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Südtirol - die Weißweine

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olifant

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Re: Südtirol - die Weißweine

BeitragDo 26. Mai 2011, 17:37

Hallo Armin,

grundsätzlich ist deine Wahrnehmung wohl richtig. Ich 'beobachte' die Südtiroler Weinlandschaft nun schon seit längerer Zeit. Und, ja, ich muss dir recht geben, die Weine sind im allgemeinen, auch die unteren und vorallem die mittleren Qualitäten, sicher zunehmend 'wuchtbrummiger' geworden.

Die südtiroler 'Qualitätsrevolution' kam in meinen Augen so richtig Anfang der 90er in Fahrt. Zu dieser Zeit begannen neben Lageder und einigen Qualitätsbewussten KGs auch mehr und mehr Eigenbauwinzer, die sich von den KGs abnabelten, und Privatkellereien, auf erhöhte Qualitätsstandarts (neben der Kellertechnik eben auch Weinbergsmanagement und Neupflanzungen 'der richtigen Sorten am richtigen Standort') zu setzen. - Jetzt, 15 -20 Jahre später sind viele Rebstöcke im besten Alter, und, das Klima ist wärmer. Es kann sein, das Einige der Alkoholgrade nicht mehr Herr werden ...

Mir geht die Frische auch zum teil (etwas) ab, bei vielen Weinen integriert sich der Alkohol jedoch 1-2 Jahr nach der Füllung deutlich und die Weine machen ein deutlich besseres Bild als kurz nach der Abfüllung.

Dennoch könnte man z.B. am Weissburgunder 'Schulthauser' der KG St. Michael (mittlere Linie) deutlich die Veränderung mitverfolgen. In den Neunzigern bis Anfang 2000er war das oft ein 'kristalliner' teilw. fast stahlig-frischer WB (12,5%) - seit ein paar Jahren taucht hier eine zunehmende Üppigkeit und Schmelzigkeit (jetzt 13,5%) auf, die es früher so nicht gab. Dies nur zum Beleg deiner Aussage.

In wie fern dies Geschmacks-, Ausbaumoden und dem Streben nach höheren Weihen geschuldet sein könnte, wage ich nicht zu beurteilen.
Löbliche Ausnahmen mit kernigen-frischen Weinen und Guter Qualität, so zu sagen 'old school' gibt es natürlich nach wie vor, aber wie immer, bestätigen diese nur die neue Regel.

Dennoch ist dies irgendwie jammern auf hohem Niveau - die durchschnittliche Qualität ist auf einem hohen Standart angelangt. Vielleicht nicht in dem Stil, den man sich manchmal wünschen würde.

Jetzt heisst es wohl immer wieder Werten auf die kühlen Jahrgänge - 2008 war so einer, ein klein geredeter Jahrgang, aber mit sehr schönen, teilw. knackigen-fruchtigen Weinen, die sich im Moment von ihrer besten Seite zeigen.
Grüsse

Ralf

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Karl Valentin
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olifant

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Re: Südtirol - die Weißweine

BeitragFr 27. Mai 2011, 10:12

... gestern im Glas ...

Weiss 2008 Abtei, Abtei Muri - Gries (Bozen), Cuvée Weissburgunder 70%, Pinot Grigio 30%, 15 Monate auf der Feinhefe, grosses Holzfass

Helles glänzendes Goldgelb; Birne, Apfel, Quitte, Karamell; nach einer Stunde Belüftung blüht der Wein im Glas auf, reife verwobene Fruchtnoten korrespondierend zur Nase, Akazienhonig, leicht Buttrig, salzig, dicht ohne fett zu wirken, schönes Säurespiel, trinkig-elegant; langer Abgang mit Ausklang auf Karamellnote - 17/20 op

Gelungene ambitionierte Weissweincuvée, im Gegensatz zu vorangegangenen Jahrgängen mit Verzicht auf Barriqueeinsatz, dafür aus dem grossen Holz und langem Hefelager. Eine gelungene Veränderundg des Ausbaustils.
Der Alkohol ist sehr gut eingebunden, die Säure (anscheinend kein BSA) gibt dem Wein Frische und Trinkigkeit. Der Wein ist eine Empfehlung wert.
Ob der 2009er Jahrgang ebenfalls die Frische mitbringt bleibt noch zu prüfen.

