Aktuelle Zeit: Do 28. Mär 2024, 23:28


Biodynamischer Weinbau

Von der Weinbergspflege bis zur Kellertechnik
  • Autor
  • Nachricht
Offline
Benutzeravatar

UlliB

  • Beiträge: 4517
  • Registriert: Mo 6. Dez 2010, 18:27

Re: Biodynamischer Weinbau

BeitragSo 14. Jul 2013, 20:30

C9dP hat geschrieben:Und in einem muss ich dir ganz klar widersprechen. Natürlich habe ich als Konsument eine Verantwortung. Ich kann mich nicht über Konzerne und deren Produkte aufregen, wenn ich mich als Konsument nicht mit dem Thema beschäftige. Wenn alle sich mehr mit den Fragen nach Herkunft, Herstellung und Arbeitsbedingungen beschäftigen würden, dann würden wir viele Skandale nicht haben. Es ist aber sicherlich leichter, sich nach Medienberichten über Lebensmittelskandale aufzuregen, als vorher sich selber zu informieren.


Diese Sichtweise spricht aber auch nicht gegen die Biodynamik, oder?

Mich stören lediglich die Einstellungen vieler Konsumenten und die äußerst zweifelhaften Versuche, allein die Biodynamik als Lösung vorzustellen.


Ich weiß nicht, mit wie vielen biodynamisch arbeitenden Winzern Du persönlich gesprochen hast. Klar, da gibt es einige ideologisch komplett fixierte Leute, die die Biodynamik als einzigen wirklich gangbaren Weg sehen. Aber die meisten, die ja in aller Regel irgendwann von der konventionellen Arbeitsweise konvertiert haben, tun das nicht, sondern haben eine durchaus differenzierte Betrachtungsweise. Die Dogmatik siehst Du eher bei ein paar Händlern, die sich damit einen Alleinstellungsanspruch sichern wollen.

Dass die Biodynamie ein durchaus gangbarer Weg ist, lässt sich nach den Erfolgen vieler Biodynamiker wohl kaum leugnen. Ob es der allein seligmachende Weg ist, darf man aber schon bezweifeln.

Gruß
Ulli
Offline
Benutzeravatar

Alas

  • Beiträge: 1022
  • Registriert: Mo 20. Feb 2012, 21:14
  • Wohnort: Hinter dem Meer
  • Bewertungssystem: Auf Benutzername klicken

Re: Biodynamischer Weinbau

BeitragSo 14. Jul 2013, 21:54

Michael,

wir sind hier beim Weinbau und ich hatte gefragt wo dieses steht:

MichaelWagner hat geschrieben: Das fehlen von Daten über Ökotoxizität der Spritzmittel aus dem Biobereich liegt an der Weigerung der Ökoverbände mit dem Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen zusammen eine Studie zu erarbeiten.

Ich hatte nicht gefragt nach irgendeiner Sendung über Bio im Allgemeinen.

-----------------------------------

Markus Vahlefeld hat geschrieben: UlliB hat geschrieben:Im Übrigen: schaden tut die biodynamische Arbeitsweise niemandem; den Anwendern der meist homöopathischen Zubereitungen nicht, und der Umwelt jedenfalls nicht mehr als die der "nur" biologisch arbeitenden Betriebe.

Insofern: lass die doch einfach machen, wenn sie es wollen - das tut niemand weh, und so lange die Ergebnisse so sind wie bei vielen Biodynamikern, um so besser 8-)


Endlich mal Logik jenseits jeder Ideologie. Genauso ist es!


+ 1

Gruß

Alas
wat den een sien uhl is den annern sien nachtigall
Offline
Benutzeravatar

Gerald

Administrator

  • Beiträge: 7485
  • Bilder: 32
  • Registriert: Do 24. Jun 2010, 07:45
  • Wohnort: Wien
  • Bewertungssystem: Auf Benutzername klicken

Re: Biodynamischer Weinbau

BeitragMo 15. Jul 2013, 08:00

Für biodynamische Winzer, die ihre Kuhhörner und Essenzen ohne großen esoterisch-ideologischen Hintergrund verwenden - vielleicht nur, da sich eben "biodyn" besser als "nur bio" verkauft - habe ich vollstes Verständnis. Jeder muss sich nun mal so präsentieren, wie es der Markt erwartet.

Schwieriger wird es für mich, wenn der Winzer aus Überzeugung mit "feinstofflichen Schwingungen" und Ähnlichem argumentiert und alles, was nicht in sein Konzept passt (z.B. die Kupfer-Problematik) mit mehr oder weniger passenden Worten beiseite schiebt. Solche Winzer gibt es auch in Österreich einige.

