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Lidl Weine

Von A wie Aldi bis Z wie Zielpunkt
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weingeist

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Re: Lidl Weine

BeitragDo 11. Dez 2014, 15:45

Hallo Guybrush!
Guybrush hat geschrieben:Nun, meine Frage nach den besseren Weinen war, wie man leicht sieht, eine Antwort auf das davor stehende Posting.
thvins hat geschrieben:Zumal es für gleiches Geld, was die kosten werden, bei den wohl allermeisten Weinhändlern bessere Weine angeboten werden.
Nur die Arbeit, diese Weine zu finden, kann Dir hier niemand "abnehmen". Da musst schon Du Dich durchkosten und vergleichen, schließlich muss das, was mir schmeckt, Dir noch lange nicht schmecken. :lol:

Im übrigen sehe ich die Angelegenheit ähnlich wie Gerald, vor allem, wo beginnt denn der "billige" Discounter?

Als Beispiel Interspar ("böser" Vergleich mit Lidl, ich weiß schon ;) ), hier in "good old Austria" ist auch ein großer Gemischtwarenladen (im positiven Sinn), ud die "Weinwelt", die ja praktisch der Weinteil des Ladens ist, bietet - nicht immer und überall - aber meistens auch sehr hochqualitative Weine, von bekannten Winzern an.
Liebe Grüße
weingeist
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thvins

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Re: Lidl Weine

BeitragFr 12. Dez 2014, 18:17

Sorry Gerald, darum geht es mir dabei gar nicht, natürlich kann es auch unter den Weinen was durchaus anständiges Geben - und die beiden Bordeaux-Weine, die Guybrush hier gekauft hat, kommen eben auch von bekannten und nachvollziehbaren Erzeugern. Auch das, was du beim Punkt Großerzeuger gesagt hast, kann ich durchaus nachvollziehen, ich kenne auch etliche gute Kooperativen in Frankreich, die gut (und günstig) produzieren.

Was mich aber skeptisch macht, sind diese "Fabriken" a la Petersbach und Co...

Ich bin heute unterwegs mal bei einem Lidl vorbeigekommen und hab da mal spaßeshalber geschaut... Hermitage war natürlich nicht da - in der ostdeutschen Provinz, aber ein Cornas und andere Rhôneweine schon, ebenso wie diverse Burgunder - Appellationen - komischerweise alle in diesem St.Jean d´ Ardières hergestellt. Das liegt unten bei Avignon... Werden die Trauben der AOC-Weine der Nordrhône und des südlichen Burgund dorthin runter gekarrt über hunderte Kilometer? Würde ich im Sinne der Qualität für bedenklich halten. Oder sind es Fässer und Tanks mit Überkapazitäten? Warum werden diese dann nicht von Kooperativen vor Ort zusammengefasst und abgefüllt? Gibt s in der AOC Hermitage oder Cornas beispielsweise überhaupt so viele Überkapazitäten von mehreren Winzern, die Hermitage oder Cornas herstellen? Und wieso werden diese dann erst nach Südfrankreich gekarrt, um sie zusammen zu mischen?
Nach meinem Verständnis dürfte in der Flasche keine andere Traube verarbeitet worden sein, die nicht aus der AOC Hermitage oder Cornas stammt. Wer will das prüfen, was da hunderte Kilometer entfernt wirklich passiert?

Wieso soll ich gerade einer solchen Kellerei blind vertrauen, dass dort alles mit rechten Dingen zugeht, wo man noch nicht mal im Internet etwas von der Arbeitsweise und Philosophie preisgibt? Namhafte Kooperativen Frankreichs machen das heutzutage schon genau wie viele Winzer.

1989, 1990 nach der Wende hatte ich auch noch keine Ahnung und habe entsprechend in Läden wie Lidl gekauft und war immer enttäuscht von den Weinen, bis ich mitbekam, dass die Enttäuschungen alle aus Petersbach kamen - egal welche AOC auf dem Etikett stand. Da begann ich, das System zu hinterfragen... Heute muss ich für Weine aus derartig ominösen Herkünften nicht mehr mein Geld ausgeben. Nicht, wenn der Wein nur 3,99 € kostet und erst recht nicht, wenn er 20 € kosten soll. Der Wein soll in seinem Ursprungsgebiet komplett verarbeitet werden und möglichst von einem namhaften Erzeuger, über den ich mich informieren kann, sein. Ob letzteres dann eine Kooperative oder ein kleiner Familienbetrieb ist, ist zweitrangig, wenn die Qualität stimmt.
Beste Grüße

Torsten

http://www.torsten-hammer-priorat-guide.com
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Ollie

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Re: Lidl Weine

BeitragFr 12. Dez 2014, 18:31

thvins hat geschrieben:Werden die Trauben der AOC-Weine der Nordrhône und des südlichen Burgund dorthin runter gekarrt über hunderte Kilometer? Würde ich im Sinne der Qualität für bedenklich halten.


