notizen auf der Vinaturel Website von Christina Hilker zum 2008er und 2007er Aetneus in die gleiche Richtung gehen. Das scheint also kein Flaschenproblem gewesen zu sein.

Flight 5: Junger Nero d'Avola

Dann hatten wir einen Flight mit drei jungen Nero d'Avola, nämlich den folgenden:

I Vigneri Savino - 2011 Sicilia IGT Nero Sicchilli
Az. Ag. COS - 2008 Sicilia IGT Contrada
Az. Ag. Gulfi - 2008 Sicilia IGT Nero San Lorè


Den COS Contrada 2008 hatte ich vor drei Monaten schon auf der Vinaturel Hausmesse im Glas neben dem 2007er. Der 2007er hatte mich damals deutlich mehr begeistert, war der 2008er doch hauptsächlich verschlossen. Drei Monate später zeigte er sich aber von seiner besten Seite, elegant, duftig, präzise und verführerisch. Ein toller Wein, m.E. seinen stolzen Preis auch wert. Auch der Nero d'Avola von I Vigneri Savino hat mich begeistert - der war zwar noch sehr jung und auch noch etwas sehr von der Primärfrucht geprägt, aber die Struktur und Finesse des Weins verspricht mir sehr viel für die Zukunft. Der Favorit der meisten in der Runde war der Nero d'Avola von Gulfi. Ausgerechnet der sagte mir aber am wenigsten zu. Als Solitär würde ich den Wein vielleicht anders empfinden, im Vergleich zum I Vigneri Savino und dem COS wirkte er auf mich aber sehr limitiert, nicht so klar in der Aromatik und etwas weniger fein. Aber das ist Geschmackssache.

Flight 6: Gereifter Nero d'Avola

Dank Mitbringseln zweier Probenteilnehmer hatten wir dann auch noch einen Flight mit gereiften Nero d'Avola. Da es die meisten der "neuen" Erzeuger noch gar nicht so lange gibt, stehen noch gar nicht so viele gereifte Weine dieser Erzeuger zur Verfügung. Wir rekurrierten auf zwei der größeren Weingüter in Sizilien: Tasca d'Almerita und Donnafugata und probierte folgende drei Weine:

Tasca d'Almerita - 1999 Contea di Sclafani Rosso del Conte
Tasca d'Almerita - 1997 Contea di Sclafani Rosso del Conte
Donnafugata - 1995 Mille e una Notte


Der Mille e una Notte wurde 1995 zum ersten Mal erzeugt und hat sich seitdem einige Bekanntheit erarbeitet. Er wird aus 100% Nero d'Avola erzeugt, während die Rosso del Conte neben Nero d'Avola noch andere Rebsorten in der Cuvée haben. In diesem Flight hatten wir leider etwas Flaschenpech. Der 1999 Rosso del Conte war ein Traum - wunderbar gereift, orientalisch würzig, sehr verführerisch, toll strukturiert, ein großer Wein. Nominell hätte der 1997er Rosso del Conte dem noch einen drauf setzen müssen, war 1997 doch in weiten Teilen Italiens ein sehr guter Jahrgang. Leider hatten wir es hier wohl mit einem Korkschleicher zu tun. Der Wein roch nicht nach TCA, aber etwas dumpf. Und im Mund wollte nichts zusammenpassen. Laut dem Spender des Weins zeigte sich der Wein in der Vergangenheit viel besser. Und am 1999er konnte man auch erkennen, wie der Wein wohl eigentlich schmecken soll. Auch beim Mille e una Notte hatten wir wohl ein Korkschleicherproblem. Der Wein war etwas besser zusammen als der 1997er Rosso del Conte. Aber die guten Ansätze mochten auch hier nicht recht durchkommen. Der Wein wirkte altersmäßig auf der Höhe, aber trotzdem irgendwie ausgezehrt und hohl. Schade, ohne Korkprobleme wäre das wohl der Flight des Abends geworden.

