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Südtirol - klein aber fein

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olifant

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Re: Südtirol - klein aber fein

BeitragMo 1. Sep 2014, 12:53

... ein paar Winzerbesuche - Unterland ...

KG Tramin
klassische Linie
Moriz Weissburgunder 2013 - ebenfalls mit einem Wort: knackig, sorten- und regionstypisch - die Mitte fehlt nicht, angenehm fruchtig, mineralisch, stimmig;
Gewürztraminer 2013 - auch für einen trockenen Basis-Gewürztraminer zu wenig Substanz, auch aromatisch nicht ganz klar
Hexenbichler Vernatsch 2013 - angenehme fruchtige Nase, wirkt am Gaumen zu leicht, fast wässrig, zeigt Jahrgangsschwächen
Selektionen
Unterebner Pinot Grigio 2013 - saubere sortentypische Nase mit harmonischem Holzeinfluss; am Gaumen stimmiger ausgewogener Ansatz, gute Substanz und Struktur, knackig und fruchtig; langer Abgang; sehr schön
Montan Sauvignon 2013 - sommerliche Blüten, Kräuter und exotische Frucht in der Nase, am Gaumen fruchtig-frischer Ansatz, nicht so exotisch und reif wie die nase erwarten lassen würde, geht mehr in Richtung grün, knackige Säure, wirkt nicht ganz reif; in Ordnung
Nussbaumer Gewürztraminer 2013 - eigentlich wie immer, fast schon jahrgangsunabhängig, einfach nur gut, für den der Traminer mag ;)
Stoan Weiss 2013 - in der Nase Chardonnay-dominiert, kristallklar, fein, mineralisch, am Gaumen dann auch würzige Einsprengsel, schöne Substanz und Struktur; sehr schön
Freisinger Vernatsch 2013 - fruchtige würzige Nase; am gaume angenehm strukturiert mit Substanz, gewisse Mineralik; schön
Maglen Pinot Nero 2011 - Mon Cherie, reif, alkoholisch; nicht mein Ding

KG Kurtatsch
Graun Müller Thurgau 2013 - feinfruchtige klare Nase, am Gaumen fehlt Substanz, etwas wässrig; insgesamt in Ordnung
Hofstatt Weissburgunder 2013 - dito, wenn auch durchaus etwas kräftiger am Gaumen; in Ordnung
Kofl Sauvignon Blanc 2013 - reiht sich so zu sagen harmonisch ein ;); etwas grüne Aromatik; in Ordnung
Brenntal Gewürztraminer 2012 - satt, füllig, etwas alkoholisch, Süsse; für sich gut, im Vergleich zu einem Nussbaumer fast schon etwas plump
Grauvernatsch 2013 - würzig, ein Maul voll Vernatsch; Wein für jeden Tag
Sonntaler Grauvernatsch 2013 - das elegante Pendant zum etwas fülligeren einfachen Grauvernatsch, dennoch mit mehr Komplexität; schön
Curtis Cabernet-Merlot 2010 (klassische Linie) - würzige klar definierte Frucht in der Nase und am Gaumen; reifes Tannin, ausgewogen, trinkanimierend, mittellanger-langer Abgang; sehr schön mit gutem PGV - überraschend, dass nochmals ein 2010 in der klassischen Linie aus dem Hut gezaubert wird, mir gefällt er
Glen Pinot Nero 2011 - das Kurtatscher Pendant zum Maglen der Traminer; siehe dort
Frauenriegel Lagrein Riserva 2011 - satte würzige Frucht; auch am Gaumen satter Ansatz und volle Frucht, rundes Tannin, würzig, schön eingebundenes Holz, stimmig, langer Abgang; sehr schön

Weingut Baron Widmann Kurtatsch
Weiss 2013 - stimmige Cuvée mit Weissburgunder und Chardonnay, klare Frucht, auch mineralisch, winzertypisch, gute Substanz; sehr schön
Sauvignon 2013 - klare intensive florale und fruchtige Nase, am Gaumen viel knackige Frucht kaum störendes grüne Noten, kräftig, stimmig; langer Abgang; schön
Goldmuskateller 2013 - etwas leicht, rel. wenig Substanz, dennoch angenehm
Gewürztraminer 2013 - ähnlich Goldmuskateller, nicht ganz stimmig
Petit Manseng 2009 - Aprikose auf Stein, weisse Rhone in Südtirol - für Freaks :D
Vernatsch 2013 - würzig, stimmig, gut; sehr schön
Rot Cabernet - Merlot 2012 - definierte saubere Frucht, am Gaumen harmonisch, schöner Trinkfluss; sehr schön
Auhof Cabernet - Merlot 2012 - frisch abgefüllt, nicht verkostet; in diesem Jahrgang nur extrem wenig Traubenmaterial für die Selektion - nur wenige Flaschen!

