Aktuelle Zeit: Do 28. Mär 2024, 11:58


Der deutsche Wein 2014 a.k.a. auf der Stelle treten

Von der Weinbergspflege bis zur Kellertechnik
  • Autor
  • Nachricht
Offline
Benutzeravatar

Alas

  • Beiträge: 1022
  • Registriert: Mo 20. Feb 2012, 21:14
  • Wohnort: Hinter dem Meer
  • Bewertungssystem: Auf Benutzername klicken

Re: Der deutsche Wein 2014 a.k.a. auf der Stelle treten

BeitragDo 27. Feb 2014, 21:16

MichaelWagner hat geschrieben:Bei mir und einigen jüngeren Kollegen herrscht Aufbruchsstimmung pur.


Magst du darüber was schreiben?

Fragender

Alas
wat den een sien uhl is den annern sien nachtigall
Offline
Benutzeravatar

Alas

  • Beiträge: 1022
  • Registriert: Mo 20. Feb 2012, 21:14
  • Wohnort: Hinter dem Meer
  • Bewertungssystem: Auf Benutzername klicken

Re: Der deutsche Wein 2014 a.k.a. auf der Stelle treten

BeitragSa 1. Mär 2014, 08:55

Hallo!

Es gab eine Umfrage zu dem Thema 'Braucht Deutschland Kultweine?' bei EWM.
Generell wurde die Frage bejaht und man war auch der Meinung, dass Deutschland duchaus in der Lage wäre solche zu erzeugen und so etwas benötige.
Auf Seiten der Verbraucher wollte man teure Kultweine jedoch weniger gern sehen, wohl wegen der Preise; wo hingegen die Erzeuger ihre Ware natürlich gern zu höheren Preisen verkaufen würden.
Die Liste der Hindernisse, warum es in Deutschland so wenig Super-Premium-Weine gibt ist lang und reicht von historischen Gründen, mangelnder Konstanz, Bezeichnungen und Namen, zu wenig Investition in Marketing, bis hin zu mangelnder Professionalität, usw., usw..
Das Ergebnis der Umfrage findet sich hier:

http://www.enoworldwine.de/magazin/anal ... m-ergebnis

Gruß

Alas
wat den een sien uhl is den annern sien nachtigall
Offline
Benutzeravatar

VillaGemma

  • Beiträge: 861
  • Bilder: 19
  • Registriert: Do 17. Nov 2011, 13:28
  • Wohnort: Berlin
  • Bewertungssystem: Auf Benutzername klicken

Re: Der deutsche Wein 2014 a.k.a. auf der Stelle treten

BeitragSa 1. Mär 2014, 18:26

Alas hat geschrieben:Auf Seiten der Verbraucher wollte man teure Kultweine jedoch weniger gern sehen, wohl wegen der Preise; wo hingegen die Erzeuger ihre Ware natürlich gern zu höheren Preisen verkaufen würden.

Eben. Es gibt ja leider schon zu wenige Weininteressierte, die um die 10,- Euro ausgeben. Meine persönliche Schmerzgrenze liegt bei ca. 30-35,- Euro für eine Flasche. Für einen solchen "Kultwein", der auch entsprechende Qualität mitbringt, in Deutschland gekeltert, müsste man sicherlich > 70,- Euro zahlen. Und da ist die Luft einfach extrem dünn und die Konkurrenz einfach auch extrem hoch, international betrachtet.

Schon für 30-40 Euro bekommt man fantastische Weine...da muss man schon einiges "auffahren", um sich da noch von abzuheben, um dann einen Kultstatus wie Lafite o.ä. zu bekommen.
"wine is sunlight held together by water" (Galileo Galilei)

Auch eine Enttäuschung, wenn sie nur gründlich und endgültig ist, bedeutet einen Schritt vorwärts. (Max Planck)
Offline
Benutzeravatar

UlliB

  • Beiträge: 4516
  • Registriert: Mo 6. Dez 2010, 18:27

Re: Der deutsche Wein 2014 a.k.a. auf der Stelle treten

BeitragMo 3. Mär 2014, 20:59

octopussy hat geschrieben:Irgendwie fehlt mir in Deutschland aktuell abseites der arrivierten Weingüter etwas die Aufbruchstimmung, die Vision, Qualitäten erzeugen zu wollen, die zu den größten Weißweinen der Welt zählen.


