Seite 83 von 117

Re: Südtirol - die Weißweine

BeitragVerfasst: Di 12. Mai 2020, 22:23
von amateur des vins
Mein Pranzegg-Paket kam heute an, und es paßte gut, gleich 2 Flaschen aufzuziehen:

Pranzegg, Caroline 2009 + 2010

... genau genommen 3 Flaschen, denn gleich die allererste 2009er korkte. :cry:

Beide sind sehr verhalten in der Nase, vor allem fehlt fast jedwede Frucht. 2009 mit etwas gelber Steinfrucht, Haselnuß, und einer Spur Vanille. 2010 etwas rauchig und ganz leicht heller wirkend.
Am Gaumen beide mit fast völliger Fruchtabsenz. 2009 etwas floral, gaaanz leicht pudrig (Blütenpollen), und ein Hauch oranger Frucht (Mandarine, Nektarine). 2010 mit weißen Blüten und etwas Amalfi-Zitrone. Beide verblüffend "jugendlich", und beide (2009 etwas mehr) wirken leicht "fruchtsüß" (sic!) .

Das liest sich etwas langweilig, und ich wundere mich selber. Tatsächlich verströmen beide aber tolle Harmonie und Trinkfluß: 2009 ist etwas barocker, oranger, üppiger, aber doch mit schöner Frische. 2010 ist deutlich straffer, leicht rauchig und reduziert. Ergo: 2009 vin de Mme, 2010 vin de M.. :mrgreen:

Spannend: Die zart brotige Naturwein-Charakteristik des 2016ers finde ich in beiden nicht; eher noch angedeutet im 2009er. Wächst sich das aus?

Ich finde beide klasse! Mein Dank geht an Martin Gojer, der auf meine Anfrage sehr zuvorkommend reagierte. :)

Re: Südtirol - die Weißweine

BeitragVerfasst: Mi 13. Mai 2020, 14:04
von EThC
amateur des vins hat geschrieben:Ich finde beide klasse! Mein Dank geht an Martin Gojer, der auf meine Anfrage sehr zuvorkommend reagierte. :)

Gut zu wissen, merk' ich mir! :D

Re: Südtirol - die Weißweine

BeitragVerfasst: Mi 13. Mai 2020, 18:29
von olifant
amateur des vins hat geschrieben:Mein Pranzegg-Paket kam heute an, und es paßte gut, gleich 2 Flaschen aufzuziehen:

Pranzegg, Caroline 2009 + 2010

Spannend: Die zart brotige Naturwein-Charakteristik des 2016ers finde ich in beiden nicht; eher noch angedeutet im 2009er. Wächst sich das aus?


Ich vermute mal du fragst, ob sich die Hefenoten des 2016ers bei Reifung verändern? Ich sag mal ja, da ich die Jahrgänge 2009 und 2010 als junge Weine kenne.
In 6 Jahren wird sich der 16er trinken wie jetzt '09 oder '10 - je nach Jahrgang mal früher, mal später.

Re: Südtirol - die Weißweine

BeitragVerfasst: Mi 13. Mai 2020, 18:33
von amateur des vins
Ich habe Martin einen Link zu meiner Notiz geschickt und nach Unterschieden zum 2016er gefragt. Er war so nett, darauf zu antworten, und ich bin so frei, das hier einzustellen:
Martin Gojer hat geschrieben:9 und 10 hatte Caroline keinen Maischekontakt, die Holzfässer waren neu und ich hab die Weine bereits nach 12 Monaten gefüllt.

16 war ca. 6 Tage auf der Maische, ein Jahr in den gebrauchten, dieselben wie damals, Fässern und erst nach 12 Monaten großes Holz, 9 Monate Beton und nochmal 10 Monate Flasche hab ich den Wein auf den Markt gebracht.

Alle Weine haben, glaube ich, noch ein langes Leben vor sich!

Das wichtigste Unterscheidungsmerkmal ist jedoch der Anbau. Damals noch Bio und relativ vollreif geerntet. 2016 biodyn und etwas früher gelesen.

