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Maximalerträge statt Mostgewicht

Von der Weinbergspflege bis zur Kellertechnik
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Erdener Prälat

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Re: Maximalerträge statt Mostgewicht

BeitragFr 4. Mär 2011, 17:50

Charlie hat geschrieben:Wenn ja, wäre das OK...

Eher nicht. Es sei denn, er wäre mit seiner Qualität nicht zufrieden und möchte sie verbessern. Sonst sähe ich keinen Grund, den gleichen Wein in geringerer Menge zu produzieren und ihn deswegen teurer verkaufen zu müssen.
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BuschWein

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Re: Maximalerträge statt Mostgewicht

BeitragFr 4. Mär 2011, 19:33

Charlie Erträge um 40 hl/ha sind sicher für einen guten bis sehr guten Wein nicht nötig. Nehmen wir mal den Begriff Kabinett als Stil und Qualitätsbegriff, losgelöst von der Prädikatsbezeichnung, im Sinne eines leichten, spritzigen Weins mit eher niedrigem Alkohol, dann macht eine Ertragsreduzierung sicher keinen Sinn. Aber ein Kabinett ist eben auch kein Spitzenwein. Wobei auch Kabinette sicher nicht wirklich großartig sind, wenn man deutlich über 100 ha/hl erzeugt.

Will ich aber wirklich Spitzenqualitäten erzeugen, sagen wir mal GG oder Smaragd bei den Trockenen, oder Spätlese und Auslese bei restsüßen Weinen, dann werden die Erträge niedriger sein. Dass es immer wieder auch exzellente Weine gibt, die mit überraschend hohen Erträgen erzeugt werden schließt das gar nicht aus. Aber mit diesen Ausnahmen kann man kein Rezept definieren.

Warum stellt man denn heute alte Rebanlagen in den Fokus, weil dort die Erträge natürlicherweise schon niedrig sind und somit tendenziell die Qualität höher.

Und ja ich weiß auch, dass mit solchen Begriffen auch immer wieder Schindluder getrieben wird, aber in allen Gesprächen mit Winzern wird ein Zusammenhang zwischen Ertrag und Qualität postuliert.
Armin
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Charlie

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Re: Maximalerträge statt Mostgewicht

BeitragMo 7. Mär 2011, 11:52

AS Maurer hat geschrieben: Nehmen wir mal den Begriff Kabinett als Stil und Qualitätsbegriff, losgelöst von der Prädikatsbezeichnung, im Sinne eines leichten, spritzigen Weins mit eher niedrigem Alkohol, dann macht eine Ertragsreduzierung sicher keinen Sinn. Aber ein Kabinett ist eben auch kein Spitzenwein. Wobei auch Kabinette sicher nicht wirklich großartig sind, wenn man deutlich über 100 ha/hl erzeugt.

Will ich aber wirklich Spitzenqualitäten erzeugen, sagen wir mal GG oder Smaragd bei den Trockenen, oder Spätlese und Auslese bei restsüßen Weinen, dann werden die Erträge niedriger sein.
Verstehe. Aber dann wird es keinen Anreiz geben gute Kabinette (im obigen Sinn) zu erzeugen. Erst Recht nicht von guten Lagen. Es wäre dann sozusagen amtlich, dass ein Kabinett kein wirklich guter Wein sein kann. Naja, in etwa das war auch die Aussage der Mostgewichtsgrenzen.
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AH.

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Re: Maximalerträge statt Mostgewicht

BeitragMo 7. Mär 2011, 12:40

Aber ein Kabinett ist eben auch kein Spitzenwein (...) Will ich aber wirklich Spitzenqualitäten erzeugen, sagen wir mal GG oder Smaragd bei den Trockenen (...)

Hallo Armin,

diese Auffassung halte ich für willkürlich und teile sie nicht. Ich kenne Kabinette, die von der Aromatik sehr präzise und klar definiert sind und die ich daher für Spitzenweine halte.

Gruß

Andreas
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Charlie

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Re: Maximalerträge statt Mostgewicht

BeitragMo 7. Mär 2011, 15:05

AH. hat geschrieben:Aber ein Kabinett ist eben auch kein Spitzenwein (...) Will ich aber wirklich Spitzenqualitäten erzeugen, sagen wir mal GG oder Smaragd bei den Trockenen (...)

Hallo Armin,

diese Auffassung halte ich für willkürlich und teile sie nicht. Ich kenne Kabinette, die von der Aromatik sehr präzise und klar definiert sind und die ich daher für Spitzenweine halte.

