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Günther Jauch exklusiv bei Aldi

Von A wie Aldi bis Z wie Zielpunkt
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maha

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Re: Günther Jauch exklusiv bei Aldi

BeitragDo 29. Mär 2018, 09:22

Ich hab mir schon fast gedacht dass ich hier wieder zu missionarisch unterwegs bin ;-)
Anyway, ich finde gut was da gerade passiert.

Was ist denn die Alternative? Lieber den 1,99 SauvBlanc aus Lummerland pushen als den 5,99 Jauch?
Fakt ist doch dass 2,60 für einen hart arbeitenden Winzer definitiv nicht reicht um gut davon leben zu können.
Und über 90% der Weine werden nun mal in diesem Preissegment verkauft.
Viele Winzer sind auf den Verkauf von Fassware angewiesen.

Jeder Versuch die Preise auf ein einigermaßen anständiges Niveau zu kriegen sollte doch mit offenen Armen goutiert werden. Dass Hr. Jauch damit auch was verdienen will, ist doch klar.

Auch wenn dieser Paradigmenwechsel langsam vonstatten geht, aber er MUSS vonstatten gehen.
Für den deutschen Weinmarkt (und somit für den deutschen Winzer) ist jeder verkaufte (und gut gemachte) 5,99 Wein besser als ein verkaufter ausländischer Wein. DAS muss in die Köpfe der Konsumenten.
Und ob diese Preise im LEH, im Discounter oder beim Fachhändler bezahlt werden ist doch reichlich wumpe. Die Musik spielt nicht beim kleinen, gut sortierten Fachhändler um die Ecke. Bei Aldi und Lidl wird der Umsatz generiert. DA müssen die Preise hoch.

Vielleicht kann ja auch mal der eine oder andere Winzer hier (sollte sich noch einer tummeln) seine Meinung dazu kund tun.
Vielleicht funktioniert das alles so nicht, OK dann lieg ich falsch. Aber was wenn doch? ;)
Ist es nicht einen Versuch wert?

Missionarische Grüße
Marko
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EThC

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Re: Günther Jauch exklusiv bei Aldi

BeitragDo 29. Mär 2018, 09:30

Allegro hat geschrieben:"warum soll ich mir die Mühe machen, extra einen Fachhändler aufzusuchen, wenn der Wein aus dem Discounter / Supermarkt doch sogar von einem namhaften Weinkritiker für "gut" befunden wird ?"


Wohl wahr! Zudem sich die meisten Discounter-Weine in den letzten Jahren auch tatsächlich qualitativ deutlich verbessert haben, was letztlich auch an den ausgefeilten Produktionsmethoden der Massenweine liegt. Im industriellen Maßstab kann man eben vieles für lau machen, was auf der handwerklichen Ebene ordentlich Geld kostet. Aber wie schon in dem verlinkten Artikel festgestellt: die Weine sind "gefällig". Ecken und Kanten kann man sich nicht leisten, wenn man den Massengeschmack ansprechen will bzw. muß. Also möglichst niemanden mit einem eigenen Profil verschrecken.

Nochwas kommt dazu: ich als "Weinnerd" bin ständig auf der Suche nach neuen Sachen, selten kaufe ich von einem Wein mehr als 2 oder 3 Flaschen. Die Vielfalt ist mit der größte Spaß beim Weingenuß. Für mich jedenfalls. Bei den "Durchschnittsweintrinkern" (das meine ich gar nicht abfällig) ist es jedoch häufig so, daß die gut zufrieden sind, wenn sie "den einen Wein" für sich entdeckt haben. Und der wird dann immer und immer wieder gekauft. Ich kenne Leute, die kaufen sich jedes Jahr 12 Kisten des immer gleichen Weins beim Winzer und sind damit glücklich. Wenn die einmal einen für sie besseren Wein beim Discounter finden, sind die auch für immer weg vom Winzer, wenn sie nicht eine besondere Bindung dahin haben...
Viele Grüße
Erich

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EThC

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Re: Günther Jauch exklusiv bei Aldi

BeitragDo 29. Mär 2018, 09:54

maha hat geschrieben:Ist es nicht einen Versuch wert?