Auch zu einem Spargelrisotto 'gewürzt' mit Serrano-Schinken in schöner Marriage.
Grüsse

Ralf

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Karl Valentin
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olifant

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Re: Südtirol - die Weißweine

BeitragSa 28. Mai 2011, 21:44

olifant hat geschrieben:Weiss 2008 Abtei, Abtei Muri - Gries (Bozen), Cuvée Weissburgunder 70%, Pinot Grigio 30%, 15 Monate auf der Feinhefe, grosses Holzfass

Helles glänzendes Goldgelb; Birne, Apfel, Quitte, Karamell; nach einer Stunde Belüftung blüht der Wein im Glas auf, reife verwobene Fruchtnoten korrespondierend zur Nase, Akazienhonig, leicht Buttrig, salzig, dicht ohne fett zu wirken, schönes Säurespiel, trinkig-elegant; langer Abgang mit Ausklang auf Karamellnote - 17/20 op


Ergänzung vom 2. Tag: in der Nase nun vorallem Banane und zitronige Noten, am Gaumen dominieren jetzt ebenfalls zitronige Noten und Kumquat, 'crispy' Säure, frische; Abgang nun kürzer - 16/20 op; In der Summe über 2 Tage 16-16,5/20 op
Grüsse

Ralf

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olifant

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Re: Südtirol - die Weißweine

BeitragMi 1. Jun 2011, 10:03

... gestern im Glas ...

Weissburgunder 2008 Plattenriegel, KG Girlan - Girlan

mittleres Strohgelb mit gelbgrünen Reflexen; Äpfel, würzig-florale Blütennoten, 'heisser nasser' Kalkstein ('mineralische Noten'); saubere Apfel-Birnen Frucht, stark Floral, etw. grüne Nüsse, starke mineralische Noten, etwas Bitterkeit, mittlerer Extrakt, angenehme Säure, tewas unbalanciert-alkoholisch; mittellanger-langer Abgang mit mineralischen und leider deutlichen Bitternoten, etwas alkoholisch, langer Nachhall auf florale Noten - 15-15,5/20 op

Der Wein hinterlässt eienn etwas zwiespältigen Eindruck - einerseits gute Frucht mit würzigen Blüten und starke mineralische Noten, andererseits dominiert der Alkohol und fördert vorallem im Abgang eine eher unangenehme Bitterkeit. Vielleicht etwas zu wenig Extrakt um dem Alkohol Paroli zu bieten. Ohne die deutliche Bitternote wäre die einschätzung deutlich höher. Essensbegleitung, z.B. Seefisch, Risotto, ... empfohlen.
Grüsse

Ralf

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fafnir

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Re: Südtirol - die Weißweine

BeitragFr 3. Jun 2011, 19:46

gestern bei freunden im glas :

2oo9 falkenstein, riesling

gut, daß riesling auf dem etikett stand. darauf wären wir nicht gekommen.

hitzig,fast schon verkocht erschien uns dieser wein mit 13,5% alk., keine spur von rieslingsäure, rustikale noten dominierten, nicht unsauber, aber in unseren augen langweilig und nicht trinkanimierend.

der wein soll auf über 5oom meereshöhe gewachsen sein. er erinnert uns an manchen 2oo3er aus badischen gefilden.
wir haben schon eine ganze reihe von südtiroler weissweinen verkosten dürfen, die uns wirklich gut gefallen haben (weissburgunder und gewürztraminer bzw. traminer aus 2008 ).

aber beim riesling, so leid es uns tut, bleiben die deutschen ( ab pfalz in richtung norden ) zumindest für uns das maß aller dinge.

gruß aus dem weinparadies

may
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Mr. Nebbiolo

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Re: Südtirol - die Weißweine

BeitragMi 8. Jun 2011, 07:58

Hallo fafnir,


den 2009 Riesling von Falkenstein hatte ich auch dieses Wochenende in Südtirol wieder getrunken.

Ich hatte ihn zum Essen und keine VKN, aber bei mir sind die Erinnerungen ungefähr so:

Fruchtiger, aber trotzdem auch mineralischer Riesling, körperreich, mit schöner passender Säure, weiße Frucht, angemenem, trinkig mit langem Abgang. Ein sehr schöner südtiroler Riesling, den ich immer wieder gerne trinke (für mich klar als Riesling erkennbar, aber natürlich ohne jede Art von Restzuckerschwänzchen ;) )

Verkocht ist für mich was ganz anderes, aber so unterschiedlich können die Warnehmungen sein :o


aber beim riesling, so leid es uns tut, bleiben die deutschen ( ab pfalz in richtung norden ) zumindest für uns das maß aller dinge



Daran besteht überhaupt kein Zweifel (vielleicht werden das ein paar Österreicher aber anders sehen :lol: ).

Im übrigen habe ich noch nie mit einem südtiroler Winzer gesprochen (und ein paar waren es schon) die behaupteten, ihr Riesling käme an deutsche Versionen heran. Da heißt es nur, das können wir hier natürlich so nicht hinbekommen. Für mich kann man das aber auch nicht vergleichen, da die Unterschiede in Temperatur und Boden schon etwas größer sind.

Noch eine Frage:

Du schreibst immer von "Wir".

Schreibst du von dir in der dritten Person, so a la König(in) der Pfalz ?