Tiefenbrunner Entiklar
Anna Weissburgunder 2013 - sauber klar frisch, mit Substanz, sortentypisch
Pinot Grigio Turmhof 2013 - sauber klar frisch, mit Substanz, sortentypisch
Chardonnay Turmhof 2013 - und nochmals sauber klar frisch mit Substanz, sortentypisch
Sauvignon Kirchleiten 2013 - blumige nahezu exotische Nase, auch am gaumen gewisse Exotik, die Mitte ist da, langer frischer Abgang
Alle verkosteten Weissen aus der mittleren Line ohne Fehl und Tadel - sehr schön!
Grauvernatsch Turmhof 2013 - würzige Nase, am Gaumen leicht prikelnd und etwas wässrig, im Abgang nicht ganz klar
Lagrein Turmhof 2012 - saubere klare fruchtig würzige Nase; saftiger Ansatz, trinkanimierend sauber; langer Abgang; sehr schön
Cuvée Linticlarus Cabernet - Merlot 2011 - satte reife Frucht und Holzwürze in der Nase; satt und mit Volumen am Gaumen, intensives aber integriertes Holz/Röstung; langer Abgang, hedonistisch; sehr schön
Zuletzt geändert von olifant am Mo 1. Sep 2014, 14:00, insgesamt 1-mal geändert.
Grüsse

Ralf

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olifant

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Re: Südtirol - klein aber fein

BeitragMo 1. Sep 2014, 13:18

... dies und das, so nebenbei, oder zum Essen ...

Haderburg Brut - feiner Prickler ohne all zu hefige Noten, eher zitronig-frisch und ausgewogen, dezent, angenehm
Lorenz Martini Comitissa Brut Riserva 2008 - eleganter Prickler zitronig mit hefigem Fond, angenehm

Sauvignon Indra 2013 - KG Girlan: Jahrgangstypisch frisch klar und knackig, am Gaumen etwas grün und es fehlt etwas Substanz
Vorberg Weissburgunder Riserva 2011 - KG Terlan: feine Frucht, mineralisch, ausgewogen, in sich ruhend mit Potential
Quarz Cuvée 2011 - KG Terlan: exotische Frucht, komplex, tief mit Trinkfluss - klasse Weisse Cuvee
Punggl Pinot Grigio 2012 - KG Nals/Margreid: sehr ähnlich dem 2013 Derivat, knackige Frucht
Weissburgunder Schulthauser 2013 - KG St. Michael-Eppan: fein, knackig, dennoch mit sehr guter Substanz am gaumen, ohne den in den letzten Jahrgängen manchmal vorhandenen Hang zur Breite - sehr schön
Sauvignon Lahn 2013 - KG St.Michael-Eppan: das Sauvignon-Pendant zum Schulthauser, ebenfalls ohne Jahrgangsschwäche
Chardonnay 2013 - Oberpreyhof/Kaltern: knackig und mit Zug am Gaumen; für 7,50 € ab Enoteca Battisti nahezu ein Schnäppchen.

Pinot Nero 2011 - Gottardi/Montan: würzig, Frucht nicht vordergründig oder aufgesetzt, zur Abwechslung ein gelungener Pinot Nero aus 2011
Pinot Nero 2012 - Franz Haas/Montan: würzige Frucht, nicht überladen, im Prinzip alles am richtigen Platz, mit kl. Schwäche im Abgang; auf der feinfruchtigen Seite, ebenfalls schön
Sass Roà Cabernet 2011 - Laimburg/Pfatten: reife Frucht mit etwas Ecken und Kanten, schön
Grüsse

Ralf

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olifant

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Re: Südtirol - klein aber fein

BeitragMo 1. Sep 2014, 13:55

...Versuch eines Resumées...

