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Von der Weinbergspflege bis zur Kellertechnik
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Klimawandel und Weinqualität

Mi 26. Aug 2015, 15:20

Interessante Studie aus Geisenheim über die Konsequenzen des Klimawandels auf die Weinqualität:

http://science.orf.at/stories/1762178/

Wobei mich die Überschrift

Steigende Temperaturen lassen die Trauben schneller reifen: Mancher Winzer sieht sich als Gewinner des Klimawandels. Dies könnte ein Irrtum sein. Denn deutsche Forscher weisen darauf hin, dass höhere Temperaturen den Geschmack auch negativ beeinflussen können.


schon ein wenig wundert, denn ich habe immer den Eindruck gehabt, dass die klimatischen Änderungen der letzten Jahrzehnte für den Weinbau ohnehin überwiegend negativ gesehen wurden - vielleicht von ein paar kalten Regionen, wo früher kein Weinbau möglich war ...

Grüße,
Gerald

Re: Klimawandel und Weinqualität

Do 27. Okt 2016, 19:55

Ein Artikel über Weinbau und Strategie im Klimawandel von Spektrum.de

http://www.spektrum.de/news/das-ende-de ... ir/1394911

Re: Klimawandel und Weinqualität

Fr 28. Okt 2016, 12:45

Ich erinnere mich da an ein paar Aspekte, die Stephan Steinmetz (sehr guter Winzer von der Obermosel) mal in nem Podcastinterview erwähnt hat und die ich jetz einfach mal so ungefähr sinngemäß aus dem Gedächtnis wiedergebe:
Das Problem ist weniger die Erwärmung, sondern dass die Temperaturschwankungen extremer werden.
Also, is ist jetzt nicht so, juchu auf einmal kann man an der Mosel Merlot etc anbauen und der wird super. In nem schlechten ja bringen dort die "traditionellen" Rebsorten (Riesling, Elbling) immer noch was, Burgundersorten geht wohl auch noch so und eben Sorten wie Merlot, Cabernet etc. werden oft nicht mal gescheiht reif...
Das ist mehr die Problematik die er so beschrieben und die ich auch n Stückweit nachvollziehen kann.

Und ja, es ist ja oft gerade an der Mosel zu hören, dass der archetypische "Mosel Kabinett" immer schwerer zu machen sei.
Auf der anderen Seite habe ich in jüngerer Zeit immer mehr burgundisch anmutende Pinots aus der Region im Glas.
Also:
Ein Wandel von dem, was möglich ist, findet durch den Klimawandel definitiv statt, nur ist das halt nich so einseitig..

Re: Klimawandel und Weinqualität

Mi 18. Okt 2017, 19:31

Hallo zusammen,

hatte mich zu diesem Thema in letzter Zeit häufiger mal mit dem ein oder anderen Winzer ausgetauscht. Gerade in diesem Jahr wurde wieder bestätigt, dass der Klimawandel auch hier schon voll im Weingut angekommen ist. Die meist recht warmen Frühlinge und Frühsommer mit viel Sonne führen recht zeitig im Jahr zu reifem Lesegut. Die Reifephase rückt damit näher an die niederschlagsreichen, feuchten Monate (Juli / August). Feuchte ist für die spätere Reifphase aber nicht unbedingt immer förderlich - führt sie doch tendenziell eher zu faulerem Lesegut. (So das was ich mir aus den Einzelgesprächen so zusammengereimt habe - verbessert mich gerne :) )

Was mir von mehreren Winzern gesagt wurde, ist, dass in Zukunft der Trend wohl eher zu lockerbeerigen und spätreifenden Sorten gehen wird. (Franken)

Besten Gruß,
Fabian

Re: Klimawandel und Weinqualität

Do 7. Mär 2024, 10:35

Spannender Artikel über den Einfluss der Lesetemperatur (bzw. Tages/Nachtzeit) auf die Aromaentwicklung eines Sauvignon blanc:

https://chemiextra.com/welche-auswirkun ... g_15154600

Passt zwar nur indirekt in den Thread, ich wollte aber keinen neuen dafür aufmachen ...

Grüße
Gerald

Re: Klimawandel und Weinqualität

Do 7. Mär 2024, 14:10

Gerald hat geschrieben:Spannender Artikel über den Einfluss der Lesetemperatur (bzw. Tages/Nachtzeit) auf die Aromaentwicklung eines Sauvignon blanc:

https://chemiextra.com/welche-auswirkun ... g_15154600
Interessant, Gerald. Danke.

