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Südtirol - die Rotweine

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olifant

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Re: Südtirol - die Rotweine

BeitragFr 21. Okt 2016, 09:46

... gestern wieder im Glas ...

Blauburgunder 2008, Ignaz Niedrist - Girlan

bräunliches Kirschrot mit Randaufhellung und zeigelrot-bräunlichen Reflexen; von tertiäraromen geprägte Nase mit Moos, etwas Trüffel, feuchtes Holz / Laub, dazu Leder, Tabak ... später gesellt sich Kirschwasser hinzu; am Gaumen stoffiges, jedoch schwebendes Mittelgewicht, geprägt von Waldboden, Laub, Pilzen, Tabak und Leder, Pfeffer, mit Anklänge von Kirschwasser, durchaus noch feines Tannin, getragen von frischer angenehmer Säure, wunderbare Tiefe und Komplexität, sehr animierend; langer bis sehr langer Abgang völlig Korrespondierend zum Gaumen, schöner Säurezug, animierend 17,5-18/20 op

... wow, einen derart g*e*i*l gereiften Südtiroler Pinot Nero hatte ich schon lange nicht mehr im Glas. Der Wein war bei Freigabe in seiner Fruchtphase in jugendlichen Schönheit schon mal richtig gut, nach einer längeren, teilweise auch mal schwierigen Zwischenphase, zeigt er sich geprägt von Tertiäraromen - für meinen Gaumen - als sehr verführerisch, natürlich nur, wenn man diese Art Aromen schätzt.
Jetzt muss ich wohl mal ein paar andere Pinot Nero zum Vergleich aus '08 aufziehen ...
Grüsse

Ralf

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olifant

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Re: Südtirol - die Rotweine

BeitragDo 24. Nov 2016, 11:10

... seit längerer Zeit mal wieder im Glas ...

Abtei Muri Lagrein Riserva 2009, Muri - Gries (Bozen)

opakes Purpur-Rubin; Sauerkirsche, Schlehe, Holunder, Mokka, Bitterschokolade - mit längerer Luftzuführ wird ein fein verwobener Korb dunkler Beeren und Früchte draus; am Gaumen sehr dicht, zunächst zurückhaltende säuerliche Fruchtaromen korrespondierend zur 1. Nase, wiederum mit ordentlicher Belüftung ein sehr fein verwobener Mix aus feinen Waldbeeren und Kirschen, gepaart mit Milchkaffee- und Kakaonoten, dichte seidig gereifte Tannine, wunderbar ausbalanziert mit feiner Säure, harmonisch und druckvoll; langer - sehr langer Abgang korrespondierend zu den Gaumeneindrücken - 17,5-18/20

Wenn ich mir die VKN nochmals durchlese, dann muss das ein feiner Wein gewesen sein ;)
... obwohl, nach dem ersten Glas war ich zunächst enttäuscht - da war zunächst nichts hochklassiges, nur ein trinkiger Lagrein guter Qualität, daher wurde die Flasche zu ca. 2/3 voll verstöpselt und in den Keller zurückgestellt. Nach einem Tag Luft und Ruhe dann die Verwandlung zu Feinheit, Finesse und Druck - eine sehr gelungene Riserva, die nicht auf Power setzt, aber im Hinblick auf die Belüftungszeit doch noch deutliche Reserven hat. Zum jetzt trinken empfielt sich in jedem Falle Karaffieren.
Grüsse

Ralf

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olifant

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Re: Südtirol - die Rotweine

BeitragMo 28. Nov 2016, 13:07

... am WE zwei nicht mehr ganz taufrische Vernatsch im Glas ...

Vernatsch Freisinger 2010, KG Tramin - Tramin
glänzendes transparentes Mittelrot; nahezu ideal-prototypische Vernatschnase mit Veilchen und Mandelton, dazu rotfruchtige Anklänge (Kirsche, Preiselbeeren, Himbeeren); am Gaumen mittelgewichtig, klare rote Frucht mit veilchenartigen und mandeltonigen - kirschkernigen Anklängen, dazu mineralischer Fond, noch immer spürbares feines Tannin, gute Säure, angenehm gereifte 'burgunderartige' Struktur, angenehme Tiefe, hoher Trinkfluss; langer Abgang auf rote Frucht und mineralische Anklänge, im Nachhall schalig-mandeltönig - 16,5-17/20 op
Der Freisinger hat jetzt wohl seine Reife erreicht, wird sich wohl aber m.E. einige Jahr auf diesem Niveau halten können; in seiner Art ein nahezu prototypischer Vernatsch mit Veilchen und Mandelton, jedoch schön kontrastiert durch die vorhandene Mineralik. Zuweilen machten sich Assoziation zu Blauburgunder (Pinot Nero) in meinen Gedanken Platz - dies jedoch eher bezüglich der Gesamtstruktur, nicht bezüglich der Aromatik, die bei Vernatsch einfach eine andere ist.