Epilog

Zum Schluss hatten wir dann noch einen Süßwein, nämlich den Az. Ag. COS - 2011 Aestas Sicilae No. 3 Vino Dolce, einen Süßwein aus 100% Moscato. Der war vielleicht etwas eindimensional in seiner birnen- und pfirsichgeprägten Aromatik, mir hat er trotzdem sehr gut gefallen. Außerdem hatte er einen tollen Trinkfluss. Leider ist der Wein recht hochpreisig, aber mit mehr Reife müsste er eigentlich auch noch an Komplexität hinzugewinnen.

Im Fazit hatten wir Licht und Schatten dabei. Insgesamt hat sich schon ein gewisser roter Faden durch die einzelnen Flights gezogen. Es wurde klar, dass hier insgesamt versucht wird, den Charakter der Rebsorten und Böden nicht durch übermäßigen Holzeinsatz, Konzentration, o.ä. zu überdecken. Das macht die Weine alle sehr eigenständig. Insbesondere die drei Weißen fand ich unglaublich individuell. Eine andere Frage ist, ob das den eigenen Geschmack trifft. Bei den Weißen hatte ich mit meinem nordeuropäisch geprägten Gaumen meine Probleme - dieses unglaublich Karge und eigentlich rein auf die Struktur und fast schon schmerzhafte Mineralität ausgerichtete Profil fand ich schwierig. Da oute ich mich auch gerne als "Harmonietrinker". Ansonsten könnte ich mich wohl aus Sizilien am ehesten für Nero d'Avola und für Nero d'Avola/Frappato Cuvées begeistern. Bei den Nerello Mascalese Weinen - wie auch neulich bei einem 100% Nerello Mascalese von Passopisciaro (die unglaublich teuer sind) - fehlt mir etwas das Vertrauen, dass diese jung sehr schwierigen Weine wirklich gut reifen.
Zuletzt geändert von octopussy am Di 17. Sep 2013, 15:00, insgesamt 1-mal geändert.
Beste Grüße, Stephan
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moc

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Re: Sizilien

BeitragDi 17. Sep 2013, 13:23

Hallo Stephan!

Schöne Probe. Am Etna passiert im Moment wirklich was. Extrem spannende Weine. Aber auch rund um Vittoria gibt es mit COS und Ariana Occhipinti zwei Winzer die von sich Reden machen.

Die Weine von COS kenne ich alle. Alles sind eigentständig, individuell, auf Ihre Art fordernd und vielleicht nicht Jedermanns Geschmack. Die Weine von Ariana hab ich noch nicht so oft getrunken. Den SP 68 insgesamt dreimal. Zweimal fand ich ihn wirklich gut und gerade im Bezug Preis / Leistung wirklich sensationell und einmal kam er mir irgendwie hohl und nichtsagend vor. Eine Enttäuschung. Der Siccagno aus gleichem Hause, wirklich kein Einstiegswein, war bei meiner ersten Begegnung total zugenagelt sperrig und einfach untrinkbar. Selbst eine Woche Luft haben letzendlich keine Abhilfe geschafft. Er lies mich ratlos zurück.

Wirklich sensationell waren zwei ältere Etna Rosso von Calabretta aus den Jahrgängen 99 und 02. Wahrlich keine Weine für Hedonismustrinker. Nach dem öffnen verströmten beide Weine zunächst nur Aromen nach Leder, Tierfell und Schweiß. Das war schon harter Tobac. Zum Glück drehten die Weine jedoch mit Luft auf und zeigten Aromen nach Kirschkernen, reifen Kirschen bei denen bereits der Gärprozess eingesetzt hat, Teer, Leder, gerösteten Pinienkernen, Rumtopf und Kräutern. Wirklich sehr individuelle Weine die nach kräftigem Essen schreien. Wo man die in Deutschland bekommt? Keine Ahnung! Wurden auf Sizilien vor Ort in einer Enotheka gekauft.

Des weiteren kann ich Dir die Weine von Girolama Russo empfehlen. Etnaweine die für die Einen in Richtung Piemont (Nebbiolo) gehen und mich eher beim Trinken an einen Nebelverhangenen Weinberg an der Cote D'or im November erinnern. Was wir beide wohl meinen ist Kraft und Eleganz wenn wir das Piemont oder das Burgund als Vergleich heranziehen. Vielleicht ist das für Dich als Beaujolaistrinker aber eher ein Morgon eines der besseren Erzeuger. Unbedingt probieren.