I.m.A. stellt sich der Jahrgang 2013 als recht ähnlich dem Vorgängerjahr 2012 dar.
Die Weissen zumeist mit klarer sauberer Frucht und knackiger Säure, als Jahrgangsproblem sehe ich im eigentlichen kaum Unreife, sondern eine gewisse fehlende Substanz, die sich in fehlender oder wässriger Mitte zeigt.
Wer frische und knackige Weine mit eher neutraler Aromatik, auch ganz sicher noch für den nächsten Sommer, sucht, ist hier mit Weissburgundern und Pinot Grigio gut beraten. Einen Hang zur Breite zeigte keiner der verkosteten Weine. So knackig frisch sind oft eher deutsche Gutsrieslinge.
Bei der Rekapitulation zeigte sich für mich, dass im eigentlichen Pinot Grigio, aber vorallem Chardonnay, als Jahrgangsgewinner zeigen.
Bei den aromatischen Sorten MT, Sauvignon, Goldmuskateller und Gewürztraminer zeigen sich alle Vertreter zumeist mit knackiger Frucht in der Nase und knackiger Säure am Gaumen - die fehlende Substanz in der Mitte tritt jedoch häufiger zu Tage. Eine Auswahl sollte noch selektiver als für Weissburgunder erfolgen. Dafür eignen sich viele Gewürztraminer der klassischen und mittleren Linien durchaus als gute Apero oder flexible Essensbegleiter.

Bei den Vernatsch 2013 zeigt sich ein ähnliches Bild wie bei den Weissen - öfters kann der Gaumen nicht halten, was die Nase verspricht. Wer hier Substanz auf die Flasche gebracht hat, belohnt die Kundschaft mit sehr trinkanimierenden Weinen.

Bei den Pinot Nero zeigt sich 2011 als eher schwieriges Jahr mit viel (Über-) Reife, (Über-) Konzentration und Alkohol und zumeist unausgewogen. 2012 scheint hier in punkto Frucht gefälliger zu werden, man wird sehen.

Bei Lagrein, Merlot und Cabernet sind die nach wie vor, bzw. sofern, erhältlichen Weine aus 10 und 11einfach nur gut, die 2011er stets offen wie ein Scheunentor.
Hier werden die 2012 eine präzise Frucht erwarten lassen, sofern die Reife in den Lagen, was wohl nicht überall der Fall war, erreicht wurde. Ich erwarte mir hier noch einige 'Konsumentenweine'. 2013 scheint ganz ähnlich gelagert zu sein, aber hier muss man erst noch sehen.

Der Ausblick auf 2014 machte wenig Freude, bei mildem Winter, aber dann zumeist feucht-kühler Witterung und fehlenden Sonnenstunden. Auf die drohende Fäulnis- und Essigfliegenproblematik habe ich wohl schon an anderer Stelle hingewiesen.

Ob, und wie hoch sich die Preisspirale weiter dreht, bleibt ab zu warten. Einerseits können manche Produzenten für Ihre Premiumselektionen fast beliebige Preise aufrufen, die anscheinend von solventer Kundschaft ohne zu murren akzeptiert werden, andererseits zeigt sich bereits im Mittelsegment, dass trotz vorhandener Qualität nicht für jeden Wein auch jeder Preis akzeptiert wird, sodass sehr gute, aber nicht gehypte Weine durchaus lange verfügbar sein können. In mittleren, ergo schlechteren, Jahrgängen kann bereits im Mittelsegment ein gefühltes Missverhältnis zwischen Preis und Qualität auftreten.
Na ja, ein weites Feld ...
Grüsse

Ralf

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Re: Südtirol - klein aber fein

BeitragMo 8. Sep 2014, 10:36

... ein kurzer Artikel zu den erstmalig durchgeführten Südtiroler Weissburgundertagen ...

http://www.yoopress.com/de/weinnews/weinevents/verkostungen/16716.Suumldtiroler_Forum_fuumlr_den_Weiszligburgunder.html
Grüsse

Ralf

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olifant

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Re: Südtirol - klein aber fein

BeitragMo 17. Nov 2014, 11:31

Hallo zusammen,

am 14.11.2014 fand im Restaurant Schwögler, Bad Abbach, eine Degustationsveranstaltung der Enoteca Italiana http://www.enoteca-italiana.de/ aus Regensburg statt.
Wie immer in diesem Rahmen war die nicht nur die Qualität der Weine und Speisen hervorragend, sondern auch auf's Beste aufeinander abgestimmt.

