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Biodynamischer Weinbau

Von der Weinbergspflege bis zur Kellertechnik
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Charlie

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Re: Biodynamischer Weinbau

BeitragMo 8. Jul 2013, 23:00

Immerhin sagt Rudi das ganz konkret. Andere Dinge haben seine Jünger entwickeln müssen. Zbsp warum Fußball schlecht ist.

Wenn man zum ersten mal einen Text zur sagen wir Elektrodynamik lesen würde, wäre das auch erstmal unverständlich. Will sagen, irgendeine eigene Logik könnte bei Steiner auch da sein. Allerdings habe ich nie auch nur einen Schimmer davon erkannt. Dass Steiner in seinen Texten (es sind vor allem Vorträge) immer wieder daran erinnert, das käme einem vielleicht unverständlich vor, wenn man aber nur scharf nachdenken wurde, dann wurde sich das notwendig erschließen, ist für mich ein weiterer Hinweis auf schwurbligkeit. Zudem ist sein deutsch schlecht.

Esoterische Systeme, genau wie religiöse, haben tatsächlich ihre Logik. Die Alchemie ist ein solches. Es wurde mich aber viel Überwindung kosten, tief in Rudis texte einzudringen.
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Alas

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Re: Biodynamischer Weinbau

BeitragDi 9. Jul 2013, 01:46

Hallo!

Charlie hat geschrieben:Esoterische Systeme, genau wie religiöse, haben tatsächlich ihre Logik


Genau. Und nicht nur diese, sondern auch politische, wissenschaftliche, usw..
Was ich bisher nicht verstehen konnte, welchen Grund, welche Gründe es gibt, irgend ein System als ausschließlich zu postulieren, zu behaupten, zu etablieren und anzunehmen, ja sogar ggf. mit erheblichen Verlusten zu verteidigen. Sind es letztendlich Machtpositionen und Geld?

Gruß

Alas
wat den een sien uhl is den annern sien nachtigall
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Gerald

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Re: Biodynamischer Weinbau

BeitragDi 9. Jul 2013, 07:36

Wenn ich das jetzt also richtig verstanden habe, hat Steiner eine allgemeine Theorie über die Welt (Vierheit und Dreiheit wie von Markus erklärt) aufgestellt und aus dieser Theorie alles andere abgeleitet. Also auch seine Aussagen zur Landwirtschaft, obwohl er offenbar keinerlei wissenschaftliche Ausbildung im Bereich Landwirtschaft hatte.

Auf wikipedia steht dazu u.a.:

In den 1920er Jahren hatten einige Landwirte, Gutsbesitzer und Lebensmittelverarbeiter, die der Anthroposophie Rudolf Steiners nahestanden, Rudolf Steiner das Anliegen vorgetragen, von ihm Anregungen zu einer Neuorientierung des Landbaus zu erhalten. Sie fanden, dass die Nahrungsmittel, mit denen sie täglich zu tun hatten, weniger gut schmeckten als die, die sie noch in der Kindheit genossen hatten.


Na ja, dafür gibt es eine viel naheliegendere Erklärung: im Lauf des Lebens nimmt der Geschmackssinn ab, daher berichten sehr viele ältere Menschen, dass die Lebensmittel in ihrer Jugend viel besser geschmeckt hätten ;)

Die Aussagen zur biodynamischen Landwirtschaft sind also nicht auf Beobachtungen (z.B. unser Nachbar hat die Kuhhörner immer im Boden vergraben und bei ihm wachsen die Kartoffeln viel schöner als bei uns) oder Experimente gestützt, sondern rein deduktiv aus einer universellen Weltlehre abgeleitet.

Anders gesagt: wenn Ron L. Hubbard ein Buch über Landwirtschaft geschrieben hätte, dann würden wir heute nicht Wein aus biodynamischer, sondern (bzw. auch) aus scientologischem Weinbau trinken? :o

Gibt es eigentlich neutrale (also nicht von der Biodynamik nahestehenden Organisationen durchgeführte) Studien, die Unterschiede zwischen biologischer und biodynamischer Landwirtschaft untersucht haben? Also auf messbare Parameter wie die Zusammensetzung der Agrarerzeugnisse (z.B. Gehalt an sekundären Pflanzenstoffen wie Polyphenole), Wasser- und Mineralstoffspeichervermögen des Bodens, Anteil Biomasse im Boden, Diversität an Mikroorganismen etc.?

Auf die Schnelle habe ich nichts Seriöses dazu gefunden (mal von völlig unwissenschaftlichen Aussagen wie das Redoxpotential beim Wein von Nikolaihof abgesehen) ...

Grüße,
Gerald
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C9dP

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Re: Biodynamischer Weinbau

BeitragDi 9. Jul 2013, 08:07

Was ich bisher nicht verstehen konnte, welchen Grund, welche Gründe es gibt, irgend ein System als ausschließlich zu postulieren, zu behaupten, zu etablieren und anzunehmen, ja sogar ggf. mit erheblichen Verlusten zu verteidigen. Sind es letztendlich Machtpositionen und Geld?


Macht und Geld sind historisch gesehen vor allem in religiösen bzw. vielen Bereichen, die nicht mit Zahlen belegbar oder wissenschaftlich beweisbar sind die Gründe. Mit Glauben und vor allem Ängsten ließen und lassen sich eine Machtposition oder auch eine Ertragsquelle deutlich besser verteidigen als mit messbaren Zahlen. Diese sind für Dritte nachvollziehbar und kopierbar und somit sinkt die Marge. Ein Beispiel sind auslaufende Patente in allen Bereichen des Wirtschaftslebens.

