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Michel Rolland bei Edeka. Na, wer traut sich?

Von A wie Aldi bis Z wie Zielpunkt
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octopussy

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Re: Michel Rolland bei Edeka. Na, wer traut sich?

BeitragSa 22. Nov 2014, 16:46

Hallo Ulli,

ich weiß, du wolltest nicht den gesamten Text in fett hervorheben. Aber im ersten Absatz finden sich doch auch noch ein paar schöne, "subtile" Anspielungen. Lobenberg suggeriert ja, dass alleine schon das Terroir, um das sich Cheval Blanc und La Dominique rissen (ob das stimmt, kann eh keiner überprüfen), 1er Cru Classé Niveau A rechtfertigt. Der einzige Unterschied zwischen Jean Faure und Cheval Blanc ist, dass der Jean Faure vieeel günstiger ist (das Komma steht weiter links) und ihm vielleicht ein Hauch Tiefe fehlt (ok, das gesteht er Cheval Blanc immerhin zu). Cheval Blanc und La Dominique hat Lobenberg übrigens auch im Programm. Bei Cheval Blanc (2009) fehlt allerdings der Hinweis: "Wer einen Cheval Blanc zu EUR 1.499,00 die Flasche bei mir kauft, ist schön blöd. Denn sein Nachbar Jean Faure ist nahezu so gut. Wollen Sie wirklich EUR 1.450,00 die Flasche mehr ausgeben, für das bisschen mehr Tiefe und 3-4 LOB-Punkte en plus?"
Beste Grüße, Stephan
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innauen

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Re: Michel Rolland bei Edeka. Na, wer traut sich?

BeitragSa 22. Nov 2014, 16:58

Hallo,

ein schöner Beitrag für diesen Thread: viewtopic.php?f=41&t=2229&hilit=weinlyrik#p48384, "the very best of Weinlyrik".

Grüße,

wolf
„Es war viel mehr.“

Johnny Depp dementiert, 30.000 Dollar im Monat für Alkohol ausgegeben zu haben. (Quelle: „B.Z.“)
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VillaGemma

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Re: Michel Rolland bei Edeka. Na, wer traut sich?

BeitragSa 22. Nov 2014, 17:12

UlliB hat geschrieben:Da man bei Lobenberg aber immer 4-5 Punkte von seiner Bewertung abziehen muss, ist diese Kleinigkeit nebensächlich.

Hallo Ulli,

ich danke Dir für das ausführliche Beispiel. Es liegt in der Natur der Sache, dass ich es Null einschätzen kann, weil nicht meine Welt. Wobei ich auch gern mal einen CB probieren würde. Wird wohl nicht passieren, eher dann doch mal einen Rayas oder Henri Bonneau. Nur sind die mir auch zu teuer, wenn ich ehrlich bin...bzw. ich bin mir nicht sicher, ob sie mir 8-fachen Genuss gegenüber einem Pegau CR ermöglichen. Ich tippe auf nein.

Das mit den 4-5 Punkten abziehen beim HL stimmt jedoch mit einer extrem hohen Trefferquote. Lediglich bei meinen beiden Lieblingsweinen komme ich auf ähnliche Ergebnisse wie er.

Aber damit solls das auch von meiner Seite gewesen sein. Das mit dem Betrug nehme ich zurück .

VG,
Robert
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Gerald

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Re: Michel Rolland bei Edeka. Na, wer traut sich?

BeitragSa 22. Nov 2014, 17:37

Na ja,

ich denke auch, das sollte man nicht überbewerten. Die Weinhändler müssen ihre Weine verkaufen, um davon leben zu können. Und offenbar geht das mit solchen Texten besser als mit rein neutralen Beschreibungen, also was soll's? Anscheinend wird das vom Markt verlangt bzw. honoriert, daher geht es vermutlich gar nicht anders.

Ist ja in anderen Bereichen genauso oder noch schlimmer, z.B. in der Lebensmittelindustrie, wo groß mit "keine Geschmacksverstärker zugesetzt" geworben wird - der Verbraucher ist glücklich, weil er ein "natürliches" Produkt bekommt. Andererseits schmeckt es ohne Geschmacksverstärker den meisten doch nicht so richtig, daher ist halt Hefeextrakt drinnen (dessen Hauptinhaltsstoff auch ein Geschmacksverstärker ist, aber sich besser anhört). ;)

Grüße,
Gerald
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UlliB

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Re: Michel Rolland bei Edeka. Na, wer traut sich?