Entscheidend scheint mir doch Abb.4 "Sensorische Bewertung" ganz unten zu sein. Ich weiß nicht, was sie uns mit "signifikant mit p < 0,05" einzig in der Kategorie "quality/finesse" sagen wollen, zumal keine Fehler angegeben sind. Lesen würde ich das naiv als "mit einer Wahrscheinlichkeit von 5 % sind die Bewertungen signifikant unterschiedlich". Aber vermutlich ist dieses p nicht "probability" sondern Ergebnis irgendeines unbenannten Signifikanztestes; bin kein Statistiker. Und der visuell gleichgroße Unterschied bei "fruity" ist nicht signifikant, nichtmal mit p < 0,05? Warum? Das ist bei gleichgroßer Abweichung nur durch einen größeren Fehler zu erklären, aber den zeigen sie uns nicht. Ansonsten sehe ich über 16 Kategorien praktisch ununterscheidbare Bewertungs-Histogramme mit minimalen Unterschieden in nur 2 Kategorien, nämlich "fruity" und eben "quality/finesse".

Daß bei den gezeigten Unterschieden der Konzentrationen einiger ausgewählter von mehr als 150 Verbindungen derart geringe sensorische Unterschiede gefunden werden, macht es relativ schwierig, damit die insinuierten "positiven Einflüssen der Nachtlese" zu begründen.

Re: Klimawandel und Weinqualität

Do 7. Mär 2024, 14:54

Ich habe mit Statistik auch nur am Rand zu tun, aber ich würde sagen, "p < 0,05" bedeutet eine Irrtumswahrscheinlichkeit von 5% für die Aussage. Und die Signifikanz hängt ja nicht nur vom Abstand der Mittelwerte innerhalb des Panels ab, sondern auch von der jeweiligen Streuung. Kurz gesagt, bei "quality" waren sich die Verkoster offenbar meist relativ einig, daher ein signifikanter Unterschied. Bei "fruity" hingegen ganz unterschiedliche Einschätzungen für ein- und dieselbe Probe, damit hohe Standardabweichung und damit ist die Differenz der Mittelwerte nicht signifikant.

Wenn jemand mehr Ahnung von Statistik als wir hat, bitte hier um einen Kommentar. ;)

Grüße
Gerald

Re: Klimawandel und Weinqualität

Do 7. Mär 2024, 19:26

Schon vor einiger Zeit stieß ich auf einen für mich überraschenden Bericht über eine angebliche künftige Qualitätsverbesserung von Bordeauxweinen durch den Klimawandel. Grundlage ist eine Studie der Uni Oxford, die den positiven Einfluss vor allem außerhalb der Vegetationsphase sieht. Qualität wird hier an Kritikermeinung und Vorlieben der Kunden gemessen. Kräftige Weine würden bevorzugt und diese von feuchteren Wintern profitieren. Aber klar: Einen Strich durch die Rechnung könne Wasserknappheit in den warmen Jahreszeiten machen. https://www.rnd.de/wissen/weinanbau-im- ... 20Mehr%20Wärme,könnten%20allerdings%20zum%20Problem%20werden.&text=Rotweine%20können%20in%20ihrer%20Qualität,mehr%20Wärme%20den%20Pflanzen%20guttut.

Re: Klimawandel und Weinqualität

Do 7. Mär 2024, 19:41

...kann das sein, daß ich dann eher der Fraktion der Liebhaber von tags gelesenen Weinen bin? Ich hab den Eindruck, die Nachtleseweine gehen dann mehr in Richtung Kaltvergärungsaromatik... :o

Re: Klimawandel und Weinqualität

Fr 8. Mär 2024, 09:04

EThC hat geschrieben:...kann das sein, daß ich dann eher der Fraktion der Liebhaber von tags gelesenen Weinen bin? Ich hab den Eindruck, die Nachtleseweine gehen dann mehr in Richtung Kaltvergärungsaromatik... :o


Jeder kann aus der Publikation anscheinedn rauslesen was er will :lol: , geht es doch m.E. nicht um Kaltvergährungsaromatik, sondern eher um Aromenerhalt und Oxidationsprevention :?
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