Re: Südtirol - die Weißweine

BeitragVerfasst: Mi 13. Mai 2020, 18:37
von amateur des vins
X-post, Ralf. :)
olifant hat geschrieben:
amateur des vins hat geschrieben:Die zart brotige Naturwein-Charakteristik des 2016ers finde ich in beiden nicht; eher noch angedeutet im 2009er. Wächst sich das aus?
Ich vermute mal du fragst, ob sich die Hefenoten des 2016ers bei Reifung verändern? Ich sag mal ja, da ich die Jahrgänge 2009 und 2010 als junge Weine kenne.
In 6 Jahren wird sich der 16er trinken wie jetzt '09 oder '10
Ich denke, was ich da geschmeckt habe, war der Maischekontakt. Ich ging zunächst nicht davon aus, daß da große Unterschiede bestehen. Wie Martins Antwort zeigt, lag ich falsch. :mrgreen:

Re: Südtirol - die Weißweine

BeitragVerfasst: Fr 15. Mai 2020, 21:04
von OsCor
Passt jetzt vielleicht nicht zur momentanen Thematik in diesem Faden, aber angeregt durch die Berichte über Frostschäden in deutschen Weingebieten frage ich mich immer wieder: Wie ist das denn mit den Südtiroler Weinen in den extremen Höhenlagen?

Gruß
Oswald

Re: Südtirol - die Weißweine

BeitragVerfasst: Fr 15. Mai 2020, 21:27
von amateur des vins
Typischerweise fließt die relativ schwere Kaltluft in Mulden und Senken zusammen. Aber ja, je nach Temperaturschichtung der Luftmassen ist das u.U. problematisch.

Ich hab das jetzt nicht überprüft, aber zuletzt war es in Südtirol relativ warm, glaube ich. Vereinfacht gesprochen, kannst Du von ca. 0,7-0,8 °C pro 100m Höhendifferenz ausgehen. D.h. wenn im Tal 10 °C sind, hast Du am Berg auf 1000m vmtl. keinen Frost.

Re: Südtirol - die Weißweine

BeitragVerfasst: Fr 15. Mai 2020, 22:27
von OsCor
Bei trockenadiabatischen Prozessen ging ich bisher immer von ca 1°C pro 100 Höhenmeter aus - bei Strahlungsfrösten könnte das doch hinkommen?
Ich meine, wenn die Tauberfranken solche Probleme haben, warum kann dann ein Tiefenbrunner MT auf 1100 m anbauen - es muss sich doch wirtschaftlich lohnen? Ich möchte das gerne verstehen.

Gruß
Oswald

Re: Südtirol - die Weißweine

BeitragVerfasst: Fr 15. Mai 2020, 22:48
von UlliB
OsCor hat geschrieben:Ich meine, wenn die Tauberfranken solche Probleme haben, warum kann dann ein Tiefenbrunner MT auf 1100 m anbauen - es muss sich doch wirtschaftlich lohnen? Ich möchte das gerne verstehen.

Das Problem sind Spätfröste - und die beruhen immer auf Kaltlufteinbrüchen von Norden, einer Ende April oder Anfang Mai plötzlich auf Nord drehende Luftströmung bei zugleich klaren Nächten. Spätestens am Nordkamm der Alpen ist damit aber Schluss, d.h. Südtirol trifft es nur äußerst selten selten.

Winterfröste spielen keine Rolle, Müller-Thurgau ist frostfest bis -23°C. Und relativ späte Fröste spielen auch keine Rolle, denn solange die Rebe nicht ausgetrieben ist, schaden die nicht. Und in der Höhe treiben die Reben halt spät aus.

Das in Deutschland zunehmende Problem mit Frostschäden ist ein Resultat des Klimawandels - der Austrieb erfolgt nämlich immer früher, und damit wird das Risiko durch Frost erhöht. Die eigentliche Ursache der Probleme ist gar nicht die späte Kälte, sondern die frühe Wärme.

Gruß
Ulli

Re: Südtirol - die Weißweine

BeitragVerfasst: Fr 15. Mai 2020, 22:54
von amateur des vins
Ulli war schneller. :)
Auf Wetterlage, Alpensüdseite und Vegetationsperiode wollte ich auch hinweisen.
Hätte ich aber nicht so wohlformuliert hinbekommen.

(Trockenadiabatisch gibt es in der Theorie. Oder im Labor oder der Wüste, angenähert.)