BeitragSa 22. Nov 2014, 17:46

Gerald hat geschrieben:ich denke auch, das sollte man nicht überbewerten. Die Weinhändler müssen ihre Weine verkaufen, um davon leben zu können. Und offenbar geht das mit solchen Texten besser als mit rein neutralen Beschreibungen, also was soll's? Anscheinend wird das vom Markt verlangt bzw. honoriert, daher geht es vermutlich gar nicht anders.

Gerald,

ich dramatisiere den Lobenberg-Text auch nicht, und kaufe da auch noch einigermaßen regelmäßig etwas (am liebsten bei den regelmäßigen Restpostenaktionen, da gibt es manchmal sensationelle Schnäppchen). Mir ging es hier nur darum, dass renommierte Fachhändler mit qualitativ gleichartigen Übertreibungen arbeiten wie Edeka beim Rolland-Bordeaux. Wenn man also den Lobenberg-Text nicht überbewerten soll, sollte man das auch nicht mit dem Edeka-Text tun.

Gruß
Ulli
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Gerald

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Re: Michel Rolland bei Edeka. Na, wer traut sich?

BeitragSa 22. Nov 2014, 17:58

Hallo Ulli,

Wenn man also den Lobenberg-Text nicht überbewerten soll, sollte man das auch nicht mit dem Edeka-Text tun.


klar, zumindest ich habe mein Statement auf alle Händler (Discounter, Supermarkt, Fachhandel) bezogen. Natürlich ist es hier und anderswo im Web schon fast Tradition, vor allem auf Discounter/Supermarkt zu schimpfen und den Fachhandel davon auszunehmen, warum auch immer.

Letztendlich kommt es auf den Adressaten der Botschaft (also den Konsumenten) an, wie er auf solche Texte reagiert. Manchmal hat man schon den Eindruck, dass der Konsument geradezu danach bettelt, keine objektiven Botschaften zu bekommen. Zum Beispiel mit der oft zitierten Geschichte, dass viele Weintrinker am liebsten einen trockenen Weißwein trinken, der aber natürlich nicht trocken schmecken soll. ;)

Grüße,
Gerald
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UlliB

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Re: Michel Rolland bei Edeka. Na, wer traut sich?

BeitragSa 22. Nov 2014, 18:26

Gerald hat geschrieben:Letztendlich kommt es auf den Adressaten der Botschaft (also den Konsumenten) an, wie er auf solche Texte reagiert. Manchmal hat man schon den Eindruck, dass der Konsument geradezu danach bettelt, keine objektiven Botschaften zu bekommen.

Mit objektiven Botschaften ist es bei einem Produkt, dessen Qualität auf Basis einer weitgehend subjektiven Einschätzung beurteilt wird, natürlich einigermaßen schwierig.

Aber stimmt schon: die Reaktion des Konsumenten ist entscheidend. Was Lobenberg und auch Edeka verzapfen, ist gemessen an den berühmten "Saarwellinger Sonetten" ja noch eher moderat, und es ist doch einigermaßen verblüffend, dass ganz offensichtlich blödsinnige und durchaus leicht zu falsifizierende Behauptungen bei vielen Verbrauchern verfangen, und das immer wieder, über Jahre hinweg. Das gibt schon zu denken.

Vermutlich stimmt das, was man von Marketingleuten aller Couleur regelmäßig zu hören bekommt, tatsächlich: "Der durchschnittliche Kunde ist ein leicht zu manipulierender Ignorant".

Unangenehmer Gedanke, dass ich in den meisten Berreichen des Lebens als Konsument vermutlich ebenfalls genau das bin: ein leicht zu manipulierender Ignorant :oops:

Gru
Ulli
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Birte

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Re: Michel Rolland bei Edeka. Na, wer traut sich?

BeitragSa 22. Nov 2014, 19:07

Vermutlich stimmt das, was man von Marketingleuten aller Couleur regelmäßig zu hören bekommt, tatsächlich: "Der durchschnittliche Kunde ist ein leicht zu manipulierender Ignorant".


