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Re: Etna

Di 23. Jun 2020, 07:24

austria_traveller hat geschrieben:Gestern im Glas: Grammonte Cottanera Merlot 2012
Eigentlich als Ersatz geöffnet für einen grottenschlechten Lisini wusste dieser Wein aber auch nicht zu überzeugen.
In der Nase eine sehr dunke Frucht nach schwarzen Ribisl mit der Zeit kam auch grüner Paprika dazu. Am Gaumen dann wenig Frucht, die Risbisl war wie weggeblasen dafür gesellte sich dann mit der Zeit der grüner Paprika dazu. Das Tannin war noch präsent und kleidete den kompletten Mundraum aus. Im Abgang dann bestenfalls mittellang; der Wein brach einfach ab und verschwand. Zurück blieb das Tannin.
Nach gut 30min übernahm die grüne Paprika dann die Oberhand und machte den Wein untrinkbar.
Heute nachverkostet und leider wieder entäuscht: noch immer penetranter grüner Paprika und dieses unharmonische Tannin. Eine Chance gebe ich dem Wein noch.
Mein Resumee: Entäuschend - Italien ist wohl doch noch nicht meine Baustelle

Gestern nachverkostet: er bleibt entäuschend, leicht schwarze Ribisl und etwas bitter hintenrum.
Die grüne Paprikanote ist geblieben, wenngleich auch weniger intensiv. Ebenso der kurze Abgang
Schade - von diesem Wein habe ich mir eigentlich mehr erhofft

Re: Etna

Do 20. Aug 2020, 18:02

Passopisciaro hat eine Sonderstellung bei mir: Viele italienische Weine sind mir häufig zu mächtig oder spannungsarm. Ausnahmen finde ich weit im Norden, oder eben am Etna. Hinzu kommt, daß Franchetti sehr frankophil ist und seine Weine in diese Richtung tendieren. Seine Chardonnays zählten für mich mit zu den "burgundischsten", und Nerello Mascalese habe ich oft wie eine spannende Kreuzung aus Pinot Noir und Nebbiolo erlebt.

Ich war sehr gespannt, was der neue Jahrgang bereithält:

Passopisciaro, Passobianco 2018 (13,5 %)
Passopisciaro, Contrada PC 2018 (13 %)


Der Passobianco wurde als Fortführung des ehemaligen Guardiola Weißweines verkauft, was sich schon in der identischen Etikettengestaltung ausdrückt. Contrada PC ist in der Liga darüber angesiedelt; ich kannte den Wein bisher nicht. So ganz kann das mit der Genealogie aber nicht stimmen: Der Korken des Contrada PC sagt eindeutig aus, daß dieser Wein aus der Lage Guardiola stammt; die Herkunft des Passobianco bleibt unklar.

Meine Notizen stammen vom zweiten Tag; am ersten ergab sich keine Gelegenheit dafür. Die Weine haben sich aber kaum verändert.

Der Passobianco zeigt sich in der Nase etwas phenolisch und fast ohne Frucht (etwas weiß, auch Blüten, und ein Hauch Birne); hinzu kommt eine dezent angedeutete dunkle Mineralik (Vulkanboden).
Am Gaumen ein bißchen Frische und ganz leicht cremig, oder besser: seidig. Mäßige Säure. Ziemlich schlicht und geradlinig, aber balanciert.

Der Contrada PC ist viel strahlender und tiefer: Auch hier keine Frucht (also garkeine), aber mehr Volumen, Vulkangestein und helle Obertöne.
Am Gaumen etwas lebendigere Säure (irgendwo bei "befriedigend"); kühlerer Charakter.

Beide wirken in der Tat ziemlich "burgundisch" und würden gute Piraten abgeben. Den Passobianco sehe ich 2018 auf dem Niveau des Basisweines eines burgundischen Mittelklassewinzers, den Contrada PC in etwa bei einem ordentlichen Ortswein. Ziehe ich die Preise von rund 20 und 40 € mit heran, muß ich klar von einer Enttäuschung sprechen. Keine Ahnung, wieviel davon dem Jahrgang anzulasten ist.

Offenbar hat man die Diversifizierung in zwei Linien für eine kräftige Preiserhöhung genutzt: Der Contrada PC liegt qualitativ ungefähr auf dem Level eines früheren Guardiola, obwohl mir die eher noch etwas mehr Freude bereitet hatten; ich meine, daß ich sie für irgendwo zwischen 20 und 25 € kaufte - vielleicht sogar für exakt denselben Preis des Passobianco heute. Woher die Trauben für diesen kommen, weiß ich nicht, aber ganz klar erreichen sie nicht dasselbe Niveau.

Als Piraten sind sie sicher interessant, weil sie stilistisch gut zum Burgund passen, aber zusätzlich diese etwas dunkle Seite des Vullkanbodens transportieren. Absolut gibt es aber besseres für's Geld.

Re: Etna

Do 20. Aug 2020, 18:19

amateur des vins hat geschrieben:Keine Ahnung, wieviel davon dem Jahrgang anzulasten ist.

