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permakultureller Weinbau

Von der Weinbergspflege bis zur Kellertechnik
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winzerhoflinder

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permakultureller Weinbau

BeitragMi 4. Dez 2013, 08:55

Permakultur bedeutet übersetzt permanent Agrikultur, also nachhaltige Landwirtschaft. Dabei geht es weniger um die Frage nach Bio oder Nicht-Bio, sondern um die Frage wie Landwirtschaft in einem kontinuierlichen Kreislauf gehalten werden kann.

Die Grundsätze der Permakultur kommen von Graham Bell, der sich wissenschaftlich mit dem Thema auseinander gesetzt hat und auch dazu publiziert hat.

Ein aktueller und starker Kämpfer für die Permakultur ist Sepp Holzer, der auch Tiere für seine landwirtschaftliche Bewirtschaftung einsetzt. Dabei denkt er weniger an den Einsatz von Pferden als Zugpferde, oder an Kühe als Mistlieferanten, sondern ganz konkret an Tiere, die von sich aus arbeiten, an Ort und Stelle. So z.B. der Einsatz von Mangalitza Wollschweinen, die den Boden pflügen oder von Schafen im Weinberg, die verantwortlich sind für die Boden- und Böschungspflege.

Konkret stellt sich die Permakultur die Frage, wer macht die Arbeit? Die Frage wird leichtfertig und schnell mit "Wir" oder "Ich" beantwortet. Dabei ist das so nicht korrekt, denn die meiste Arbeit wird heute doch wohl von Maschinen und von chemischen Mitteln verrichtet.

Graham Bell fordert in seinem Buch folgende Reihenfolge der Arbeit nicht aus den Augen zu verlieren: 1. sollte die Natur arbeiten, 2. der Mensch mit seinen Händen, 3. der Mensch mit leichten Werkzeugen, 4. der Mensch mit Maschinen und erst an fünfter Stelle sollte der Mensch die Chemie für sich arbeiten lassen.

Setzt man nun Tiere ein, kann man die Arbeit, z.B. von Herbiziden wieder der Natur übertragen was ein gigantischer Gewinn für die Nachhaltigkeit ist.

So überlege ich mir schon seit längerer Zeit, wie man den Weinberg gestalten kann, damit Tiere die Arbeit übernehmen können. Dabei ist der Zugewinn den ich heute schon habe nicht zu übersehen. Meine Arbeit verlagert sich von der Arbeit mit Maschinen auf die Arbeit mit Tieren, was eine enorme Bereicherung des Alltags darstellt. Sicher trägt der Mensch dann mehr Verantwortung, doch ist auch hier klassisch einfach wieder der Familienbetrieb gefragt und unter Familie verstehe ich dann auch die Wahlfamilie, bestehend aus Freunden, bezahlten Helfern und Rentnern, wovon diese Gesellschaft ja bekannermaßen mehr als genug hat und die gerne mit Lebendigem arbeiten, weil sie das oft von früher her noch kennen.

Überhaupt ist es erst eineinhalb Generationen her, dass wir meinen Maschinen seien die besseren Menschen in Puncto landwirtschaftlicher Arbeit.

Wer weiteres über meinen Ansatz der Permakultur im Weinberg erfahren will kann uns im Internet finden. Aktuell läuft auch eine Kampagne auf http://www.startnext.de/permakultur-wein

Wer hier ohne tieferes Wissen Einzelpunkte wegdiskutieren mag oder mit Argumentationskeulen wie "ja lohnt sich das" kommen will, dem sei gesagt, Arbeit ist Leben und wer als Winzer nicht für seine Arbeit lebt sollte gleich aufhören, Kraftfahrer werden, denn das ist er in aller Regel bereits. Wein ist ein Kulturgut und keine Supermarkt-Spagetthis für 0,29 € !

Herzliche Grüße
Ronald Linder
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Gerald

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Re: permakultureller Weinbau

BeitragMi 4. Dez 2013, 09:02

Hallo Roland,

zuerst ein herzliches Willkommen im Forum! Bei deinem Ansatz der Permakultur ist mir allerdings auf die Schnelle nicht klar geworden, wo der Unterschied zum biodynamischen Weinbau liegt. Da werden doch auch (zumindest im Idealfall - laut demeter-Richtlinien) Tiere verwendet und auch die andere Beschreibung erinnert stark daran.

Gibt es da auch substanzielle Unterschiede oder ist es nur ein neuer Name für dasselbe Prinzip?

Grüße,
Gerald
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winzerhoflinder

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Re: permakultureller Weinbau

BeitragMi 4. Dez 2013, 09:12

Lieber Gerald,

herzlichen Dank für deine Antwort. Das Prinzip des biologisch-dynamischen Weinbaus basiert auf dem Einsatz der Präparate zur Verlebendigung des Bodens und der Atmosphäre in der wir unsere Kulturpflanzen lebendig gestalten.

Ich bin mit dem Prinzip vertraut und wende es auf einer Versuchsparzelle schon seit einigen Jahren, auf unserem gesamten Betrieb seit der vergangenen Saison an.

