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Wer nicht spritzt, fährt ein ...

Von der Weinbergspflege bis zur Kellertechnik
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susa

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Wer nicht spritzt, fährt ein ...

BeitragMi 19. Feb 2014, 08:06

Zum zweiten Mal (bzw. mir sind nur diese beiden Fälle bekannt, wahrscheinlich ist die Dunkelziffer höher) wird ein französischer Bio-Winzer verurteilt, weil er sich weigert, großflächig Pestizide einzusetzen. Der erste ist eingeknickt, weil man ihm dafür die Strafe erlassen hat.

Emmanuel Giboulot bleibt (noch?) stark und wird wohl deswegen ins Gefängnis gehen (Haftantrittsdatum ist der 24.02. Wunder sind unwahrscheinlich aber die Hoffnung stirbt zuletzt). Die Sache ist seit letzten November anhängig und wer bis letzte Woche auf einen guten Ausgang gehofft hat, wird nun enttäuscht.

Auch wenn ich das nirgendwo gelesen habe, es würde mich nicht wundern, wenn hinter dieser Sache irgendwelche missliebigen Kollegen stehen, die einen ungebliebten Konkurrenten in die Knie zwingen wollen. Gegen DRC würde wohl niemand wagen, in dieser Form vorzugehen.

http://www.lemonde.fr/planete/article/2 ... _3244.html

wer die entsprechende Petition unterstützen möchte, hier entlang

http://thepariskitchen.com/french-winem ... esticides/

Mpin
susa
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UlliB

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Re: Wer nicht spritzt, fährt ein ...

BeitragMi 19. Feb 2014, 08:36

susa hat geschrieben: Gegen DRC würde wohl niemand wagen, in dieser Form vorzugehen.


Susa,

ich hatte die Sache letztes Jahr am Rande verfolgt. Die DRC hat, wie fast alle anderen biologisch bzw. biodynamisch arbeitenden Betriebe an der Cote d'Or, der Anweisung des Präfekten Folge geleistet. Mit solchen Anweisungen ist in Frankreich durchaus nicht zu spaßen, und die Behörden zögern im Falle eines Falles nicht lange mit rigorosen Maßnahmen; durchaus trifft es da auch "prominente" Opfer.

Was mich an der Sache interessiert: verliert ein zertifizierter Bio-Betrieb auf Grund einer solchen staatlichen Anordnung seine Zertifizierung? Eigentlich müsste er ja, praktisch aber wohl nicht?

Gruß
Ulli
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susa

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Re: Wer nicht spritzt, fährt ein ...

BeitragMi 19. Feb 2014, 08:49

Das wird irgendwo angedeutet bzw. als Konsequenz gefordert (mal sehen, ob ich das noch finde) und genau deswegen weigert der Mann sich ja so vehement.

s.
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Alas

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Re: Wer nicht spritzt, fährt ein ...

BeitragMi 19. Feb 2014, 09:01

Hallo!

Hier gibt es in Englisch etwas dazu:

http://www.winelawonreserve.com/2014/01 ... ides-wine/

Gruß

Alas
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austria_traveller

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Re: Wer nicht spritzt, fährt ein ...

BeitragMi 19. Feb 2014, 09:18

susa hat geschrieben:Auch wenn ich das nirgendwo gelesen habe, es würde mich nicht wundern, wenn hinter dieser Sache irgendwelche missliebigen Kollegen stehen, die einen ungebliebten Konkurrenten in die Knie zwingen wollen.

Ehrlich gesagt, kann ich mir das nicht vorstellen.
In Frankreich läuft zZt. in Sachen Umwelt einiges aus dem Ruder.

Da ist es nämlich zB. unter Strafe verboten Brennesseljauche selbst im eigenen Garten anzuwenden. Zur Erklärung: Brennesseljauche besteht aus Brennesselblättern und Wasser. Bei der Vergärung wird u.a. Stickstoff freigesetzt, was für die Pflanzen wiederrum ein natürlicher Dünger ist. Das ist ein uraltes Hausmittel und seit Jahrhunderten erprobt.
Es werden drakonische Strafen darüber verhängt dieses Mittel anzuwenden; selbst Homepagebetreiber werden dazu aufgefordert, die positive Wirkung dieses Naturdüngers nicht mehr auf ihrer Homepage zu schreiben.

