Von der Weinbergspflege bis zur Kellertechnik
Gerald
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Fr 8. Nov 2013, 10:48
Ich unterstelle einfach, dass ihnen das die Freude an der Arbeit verderben würde, da es nicht ihrem Anspruch an sich selbst gerecht würde.
na ja, das klingt für mich schon ein bisschen romantisierend, so in Art von lachenden und singenden Erntehelfern im sonnendurchfluteten Weinberg. Sicher gibt es Winzer, die alles so machen können, wie es ihnen selbst Spaß macht und sie es für richtig halten, und trotzdem werden ihnen die Weine quasi aus den Händen gerissen. Die große Mehrheit wird sich aber schon rein aus wirtschaftlichen Gründen daran orientieren müssen, was der Markt erwartet, auch wenn sie es insgeheim lieber anders machen würden. Das ist ja auch in anderen Berufen der Normalfall. Und wenn Hefemischungen mit "Spontiaromen" vom Kunden honoriert werden, warum sollte der Winzer sie nicht einsetzen? Außer natürlich wenn er gleichzeitig erklärt, dass seine Weine spontan vergoren wurden (wobei es hier ja auch unterschiedliche Methoden gibt)... Grüße, Gerald
Bernd Schulz
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Fr 8. Nov 2013, 11:11
Vereinfacht und überspitzt gesagt, die Mode ist bis zum Durchschnittskonsumenten durchgedrungen, und nun muss so etwas auch schnell und einfach für den "Supermarktweinkonsumenten" hergestellt werden.
Genau das kann ich mir überhaupt nicht vorstellen. Frag doch mal den Ottonormalweinkonsumenten nach Spontinoten! Den interessiert so etwas nach wie vor nicht die Bohne, wetten? Bleibt also die Frage, für welchen Markt eine "Oenoferm wild & pure" überhaupt hergestellt wird und welche Betriebe so etwas mit (wirtschaftlichem) Erfolg verwenden Viele Grüße Bernd
Birte
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Fr 8. Nov 2013, 11:16
Gerald hat geschrieben:Ich unterstelle einfach, dass ihnen das die Freude an der Arbeit verderben würde, da es nicht ihrem Anspruch an sich selbst gerecht würde.
na ja, das klingt für mich schon ein bisschen romantisierend, so in Art von lachenden und singenden Erntehelfern im sonnendurchfluteten Weinberg.
Nein, das sehe ich nicht so. Soweit ich informiert bin, auch hier aus dem Forum, stellt eine Spontanvergärung im Gegensatz zur Arbeit mit Reinzuchthefen kein wirtschaftliches Risiko dar, wenn man es richtig macht. Warum also sollte sich ein Winzer mit einem gewissen Anspruch eine Aromahefe antun? Aus Bequemlichkeit?
Birte
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Fr 8. Nov 2013, 11:20
Bernd Schulz hat geschrieben:Vereinfacht und überspitzt gesagt, die Mode ist bis zum Durchschnittskonsumenten durchgedrungen, und nun muss so etwas auch schnell und einfach für den "Supermarktweinkonsumenten" hergestellt werden.
Genau das kann ich mir überhaupt nicht vorstellen. Frag doch mal den Ottonormalweinkonsumenten nach Spontinoten! Den interessiert so etwas nach wie vor nicht die Bohne, wetten? Bleibt also die Frage, für welchen Markt eine "Oenoferm wild & pure" überhaupt hergestellt wird und welche Betriebe so etwas mit (wirtschaftlichem) Erfolg verwenden Viele Grüße Bernd
Bernd ich glaube auch nicht, dass das im Moment schon der Fall ist. Ich denke aber, dass solche Aromahefen vorausschauend auf den Markt gebracht werden. Dass dieses Produkt jemals ein Verkaufsrenner wird, glaube ich eher nicht.
Gerald
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Fr 8. Nov 2013, 11:23
stellt eine Spontanvergärung im Gegensatz zur Arbeit mit Reinzuchthefen kein wirtschaftliches Risiko dar, wenn man es richtig macht. Warum also sollte sich ein Winzer mit einem gewissen Anspruch eine Aromahefe antun? Aus Bequemlichkeit?
nun, wenn das alles so einfach wäre, gäbe es ja überhaupt keinen Bedarf für Reinzuchthefen und die entsprechenden Produzenten müssten zusperren. Nachdem das aber offenbar nicht der Fall ist, wird das "wenn man es richtig macht" wohl die einschränkende Bedingung sein. Man denke an die vielen spontanvergorenen Weine mit relativ hohem (und von Jahr zu Jahr stark schwankendem) RZ. Wenn man dafür einen Markt hat (ich denke an die 2004er von HL, die ich einmal probieren durfte und die für mich doch sehr gewöhnungsbedürftig süß waren), dann ist alles kein Problem. Wenn nicht, dann werden RZH vielleicht doch ein Thema sein. Grüße, Gerald
Gerald
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Fr 8. Nov 2013, 11:24
Ach ja, noch etwas: hier im Forum wird oft implizit vorausgesetzt, dass spontan vergorene Weine "höherwertig" als solche mit RZH wären. Das ist aber vermutlich nur eine von mehreren möglichen Sichtweisen, ähnlich wie die These "biodyn ist besser als nur-bio" ...