...ich hab' bei Etna-Weinen mit Pietradolce gelernt, daß der Jahrgangseinfluß immens sein kann... :geek:

Re: Etna

Do 20. Aug 2020, 18:27

EThC hat geschrieben:
amateur des vins hat geschrieben:Keine Ahnung, wieviel davon dem Jahrgang anzulasten ist.
...ich hab' bei Etna-Weinen mit Pietradolce gelernt, daß der Jahrgangseinfluß immens sein kann... :geek:
Vielleicht überkommt es mich ja noch und ich recherchiere zum Jahrgang, aber erstmal nicht. :|

Re: Etna

Sa 24. Okt 2020, 10:34

...bei den Etna-Weinen von Pietradolce kristallisiert sich heraus, daß diese vor allem in recht jung aufgrund ihrer satten Mineralik Spaß machen, je mehr sich die Frucht entwickelt, desto mehr schwindet die Spannung...

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Re: Etna

Mi 16. Jun 2021, 19:45

Ausgehend von meiner ersten, sehr positiven Begegnung mit einem Wein von Frank Cornelissen, der die sprichwörtliche Fehlerhaftigkeit von dessen sizilianischen Naturprodukten so gar nicht bestätigen konnte, habe ich mir noch ein etwas älteres rotes Exemplar zugelegt, das möglicherweise dieses (Vor-) Urteil besser bestätigen oder auch widerlegen kann:

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Re: Etna

Do 17. Jun 2021, 19:50

...ein bißchen schöner ist der Munjebel nach einem Tag schon (s.o.), ein Nachkauf ist aber dennoch nicht in Sicht.

Re: Etna

Mo 11. Okt 2021, 09:55

Am WE im Glas ...

Passobianco 2014, Passopiscario (A. Franchetti) - Sarteano, NK, 100% Chardonnay

So beurteilte Monica Larner, The Wine Advocate, 92 points, den jungen Wein
“The 2014 Passobianco is a pure expression of Chardonnay that ages in large oak casks for four months and is later moved to cement vats for an additional eight months. This wine opens to a pretty, luminous appearance and it shows impressive aromatic intensity with whiffs of stone fruit, pear, toasted almond and volcanic sulfur smoke. This white should evolve nicely over the next five years or more. (Drink: 2017 – 2024)”

strohgelb mit leichten bernsteinfarbenen Reflexen; mineralische Nase mit Quitte, Kurkuma, Koriandersaat, Kamille, viel "Stein"; mittelgewichtig, nicht allzu stoffig, baut vorallem auf minerlische Elemente, schon weit gereifte braunwürzige kräuterige Frucht, mürbe, getragen von Mineralik, Säure sticht leicht vor, dennoch weder richtig frisch, noch besonders harmonisch gereift, etwas anstrengend; langer Abgang korrespondierend zum Gaumen - 15,5/20 op

Wegen fehlender Konterflasche kann ich nicht beurteilen, ob sich der Wein bereits in vorschneller Alterung befindet, oder aber die Flasche einen Schlag hatte ... der Korken wirkt völlig in Ordnung. Nach Fr. Larners Einschätzung müsste der Wein eigentlich in bestem Genussalter sein. In jedem Falle war keine aromatisch intensive Frucht prägend, schon gar nicht an Pfirsich erinnernd, (der auch gerne im ct angeführt wird), war meine "Quitte" da schon sehr sehr (über)reif und mürbe auf Braunwürze, die Säure etwas irrlichternd, die Mineralik teils fast schon schmerzhaft. In meinen Augen ein im Moment Interessantes aber anstrengendes "Vergnügen"...
hatte schon jemand anders mal Passobianco im Glas, gibt's Erfahrungen? Diese hier war eher enttäuschend.

Re: Etna

Mo 11. Okt 2021, 10:20

olifant hat geschrieben:hatte schon jemand anders mal Passobianco im Glas, gibt's Erfahrungen?
Du findest hier ein paar Notizen von mir zum Passobianco und zum (weißen) Passopisciaro Guardiola, wie er vor dem Jahrgang 2014 hieß.

Der 2011er war 2016 gut und 2018 deutlich drüber. Der 2013er hat mir 2019 gut gefallen.

Die Stichprobe ist viel zu klein, aber könnte sein, daß sie - ja nach Jahrgang - nicht älter als 5-6 Jahre werden sollten, was für den Anspruch etwas ernüchternd wäre.

Re: Etna

Mo 11. Okt 2021, 11:37

amateur des vins hat geschrieben:Der 2011er war 2016 gut und 2018 deutlich drüber. Der 2013er hat mir 2019 gut gefallen.

Die Stichprobe ist viel zu klein, aber könnte sein, daß sie - ja nach Jahrgang - nicht älter als 5-6 Jahre werden sollten, was für den Anspruch etwas ernüchternd wäre.


Der Gedanke, dass der preislich suggerierte Anspruch nicht erreicht wird, kam mir eben auch.
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