Galea Vernatsch 2013, KG Nals/Margreid - Nals
rel. helles glänzendes Mittelrot; feinfruchtig-würzige Nase (Himbeer und Kirsche) mit einigen mineralischen Anklängen und feiner floreler Note; am Gaumen in gewisser Weise völlig korrespondierend zur Nase, aber intensivierend und spektrumserweiternd, ebenfalls dezent mineralische Anklänge, feines Tannin und schöne balanzierte Säure, elegant, gewisse Tiefe und Verwobenheit, hoher Trinkfluss; langer Abgang korrespondierend zum Gaumen, animierend 17(+)/20 op
Der Galea hat sich nun schön, seit seiner Freigabe, harmonisiert und zeigt sich als sehr fein-eleganter Vertreter. Diese wird m.E. mit Reife noch, auch aromatisch, zulegen können.

2 Vernatsch, einer mit 6 Jahren, der andere mit 3 Jahren Reife - und beide zeigen, dass es sich um richtigen Wein handelt. Beides, auch in ihrer teilweise deutlichen Unterschiedlichkeit, wirklich gelungene Vertreter der Rebsorte, und dies, ohne dass seitens der jeweiligen Kellereien versucht wurde ein ggf. mögliches Nonplusultra, z.B. in Konzentration oder Ausbau, heraus zu holen - einfach gutes Lesegut, umsichtige Kellerarbeit, sonst nichts.
Grüsse

Ralf

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Re: Südtirol - die Rotweine

BeitragMo 9. Jan 2017, 12:36

... zu den Feiertagen im Glas ...

Istante 2003 Rosso IGT, Franz Haas - Montan

dunkles undurchdringliches Rubinrot mit leicht aufgehellten bräunlichen Rändern; regelrecht "qualmendes" Bouquet mit vollreifen und leicht eingekochten blauen und schwarzen Früchten (Brombeere, Pflaumen), gepaart mit fetter Zigarrenkiste (Edelholz und Tabak) und Gewürznoten; am Gaumen bestätigt sich das Bild, dichte Frucht, in vollreif und Konfitüre, dazu edles Holz, oriental. Gewürze, Tabak und etwas schwarzer Kaffee, die Tannine noch dicht, aber vollkommen samtig, die stimmige Portion Säure vollständig eingepackt im dichten Extrakt, ein modern-fett wirkender Wein, dennoch leicht zu trinken mit erstaunlicher Tiefe und Komplexität; langer - sehr langer dichter komplexer Abgang, Nachhall auf Frucht und Holz/Gewürz - 17,5-18/20op

Normalerweise finde ich derartige Weine eher schrecklich, wenn diese 'gemacht' sind. In diesem Falle kenne ich jedoch den Winzer schon sehr lange und auch die Istante-Cuveé - auf die Flaschen kommt dann ein Spiegel des Jahrgangs, in diesem Fall das überhitzte Jahr 2003 und dies recht kompromisslos aber auch fast schon genial.
Grüsse

Ralf

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Re: Südtirol - die Rotweine

BeitragMo 23. Jan 2017, 14:30

Letzten Freitag hatten wir mal wieder eine Weinrunde mit dem Thema Südtirol. Hier die Roten aus der Blindverkostung:

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olifant

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Re: Südtirol - die Rotweine

BeitragMo 23. Jan 2017, 17:30

Hallo EThC,

ich wage zu vermuten, dass der Lagrein von Kiemberger im wesentlichen aus einer Lage mit Porphyrböden stammt. Der Eindruck hierzu, in Verbindung mit dem nicht allzu extraktreichen / knapp reifen Ergebnissen des Jahrgangs 2008, wäre nahezu exemplarisch. Als kleiner Produzent fehlt wohl auch die Substanz an Rebflächen um Jahrgangsschwankungen in irgend einer Weise aus zu gleichen.

Das Castell Sallegg war mir dagegen ohnehin nicht als besonderer Lagreinproduzent bekannt, die Kalterer Lagen, weder in der Höhe, noch am See, auch grundsätzlich nicht als hochwertiges Lagreingebiet.
Grüsse

Ralf

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Re: Südtirol - die Rotweine

BeitragMo 23. Jan 2017, 18:01

Hallo Ralf,

Lagrein ist eh' nicht so "meine" Sorte, deshalb sind meine Erfahrungen da auch nicht so besonders groß. Wobei ich im Einzelfall schon auch mal was Nettes aus dieser Traube im Glas hatte (Unterganzner, Manincor), wurde mir aber alles zugetragen, selbst drum gekümmert habe ich mich eigentlich nie...