Kann ich auch alles nachvollziehen! Von den gut 100.000 ha Anbaufläche wird der allergrößte Teil sicher für die Faßware bzw. für die Genossenschaftstrauben benötigt. Das, über was wir hier ständig schreiben, spielt sich im Falle Deutschland gefühlt auf ca. 10 bis maximal 20 % der oben genannten Fläche ab. Angeblich gibt's 80.000 Winzer in D, der VDP hat 200 Mitglieder, die qualitative Spitze bilden geschätzt vielleicht 1.000 oder 2.000 Winzer. Mit der hier beschriebenen Qualitätsspitze kann man also den deutschen Weinbau nicht erhalten, es geht ohne die breite Basis schlicht und ergreifend nicht. Aber die Vielfalt im deutschen Weinbau kommt nicht von der Basis, die kommt von der zahlenmäßigen Minderheit derer, die Weine "mit Profil" herstellen. Deshalb sehe ich die Verlagerung des Weinabsatzes zu den "Massenware-Händlern" mit Sorge hinsichtlich der Vielfalt im deutschen Weinbau. Für viele kleinere Weinbaubetriebe mag so eine "Jauchisierung" des Weinmarktes auch finanziell attraktiv sein und das sei ihnen generell auch gegönnt, dennoch sehe ich das zwiespältig.
Selbst bei den VDP-Gütern ist es ja anscheinend so, daß insbesondere der "Mittelbau", also z.B. die Ortsweinebene schwächelt. Von den GG's alleine kann auch da wohl keiner leben und wenn denen die Fundamente wegbrechen, dann stürzt die Spitze mit ab.
In anderen Branchen ist diese Entwicklung schon viel weiter. Wo gibt's noch Bäcker, die handwerklich Semmeln herstellen? Mittlerweile alles fest in der Hand der Backmischungshersteller wie Ireks und Co. Beim Bier das gleiche. Es gibt auch auf dem Markt kaum noch Früchte, die nicht auf Großhandelsbelange hingezüchtet sind. Da schaut's beim Wein bis jetzt sogar noch relativ gut aus. Wie lange noch?
Viele Grüße
Erich

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amateur des vins

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Re: Günther Jauch exklusiv bei Aldi

BeitragDo 29. Mär 2018, 12:29

Marko, Du hast natürlich recht, daß wir hier nicht die Zielgruppe sind. Hinsichtlich der Marktentwicklung teile ich aber Erichs Bedenken.

Mich stört auch, daß bei einem solchen Geschäftsmodell mangels Information kein Selektionsdruck durch den Endverbraucher bezüglich der Herstellungsbedingungen entstehen kann: Man erfährt schlicht nicht, ob es die bei Vollmond von Nymphen bezirzten Reben sind, oder ob diese aus pestizidkontaminierten Monokulturwüsten stammen. In Anbetracht der nötigen Massen gehen meine Befürchtungen ganz klar in eine Richtung...

Das hat natürlich mit Jauch nur mittelbar zu tun. Allerdings ist seine Prominenz durchaus dazu geeignet, vom Informationsdefizit abzulenken.
Besten Gruß, Karsten
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bordeauxlover

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Re: Günther Jauch exklusiv bei Aldi

BeitragSa 31. Mär 2018, 12:46

Gerade in meiner Tageszeitung (Generalanzeiger Bonn) eine VKN von MW Caro Maurer gelesen. Ich zitiere mal auszugsweise:”Weiß wie auch rot stellen sich beide als aromatische Leichtgewichte vor, die von allem etwas, aber davon wenig mitbringen. Der Weiße (...): Im Geschmack bleibt er dünn und fahrig. Der Rote faehrt Rote Gruetze auf mit Johannisbeeren, Erdbeeren und Himbeeren, dann mischen sich noch blasse Eindrücke von Fruechtetee ein. Aber auch er bleibt im Geschmack schmalspurig. Dann schon besser das Original kaufen: Den einfachen Riesling von Othegraven gibt es schon für etwa vier Euro mehr. Aber man hat ein Vielfaches davon.” (Caro Maurer, GA Bonn, 31.3./1.4.2018, Boulevard, S. 6)
Armin
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EThC

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Re: Günther Jauch exklusiv bei Aldi

BeitragSa 31. Mär 2018, 18:59

bordeauxlover hat geschrieben:Dann schon besser das Original kaufen: Den einfachen Riesling von Othegraven gibt es schon für etwa vier Euro mehr. Aber man hat ein Vielfaches davon.


