Markus Vahlefeld hat geschrieben:Ich verstehe das Projekt noch nicht ganz. Die Trauben werden zur gleichen Zeit gelesen, im Gärstadium zweimal 150 und zweimal 700km hin- und hergekarrt. Dann hat jeder Winzer den angegorenen Traubenmost der anderen und lässt sie 13 Stunden auf der Maische, bevor sie in 300l Stahltanks umgefüllt und dort gären und auf der Hefe gelassen werden.
Was die Weine unterscheidet ist: Kellertemperatur, Kellerumgebung und natürlich die gefahrenen Kilometer.
Ist das bis dahin richtig?
Ich habe es leicht anders verstanden: Gleicher Lesetermin aller Trauben. Alle Trauben werden eingemaischt, die
Maische wird herumgekarrt. Insgesamt (also benoetigte TRansportzeit zzgl. Harmonisierung) 13h Maischestandzweit. Ab diesem Zeitpunkt individuelle Weiterverabeitung je nach Erzeugerphilosophie: Mostklaergrad und -behandlung, unterschiedliche (An)Gaergeschwindigkeit und -Temperatur, daher unterschiedlicher Gaerverlauf, Abstich, Behandlung und Ausbau des Jungweins, Fuelltermin und -Methode...
Aufgrund der Vielzahl an Einflussgroessen sind Kontrollgebinde fast kaum sinnvoll darstellbar. Dabei haben all diese Faktoren so grossen Einfluss auf den Charakter des fertigen Weins, dass niemand ueberrascht sein kann, wie gross die Unterschiede der Weine sind, geschweige denn
dass die Weine unterschiedlich sind. Das wirklich bemerkenswerte Resultat an diesem Experiment ist also eher, wie sehr die Leute einem "Lagenideal" und einer bestimmten Vorstellunge von "Lageneinfluss" verhaftet sind.
Aufloesen laesst sich das Problem eigentlich recht zwanglos, wenn man sich vergegenwaertigt, dass "Grosse Lagen" ursaechlich deshalb als "gross" erkannt wurden, weil die Lage einen fruehen, aber frostsicheren Austrieb und eine spaete, frost- und regensichere Lese gleichmaessige reifer und gesunder Trauben der jeweils edelsten (typischerweise spaetestreifenden) Rebsorte erlaubte, weil also viele(!) Winzer jahrein, jahraus guten (nicht: charakteristischen) Wein aus ihnen holen konnten.
Der Charakter einer Lage erschliesst sich sowieso erst im Vergleich zu mindestens einer weiteren Lage und ueber viele Jahrgaenge und Erzeuger gemittelt. Dabei stellt sich eben sehr schnell heraus, dass viele "Lagencharakteristika" im Rauschen untergehen und dass die Gleichartigkeit der Weine aus dem gleichartigen Anbau und der gleichartigen Verarbeitung der Trauben herruehrt. Deswegen gehoert das kollektive "sozio-kulturelle" Wissen einer Region auch zum "Terroir".
Cheers,
Ollie