Worin/wo trinkt ihr euren Wein?

[weini]

Hi zusammen,

die Frage könnte man beim ersten lesen vielleicht auch falsch verstehen, denn es geht mir nicht um die Gläser aus denen getrunken wird, sondern habt ihr vielleicht einen besonderen Sessel oder Stuhl in den Ihr euch fallen lassen, wenn ihr einen ganz besonderen Tropfen vor euch habt?

Bei mir ist es dieser Sessel in den es mich magisch zieht, wenn ich ein gutes Glas Roten genieße.


Gibt es bei euch ein besonderes Sitzmöbel in welches Ihr euch zurück zieht? Oder einen besondern Ort an dem getrunken wird?

Freue mich sehr über eine angeregte Diskussion!

Edit Admin: Werbelink wurde entfernt!

[EThC]

Mein Motto sagt ja schon, daß man über Geschmack nicht streiten soll, aber für mich wäre so ein Möbel eher abturnend. Design oder nicht sign...

Aber im Ernst: einen festen Platz gibt's bei mir nicht, ich bin reiner Gesellschaftstrinker, die Menschen um mich rum sind beim Weingenuß maßgebend, nicht der Ort und / oder die Möbel...

[kristof]

Habe gerade leider kein Bild von meinem noch erheblich teureren Sitzmöbel zur Hand, sorry.

[Bernd Schulz]

Wenn ich meinen Wein im Sommer nicht auf einer Terrassenbank zu mir nehme, trinke ich ihn auf einem Kiefernholzstuhl von R&S (ähnlich IKEA ), und zwar aus einem einfachen Grund: Ich bin Couch- sowie Sesselhasser und besitze außer ein paar Klapphockern für alle Fälle nur diese Holzstühle als Sitzmöbel.

Herzliche Grüße

Bernd

[la-vita]

Sehr schönes Statement Bernd!
Ich habe zwar auch ein Sofa, sitze aber abends doch meistens auf dem Stuhl vor dem Tisch und schaue durch mein großes Velux-Fenster auf den Mond und lese im Internet. Dazu gibt es meistens Wein.

Hier noch ein Statement eines weiteren Sofa-Hassers (aus dem Cicero):


Warum ich kein Sofa habe
Von Markus Lüpertz, 26. Juli 2006

Der bedeutende Künstler Markus Lüpertz erschrickt beim besitzergreifenden Anspruch des Sofas

"Gegenstände signalisieren eine geistige Haltung. Ich mag es, wenn der Gedanke frei durch den Raum schweift, statt Platz zu nehmen. Deshalb habe ich kein Sofa – weil es eine Form von Gefangensein vermittelt, ein Vereinnahmtwerden, das mir zutiefst suspekt ist. Der besitzergreifende Anspruch des Sofas erschreckt mich geradezu. Wenn man ein Sofa betrachtet, wirkt es unsympathisch. Es sieht wie ein Lebewesen aus, starrt uns mit den beiden Lehnen-Augen an und beherrscht den Raum. Das Sofa lähmt die Menschen. Es vermittelt ihnen das angebliche Recht auf Freizeit und Bequemlichkeit. In diesen Kontext gehört das „Fläzen“, das „Kerzenlicht“, das „Abschalten“, allesamt Begriffe für ein Lebensgefühl, das mir völlig fremd ist. In schlechten Zeiten kauft man sich Stühle, die man schnell überallhin mitnehmen kann, ein Sofa dagegen symbolisiert Statik und Sesshaftigkeit. Nicht, dass ich auf der Flucht wäre, ich muss vor niemandem weglaufen, aber ich mag Sesshaftigkeit als geistige Haltung nicht. Stattdessen besitze ich Holzbänke. Ohne Lehnen. Sie haben etwas angenehm Provisorisches, die Polemik des Nicht-Daseins, der Nicht-Sesshaftigkeit, vor allem aber nützen sie dem Menschen, nicht der Dekoration. Bänke und Stühle erzeugen Haltung. Sie haben eine gewisse Strenge und schaffen eine grundsätzlich spannungsvolle Situation, eine Habacht-Stellung, da man sich gerade halten muss und jederzeit aufstehen kann, ganz im Gegensatz zu dem Zustand, in den uns das Sofa versetzt. Das Sofa bricht das Rückgrat, der Stuhl und die Bank fordern das Rückgrat. Das Sofa zieht herab, der Stuhl hält mobil. Die unglückliche Symbiose zwischen Sofa und Fernseher ist ein weiterer Grund, das Sofa abzulehnen. Die bloße Existenz des Sofas – wie auch die des Sessels – gebiert den Lieblingssitz, mit Ablagen für Nüsse und Bier, für einsame Rituale vor dem Fernsehprogramm. Wenn ich müde bin, brauche ich kein Sofa, dann lege ich mich flach auf eine Holzbank. Das ist weder Askese noch Selbstkasteiung, eher ein Akt der Unabhängigkeit oder des Nicht-alt-werden-Wollens. Aber im Grunde war ich schon immer so. Es gibt eben den Unterschied zwischen dem Höhlenmenschen und dem Steppenmenschen. Ersterer verkriecht sich, igelt sich ein, während der Steppenmensch keinen Schutz und keine Zuflucht braucht. Als junger Mann trampte ich oft und übernachtete unter freiem Himmel. Nie schlief ich unter einem Busch oder in einer Höhle, immer suchte ich das freie Feld. Das ist eine Mentalität. Deshalb werde ich nie ein Sofa brauchen."

Viele Grüße
Detlef

[Birte]

Danke für den Text von Lüpertz. Großartig, er zeigt immer ganz viel Haltung.

Grüße
Birte

[Bernd Schulz]

Danke für das Einstellen des Textes von Markus Lüpertz, Detlef! Der Mann bringt meine Sichtweise in mancherlei Hinsicht auf den Punkt. Nur bin ich im Grunde genommen doch eher ein Höhlen- als ein Steppenmensch; ich verkrieche mich schon gerne in meinen vier Wänden.

Von philosophischen Gründen abgesehen wäre in meinem Miniaturhäuschen (65 Quadratmeter auf 2 Etagen) auch gar kein Platz mehr für ein Sofa oder einen Sessel....

Herzliche Grüße

Bernd

[thvins]

Herrlich!!!

Aus dem Grunde freue ich mich jetzt wieder auf meine Weine unterwegs an schönen Orten. Es lebe der Luxus-Picknickwein des Nicht-Seßhaften und die Trangia-Küche für unterwegs...

[Bernd Schulz]

Die Holzstühle haben übrigens auch den Vorteil, dass sie, obwohl sie fast nichts gekostet haben, nach 21 Jahren nicht gammelig aussehen.

Meine Möbel habe ich mir (insofern sie nicht noch älter sind) 1994 beim Einzug in mein Häuschen gekauft - und ich gedenke nicht, mir jemals in meinem Leben noch mal andere anzuschaffen!

Ich besitze übrigens auch keine Einbauküche.....

...aber ein Trangia liegt noch in meinem Keller.....

Herzliche Grüße

Bernd

[thvins]

Bernd, dann hol ich dich morgen oder übermorgen ab und du kommst mit runter ins Priorat - wenn du einen Trangia hast, ist alles gut...