Der Unterschied liegt darin, dass die Tiere nicht nur als Geber der Präparate gesehen werden, sondern konkret als arbeitende Instanz.

So wie ich Permakultur verstehe geht es um die Integration aller Prinzipien die eine Nachhaltigkeit ermöglichen. So verwende ich auch das Prinzip der Terra-Preta zur Schaffung von andauernden Komposten und zum Aufbau des Humus. Ich verwende auch die Homöopathie für Pflanzen und Tiere. Doch das sind meine persönlichen Erweiterungen des Themas.

Ich finde nicht, dass hier etwas Altes in neuem Gewand erscheint, sondern dass es um die Art der Betrachtung geht. Man kann ja auch Bio-Dyn mit Maschinen machen, da will man dann Verlebendigung durch Maschinen und das wird ja auch gemacht.

Herzliche Grüße
Ronald Linder
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Gerald

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Re: permakultureller Weinbau

BeitragMi 4. Dez 2013, 09:20

So wie ich bisher über Permakultur gehört habe (Sepp Holzer ist ja ein Landsmann von mir und daher auch ab und zu in den Medien - allerdings nicht ausschließlich in positiver Konnotation), hätte ich auch darunter verstanden, dass man versucht, Monokulturen zu vermeiden.

Ist so etwas auch ein Teil deines Ansatzes? Also z.B. Gemüse zwischen den Rebzeilen, Obstbäume dazwischen etc.? Dazu habe ich vor kurzem einen interessanten Artikel gelesen:

http://www.ithaka-journal.net/erdbeeren ... ischkultur

Und die Sache mit der Terra preta - ein Thema, das mich seit langem fasziniert: soweit ich weiß, wurde sie ja im Amazonasbecken "erfunden", um den Nährstoffverlust durch die absteigenden Wasserbewegung im Regenwald zu verhindern. Ist das in unserem Klima auch so wirksam, wo es diese Probleme ja hier nicht in dieser Form gibt?

Grüße,
Gerald
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Moulis

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Re: permakultureller Weinbau

BeitragMi 4. Dez 2013, 09:23

Willkommen Ronald!

Ich fand deinen Beitrag sehr interessant, fachlich kann ich aber gar nichts dazu beitragen :oops: .
Was mich besonders gerade daran jetzt freut, ist dass eine Diskussion an anderer Stelle dadurch etwas ad absurdum geführt wird :mrgreen:
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winzerhoflinder

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Re: permakultureller Weinbau

BeitragMi 4. Dez 2013, 09:30

Lieber Christoph,

kannst du auf die "andere" Diskussion verweisen?

Herzlichen Dank und viele Grüße

Ronald Linder
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Moulis

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Re: permakultureller Weinbau

BeitragMi 4. Dez 2013, 10:02

viewtopic.php?f=38&t=2846

So etwa ab Seite 5.
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Re: permakultureller Weinbau

BeitragMi 4. Dez 2013, 10:27

Hallo Ronald,

willkommen im Forum. Freue mich, dass ein weiterer Profi Interesse am Forum zeigt. Allzuviele Winzer sind noch nicht hier und es wurde das ein und andere mal diskutiert, wie sich das Forum Winzern und Händlern attraktiver zeigen kann, wie unsere Kommunikationsrolle sein soll, welche Massstäbe für Werbung gelten sollen und einiges mehr.

Mich interessiert Dein Ansatz sehr und habe mich mal beim crowd funding registriert, was ja der erste Schritt eines Beitrages ist. Fachlich kann ich ja nichts beitragen. Ich bin gespannt, ob und welche Auswirkungen Dein Ansatz Deiner Erfahrung nach auch auf die Weine hat. Nehme an, dass diese Betrachtung wohl erst in ein paar Jahren möglich ist. Viel Erfolg.
Servus
Wolfgang
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winzerhoflinder

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Re: permakultureller Weinbau

BeitragMi 4. Dez 2013, 16:05

Lieber Wolfgang,

herzlichen Dank für deine Unterstützung. In der Tat, das wahre Ergebnis wird sich wohl erst in ein, zwei Jahren zeigen, doch der "Schafwein" ist schon ein Fingerzeig in diese Richtung.

Was das Thema Weinforum angeht, so muss ich sagen, dass einige Zeitschriften für euch schreiben, in übergeordnetem Sinne. Dort wird nämlich immer wieder erwähnt, wie wichtig Social Marketing ist und damit ist eben nicht nur Facebook gemeint, sondern eben auch Blog und Forum.

Ich selbst bin Medieningenieur und weiß nur zu gut um die Funktion dieser Instanzen. Dazu kommt, dass wir einen erstarkenden Verbraucher bekommen werden, wie auch einen erstarkenden Bürger und Mitarbeiter, den neuen neuen neuen Medien geschuldet, und diesen Verbraucher muss man auf diese Weise emphatisch gegenüber treten.

Ich werde das Thema, soweit möglich, auf dem nächsten Weinbau-Seminar zur Sprache bringen und wenn unser Crowd-Funding funktioniert, ist das wohl auch dem Cross-Media geschuldet, wie du durch deine private Aktion schon bestätigt hast.

Also ein Dank von mir und herzliche Grüße
Ronald Linder
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