Nicht die Trauben, aber die Maischen. Damit ist Australien gross geworden; mit Weinqualitaeten wohlgemerkt, die bis vor wenigen Jahren kein europaeisches Land auch nur im Ansatz in diesen Mengen produzieren konnte. Also besteht deswegen kein Grund zur Sorge.

Cheers,
Ollie
Parfois, quand c'est trop minéral, on s'emmerde.
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Gerald

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Re: Lidl Weine

BeitragFr 12. Dez 2014, 18:52

Hallo Torsten,

auch beim Wurzelwerk-Projekt (siehe viewtopic.php?f=42&t=2886) wurde die Maische weit transportiert - von der Saar bis zum Kamptal sind es immerhin fast 900 km, ohne dass es der Weinqualität geschadet haben soll.

Aber es geht da eher um eine grundsätzliche Frage, die jeder Weinkonsument für sich beantworten muss. Abgesehen vom eigentlichen Geschmack, was macht einen möglichen "Mehrwert" aus? Für dich und sicher auch die meisten hier im Forum ist die Herkunft bestimmt ein solcher Mehrwert - man hat vielleicht die Lage selbst gesehen oder sogar durchwandert, man kennt und vertraut dem Winzer etc.

Für andere ist es aber vielleicht mehr der Name, der zählt - sei es jetzt "Barolo", "Brunello di Montalcino" oder "Châteauneuf-du-Pape". Solange die (formellen) Mindestanforderungen für die DOCG/AOC erfüllt sind, ist dieser Konsument damit zufrieden, auch wenn der Wein selbst geschmacklich nicht überzeugt (z.B. der Discounter-Barolo nicht mit dem einfachsten Nebbiolo eines seriösen Erzeuger mithalten kann).

Grüße,
Gerald
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graves

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Re: Lidl Weine

BeitragMo 15. Dez 2014, 22:28

Guybrush hat geschrieben:Ab Montag gibt es wohl 20% Rabatt auf alle Weine über 5 €. Gilt übrigens anscheinend auch im Online Shop.


Vielen Dank für den Tipp! Habe ich bei den hier zuvor diskutierten 2010er Margaux umgesetzt: Deyrem Valentin für 16 EUR und Villa de Quatre Soeurs für unter 13 EUR war verlockend. Bin gespannt, was die eines Tages können...
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Kermit

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Re: Lidl Weine

BeitragSo 21. Dez 2014, 01:23

Mein erster Beitrag in diesem Forum.

Ich würde die Weine in ihrem noch unreifen Zustand probieren (dekantieren und dann über zwei Stunden verteilt sehr langsam trinken, am besten zu zweit), auch wenn dann eine einigermaßen zuverlässige Prognose schwierig bleibt. (Wie das die echten Profis schaffen - und ob sie es überhaupt schaffen - entzieht sich meinem Horizont.)

Was thvins in diesem Thread hier geschieben hat, ist sehr gut formuliert und schön pointiert.
Eine winzige Ergänzung: Die Anlage in Petersbach/Elsass kann man mittels Google-Street-View recht gut betrachten. Von außen. (Das ist nicht meine Weinwelt.)

Einen der hier erhältlichen Lidl-Weine habe ich dennoch versucht, trotz der offensichtlichen Nicht-Erzeuger-Abfüllung (die in Frankreich recht verbreitet ist). Ein Cornas (hier für 16,90 EUR) ist gewöhnlich nicht für seine Eleganz bekannt, eher für seine Kraft. dieser hier war aber wirklich heftig. Mit einem so dermaßen penetrant deutlichen Holzfass-Geschmack hatte ich nicht gerechnet, und "integriert" war dieser schon gar nicht ("Das Holz schwebte über dem Wein"). Im Laufe der Zeit (mehr als 1 Stunde nach Beginn des Dekantierens in einer etwas zu kleinen Karaffe) besserte sich das Bild zwar, es blieb aber das Bild eines zwar ziemlich dichten, aber sehr wenig eleganten Weines bestehen. An Fruchtaromen kann ich mich nicht erinnern, wahrscheinlich waren die einfach niedergeknüppelt.
Ich fürchte, man muss dann schon ordentlich etwas drauflegen für einen Cornas, und dann ist man im schmerzhaften Bereich um 40 EUR. Für mich dann vielleicht als Kompromiss ein Saint-Joseph. Nicht zu schwer und trotzdem ein Syrah mir all seiner Widerständigkeit gegen zu frühes Trinken ;)