Das Thema der Veranstaltung lautete Südtirols neue Generation - die 'ruhigen Wilden', und da mir einer dieser ruhigen Wilden, Martin Gojer vom Weingut Pranzegg, ohnehin bereits von meinem Besuchen bei Ihm bekannt war, war meine Vorfreude mehr als Gross.

Die Gemeinsamkeiten der drei vorgestellten Winzer, Christian Kerschbaumer vom Weingut Garlider - Feldthurns (Eissacktal/Brixen) http://www.garlider.it/index.asp, Urban Plattner vom Weingut Ebnerhof - Kardaun (Bozen) http://www.ebnerhof.it/ und Martin Gojer vom Weingut Pranzegg - Kampill (Bozen) http://www.pranzegg.com/, sind vor allem deren Sicht der Dinge, und deren Bekanntheit, bzw. Freundschaft untereinander, und nicht zuletzt ein Bekenntnis zum Glassstöpsel als Verschlusssache, als die gepflegten Weinstile.

Alle stehen dazu, dass der Wein im Weinberg wächst und nicht im Keller gemacht wird. Will meinen, der Schwerpunkt liegt auf biologischem, bzw. naturnahem Anbau und möglichst wenigen Eingriffen im Keller. So sind sowohl der Plattner-, als auch der Ebenerhof, Bioland-Zertifiziert. Gearbeitet nach biologischen Richtlinien wurde bereits z.T. seit 15 Jahren (Garlider), als das Thema Bio im Weinbau noch kaum relevant war - also Überzeugungstäter allesamt, auch wenn die Weine Pranzeggs kein derartiges Siegel tragen, so weis ich doch aus Gesprächen mit Martin Gojer, dass dies auch seine Philosophie ist.

Wie unterschiedlich die Weine sich dann zeigten, war höchst interessant.

Weingut Garlider:
Müller Thurgau 2013 und Sylvaner 2012: Beide Weine stehen glasklar und ziseliert im Glas. Beide sauber gearbeitet mit einer fast kristallinien Aromatik - Schlagwort 'Bergweine'. Der MT ist komplett trocken, ohne jeden Schwulst, dafür mit vegetalen (Gras/Heu) und mineralischen (nasser Kalkstein) Aromen ausgestattet und ist damit eher, zumindest für deutsche Gefilde, MT untypisch. Der Sylvaner ist einfach hervorragend und muss sich vor den anderen Eissacktaler Sylvanern (Pliger/Kuenhof, Haderburg/Obermairlhof, Kerschbaumer, Neustift, usw. usf.) keineswegs verstecken - dezent reifes Kernobst (Birne), dazu mineralische Noten, gute Stoffigkeit, langer Abgang, frisch.
Als Resumée muss ich mich wiederholen: Bergwein!

Weingut Ebnerhof:
Vertreten durch Urban Plattner, dem Sohn des Weigutsbesitzers, mit dessen Erstlingsjahrgängen vom Sauvignon Blanc 2012 und Roter Malvasier 2012. Der Hof besteht schon seit 1982 und ist seit 1993 Bioland zertifiziert. Durch den Volleinstieg des Sohnes hat sich dessen Weinstil wohl beträchtlich gewandelt.
Der Sauvignon ist sehr extrem, fast schon gelb in der Farbe und in der Nase, Holundergrün und -blüten, schwarze Johannisbeeren in enormer Intensität (scherzhaft meinten wir auch faulige Zwiebel und Katerpipi wahr zu nehmen). Am Gaumen das Kontrastprogramm, sehr stoffig, knalltrocken, mit vollreifer gelber und auch exotischer Frucht, feuchtem Stein/Erde und auch einem Hauch Eisbonbon, alles im zaum gehalten von einer rassigen Säure, gepuffert durch den enormen Extrakt, dazu ein langer Abgang.
Der Malvasier, eigentlich ein nahezu autochtoner Roter und nahezu von der Bildflächje verschwunden, ebenfalls ein Wein der Gegensätze in Nase und Gaumen. In der Nase sehr harzige Noten, (wer Propolis-Tinktur kennt, der weiss was ich gerochen habe), gepaart mit floralen fast duftigen Rosenblüten, am Gaumen mittlere Konzentration, ebenfalls knalltrocken, aber grosse aromatische fast muskatartige (Muskatnuss) Würze, Pfeffer, Rosen und Erdbeeren, spürbares feines Tannin, stützende Säure, langer würziger Abgang - für mich der Hit ;) .
Diese beiden Weine des 'Juniors' sind einfach extrem kompromisslos, aber für meinen Geschmack auch sehr gelungen. Für mich schmeckte das nach vollreifem Leesegut mit langer, aber nicht überlanger Maischung, die Richtung geht vielleicht in Ansätzen gen Orangewines, (nur als Assoziation) - hat aber damit nichts zu tun.