Gruß

Andreas
Hallo Andreas, eben weil für mich Kabintte auch Meisterwerke sein können, sehe ich mich berufen hier zu klären. Mir scheint, mit "Spitzenwein" ist hier so etwas wie "Gewicht in der Weinwelt" gemeint. Vergleichbar mit der unterschiedlichen Gewichtung, die in der schönen Literatur die Erzählung gegenüber dem Roman einnimmt. Erzählungen können wurderbare Meisterwerke sein und es wird Liebhaber geben, die sie verschlingen. Aber wenn man von der "Groohohossen Literrratur" spricht, meint man dann eben doch Romane, Theaterstücke ect. Anders gesagt: es gibt in vielen Disziplinen eine Kleine und eine Große Form. Im Kino ist z.Bsp. der Western die Große, der Krimi die Kleine Form. Der Unterschied ist nicht nur einer der Masse (Länge, Anzahl der Personen) sondern auch ein struktureller.
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BuschWein

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Re: Maximalerträge statt Mostgewicht

BeitragDi 8. Mär 2011, 17:33

8-) :twisted:
diese Auffassung halte ich für willkürlich und teile sie nicht. Ich kenne Kabinette, die von der Aromatik sehr präzise und klar definiert sind und die ich daher für Spitzenweine halte.

Andreas für Dich mag das stimmen, Du liebst ja dünne Weinchen 8-) ;) :twisted:

Nein, nein, Spaß beiseite. Aber sag mir mal einen Winzer bei dem ein Kabinettwein der beste Wein des Programms ist, mir ist ein solcher Winzer noch nicht begegnet. Mit meiner Aussage, dass Kabinettweine keine Spitzenweine sind, will ich ja nicht sagen, dass es nicht ganz vorzügliche Weine sein können. Allerdings wenn es um Tiefe, Struktur, Kraft und Ausdruck geht sind es doch fast immer andere Weine, die noch mehr begeistern/beeindrucken.
Armin
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Bernd Schulz

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Re: Maximalerträge statt Mostgewicht

BeitragDi 8. Mär 2011, 23:34

Zum Thema der nackten Ertragszahlen hatte ich in einem anderen Forum schon einmal eine ebenso lange wie unerquicklich endende Diskussion, weshalb ich hier eigentlich die Klappe halten wollte. Aber der Weg zur Hölle ist ja bekanntlich mit guten Vorsätzen gepflastert...

Meine Meinung: Früher hat man in der Tat häufig mit zu hohen Erträgen eher dünne, wenig ausdrucksvolle Weine erzeugt, aber in der Gegenreaktion übertreibt man es heute gerne beim Schielen auf reine Ziffern. Ertragszahlen pro Hektar sind aber zum einen je nach Hangneigung und Pflanzdichte relativ, zum anderen unter den Gesichtspunkten der Qualität/Lagentypizität nicht alles. Insofern kann ich die Aussage "Der Maximalertrag ist DIE Kenngröße für die Qualität eines Weins" so pauschal nicht nachvollziehe - selbst dann nicht, wenn *Qualität* in allen Anbaugebieten begrifflich deckungsgleich mit Kraft und Dichte wäre (und daran kann man, wie das ja oben ansatzweise schon geschehen ist, durchaus zweifeln).

Witzigerweise kam ein nicht ganz schlecht angesehener Winzer am Samstag im Gespräch mit mir auf das Thema Erträge. Er trauerte einem aus Rationalisierungsgründen von ihm aufgegebenen Rieslingwingert hinterher und erzählte, dass diese Lage in manchen Jahren Erträge von 200 hl/ha (!) bringen konnte, ohne dass es dem Wein an gutem Geschmack gefehlt hätte. Das ist gewiss ein sehr extremes Beispiel, zeigt aber, dass reine Zahlen erst einmal nicht so viel besagen. Ertragsziffern muss man immer im Kontext der (vielen) anderen Parameter sehen.

Gleichungen in der Art von "30 hl/ha = dichter, besonders ausdrucksvoller Wein", "60 hl/ha = mittelgewichtiger, unter Umständen noch einigermaßen charakterstarker Tropfen", "90 hl/ha = eher dünnes, belangloses Weinderl" und 120 hl/ha = nichtssagende Plörre" sind viel zu schematisch und werden den komplexen Zusammenhängen in der Realität nicht einmal entfernt gerecht.

Beste Grüße

Bernd
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AH.

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Re: Maximalerträge statt Mostgewicht

BeitragMi 9. Mär 2011, 00:28

"Allerdings wenn es um Tiefe, Struktur, Kraft und Ausdruck geht sind es doch fast immer andere Weine, die noch mehr begeistern/beeindrucken."

Hallo Armin,

Deine Begriffe sind für mich teils nicht, teils nur schwer verständlich: Tiefe = ?, Struktur = Mundgefühl? (welches?), Kraft = viel Aroma oder(/und?) Geschmack? Ausdruck = ?. Für mich ist an einem Wein wichtig, daß er aromatisch, sehr reintönig (klare, saubere Aromen), sortentypisch*, lagentypisch und süffig ist. Diese Eigenschaften, die mich begeistern/ beeindrucken, finde ich in Weinen unterschiedlicher Stilrichtungen (bzw. auch nicht!).

* Weinstile, bei denen andere Parameter die Sortentypizität dominieren, ausgenommen (z.B. Vin Jaune etc.) .

Gruß

Andreas
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