LG, Kermit

(in Mario Scheuermanns vor einiger Zeit stillgelegten Weinforum war ich mit dem Namen "chateaufort" unterwegs. Ich arbeite nur zeitweise im Weinhandel, meine beruflicher Schwerpunkt liegt im Bereich Bauforschung/Hausforschung)
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octopussy

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Re: Lidl Weine

BeitragSo 21. Dez 2014, 13:37

Hallo Kermit,

herzlich willkommen im Forum und danke fürs Probieren des Lidl Cornas. Ich hatte auch schon überlegt, ob ich mir mal eine Flasche aus Neugierde besorge, werde es aber nach deinem Bericht lassen. Nach allem ist doch zu vermuten, dass die Cornas-Trauben, die bei Kontrakt-Winzern "übrig bleiben" (d.h. zum Beispiel nicht an Négociants wie Tardieu-Laurent , Chapoutier, Guigal oder Vidal Fleury verkauft werden können) dann für anonyme Füllungen verwendet werden. Da hilft es auch nichts, wenn sie aus Cornas stammen, die im Übrigen eine Appellation ist, die erst in den letzten Jahren dank einiger Winzer wie Clape, Allemand, Robert oder Paris wieder zu neuem Ruhm gekommen ist.
Beste Grüße, Stephan
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Guybrush

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Re: Lidl Weine

BeitragDi 23. Dez 2014, 14:33

Den Cornas habe ich als ersten aufgemacht.
Das Holz ist unangenehm dominant, die Säure steht geschmacklich daneben und besser wurde er auch nach 2 oder 3 Stunden nicht. Dicht fand ich den Wein nicht, aber ich trinke sonst auch eher jungen Tannat aus dem Madiran oder australische Shiraz Bomben.
Dieser Lidl Cornas war für mich sicher kein guter Kauf.
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innauen

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Re: Lidl Weine

BeitragDi 23. Dez 2014, 14:59

Kermit hat geschrieben:Mit einem so dermaßen penetrant deutlichen Holzfass-Geschmack hatte ich nicht gerechnet, und "integriert" war dieser schon gar nicht ("Das Holz schwebte über dem Wein").
LG, Kermit

(in Mario Scheuermanns vor einiger Zeit stillgelegten Weinforum war ich mit dem Namen "chateaufort" unterwegs. Ich arbeite nur zeitweise im Weinhandel, meine beruflicher Schwerpunkt liegt im Bereich Bauforschung/Hausforschung)


Welcome back! Und wie es scheint verfügst Du über viel Expertise im Holzbereich :lol: Im Ernst. Erstaunlich, dass immer wieder Weine gibt, die noch so brutal auf Holzarchitektur setzen. Wobei: man muss nicht auf ebenso brutales Wood-Bashing setzen. Auch ein Holzhaus kann sehr hübsch sein, um im Bild zu bleiben. Ein holzbetonter Wein braucht wie ein Holzhaus aber etwas Patina.

Grüße,

wolf
„Es war viel mehr.“

Johnny Depp dementiert, 30.000 Dollar im Monat für Alkohol ausgegeben zu haben. (Quelle: „B.Z.“)
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Kermit

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Re: Lidl Weine

BeitragSa 27. Dez 2014, 18:50

Danke für die herzliche Begrüßung hier!

Für meinen Geschmack darf es sogar mehr Holz sein (das integriert sich mit der Weile, wenn anderweitig genug substanz vorhanden ist), aber im Rhône-Bereich stimmt mich das misstrauisch.
Den Kauf setze ich in den Ordner "sinnvolle Erfahrungen", insofern waren die Euronen nicht wirklich verloren. :)

Bei einem Saint-Mont (bei Lidl nur in weiß ;) ), einem Madiran oder einem Cahors bin ich auch immer dabei - Tannin darf also noch spürbar sein. :ugeek: Schließlich hält mein Holzkopf einiges aus. Auch den Bordeaux bitte von der "fieseren" Sorte.

LG, Kermit
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