Weingut Pranzegg:
Von Martin Gojer kamen Campill 2011 (z.T. 65 jährige Reben, 95-96 % Vernatsch und 4-5% Andere, daruter Barbera, im gemischten Satz) und Quirein 2010 (ebenfalls z.T. 65 jährige Reben 99% Lagrein und 1% aus 7 anderen Rebsorten, darunter Teroldego, im gemischten Satz), ins Glas. Sah ich die beiden Weine ende August am Hof verkostet noch als problematisch, zeigt sich nun der Campill mit einem enormen Potential (Frucht und Würze eher wie ein Nebbiolo oder Pinot Nero, denn einem Vernatsch), der Lagrein mit würziger Frucht und Kraft, aber dennoch, hier pflichte ich Roland Brunner von der Enoteca mit seiner Beschreibung, "fast schwebend", voll und ganz bei. Beide Weine brauchen noch, sind aber in jedem Falle Ausnahmeweine in ihrer Art. Ichfreue mich schon auf deren Auftritt in ca. 4-5 Jahren ... liegen lassen!

An dieser Stelle vielen Dank an die teilnehmenden Winzer, die sich alle für diesen Abend Zeit genommen hatten, und nicht zuletzt an die Veranstalter, Roland Brunner von der Enoteca Italiana für dessen stete Neugier in Sachen Wein und das Restaurant Schwögler für die Kochkunst.
Grüsse

Ralf

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olifant

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Re: Südtirol - klein aber fein

BeitragMo 24. Aug 2015, 11:32

.... leider ist nun auch unser diesjähriger Urlaub in Südtirol passeé, und auch wenn für mich mehr und mehr der Urlaub, also Family und Erholung, denn der Wein im Focus steht, hier ein paar Randnotizen zu den aktuellen Jahrgängen.

Was ich an Weissweinen des 2014 Jahrgangs im Glas hatte, wird vorallem den Anhängern der frischen und fruchtigen Weinen Spass machen.
Die Witterung war eher (zu)feucht und (zu)kühl, weniger Sonnenstunden und mit Regen zur (Rotwein-) Erntezeit.
Wurde bereits seit langem über die zu üppige und ausladendende Performance vieler Weissweine gemosert so ist in diesem Jahr alles anders. Alle (Verkäufer) lobten die Frische und die klaren Aromen, die Spritzigkeit, geringerer Alkohol, usw... - was letztlich auch stimmt! Die Kehrseite ist entsprechend, für meinen Geschmack, fehlender Extrakt und fehlende Substanz am Gaumen. Nur ein Winzer mit dem ich gesprochen habe sagte freimütig, die 14er Weine, seien wohl etwas wässrig, aber was wolle man schon bei einer Lese mit derartigen Regenmassen erwarten? Jedoch ist dies natürlich wie immer sehr allgemein, und manches hat mir durchaus sehr gut gefallen.
Weissburgunder - alles wie schon gesagt recht frisch und spritzig, vieles jedoch auch einen Tick zu knackig, will meinen fast schon bissig.
Pinot Grigio - wie der Weissburgunmder, jedoch m.E. aromatisch oft mit mehr Substanz, recht angenehm
Chardonnay - hatte keinen im Glas, der mir zusagte, gegenüber den WB eher einen Tick kratziger
Sauvignon - i.m.A. die Rebsorte, die am besten mit den Wetterbedingungen zurechtkam, oft feingliedrig und knackig, präzise, ohne überladener Nase; viele recht feine Weine
Trockene Goldmuskateller und Gewürztraminer - weniger Alkohol und weniger Schwulst, trockene Goldmuskateller als perfekter Aperó oder zu Jakobsmuscheln und sonst. süssfleischigem Meeresgetier - diese Aromasorten muss man natürlich mögen.