Da spielen doch wohl vermutlich nur die drei Punkte Bordeaux, bekannter Erzeuger und die aufwendige Flasche eine Rolle. Diese Werbetexte liest doch wohl kaum jemand durch. Also ich bin zu faul dazu.
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Bernd Schulz

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Re: Michel Rolland bei Edeka. Na, wer traut sich?

BeitragSa 22. Nov 2014, 20:18

Vermutlich stimmt das, was man von Marketingleuten aller Couleur regelmäßig zu hören bekommt, tatsächlich: "Der durchschnittliche Kunde ist ein leicht zu manipulierender Ignorant".


Aufgrund meiner persönlichen Erfahrungen glaube ich nicht, dass das stimmt - zumindest nicht in allen Bereichen.

Früher musste ich mit meinem komischen Nischen-Einmannbetrieb schauen, wie ich "in den Markt eindringen" und eine hinreichende Zahl von Kunden gewinnen kann (inzwischen habe ich allerdings mehr Arbeit, als mir lieb ist). Ich habe dabei ganz bewusst auf den fast überall anzutreffenden, maßlos übertriebenen Propagandaschmonzes verzichtet und mich selber sowie mein Tun auf meiner Website eher zurückhaltend dargestellt. Und gerade deswegen kamen viele Neukunden! Die Leute sind nämlich gar nicht alle so blöd. Nicht wenige spüren eben doch, wenn ihnen jemand in grellen Farben etwas vom Ross erzählt, dass dann übertrieben (um nicht zu sagen häufig auch geschwindelt) wird, dass sich die Balken biegen. Diejenigen sind oft froh, auf einen Anbieter zu treffen, der den Spökes unterlässt.

Viele Grüße

Bernd
Zuletzt geändert von Bernd Schulz am Sa 22. Nov 2014, 21:01, insgesamt 1-mal geändert.
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octopussy

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Re: Michel Rolland bei Edeka. Na, wer traut sich?

BeitragSa 22. Nov 2014, 20:36

Bernd Schulz hat geschrieben:Aufgrund meiner persönlichen Erfahrungen glaube ich nicht, dass das stimmt - zumindest nicht in allen Bereichen.

Früher musste ich mit meinem komischen Nischen-Einmannbetrieb schauen, wie ich "in den Markt eindringen" und eine hinreichende Zahl von Kunden gewinnen kann (inzwischen habe ich allerdings mehr Arbeit, als mir lieb ist). Ich habe dabei ganz bewusst auf den fast überall anzutreffenden, maßlos übertriebenen Propagandaschmonzes verzichtet und mich selber sowie mein Tun auf meiner Website eher zurückhaltend dargestellt. Und gerade deswegen kamen viele Neukunden! Die Leute sind nämlich gar nicht alle so blöd. Nicht wenige spüren eben doch, wenn ihnen jemand in grellen Farben etwas vom Ross erzählt, dass dann übertrieben (um nicht zu sagen häufig auch geschwindelt) wird, dass sich die Balken biegen. Diejenigen sind oft froh, auf einen Anbieter zu treffen, der den Spökes unterlässt

Hallo Bernd,

das glaube ich gerne (vielleicht sind Oboenrohre allerdings auch ein Produkt, bei dem man vor allem mit Qualität punkten kann, weniger mit der Ankündigung von Qualität, aber das kannst du besser beurteilen). Beim Wein jedenfalls gibt es m.E. solche und solche Kunden. Ich muss ehrlich zugeben, dass ich früher sicher auch mal auf solche Texte wie den zitierten Lobenberg-Text angesprungen wäre (bzw. es bei Pinard de Picard auch teilweise bin). Ich denke, es gibt - wie Ulli schon sagt - Kunden, denen man mit Namedropping à la "schmeckt wie ein Richebourg, Chambertin, Cheval Blanc, usw. den Mund wässrig machen kann. Und es gibt Kunden, die das eher abstößt oder deren Vertrauen nach einer Enttäuschung gebrochen ist und die dem vollmundig versprechenden Händler oder Erzeuger den Rücken kehren. Im Übrigen haben ja sowohl Lobenberg als auch Pinard de Picard wirklich gute Weine im Programm, die man vielleicht gar nicht so trompetenhaft bewerben müsste. Hätten sie das nicht, würden ihre Texte m.E. auch nichts nützen. Auf Dauer kann man niemandem ein X für ein U verkaufen.
Beste Grüße, Stephan
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