Grüße,
Gerald
Offline

MichaelWagner

  • Beiträge: 801
  • Registriert: Mi 8. Aug 2012, 13:29
  • Bewertungssystem: Auf Benutzername klicken

Re: Biodynamischer Weinbau

BeitragMo 15. Jul 2013, 10:00

Alas:

wenn Du Dir die Sendung anschaust und um beim konkreten Fall "Studien zur Ökotoxizität in der Bio-Landwirtschaft (auch Weinbau ist Landwirtschaft)" ab Minute 13:55 anschaust (Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen. Die übergeordnete Behörde ist das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz), dann wird dort klar und deutlich besprochen, dass die ökologischen Verbände - im Gegensatz zu den konventionellen - die Teilnahme an Studien bewusst verweigern und die Gründe auf der Hand liegen.

Was brauchst Du noch? Mir scheint Du agierst hier im Moment nach dem Motto " es kann nicht sein, was nicht sein darf".

Und vielleicht nochmal von meiner Seite zur Klarstellung. Ich habe nullkommanix gegen Bio- oder biodynamischen Anbau und bezweifle in keiner Weise, dass die Erzeugnisse in irgendeiner Form qualitativ schlechter sind, als im konventionellen Bereich.

Ich wehre mich nur gegen die Darstellung, dass bei Bio alles, besser, umweltschonender deswegen ja auch logischerweise gesünder sein soll. Und das Thema Pflanzenschutz grenzt in dem Bereich schon an Verbrauchertäuschung.

Gruß, M.
wenns läuft, dann läufts. Aber bis es läuft, dauerts...
Offline
Benutzeravatar

Markus Vahlefeld

Administrator

  • Beiträge: 1689
  • Bilder: 2
  • Registriert: Do 4. Nov 2010, 10:43

Re: Biodynamischer Weinbau

BeitragMo 15. Jul 2013, 11:35

MichaelWagner hat geschrieben:Ich wehre mich nur gegen die Darstellung, dass bei Bio alles, besser, umweltschonender deswegen ja auch logischerweise gesünder sein soll.

Das Problem ist wohl eher, dass das hier niemand behauptet hat, manche sich aber gegen diese Art Popanz wehren zu müssen scheinen. Weder Bio noch Bio-dyn machen irgendwas "besser" oder den Wein "gesünder". Es ist eine andere Art der Bodenkultivierung und wenn man ein schlechtes Gewissen unbedingt haben will, kann man das ja auch mit Bio-dyn haben, Stichwort Kupfer. Ich halte die Moralisierung und Dogmatisierung des Themas Bio für das schlimmste Übel. Und sicher wäre es für diese Diskussion hier am sinnvollsten, wenn statt ständiger Bewertungen ("Toll", "Humbug") die Verfahrensweise und ihre Auswirkungen besprochen werden könnten.

Da sich Georg Meissner, der diese Geisenheimer Studie zum Vergleich konventionell-bio-bio-dyn durchgeführt hat, nicht meldet, habe ich mich inzwischen an Randolf Kauer gewandt. Ich hoffe, wir bekommen bald belastbare Informationen.
Offline

MichaelWagner

  • Beiträge: 801
  • Registriert: Mi 8. Aug 2012, 13:29
  • Bewertungssystem: Auf Benutzername klicken

Re: Biodynamischer Weinbau

BeitragMo 15. Jul 2013, 12:07

Hallo Markus,

Alas hat mit seinen Beiträgen bezogen auf das Thema Pflanzenschutz schon deutlich in die Richtung "konevntionell = böse, bio = gut" argumentiert.

Dazu darf man ja wohl noch Stellung beziehen, insbesondere, da dies so einfach falsch ist. Das hat nichts mit "wehren" zu tun. Ich habe auch mehrmals gesagt, dass ich weder das eine, noch das andere derzeit für besser halte, bewerte also beides gleich (siehe Pest oder Cholera).

Ganz konkret beschäftigt mich das Thema seit längerem und ich trage auch den Gedanken meinen Betrieb ggfls umzustellen. Nur solange keine stichhaltigen Argumente vorliegen und das Ganze Thema eher im Bereich Vermarktung, statt echter Vorteile in Sachen Umwelt, Qualität & Gesundheit angesiedelt wird, tue ich mich da etwas schwer.

Von daher wäre eine Studie, die den Vergleich zieht eine tolle Sache und wahrscheinlich für viele Konventionelle ein echtes Argument. Diese fehlt aber Stand heute noch immer (z T aus genannten Gründen). Nur weils gerade "hip" ist umzustellen, ohne dabei einen echten Vorteil zu erzielen erscheint mir persönlich nicht sinnvoll.

Wenn Knauer da irgendwas hätte fände ich es prima wenn Du das hier einstellen könntest.

Gruß, M.
wenns läuft, dann läufts. Aber bis es läuft, dauerts...
Offline
Benutzeravatar

Alas

  • Beiträge: 1022
  • Registriert: Mo 20. Feb 2012, 21:14
  • Wohnort: Hinter dem Meer
  • Bewertungssystem: Auf Benutzername klicken

Re: Biodynamischer Weinbau

BeitragMo 15. Jul 2013, 18:33

Hallo!

MichaelWagner hat geschrieben:Alas hat mit seinen Beiträgen bezogen auf das Thema Pflanzenschutz schon deutlich in die Richtung "konevntionell = böse, bio = gut" argumentiert.