Was für die Weissen gilt, sehe ich für den 14er Vernatsch sinngemäß, erschwerend kam für die Weinbauern und Winzer jedoch noch die extreme Mehrbelastung durch die Kirschessigfliege hinzu, welche durch notwendige Auslese im Weinberg (Ausschneiden befallener Trauben in bis zu 3 -4 Durchgängen) zu enormen Arbeitsaufwand und Ernteausfällen zwischen 30 - 50% führte!
Dennoch zeigten sich die Weine aus den gehobenen Linien der von mir besuchten KGs, bzw. Winzer, zumeist mit ansprechender klarer Frucht, einer für Vernatsch deutlichen Säure und Tannin - für mehr Substanz wurde durchaus mehr Traubengut mit Stielen vergören als sonst.
Vernatsch - fruchtig, sauber, süffig, teilw. fehlt etwas Substanz und Struktur (wo doch Vernatsch eh nicht zu den von der Struktur lebenden Weinen gehört).

tbc ...
Grüsse

Ralf

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olifant

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Re: Südtirol - klein aber fein

BeitragMo 24. Aug 2015, 11:52

Für viele Rote war 14 wohl ein wenig Katastrophe - zumeist nicht ganz reif in Frucht und Tannin, dazu eher etwas dünn und unausgewogen. Winzer die es sich trauen, bzw. auch leisten können, haben einige der Roten aufgrund der teilw. erforderlichen Notlese (natürlich nicht allgemein, sondern regional uneinheitlich) innerhalb ihres Sortiments deklassiert. Im Kränzelhof bspw. gibt's daher deutlich mehr Blanc de Noir als Rosé (aus Merlot, Lagrein und Cabernet) als üblich, die meisten Partieen des Blauburgunders gibts als, eher als Rosé zu bezeichnenden Wein, der jedoch mit 10,5% und sauberer Frucht ein sehr empfehlenswerter Terrassenwein ist und ich mir aus diesem Grunde noch ein paar warme Sommerabende wünsche.
Blauburgunder - die 11er Riservas i.d.R. mit etwas gewöhnungsbedürftiger intensiver Frucht, mir meist einen Tick too much, aber gut - viele brauchen noch einiges an Lager. Die 12er Riservas eher das Gegenteil, manche jetzt schon nahezu perfekt zu trinken, schon ausbalanziert, samtig weich und angenehm - für mich perfekt bspw. die Riserva von Muri Gries. Zu den 13er (Annata) kann ich nichts sagen da nichts verkostet habe ...
Merlot, Lagrein, Cabernet und deren Cuvées - 11er Riservas als absolut aufgeladene Geschosse, Crowdpleaser, Blockbuster usf. - fette Frucht, oft viel neues Holz. Irgendwie schon toll, aber mehr als ein Glas geht für mich selten. Die 12er zeigen sich i.m.A. wesentlich ruhiger und auch ausgewogener, in meiner Sicht einfach klassischer - oftmals angenehme Weine, die noch etwas Zeit brauchen, aber sehr schön strukturiert sind.
Die 13er Annata sind wiederum vom rel. heissen Jahr geprägt, viel reife Frucht und reife Tannine, evtl. fehlt etwas Säure zur Harmonie. Die 14er, wie oben gesagt, haben mir eigentlich nicht so zugesagt, sodass deren Verkostung mich dann auch sehr schnell einfach nicht mehr reizte ...
Grüsse

Ralf

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Re: Südtirol - klein aber fein

BeitragMo 24. Aug 2015, 12:54

So, und nun noch ein bisschen dies und dass ...

zu ein paar Weinen, die in der Erinnerung hängen geblieben sind.