Von Bonavita hat mir unlängst der FARO sehr gut gefallen. Ebenfalls ein Etna Rosso. Lorbeeren, Bratensoße, Kräuter, feine Tannine, weicher Fluß hab ich mir damals notiert. Zum Essen trinken.

Von Giuliemi gefiel mit der Quantico Etna Rosso aus 2011 ebenfalls sehr gut.

Die Weine von Russo, Bonavita und Giuliemi kannst Du hier kaufen: http://www.enopolio.de

Das Iggy (der Besitzer der Weinbar und des Onlienshops) ein Freund von mir ist sei hiermit ebenfalls erwähnt. Eine Flasche Arcuria von Calcagno hab ich da auch letztens rumstehen sehen - eine einzelne Probenflasche. Vielleicht gehen wir da ja heute Abend mal ran......

Mit etwas Glück werde ich nächstes Jahr an der Contrade dell'Etna auf Sizilien teilnehmen können. Diese Weinmesse findet in Solicchieta statt und dort ist alles was am Etna Wein macht vertreten.

Grüße Jens
grüße jens
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octopussy

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Re: Sizilien

BeitragDi 17. Sep 2013, 14:39

Hallo Jens,

vielen Dank für deine Eindrücke und Tipps. Ich muss sagen, dass es mir mit zunehmendem Alter immer schwerer fällt, mich in ein für mich neues, dabei aber spannendes Weinbaugebiet "einzutrinken", wenn ich nicht vor Ort gewesen bin. Ich vermute, dass ich deshalb mit dem ein oder anderen Wein in der Probe (und auch schon vor der Probe) nicht richtig warm geworden bin. Würde ich die knorrigen Rebbbüsche vor Ort sehen, die vulkanischen Böden, die Weine zum Essen trinken, etc., wäre ich wahrscheinlich an sizilianische Weine verloren. Im Rahmen einer "Trockenübung" fällt mir der Zugang deutlich schwerer.
Zuletzt geändert von octopussy am Di 17. Sep 2013, 15:01, insgesamt 1-mal geändert.
Beste Grüße, Stephan
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moc

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Re: Sizilien

BeitragDi 17. Sep 2013, 14:56

Kann ich schon verstehen Stephan! Sizilien ist eine Insel, die sich sicherlich auch nicht auf den ersten Blick erschließt. Man muss schon mit offenen Augen umhergehen und dann kommt es nach und nach. Vielleicht ist das bei dem Wein auch so!? Probiere Girolamo Russo.

Jens
grüße jens
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Herr S.

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Re: Sizilien

BeitragDi 17. Sep 2013, 15:04

Moin moin,

wie sieht's denn aus mit der Tenuata delle Terre Nere? Das war mein Erweckungserlebnis hinischtlich Sizilien und ich kann nur bestätigen was Ihr bei anderen Weinen empfunden habt hinsichtlich dem Vergleich zum Burgund und dem Piemont. Leider ist der Keller momentan sizilien-entleert. Sollte ich ggf. mal ändern ... wenn ich noch Platz finde :shock:

Viele Grüße,
Björn
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Weinbertl

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Re: Sizilien

BeitragDi 17. Sep 2013, 16:16

moc hat geschrieben:Des weiteren kann ich Dir die Weine von Girolama Russo empfehlen. Etnaweine die für die Einen in Richtung Piemont (Nebbiolo) gehen und mich eher beim Trinken an einen Nebelverhangenen Weinberg an der Cote D'or im November erinnern. Was wir beide wohl meinen ist Kraft und Eleganz wenn wir das Piemont oder das Burgund als Vergleich heranziehen. Vielleicht ist das für Dich als Beaujolaistrinker aber eher ein Morgon eines der besseren Erzeuger. Unbedingt probieren.


dieser Empfehlung kann ich mich nur anschließen. Ich hatte kürzlich von Girolamo Russo den Etna Rosso San Lorenzo 2010 im Glas. Mir wurde der Wein blind serviert, aber ich wusste dass es ein Italiener ist. Meine Vermutung lag eher Richtung Norditalien/Piemont, von der Aromatik und Struktur erinnerte er aber auch an einen Pinot Noir. Ein wirklich interessanter Wein!
Grüße
Robert
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