Bei Rot halte ich in Südtirol eher nach den Blauburgundern Ausschau, der war ja auch bei unserer Runde eines der Highlights...

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olifant

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Re: Südtirol - die Rotweine

BeitragDi 24. Jan 2017, 16:40

Hallo Erich,

bei guten Blauburgundern wird man durchaus fündig, wobei Lageders Krafuss aus einer Kalterer Lage hier sicher eher eine Ausnahme ist. Bekannterweise befinden sich die besten Lagen für Blauburgunder auf der östl. Talseite d. Unterlands (Montan / Buchholz) und dem Überetsch (Eppan) - hier gibt es einige Produzenten, von denen ich durchaus "blind" kaufen würde.
Allerdings kommen aus den nicht predestinierten Randlagen des Unterlands, z.B. Tiefenbrunner, bzw. Kaltern, z.B. Lageder, KG Kaltern, Manincor, nicht unbedingt zwingend regelmäßig, aber doch nicht soooo selten, ganz erfreuliche Sachen - hier würde ich jedoch niemals "blind" zuschlagen. Ebenso können Blauburgunder aus dem Meraner Raum, z.B. KG Meran/Burggräfler, in manchen Jahren sehr gut sein.

Aber vermutlich ist dies nicht unbedingt neu für dich ...
Grüsse

Ralf

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Re: Südtirol - die Rotweine

BeitragDi 24. Jan 2017, 18:19

Hallo Ralf,

ganz neu nicht, aber vielleicht sollte ich mich in Zukunft auch in der Meraner Ecke mal nach Blauburgundern umsehen, diesbezüglich bin ich noch "blank". Ansonsten teile ich deine Einschätzung, daß die Sachen nicht konstant gut sind und man immer wieder probieren muß. Häufig sind da ja auch die Preise schon in einer Region, wo blind kaufen nicht mehr so ganz selbstverständlich ist. KG Kaltern überrascht mich ein bißchen, die habe ich nicht weiter auf dem Schirm, weil ich da bislang eher Enttäuschungen im Glas hatte. Vom Tiefenbrunner gefiel uns zuletzt der 2014er Turmhof sehr gut, ich habe auch einen älteren Linticlarus im Keller. Aus Montan hatte ich zuletzt eher einen enttäuschenden PN "Schweizer" 2012 vom Haas im Glas, zumindest war der sein Geld aus unserer Sicht absolut nicht wert. Oder er war war um viele Jahre zu jung. Stroblhof hat auch immer wieder mal schöne PN, zuletzt fand ich bei der Verkostung vor Ort den Riserva großartig, den "normalen" PN jedoch eher belanglos.

VG Erich
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Re: Südtirol - die Rotweine

BeitragMi 25. Jan 2017, 10:03

Hallo Erich,

der Blauburgunder Tiefenbrunner Turmhof ist eigentlich stets jung gut zu trinken, der Linticlarus hat oft eine sehr schöne Fruchtphase - wie der sich entwickelt weiss ich aber leider nicht, die die ich habe, 2010 und 2012, liegen in jedem Falle noch.
Einen 2012 Schweizer bereits 2016 auf zu ziehen ist in jedem Falle kein Genuss, auf der Fruchtphase erwischt du den nur kurz nach Freigabe, danach besser 8-10 Jahre weglegen. Auch den Basis-PN trinke ich bei Haas gerne schon gereifter, bis auf die, die ich ganz jung öffne.
Von der KG Kaltern gibt es den Saltner, der in manchen Jahren durchaus seine Qualitäten zeigt, jedoch nie die Komplexität oder Tiefe von Weinen aus Montan, der lebt im wesentlichen von seinen Fruchtnoten.
Aus der Eppaner Gegend finde ich Stroblhof und Niedrist meist ansprechend. Von der KG Schreckbichl Villa Nigra / Schwarzhaus - der St. Daniel der KG war bisher nicht so mein Fall.
Auch die KG Girlan bringt inzwischen sehr gute PN auf die Flasche, aus der Mittellinie den Patrizia, der mich eigentlich schon immer angesprochen hat und aus der Selektionslinie Flora ist der Trattmannhof inzwischen eigentlich immer unter den Besten. Diese PN der KG Girlan, auch wenn diese gleich neben Eppan im Ãœberetsch liegt, kommen jedoch aus Montan.
Ansprechend finde ich auch den Montigl Riserva der KG Terlan und den Prepositus der Stiftskellerei Neustift, beide von Rebflächen aus dem Eppaner, bzw. Eppan nahen Raum.

I.m.A. der beste Produzent ist für mich jedoch Hofstätter, bei dem die Riserva Mazzon eigentlich immer eine Bank ist, der St. Urbano in seiner eigenen Liga spielt - jedoch ebenso die Preise, die für beide aufgerufen werden.
Grüsse

Ralf

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