Flora Cuvée Blanc 2010 - KG Girlan: Weissburgunder dominierte Cuvée mit Chardonnay und Sauvignon, m.E. im Moment in perfekter Trinkreife als Essensbegleiter zu ()kräftiger) Pasta mit Muscheln, Seefisch und dergl. - empfehlenswert
Cuvée Freienfeld 2013 - KG Kurtatsch: Cardonnay dominierte Cuvée mit Weissburgunder, Sauvignon und kl. Teil. Gewürztraminer, in beginnender Trinkreife, zu gegrilltem oder kräftig angebratenem Lachs mit kräftiger Kräuter / Gemüsebeliage, z.B. Fenchel(grün), Chichoree, ... . Deutlich spürbarer (und auch gewollter) Barrique-Einsatz beim Cuvéeanteil des Chardonnay - empfehlenswert
Kerner Carned 2014 - KG Kaltern: mit guter Substanz im Jahrgangskontext, mineralisch, vielseitig und daher angenehm
Feldmarschall von Fenner M-T 2013 - Tiefenbrunner: Dicht, feingliedrig und aromatisch zugleich - yummy - preislich mit jetzt 21.40 €/Fl. jedoch auch m.E. schon abgehoben.
Sauvignon 2014 - Graf Pfeil/Kränzelhof: Knackig, sehr stimmig
Vernatsch Galea 2014 - KG Nals/Margreid: Zissssschhhh .... darf aber gerne noch 2-3 Jahre liegen ;)
Merlot Gant 2011 und Lagrein Tor di Lupo 2011 - KG Andrian: Booom! - 2 Granaten, mit was zum Knabbern, bzw. mit Speck und Schüttelbrot durchaus zu trinken, 1 Glas oder so ... perfekte Verkostungsweine ;)
Blauburgunder Riserva 2012 - Muri Gries: Aromatisch, rund, samtiges Tannin, geschmeidiger reifer Blauburgunder, perfekter Gastronomiewein - Empfehlenswert

... und was Marketingtechnisch allgemein stark auffällt, der Trend ausser Blauburgundern und Chardonnay Ris. nahezu jeden Weisswein und gehobenen Vernatsch in fette Burgunderflaschen zu füllen - dies sieht zwar apart aus, sorgt im Durchschnittsweinkeller jedoch nahezu doppelt so schnell für Platzprobleme ... ganz zu schweigen davon, ob das verwendete Glas wirklich so dick, sprich schwer, sein muss.
Grüsse

Ralf

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Re: Südtirol - klein aber fein

BeitragDi 25. Aug 2015, 11:43

... und da war auch noch ein besonderer Vernatsch ...

Kalterersee Auslese "Dominikus“ classico superiore 2014 - Weingut Dominikus / Georg Morandell, ein fester vielseitiger Vernatsch mit guter Struktur, sauberer Frucht und Frische, sehr empfehlenswert, sowohl leicht gekühlt als Solist, als auch vielseitiger Essensbegleiter.
Grüsse

Ralf

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Re: Südtirol - klein aber fein

BeitragFr 8. Jan 2016, 11:35

Trinkfreude hat geschrieben:Magst Du vielleicht ein bisschen mehr zu den Weinen (oder auch den Menschen) erzählen? Würde mich interessieren. Die Infos auf der FWS-Seite machen neugierig, die betriebseigene Website ist gerade im Neuaufbau...


Auf 'trinkfreudes' Nachfrage hin ein wenig mehr zum Weingut Pranzegg ...

Aufmerksam gemacht wurde ich auf das Weingut von Fr. Battisti, Betreiberin der Vinoteca Battisti / Kaltern - da ich einen etwas anders erzeugten Vernatsch suchte, jedoch bei Ihr bereits sowohl Hartmann Donàs Rouge, als auch der Antheos vom Ansitz Waldgries (Plattner) ausverkauft waren. Mit dem sinngemäßen Hinweis, " ...da ist einer, der macht was ganz interessantes und geht seinen eigenen Weg. Geben's dem Wein noch Zeit, der ist ganz anders, als das was sonst so aus Vernatsch gemacht wird ...", wanderten so die ersten Flaschen Campill '09 in meine Versuchs-Mitnahmekiste. Der Wein war für mich anfangs nicht wirklich überzeugend, jedoch kam irgendwann im Laufe des folgenden Jahres eine Flasche mit einem richtigen WOW-Erlebnis. Bei meinem nächsten Südtirolaufenthalt haben wir Martin Gojer auf seinem Hof besucht. Der Hof und ein Großteil seiner von ihm bewirtschafteten Weinberge liegen in Bozen, OT Kampill, direkt oberhalb der Talstation der Kohlern-Seilbahn, an der kühleren Nordostseite des Talausgangs des Eissacktals gegenüber den sonnigen St.Magdalener-Hängen.

