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Re: Der eigene Weinberg

BeitragVerfasst: So 22. Mär 2020, 17:26
von Herr S.
Moin Karsten, Moin Marko,

Fotos kommen bald mal wieder momentan sieht man einfach wenig und ein eingedrehter Anker ist nicht wahnsinnig interessant.
Den Frost überstehen die Augen eigentlich ganz gut, da ich aber nur wenig dünnes Holz habe, friert mir das ggf. durch. Wobei die sonnigen Tage ja zumindest keinen Dauerfrost zulassen. Irgendwann in ruhigeren Zeiten kommt Ihr mal vorbei und schaut Euch den Spaß an, zumindest von FFM aus ist es ja nicht so weit.

Viele Grüße,
Björn

Re: Der eigene Weinberg

BeitragVerfasst: Fr 27. Mär 2020, 19:53
von Herr S.
Moin,

schnell raus aus der Müllen-Verkostung und ein paar frische Bilder von heute Nachmittag:

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Blick gen Norden, die Pfähle stehen, die Erdanker gehen auch so langsam rein, Draht ist angeschafft (1 km Crapal zu 25 kg :shock: ). Herrlich hier oben.

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Das obere Auge ist bereits gut geschwollen. Nächste Woche geht es dann rund!

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DieVegetation: Disteln hat es noch eine Menge, sonst bildet sich ab eine nette Grünschicht aus Miete, Taubnessel, Gräsern, Korbblütern, etwas Inkarnatklee usw. Dazu eine bisher reichhaltige Insektenwelt, diverse Wildbienen, Hummeln, Marienkäfer, Ohrenkneifer, Spinnen usw. Hier ist halt Platz für Alle!

Viele Grüße,
Björn

Re: Der eigene Weinberg

BeitragVerfasst: Fr 27. Mär 2020, 20:52
von amateur des vins
Blick gen N, d.h. das Gelände fällt leicht nach NNO ab?
Magst Du die Koordinaten posten? (Oder hast Du schon , und ich hab's verpaßt?)

Finde ich total klasse, was Du da alles leben läßt!

Re: Der eigene Weinberg

BeitragVerfasst: Sa 28. Mär 2020, 06:27
von Herr S.
amateur des vins hat geschrieben:Blick gen N, d.h. das Gelände fällt leicht nach NNO ab?
Magst Du die Koordinaten posten? (Oder hast Du schon , und ich hab's verpaßt?)

Finde ich total klasse, was Du da alles leben läßt!


Moin,

die Exposition ist gen OSO. Der Blick geht hier eher gegen ONO, nördlicher Odenwald. Koordinaten gibt es auch:

(49.5974458, 8.1688476)

Viele Grüße,
Björn

Re: Der eigene Weinberg

BeitragVerfasst: Sa 6. Jun 2020, 17:37
von Herr S.
Moin,

seit meinem letzten Beitrag sind bereits einige Wochen vergangen. Und es hat sich einiges getan. April und Mai waren extrem trocken. Der nasse Februar hat gute Reserven gelegt, aber nachdem es am 10. Mai letztmalig geregnet hat, gab es fast 4 Wochen nichts. Dafür viel Sonne und Wind was den Boden zusätzlich austrocknet. Bevor nun der Regen kam merkte man vielen Reben auch wieder eine gewisse Wuchsdepression an. Mit dem Regen der letzten Tage hoffe ich jetzt wieder auf einen Wachstumsschub. Traubenanlagen habe ich ausgebrochen, damit die Reben Ihre Kraft nicht dorthin stecken sondern in Sproßzuwachs. Das ist auch nötig denn viele Reben schwächelnden noch ein wenig und ich würde dieses Jahr gerne überall soviel Wachstum haben, dass ich die Stockhöhe vernünftig erreiche.
Regen bedeutet aber auch ein erhöhtes Risiko für falschen Mehltau. Mein Pflanzenschutz ist gelinde gesagt „experimentell“. Tonerde, milchsauer vergorenerer Sauerkrautsaft, Kalkseife, Schachtelhalm, Braunalgenextrakt ... bisher funktioniert es. Trotzdem werde ich den Sachkundenachweis jetzt machen, obwohl das Wissen von Großspritzen etc. bei mir (noch) nicht vorhanden ist und auch nicht sinnvoll: ich habe eine kleine Rückenspritze! Aber wenn ich Schwefel, Backpulver und ggf. Kaliumphosphonat legal nutzen möchte, dann brauche ich den Sachkundenachweis.
Das Gemüse im Weinberg habe ich ansonsten ganz gut im Griff. Mit einer halbwegs vernünftigen E-Sense kann ich recht selektiv kürzen, v.a. bei den Disteln. Momentan blüht der Natternkopf, die Biester können echt groß werden und müssen ggf. gekappt werden, um den Reben nicht die Sonne zu nehmen. Dafür ist dort 3ct was los, massenhaft Hummeln und unsere Bienchen, die 200m weiter stehen, freuen sich auch. Biene glücklich, Winzer zufrieden, was will man mehr ;) ?!?

In diesem Sinn,
Björn

Re: Der eigene Weinberg

BeitragVerfasst: Sa 6. Jun 2020, 21:24
von maha
Schön zu hören, Björn. Ich hoffe dass der Regen der letzten Tage mehr nützt als schadet. Bitte melde Dich wenn Du bei irgendwas Hilfe brauchst.
Weiterhin gutes Gelingen!
Lieben Gruss
Marko

Re: Der eigene Weinberg

BeitragVerfasst: Sa 13. Jun 2020, 08:14
von Herr S.
maha hat geschrieben:Bitte melde Dich wenn Du bei irgendwas Hilfe brauchst.