Dein Schreiben paßt da für mich deutlich in das Bild.
Mir scheint als hätten Monsanto & Co Frankreich momentan im Griff.
Wir sollten alle daran arbeiten, dass das nicht zu uns rüberschwappt :roll:
Beste Grüße
Gerhard aus Wien
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WoFu

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Re: Wer nicht spritzt, fährt ein ...

BeitragMi 19. Feb 2014, 10:59

Moin, moin,

der Amtsschimmel geht nicht nur in F durch. In meiner Heimatstadt ist vorgesehen, daß alle eine grüne Biotonne haben müssen. Natürlich auch die Eigenheimler, die bislang selbst kompostiert haben. Der Eigenkomposter verseucht nach Ansicht der Stadtverwaltung die Umwelt. Weiteres Kompostieren soll nur noch unter eingeschränkten Bedingungen, z. B. Metallzäunen unter den Tonnen o. ä. Evtl. ist diese Satzungsänderung gestern beschlossen worden, soll erst morgen in der Zeitung stehen. Von Biotonnen bei Mehrfamilienhäusern war nix zu lesen.

Gut das hat wenig direkt mit Wein zu tun, aber Umweltschutz und Behördenanordnungen stehen sich auch hier nicht wirklich freundlich gegenüber. Wenn ein Winzer wegen einer behördlichen Anordnung sein Zertifikat verliert ist das für diesen ein harter Schlag, viele lange Jahre Arbeit können dadurch verloren sein und die Zertifizierung kostet dazu ja auch richtig Geld. Bleibt die Zertifizierung erhalten, ist diese eigentlich nichts wert, zumindest für den Konsumenten.

Ein heftiger Widerspruch und ich wünschen den betroeffenen Winzern/Bauern oder anderen viel Glück, viel Geduld und viel Stärke. Es ist schon traurig, wie Umweltschutz in wirtschaftlich problematischen Zeiten klein gemacht wird. Wobei ich mir über die Belastung der Weinberge mit oder ohne Spritzung kein Urteil erlauben kann.

Grüße

Wolfgang
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austria_traveller

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Re: Wer nicht spritzt, fährt ein ...

BeitragMi 19. Feb 2014, 11:10

WoFu hat geschrieben:Der Eigenkomposter verseucht nach Ansicht der Stadtverwaltung die Umwelt.

Das ist ja das Größte ! :evil:
Gibt's da auch Belege dafür, oder habet ihr alles zu Glauben, was da verlautbard wird.
Beste Grüße
Gerhard aus Wien
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thvins

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Re: Wer nicht spritzt, fährt ein ...

BeitragMi 19. Feb 2014, 11:48

austria_traveller hat geschrieben:
WoFu hat geschrieben:Der Eigenkomposter verseucht nach Ansicht der Stadtverwaltung die Umwelt.

Das ist ja das Größte ! :evil:
Gibt's da auch Belege dafür, oder habet ihr alles zu Glauben, was da verlautbard wird.


Der Hintergrund wird sein, dass man da zusätzlich abkassieren kann, denn in vielen Gegenden kostet das Abholen der Biotonne noch mal extra.

Bei uns in der "Abfallfibel" steht (bis jetzt noch :mrgreen: ), dass das eigene Kompostieren eine "kostengünstige Verwertung" ist. "Der daraus entstandene Kompost ist ein gutes Düngemittel für den Boden und die Pflanzen."

Bleibt abzuwarten, bis man hier die Lehrmeinung ändert, weil sich da mehr Gewinn erwirtschaften lässt... :o :shock:

Aber insgesamt passt das ja prima in den "neuen Kommunismus durch die Hintertür", an dem hier und da fieberhaft gearbeitet wird - siehe auch das Gesetz zur Ausraubung der Bürger durch die neue GEZ-Zwangsabgabe im letzten Jahr in Deutschland, die Einführung der Sektsteuer in Österreich, das Pusteröhrchengesetz in Frankreich und und und...