Er selbst befindet sich noch in den Dreissigern und hat nach seinem Weinbaustudium längere Zeit wohl sehr erfolgreich als Weinbergs- und Rebberater europaweit (vorallem Frankreich und Italien) gearbeitet. Er selbst hat die Fähigkeit die Bedürfnisse der Reben im Weinberg nach Augenschein, d.h. nach deren Wuchs und Erscheinungsbild zu Beurteilen und zu analysieren, weitere chem. Analysen dienten wohl eher der Bestätigung seiner befunde. Seine beratende Tätigkeit bestand darin, die Bedürfnisse der Reben zu erkennen und mit geeigneten biol. Massnahmen, wie z.B. Schnitt, Bodenbearbeitung, Laubwerksmanagement, etc., den ggf. geschädigten od. erkrankten Rebbestand zu kräftigen und zu optimieren. Inzwischen ist er mit seinem eigenen Weingut jedoch so erfolgreich, dass er diese Tätigkeit nach seiner Auskunft, ausser für wenige ausgewählte Güter, eingestellt hat.

Die Bewirtschaftung der Weinberge erfolgt biologisch, jedoch verzichtete er bis dato auf Zertifizierung, da er sich im Falle extrem widriger oder schädlicher Umstände den Einsatz nicht zertifizierter Mittel bewusst vorbehalten möchte.
Seine Philosophie, soweit ich diese verstanden habe, besteht darin, die Reben in jedem Jahrgang so zu unterstützen, dass diese optimales Traubenmaterial liefern, die oenologischen Eingriffe im Keller sind soweit als möglich minimal - er möchte, dass seine Weine im Weinberg entstehen und nicht im Keller gemacht werden.

Das Portofolio besteht derzeit aus 4 Weinen, Caroline, eine weisse Cuvée aus Chardonnay, Viognier, Manzoni bianco und Sauvignon blanc, Spontanvergärung und Ausbau im grossen Holzfass, Jacob , einem Lagrein Rosé aus reif gelesenen Trauben, Ausbau im Edelstahltank, Campill, einem Vernatsch verschiedener Spielarten (Klien-, Mitter-, Grau- und Edelvernatsch) mit ein wenig Lagrein und Barbera im Gemischten Satz gepflanzt und vinifiziert, teilweise Spontanvergärung, Gärung und Ausbau in Edelstahl und Holz, sowie i.E.a. Quirein, einem Lagrein aus dem grossen Holzfass mit bis zu 6 Wochen Maischestandzeit.

Seine Weine sind anders, das merkt man wenn man Sie trinkt und beginnt sich auf sie ein zu lassen. Seine Weine sind ausdrücklich als Weine zum Essen und nicht als Solisten oder Verkostungsweine gedacht. Seine Weine brauchen Zeit und Reife, auch wenn er diese immer erst dann freigibt, wenn eine erste Trinkreife erreicht ist. Entsprechend sind die Ausbau und Lagerzeiten, je nach Jahrgang, variabel. So kommt bspw. ein 2011er Quirein noch vor dessen 2010er Pendant in den Verkauf, oder die Weine werden nicht im üblichen Jahrgangsturnus der anderen Kellereien, sondern erst 6, 9 oder 12 Monate später in den Verkauf. Die Reife eines Weines hat für Ihn nichts mit pekuniären Zwängen zu tun.

Bisher hatte ich dreimal das Vergnügen mich mit Ihm, beim Weinkauf ab Hof und einer Degustation, aus zu tauschen - nicht nur zwingend über Wein. Er ist ein sehr offener, neugieriger, positiver und nicht nur äusserlich jung(geblieben)er Mensch und ich freue mich schon auf unsere nächste Begegnung.

Seine Weine sind bei uns bspw. in der enoteca-italiana.de, Regensburg und bei bergwein.com, München, erhältlich, wenn nicht gerade ausverkauft. Auch ab Hof empfiehlt sich inzwischen Reservierung der gewünschten Weine.
Grüsse

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