Empfehlung für trockenen Rotwein mit wenig Säure bis 5 Euro?

...das funktioniert aber nur, wenn das Weingut - irrigerweise - davon ausgeht, dass die eigene Arbeitszeit im Verkauf sowie die Investitionen für das Verkaufsumfeld (Probierstube, Kasse etc.) nichts kosten, z.B. da ohnehin die Oma fast immer zuhause ist und die Weine verkauft.

..."eh da"-kosten.....

[susa]

Und was die Milchmädchen-Kostenrechnung mit dem "für den Wein bleibt beim Supermarktwein nix mehr übrig"angeht, bei den meisten Supermarktweinen die ja in ganz anderen Mengen erzeugt werden, bleibt am Ende mehr übrig als bei den Winzerweinen - und das ganz ohne Oma.

Beispiel Mertes KG, die stoßen im Jahr gut und gerne 200 Millionen Liter raus. Bei den oben angenommenen 1.60 "für den Winzer" wäre das doch ohne Frage ein ordentliches Sümmchen.

lieben Gruß
susa

Wird schon einen Grund haben, warum man beim Abhof-Verkauf z.B. in Italien oder gar Bordeaux (falls es überhaupt einen solchen gibt) meist mehr als im Fachhandel bezahlt

Das kann ich für Italien nicht bestätigen.

[Gerald]

Ich habe mich da auf die angeseheneren Weingüter im Chianti bezogen (ist auch schon einige Zeit her). Vielleicht hat sich das geändert oder ist in anderen Regionen nicht so?

Grüße,
Gerald

Das ist strukturell ganz verschieden. Montalcino und Chianti haben (zumindest bei vielen großen Namen) andere Besitzstrukturen als die meisten anderen Gebiete, und es handelt sich auch um eher hochpreisige Weine und oft eher wenige pro Gut. Aber auch bezüglich Montalcino (wo ich das einigermaßen überschauen kann), würde ich niemals sagen, daß man die meisten Weine im Handel (vor Ort oder in D, was sich oft nicht viel nimmt) günstiger bekommt. Ganz anders sieht es in der Langhe (mit eher burgundischer Struktur) aus und auch in den meisten mir geläufigen Regionen des Landes, im niedrigeren (und damit normalen) Preisbereich sowieso.
Und beim Weinhandel in Italien muß man etwas vorsichtig sein; da gibt es haufenweise Apotheken mit Mondpreisen. Wenn ich an Montalcino denke; da gibt es die eher günstigen Dalmazio und Enoteca di Piazza, aber viele vollkommen überteuerte Händler. Beim Vergleich mit den Ab-Hof-Preisen lege ich natürlich die beiden ersten zugrunde, wie zB andernorts Mair in Sterzing.

Hallo Gerald,
schon richtig, das war ja auch das was ich meinte: man kannibalisiert den Fachhandel - ob man das will oder nicht muss jedes Weingut selbst entscheiden. Direktvermarktung geht im Übrigen schon deutlich über den Ab-Hof-Verkauf hinaus. Der Hofladen ist dabei der kleinste Anteil. By the way, wir haben weder Hofladen noch Straußwirtschaft;)

Susa:
der Vergleich mit Mertes (GmbH & Co. KG) hinkt sehr gewaltig, da ich davon ausgegangen bin, dass hier ein vernünftiger Wein um die 5,- Euro gesucht wird - Qualitätswein oder vergleichbar - und nicht "Preiseinstiegssegment". Dreistufiges Handelssystem: Winzer zu Mertes zum Handel zum Endverbraucher. Mertes ist kein Erzeuger, lediglich Abfüller.

Der Ausstoß von Mertes schwankt um die 200 Mio Einheiten, das ist korrekt, nur muss man sich mal anschauen wie sich diese zusammensetzen:

1. ca. 80 Mio Einheiten sind Tetrapackweine - Verschnitt von weinen aus verschiedenen Ländern der EU (früher EG-Tafelwein genannt). Einkaufspreis für Mertes: 25-30 Cents pro Liter
2. weitere ca. 60 Mio Einheiten: Tafelwein aus Übersee - je nach Jahr zwischen 50-70 Cents pro Liter, Einkaufspreis für Mertes
3. Zieht man die sonstigen weinhaltigen Getränke noch ab, bleiben noch ca. 40 Mio Einheiten deutscher Wein, der zu 90% Massenware für Handelsmarken der großen Discounter ist. EK-Mertes: zwischen 0,80 -1,20 Euro.

Das sind die Markt-Preise, für "lose Ware" (Mertes importiert keine Flaschenweine sondern Fassware, verscneidet diese und füllt ab), die Mertes (oder jede andere Kellerei auch) an die Winzer in Deutschland, Europa & Übersee zahlt. Produktionskosten der Erzeuger (Winzer) sind damit nicht gedeckt. Der durchschnittliche Verkaufspreis von Mertes an Aldi & Co. pro Liter liegt im Anschluss knapp über einem Euro. Mertes als Abfüller steckt sich 5 Cent pro Flasche in die Tasche und verdient bei 200 Mio. Einheiten einigermaßen Geld, aber erzähl mir nichts von Milchmädchenrechnung, weil Du glaubst das 200 Mio mal Null für den Winzer mehr als Null ist...

[Gerald]

Eigentlich zum Kochen (Wild) habe ich den Zweigelt 2011 der Winzer Krems (EUR 3,79 bei Spar) gekauft, einen Schluck aber natürlich auch probiert. Und - siehe da, der Wein ist wirklich angenehm zu trinken und auch ganz typisch für die Rebsorte. Sicherlich kein "grand vin", für Partys, Grillabende & Co aber bestimmt eine sehr gute Wahl.

Grüße,
Gerald