Moin Marko,

Danke für das Angebot. Im Weinberg läuft es soweit aber beim Weinkeller könnte ich Hilfe gebrauchen (Stichwort „Füllstandssenkung“). :D

Viele Grüße,
Björn

Re: Der eigene Weinberg

BeitragVerfasst: Sa 6. Feb 2021, 14:31
von Herr S.
Moin moin,

mittlerweile steht Jahr 3 des Weinbergs vor der Tür. Und es wird nicht einfacher. er letzte Sommer war v.a. im Juni und August zu trocken. Die Summer der Niederschläge war zwar nur leicht niedriger als im langjährigen Mittel, allerdings kam das Wasser nur als Getröpfelt runter d.h. nur die oberen Zentimeter des Boden wurden angefeuchtet. Eine richtigen Guss mit >10 Litern je Quadratmeter gäbe es quasi garnicht. Und das fanden die ansonsten gut angewachsenen Reben ab August nicht mehr lustig. Ihr Unmut äußerte sich in Wachstumsdepression d.h. die Triebe wuchsen nicht weiter und taten es auch im weiteren Jahresverlauf nicht mehr. Dementsprechend sind viele Reben immer noch nicht kräftig genug gewachsen, um auf Kopfhöhe zu schneiden. Zudem haben einige Reben die zwei harten Jahre nicht überlebt d.h. ich werde ca. 25 Reben in diesem Jahr nachpflanzen. Daraus leitet sich für mich ab, dass ich etwas ändern muss. Im Zweifelsfall mehr Wasser bereitstellen. Das ist aber aufwendig. Mein erster Hebel ist ein verbessertes Grünmanagement. Bisher habe ich auch nahe an den Reben allerlei Krautzeugs geduldet und es nur regelmäßig eingekürzt. Um aber im Oberbodenhorizont so wenig Wurzelmassekonkurrenz zu haben, die das Wasser abfängt, bevor es die Rebwurzeln erreicht, habe ich angefangen, um die Reben herum bzw. 30 cm in jede Reihe hinein den Boden freizuhalten. Das Ergebnis sieht man in den leider etwas Unschärfen Bild:

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Und wie macht man das wenn man nicht stolzer Besitzer eines mechanischen Gefährts ist? Klar, mit einem Spaten! Das spart das Fitness-Studio. Aber solange der Boden ausreichend durchnässt ist, ist er wunderbar weich und gut bearbeitbar.
Die Mitte der Reihen ist weiterhin ordentlich und vielfältig begrünt, man sieht noch den Raps als Wintereinsaat, der mittlerweile dem ersten Frost anheim gefallen ist und bald willkommenes Futter für Makro- und Mikrobiologie liefern wird. Momentan regnet es auch ausgiebig und regelmäßig d.h. die tieferen Bereich des Bodens werden gesättigt. Damit ist zumindest für die Anwachsphase ein ordentlicher Puffer an pflanzenverfügbarem Wasser vorhanden, so den März und April nicht extrem trocken werden sollten. Apropos: ich bin nicht der einzige mit derartigen Problemen. Viele professionelle Neuanpflanzungen hatten auch ihre Probleme mit dem Anwachsen, mal mehr mal weniger. Jetzt heißt es Daumen drücken für ein gutes Wuchsjahr!

In diesem Sinn,
Björn

Re: Der eigene Weinberg

BeitragVerfasst: Sa 6. Feb 2021, 16:14
von amateur des vins
*Drück*

Echt spannend, das lesenderweise mitzuerleben.

Re: Der eigene Weinberg

BeitragVerfasst: Do 4. Mär 2021, 19:18
von Herr S.
Moin moin,

ich bin hinsichtlich Bodenkunde und Chemie ja nicht gänzlich unbeleckt und dementsprechend wollte ich mal wissen, was die Scholle auf dem Papier so kann ... und habe eine Bodenanalyse in Auftrag gegeben. Und das Ergebnis liefert wertvolle Erkenntnissen: ich sollte eher eine Kupfermine aufbauen statt Wein anzubauen :twisted:! Anbei mal das Ergebnis in nackten Zahlen:

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Das sind schon hohe Mengen Kupfer, vermutlich durch Kontamination aus früherer, weinbaulicher Nutzung. Der Ökotoxikologe in mir fragt sich, warum da überhaupt noch etwas lebt. So oder so, die Frage ist, wie die Proben analytisch vorbereitet wurde: wenn man zu harsch vorgeht, wird auch nicht akut bioverfügbarer Kupfer remobilisiert. Ohne diese Information wird ggf. der Anteil freien Kupfers überschätzt. Wie demnach sei, wichtig für mich ist zudem, dass genug N vorhanden ist. Den offensichtlichen Mängel an Eisen bzw. Mangan kann ich über Blattdünger einstellen. Da ich sowieso häufig Stärkungsmittel spritze, lässt sich ein Blattdünger gut einbauen ( so kombinierbar mit anderen Mitteln). Ohne ausreichend Wasser ist das aber auch alles egal ... das Liebig‘sche Faß lässt grüßen!

In diesem Sinn,
Björn