Speziell auf die Biodynamik sind es vor allem Behauptungen fernab jeglicher Beweisbarkeit, die dazu führen, dass es sich nicht um eine ernst zu nehmende Wissenschaft handelt. Vieles ist sogar schlicht und ergreifend Quatsch. Genauso, wie die Erde eben doch keine Scheibe ist ;)
Viele Grüße

Aloys
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Markus Vahlefeld

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Re: Biodynamischer Weinbau

BeitragDi 9. Jul 2013, 09:46

Gerald hat geschrieben:Gibt es eigentlich neutrale (also nicht von der Biodynamik nahestehenden Organisationen durchgeführte) Studien, die Unterschiede zwischen biologischer und biodynamischer Landwirtschaft untersucht haben? Also auf messbare Parameter wie die Zusammensetzung der Agrarerzeugnisse (z.B. Gehalt an sekundären Pflanzenstoffen wie Polyphenole), Wasser- und Mineralstoffspeichervermögen des Bodens, Anteil Biomasse im Boden, Diversität an Mikroorganismen etc.?

Ja, in Geisenheim hat ein Doktorand eine Langzeitstudie mit 3 Wingerten durchgeführt: konventionell, ökologisch und biodynamisch. Dr. Georg Meissner. Ich kenne nur Zwischenergebnisse, die zumindest sehr interessant waren. Nur so ein Detail: in konventionellen Böden ist die gewogene Menge an Lebewesen wie Würmern etc. gar nicht so viel geringer als in öko-Böden. Nur sind die Tierchen größer und schwerer und damit von der Anzahl her viel geringer als in öko-Böden. Mal ein Beispiel. Ob die Studie bereits veröffentlich ist, kann ich nicht sagen.
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Gerald

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Re: Biodynamischer Weinbau

BeitragDi 9. Jul 2013, 09:49

in konventionellen Böden ist die gewogene Menge an Lebewesen wie Würmern etc. gar nicht so viel geringer als in öko-Böden. Nur sind die Tierchen größer und schwerer und damit von der Anzahl her viel geringer als in öko-Böden.


Danke, so etwas kann ich auch sehr gut nachvollziehen. Die - aus meiner Sicht - spannendere Frage ist aber, ob es signifikante Unterschiede zwischen "normalem" Biolandbau und biodynamischem Landbau gibt.

Also ob Kuhhorn, Mondphasen und die sonstigen oft als "esoterisch" angesehenen Maßnahmen über die reine biologische Landwirtschaft hinaus einen messbaren Effekt haben oder nicht ...

Grüße,
Gerald
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olifant

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Re: Biodynamischer Weinbau

BeitragDi 9. Jul 2013, 10:37

Gerald hat geschrieben:Also ob Kuhhorn, Mondphasen und die sonstigen oft als "esoterisch" angesehenen Maßnahmen über die reine biologische Landwirtschaft hinaus einen messbaren Effekt haben oder nicht ...


Ich weis nicht, ob alles quantifizierbar sein muss, bei manchen Dingen reicht mir der 'gesunde' Menschenverstand auch aus ;) .
Die wahren Jünger würden sich durch wissenschaftliche Fakten ohnehin nicht beeindrucken lassen.

Ob biologisch, oder biodynamisch, letzlich entscheidend ist m.E. der respektvolle Umgang mit der Natur und deren, und damit auch unseren, Resourcen.
Wenn dies im Ergebnis, und sei's nur subjektiv, schmeckbar ist - um so besser.
Grüsse

Ralf

Die Zukunft war früher auch besser.
Karl Valentin
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Markus Vahlefeld

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Re: Biodynamischer Weinbau

BeitragDi 9. Jul 2013, 10:48

Gerald hat geschrieben:Die - aus meiner Sicht - spannendere Frage ist aber, ob es signifikante Unterschiede zwischen "normalem" Biolandbau und biodynamischem Landbau gibt.

Also, das letzte Zwischenergebnis, das mir bekannt ist, lässt darauf schließen, dass der Sprung von konventionell zu öko sehr erheblich ist, der von öko zu biodyn eher gering. Zumindest sah das nach 3 Jahren so aus. Ich weiß aber nicht, ob die Studie noch weitergeführt wird und wie die Langzeitentwicklung aussieht. Da müsste man wirklich Georg fragen. Ich versuche mal, ihn zu erreichen.
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Gerald

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Re: Biodynamischer Weinbau

BeitragDi 9. Jul 2013, 10:52

Wenn dies im Ergebnis, und sei's nur subjektiv, schmeckbar ist - um so besser.


genau das wollte ich ja mit den "objektiv messbaren Unterschieden" umgehen. Denn wie man schon vom Placebo-Effekt kennt: wenn jemand daran glaubt, dass biodynamische Weine besser schmecken, dann wird er das auch selbst ganz sicher verspüren ...

Grüße,
Gerald
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MichaelWagner

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Re: Biodynamischer Weinbau

BeitragDi 9. Jul 2013, 13:11

Hallo,

schön, dass es wieder etwas anthropologischer hier zugeht :)

Ich fände es sehr interessant zu erfahren worin sich der Unterschied "konventionell vs. Bio/Biodyn" im Boden messbar manifestiert (auf den Weinbau beschränkt). Also falls aus dieser "Studie" etwas hervorgeht, würde mich eine "Veröffentlichung" hier freuen.

Was Esoterik und Religion angeht, tue ich mich immer etwas schwer ;)

Gruß, Michael
wenns läuft, dann läufts. Aber bis es läuft, dauerts...
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