Ein paar Ideen, wie man dem Bürger das Geld aus der Tasche ziehen kann auf dem Weg in den Neukommunismus hätte ich noch:

- jeder Bürger von der Geburt bis zu seinem Tode zahlt Autobahnmaut, egal ob ein Fahrzeug vorhanden ist oder nicht (analog zur kriminellen GEZ-Neu-Regelung - auch ein NichtFahrzeug / Führerscheinbesitzer könnte ja mal in den Genuss einer Fahrt auf einer Autobahn kommen und wenn es durch Zwang passiert, wenn er es nicht freiwillig geschehen lässt)
- damit die Bahn aber nicht benachteiligt wird, wird jeder Bürger zwangsverpflichtet, zusätzlich eine Bahncard zu erwerben.
- Jeder Biolandwirt und Weinbauer muss eine Zwangsabgabe an die Hersteller von Pestiziden und Co. zahlen (mindestens in doppelter Höhe des dem Konzern entgangenen Gewinns durch Nichtkauf dieser Wundermittel.)

- Zum Ausgleich für die arme Pharmaindustrie muss jeder Nichtmedikamentennutzer ebenfalls eine Zwangsabgabe an die Pharmaindustrie leisten.

- Wegen nichtstattgefundener Kriege hat jeder Bürger eine Raketen- und Bombenabgabe an die Rüstungsindustrie zu zahlen...

Die Liste sinnloser Gesetze zur Abkassierung der Bürger lässt sich bestimmt noch erweitern. Schlimm nur, das sie auch ohne meine absurden Ideen immer länger wird... Bestimmt finden sich aber jetzt auch verantwortungsvolle, hier mitlesende Spitzenpolitiker, die über den einen oder anderen von mir noch zusätzlich genannten Denkanstoß liebend gern nachdenken werden. :lol:

Es ist eigentlich traurig, ich hoffe, ihr könnt über meinen Galgenhumor dennoch mitlachen... - und guckt nicht so verbiestert wie die gute Frau da inmitten all der Narren... http://www.sueddeutsche.de/leben/bilder ... -1.1878986
Beste Grüße

Torsten

http://www.torsten-hammer-priorat-guide.com
jetzt mit richtiger Startseite...
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UlliB

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Re: Wer nicht spritzt, fährt ein ...

BeitragMi 19. Feb 2014, 12:22

WoFu hat geschrieben:der Amtsschimmel geht nicht nur in F durch.

Nu mal sachte. Ob hier der französische Amtsschimmel durchgegangen ist, ist alles andere als klar. Die angeordneten Maßnahmen könnten nämlich durchaus notwendig oder zumindest zielführend sein.

Die Ausgangslage:
- die Rebkrankheit, um die es geht, nämlich flavescence dorée, ist hochgradig infektiös;
- die Krankheit selber ist nicht zu behandeln, und endet für die befallene Rebe schlussendlich tödlich;
- bekämpfen kann man allerdings den einzig bekannten Vektor der Krankheit, nämlich die Amerikanische Rebzikade (die, das nur am Rande, nicht in Europäische Ökosysteme gehört).

Dass die Bekämpfung von Vektoren ein durchaus wirksames Mittel zur Zurückdrängung von Infektionskrankheiten ist, ist epidemiologisch zur Genüge erwiesen. Damit eine solche Maßnahme greift, muss sie allerdings konsequent und möglichst flächendeckend durchgeführt werden.

Insofern ist die Anordnung der französischen Behörden prima vista richtig und konsequent. Inwieweit es zur Bekämpfung der Zikade alternative, "biologischere" Methoden gäbe, kann ich nicht beurteilen - aber genau das wäre hier die eigentlich entscheidende Frage, und nicht die Tatsache, dass eine flächendeckende Bekämpfung angeordnet wurde.

Im Ergebnis: nicht jede behördliche Anordnung ist Unfug, nur weil sie unpopulär ist. Daran ändert Stammtischgepoltere nichts.

Gruß
Ulli
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austria_traveller

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Re: Wer nicht spritzt, fährt ein ...

BeitragMi 19. Feb 2014, 12:33

UlliB hat geschrieben:Daran ändert Stammtischgepoltere nichts.

Darf ich annehmen, dass du mich damit meinst ??????
Beste Grüße
Gerhard aus Wien
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