Stephan,

warum sollte man sich die Mühe antun?

Betrachten wir nur mal die trockenen Weine: mit Ausnahme von Keller schafft es kein einziger arrivierter Erzeuger, seine GGs bei der Arrivage oder - Gott bewahre - sogar en primeur komplett abzuverkaufen; die Weine bekommst Du mit ein wenig Suche auch noch Monate nach der Freigabe, wenn nicht sogar Jahre. Und den Schönlebers, Fröhlichs, Wittmanns & Co. wird man kaum vorwerfen können, dass das auf die mangelnde Qualität ihrer Weine zurückzuführen ist; ich denke, dass bei denen die Luft nach oben zumindest bei den Rieslingen doch mittlerweile sehr, sehr dünn geworden ist.

Noch problematischer wird es in der VDP-Riege unmittelbar unter den Top-Performern: auch hier werden mittlerweile schon einige sehr gute und manche ausgezeichnete GGs hergestellt, aber bei denen braucht man mit etwas Geduld nur darauf zu warten, dass sie nach einiger Zeit in irgendeinem Abverkauf oder durch ein Internetportal deutlich unter Listenpreis verramscht werden.

Rein wirtschaftlich betrachtet ist die Erzeugung von Ultrapremiumweinen wie den GGs in Deutschland für die meisten Winzer ein totaler Flop. Hier ist nicht nur der Aufwand für die Herstellung zu betrachten, sondern die Tatsache, dass erhebliche Teile der Erzeugung für Verkostungen zurückzulegen sind, und man für diese Verkostungen dann auch noch kreuz und quer durch die Republik tingeln darf. Das ist ganz sicher alles andere als attraktiv.

Um einen Kultwein zu erzeugen, braucht es heute eben mehr als nur Weltklassequalität, nämlich Vermittlung oder schlicht Marketing - und unter den Bedingungen der heutigen flächendeckenden Marketing-Dauerberieselung ein deutlich besseres und ausgefeilteres Marketing als zu den Zeiten, als die meisten "historisch fundierten" Kultweine entstanden sind. Das aber können die meisten deutschen Winzer angesichts ihrer Betriebsstruktur und -größe (sich) nicht leisten.

Und der VDP, der vielleicht noch die Mittel hätte, ist als Vehikel zur Promotion von Kultweinen denkbar ungeeignet - der muss nämlich die divergenten Interessen aller seiner Mitglieder berücksichtigen, und einer kompletten Vermarktungskategorie wie dem GG mit einigen hundert Weinen kann man keinen Kultstatus verpassen.

Insgesamt fehlt in Deutschland zur Erzeugung von Kultweinen der ungebrochene historische Kontext (den es z.B. in vielen Gebieten in Frankreich durchaus gibt), bei den meisten Betrieben fehlen die finanziellen Mittel für das notwendige Marketing, national betrachtet fehlt es auch an genügend zahlungswilligen und -kräftigen Kennern, die nicht nur auf den Preis achten, sondern auch echte Qualität von vorgeblicher Qualität unterscheiden können. Und nicht zuletzt fehlt es am Willen der Erzeuger: wozu das Ganze, wenn es sich am Ende nicht wirklich auszahlt?

Gruß
Ulli
Vorherige

Zurück zu Tendenzen im Weinbau

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 6 Gäste

Impressum - Nutzungsbedingungen - Datenschutzrichtlinie - Das Team - Alle Cookies des Boards löschen