Grüße, Gerald
Bernd Schulz
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Fr 8. Nov 2013, 11:27
Dass dieses Produkt jemals ein Verkaufsrenner wird, glaube ich eher nicht.
Ich glaube (und hoffe) das auch nicht. Die schon genannte "SIHAFERM Pure Nature" besteht laut Datenblatt aus zwei unterschiedlichen Hefestämmen, eine Wildhefe (am Anfang) für die "wilden" Noten und eine normale Saccharomyces, damit der Most komplett durchgärt.
Was dabei - im Vergleich zu "normaler" Reinzuchthefe (nur ein Stamm) - verwerflich sein soll, ist mir persönlich nicht ganz klar.
Gerald, eine Reinzuchthefe, die extra darauf abgestellt wurde, dass der mit ihr vergorene Wein nicht so schmeckt, als ob er mit einer Reinzuchthefe vinifiziert worden wäre, impliziert für mich automatisch eine gewisse Verbrauchertäuschung. Der Widerspruch steckt direkt im Produkt. Viele Grüße Bernd
Gerald
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Fr 8. Nov 2013, 11:31
Hallo Bernd, dass der mit ihr vergorene Wein nicht so schmeckt, als ob er mit einer Reinzuchthefe vinifiziert worden wäre
das sehe ich nicht so. Denn das würde bedeuten, dass der Begriff Reinzuchthefe nur auf genau einen einzigen (möglichst neutralen) Hefestamm angewendet werden darf. Reinzuchthefe bedeutet aber nur, dass einer von unzählig vielen bekannten Hefestämmen vereinzelt und "sortenrein" gezüchtet wird. Dass er ein möglichst neutrales Aroma aufweisen muss, das ist meiner Ansicht nach keine Voraussetzung. Etwas übertrieben gesagt könnte man auch Brettanomyces vereinzeln und züchten und als "RZH-Brett" verkaufen Grüße, Gerald
Birte
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Fr 8. Nov 2013, 11:36
Gerald hat geschrieben:Ach ja, noch etwas: hier im Forum wird oft implizit vorausgesetzt, dass spontan vergorene Weine "höherwertig" als solche mit RZH wären. Das ist aber vermutlich nur eine mögliche Sichtweise, ähnlich wie die These "biodyn ist besser als nur-bio" ...
Grüße, Gerald
Gerald, ich glaube das die meisten hier nicht so militant sind, dass sie einen guten Wein mit RHZ ablehnen. Ich bin es zumindest nicht. Aber wenn ein Winzer einen Wein mit RHZ herstellt, gehe ich davon aus, dass sein Anspruch darin besteht, unangenehme Noten, die bei der Spontanvergärung entstehen können, zu vermeiden. Insofern müsste eine Aromahefe, durch die Spontanvergärungsnoten entstehen, für jeden klar denken Winzer absurd sein.
olifant
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Fr 8. Nov 2013, 11:41
Bernd Schulz hat geschrieben:Bleibt also die Frage, für welchen Markt eine "Oenoferm wild & pure" überhaupt hergestellt wird und welche Betriebe so etwas mit (wirtschaftlichem) Erfolg verwenden
Hallo Bernd, grundsätzlich hast du m.E. in puncto Supermarktkunden wohl recht. Hier besteht sicher kein Bedarf an Spontinoten im ziemlich unteren Preissegment. 'Unsaubere' Weine im unteren Preissegment muss man nicht mit besonderen Hefen herstellen - der Supermarktweintrinker dieser Kategorie würden diesen Unterschied weder geschmacklich noch preislich goutieren . Im mittleren Preissegment sind dann eher sortentypische Frucht, Klarheit, Dichte, ein klares Geschmacksprofil, leicht zu verstehende Weine, 'Schmeckt-Weine', gefragt - wohl auch nicht die Domaine von Sponti-Hefen. Wer im Supermarkt 'hochpreisiges', also eher über 10 - 12 € kauft, tut dies wohl eher en passant und nicht gezielt - m.E. beginnt hier der Markt von Konsumenten die auch öfters mal zum Fachhändler oder zum Internetspezialisten gehen. Werden solche Kunden gezielt Sponti-Weine im Supermarkt kaufen? Ich denke nicht, oder? Aber wer verwendet nun solche Hefen? Grundsätzlich tendiert der Mensch, und damit auch der Winzer, m.E. dazu, zu machen was (technisch, wissenschaftlich, etc.) möglich ist, einfach weil es da ist und möglich ist. Welche Erfindung, welches Produkt, dass entwickelt wurde, wurde in der Menschheitsgeschichte nicht eingesetzt obwohl genug dagegen sprach? Wir werden es wohl nicht erfahren wer mit Sponti-Hefen vinifiziert. Wer diese einsetzt wird dies nicht kommunizieren, oder?
Grüsse
Ralf
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