Nö, hat er nicht. Hier hat er sich lediglich gegen die Behauptung gewandt, das synthetische Pestizide einfach abbaubar wären.
Auch trinkt er 'gut' und 'böse', letzteres sogar von einem Winzer aus Merl an der Mosel. :)

Dein Link zur Sendung funktioniert nicht. Das kann er auch nicht, denn die verlinkte Sendung ist von April 2011 und seit einiger Zeit dürfen die öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten Beiträge nicht mehr so lange in ihren Mediatheken haben.
Die Sendung habe ich dann in drei Teilen auf Youtube gefunden.

http://www.youtube.com/watch?v=_hREQ3Boje8

Das Erste, was mir auffiel, war, dass es ganz schlechter Journalismus ist, denn Recherche, etc., sollten von Meinung getrennt sein. Schlechter Journalismus ist heute aber fast normal.
Sodann findet sich an der von dir bezeichneten Stelle lediglich die Aussage der Journalistin, daß die Ökoverbände nicht mit dem Institut zusammen arbeiten würden. Der Herr Rossberg spricht nur sehr unbestimmt von Betrieben. Da Sendung eigentlich aus 2009 ist, dürfte dieses gemeint sein:

http://www.fisaonline.de/index.php?lang ... &p_id=2785

Eine weitere Recherche beim JKI selbst, bei den Verbänden und Publikation ergibt keinen Hinweis auf eine Weigerung der Verbände mit dem Institut zusammen zu arbeiten.

Da Kupfer kein reines biodynamisches Problem ist, sei noch auf diesen Thread verwiesen, bei dem Gerald den Versuch unternahm, das Thema zu behandeln:

viewtopic.php?f=42&t=2400

Bis denne

Alas

P.S. Um 20.15 gibt es auf ARTE etwas zu 'GUT und BÖSE'.
wat den een sien uhl is den annern sien nachtigall
Offline

C9dP

  • Beiträge: 801
  • Bilder: 3
  • Registriert: Mo 6. Dez 2010, 18:10

Re: Biodynamischer Weinbau

BeitragMo 15. Jul 2013, 19:17

Danke Gerald und Michael. Eure Beiträge bringen die Thematik nochmal auf den Punkt.

Schwieriger wird es für mich, wenn der Winzer aus Überzeugung mit "feinstofflichen Schwingungen" und Ähnlichem argumentiert und alles, was nicht in sein Konzept passt (z.B. die Kupfer-Problematik) mit mehr oder weniger passenden Worten beiseite schiebt. Solche Winzer gibt es auch in Österreich einige.


Und genau da setzen auch bei mir die Probleme ein. Das ist nämlich genauso Verbrauchertäuschung wie sie von vielen Lebensmittelkonzernen auch betrieben wird. Stichwort "Light" oder auch "frei von Geschmacksverstärkern".
Viele Grüße

Aloys
Offline

MichaelWagner

  • Beiträge: 801
  • Registriert: Mi 8. Aug 2012, 13:29
  • Bewertungssystem: Auf Benutzername klicken

Re: Biodynamischer Weinbau

BeitragMo 15. Jul 2013, 22:07

na bei mir funzt der Link, kann aber daran liegen dass mein Lap schon was älter ist... ;)

Na wenns nicht so gemeint war isses ja gut, aber Deine Argumentation war nicht so weit von der Bio-Propaganda entfernt:

"Ihr seid böse! Hier! wir haben hier eine Studie zu Euren Pflanzenschutzmitteln."

"Ah, äh, ja...wir haben keine Studie zu Euren...äh, ja..warum eigentliuch nicht?"

Öhm, tja, nun...ööööhm...wir machen..also wir wollen...öhm...das nicht so gern...weil...öhm...ach egal...wir sind supertollgesundundumweltfreundlich - Bio eben!"

"Achso...ja, dann ist ja alles toll"

Aber egal, wer Merler Wein trinkt kann so falsch nicht liegen :)

Bin gespannt ob Markus was bekommen kann.

gute Nacht!
wenns läuft, dann läufts. Aber bis es läuft, dauerts...
Offline

Bernd Schulz

  • Beiträge: 6519
  • Registriert: Sa 11. Dez 2010, 23:55

Re: Biodynamischer Weinbau

BeitragMo 15. Jul 2013, 22:41

Nur mal so als Zwischenbemerkung: Ich ziehe meinen Hut ganz tief vor Michael Wagner! Die grundsätzliche Gelassenheit, mit der er als Winzer in diesem von Nichtwinzern :mrgreen: dominierten Forum auftritt, ist nach meinen bisherigen Erfahrungen alles andere als selbstverständlich.

Nochmals: Chapeau, Michael!

Herzliche Grüße

Bernd
VorherigeNächste

Zurück zu Tendenzen im Weinbau

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 10 Gäste

Impressum - Nutzungsbedingungen - Datenschutzrichtlinie - Das Team - Alle Cookies des Boards löschen