Oder bist du mit deinem Partner wirklich bei jedem Posting, bei jedem Wein immer einer Meinung, dass du immer von "wir" schreiben kannst ?
Grüße

Klaus
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olifant

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Re: Südtirol - die Weißweine

BeitragMi 8. Jun 2011, 08:16

Mr. Nebbiolo hat geschrieben:...Im übrigen habe ich noch nie mit einem südtiroler Winzer gesprochen (und ein paar waren es schon) die behaupteten, ihr Riesling käme an deutsche Versionen heran. Da heißt es nur, das können wir hier natürlich so nicht hinbekommen. Für mich kann man das aber auch nicht vergleichen, da die Unterschiede in Temperatur und Boden schon etwas größer sind...


Stimmt, so isses, das ist der Tenor vieler Südtiroler Winzer zum Riesling.
Grüsse

Ralf

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fafnir

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Re: Südtirol - die Weißweine

BeitragFr 10. Jun 2011, 13:20

sehr geehrter mr. nebbiolo,

wir sind, um auf ihre frage zu antworten, keinesfalls immer der gleichen meinung, aber wenn es um wein geht,eigentlich doch immer. vielleicht verstehen wir uns auch deshalb so gut.

als rieslingliebhaber können wir es halt einfach nicht lassen, egal wo wir sind, auch immer wieder nach riesling ausschau zu halten.und gehen dabei natürlich auch das risiko ein, enttäuscht zu werden.ob in eppan oder im höhergelegenen vinschgau, wir werden es wohl auch weiterhin riskieren. nur dürfen künftig ein paar flaschen unserer heimischen lieblinge mit auf die reise gehen ( ein paar weniger alkoholprozente sind ja auch viel gesünder )

gruß aus dem weinparadies

may
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Mr. Nebbiolo

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Re: Südtirol - die Weißweine

BeitragMo 13. Jun 2011, 10:36

Hallo fafnir,


wir sind, um auf ihre frage zu antworten, keinesfalls immer der gleichen meinung, aber wenn es um wein geht,eigentlich doch immer. vielleicht verstehen wir uns auch deshalb so gut


schön zu hören, das es solch Harmonie bei Weingeschmack gibt, ist bei "uns" eher weniger der Fall, so dass ich weiter nur meine Eindrücke abgebe :lol:

als rieslingliebhaber können wir es halt einfach nicht lassen, egal wo wir sind, auch immer wieder nach riesling ausschau zu halten.und gehen dabei natürlich auch das risiko ein, enttäuscht zu werden.ob in eppan oder im höhergelegenen vinschgau, wir werden es wohl auch weiterhin riskieren


Das ist sehr löblich, wird aber, so befürchte ich, zu vielen Entäuschungen führen.


nur dürfen künftig ein paar flaschen unserer heimischen lieblinge mit auf die reise gehen


Das geht natürlich auch, käme für mich aber nie in Frage. Ich habe schon vor, mich soweit anzupassen, dass ich bei Reisen in ein Weingebiet keine anderen Weine mitnehmen muss, sondern was vor Ort finde (was bisher auch immer geklappt hat).


Aber es gibt heute eben nichts, was es nicht gibt. Ein Freund eines Freundes besucht ihn auch zwei mal im Jahr und hat da immer eine Kiste Altbier dabei, wenn er nach Bayern fährt (nicht als Geschenk, sondern für sich zu trinken). Es wird auch immer nur der Freund meines Freundes bleiben :twisted: :lol:
Grüße

Klaus
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Mr. Nebbiolo

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Re: Südtirol - die Weißweine

BeitragMo 13. Jun 2011, 10:46

Hallo,


am letzten Wochenende in Südtirol hat der Herr Wirt nicht aufgepasst und statt dem bestellten Nova Domus der Kellerei Terlan, den Lunare aus gleichem Haus geöffnet (ich war gerade austreten, wären meine Frau mal ganz kutz "passt schon" sagte :o ).

2006 Gewürztraminer "Lunare" Kellerei Terlan


In der Nase klar als Gewürztraminer zu erkennen, sehr aromatisch, blumig, mit exotischen Früchten (Litschi).

Am Gaumen diese Mischung aus "trocken" mit der süßen Aromatik des Traminers. Eine Wein mit goldgelber Farbe, der nach Honig, Litschi und Rosen duftet. Sehr komplex, mit kräftigem Körper, wenig Säure, recht vielschichtig mit langem Abgang.

Sicherlich ein guter Vertreter seiner Art, nur bietet er für mich eben keinen Trinkfluss. Ein Glas am Abend (hat auch sehr gut zum Schokoparfait gepasst), aber dann ist es auch gut. Meine Frau und ich haben den Wein über zwei Tage getrunken und auch noch einige andere probieren lassen, bis er endlich weg war :o

Klingt jetzt vielleicht etwas negativ, was aber nicht die Qualität des Weines betrifft, sondern nur meine Vorlieben.

Eine Flasche zu sechst, geht gut, für zwei, geht gar nicht :lol:
Grüße

Klaus
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