Ok, muß ich also definitiv nicht (selbst) kaufen... :D
Viele Grüße
Erich

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Allegro

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Re: Günther Jauch exklusiv bei Aldi

BeitragDi 3. Apr 2018, 16:41

Viele Grüße - Allegro
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Re: Günther Jauch exklusiv bei Aldi

BeitragDi 3. Apr 2018, 21:02

Naja, bei der Medienpräsenz wundert mich der Verkaufserfolg nicht. Interessanter ist jedoch, ob der Erfolg anhält, d.h. ob der Publikumsgeschmack wirklich getroffen wurde...
Viele Grüße
Erich

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Jochen R.

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Re: Günther Jauch exklusiv bei Aldi

BeitragDi 3. Apr 2018, 21:30

EThC hat geschrieben:Naja, bei der Medienpräsenz wundert mich der Verkaufserfolg nicht. Interessanter ist jedoch, ob der Erfolg anhält, d.h. ob der Publikumsgeschmack wirklich getroffen wurde...

Ach Herrje ... vielleicht ist es auch einfach so, dass der gewünschte
"Publikumsgeschmack" getroffen wird!?
Vor ein paar Jahren konnte man über den M. Rolland-Bordeaux bei
Edeka herziehen, der Name und v. a. die schwere Flasche auf der er
steht gehen ja gar nicht. Aber auch jetzt steht der 2015er wieder in
den Regalen. Der ist aber tatsächlich mal richtig gruselig.

Viele Grüße,
Jochen
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Ralf Gundlach

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Re: Günther Jauch exklusiv bei Aldi

BeitragDi 3. Apr 2018, 21:56

maha hat geschrieben:Ich hab mir schon fast gedacht dass ich hier wieder zu missionarisch unterwegs bin ;-)
Anyway, ich finde gut was da gerade passiert.

Was ist denn die Alternative? Lieber den 1,99 SauvBlanc aus Lummerland pushen als den 5,99 Jauch?
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Für den deutschen Weinmarkt (und somit für den deutschen Winzer) ist jeder verkaufte (und gut gemachte) 5,99 Wein besser als ein verkaufter ausländischer Wein. DAS muss in die Köpfe der Konsumenten.
Und ob diese Preise im LEH, im Discounter oder beim Fachhändler bezahlt werden ist doch reichlich wumpe. Die Musik spielt nicht beim kleinen, gut sortierten Fachhändler um die Ecke. Bei Aldi und Lidl wird der Umsatz generiert. DA müssen die Preise hoch.

Vielleicht kann ja auch mal der eine oder andere Winzer hier (sollte sich noch einer tummeln) seine Meinung dazu kund tun.
Vielleicht funktioniert das alles so nicht, OK dann lieg ich falsch. Aber was wenn doch? ;)
Ist es nicht einen Versuch wert?

Missionarische Grüße
Marko


Aber..wer verdient daran.?.die Traubenlieferanten.?..und die generelle Frage ist: wer profitiert von den höheren Preisen in den Discountern, mit so einem Konzept?? Ich glaube nicht, das deswegen demnächst Weine in den Verkauf kommen bei den Discountern, bei denen die Winzer gerecht bezahlt werden. Das Prinzip der Discounter, speziell Aldi und Lidl beruhte noch niemals auf Menschenliebe, eher auf Ausbeutung und so sehr haben die sich nicht wirklich geändert, oder habe ich irgendwas verpasst, ich lasse mich gerne aufklären..

Gruß

Ralf

Gruß

Ralf
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