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Terroir vs. Keller

Von der Weinbergspflege bis zur Kellertechnik
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pivu

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Re: Terroir vs. Keller

BeitragMo 2. Sep 2013, 13:36

schon klar, Markus, ich weiß, was man zeigen wollte. Nur rein theoretisch (praktisch eher schwieriger) hätte man's auch umgekehrt machen können, also jeder der 3 Winzer bearbeitet absolut vergleichbare Flächen im gleichen Weingarten und die Trauben werden dann im gleichen Keller einzeln aber identisch verarbeitet. Oder eben eine Kombination aus beiden (Keller und Weingarten), damit keiner mehr durchblickt :mrgreen: .

Ciao
Peter
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maha

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Re: Terroir vs. Keller

BeitragMo 2. Sep 2013, 13:41

Markus Vahlefeld hat geschrieben:
pivu hat geschrieben:In jedem Fall ist das Projekt unvollständig, weil die Weinbergsarbeit aussen vor gelassen wird.

Das verstehe ich nicht.

Danke Markus, die gleiche Frage hatte ich mir auch gestellt. Ich hatte mich nicht getraut zu fragen :oops:
Der schönste Sport ist der Weintransport!
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Gerald

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Re: Terroir vs. Keller

BeitragMo 2. Sep 2013, 13:42

Ich kann nur für mich (rein subjektiv) sagen, dass die Aussage mit der Dominanz des Weinguts über die Lage sehr gut zu meinen eigenen Erfahrungen passt. Die Weine aus verschiedenen Lagen eines Weinguts haben für mich meist viel mehr gemeinsam als Weine unterschiedlicher Erzeuger aus derselben Lage.

So gesehen konnte ich die Euphorie über Lagenklassifikationen etc. ohnehin nicht immer so richtig nachvollziehen. Allerdings sind Lagen doch manchmal so etwas wie ein "Mythos", mit dessen Entzauberung einiges an Faszination beim Thema Wein verloren gehen würde ...

Grüße,
Gerald
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Markus Vahlefeld

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Re: Terroir vs. Keller

BeitragMo 2. Sep 2013, 14:15

OK, alle 9 Weine sehr verschieden. Daraus lässt sich der Schluss ziehen, dass das stundenlange Herumgefahre des angärenden Mosts einen großen Einfluss auf den Geschmack des Weins hat :?
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MichaelWagner

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Re: Terroir vs. Keller

BeitragMo 2. Sep 2013, 15:08

@markus: dafür hätte man doch einfach nur Trauben aus dem gleichen Weinberg zu verschiedenen Winzern geben müssen und dann gleich ausbauen, oder nicht ?!?
wenns läuft, dann läufts. Aber bis es läuft, dauerts...
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Markus Vahlefeld

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Re: Terroir vs. Keller

BeitragMo 2. Sep 2013, 15:14

MichaelWagner hat geschrieben:@markus: dafür hätte man doch einfach nur Trauben aus dem gleichen Weinberg zu verschiedenen Winzern geben müssen und dann gleich ausbauen, oder nicht ?!?

Theoretisch ja, praktisch hätte das bedeutet, eine Leerfahrt zurück zu machen. Das wäre für die Klimabilanz noch schlechter :lol:
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Einzelflaschenfreund

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Re: Terroir vs. Keller

BeitragMo 2. Sep 2013, 15:32

Wir sprechen also künftig nicht mehr von weinbergseigenen Hefen, sondern von kofferraumeigenen Hefen. "Oh, Mercedes E 220 CDI Elegance!"

Aber ernsthaft: Die Unterschiede nur auf den Gärmost-Transfer zurückzuführen, finde ich etwas zu simpel. Und einem (imho legitimen) Versuchsaufbau gleich wieder lauter Alternativszenarien entgegenzuhalten bzw. die Anforderungen an die Versuchsanordnung ins Unerfüllbare zu überhöhen, würde dem Ganzen nur gerecht, wenn man hier nun wirklich den heiligen Gral der Weinindividualisierung wähnte. Ja, Peter, "man hätte es auch umgekehrt machen können." Jetzt hat man's aber eben SO gemacht.
"Weingut schlägt Lage", das entspricht auch meinen Erfahrungen.

Viele Grüße
Guido

PS: Großflächiges Copy & Paste von PR-Texten ohne Quellenangabe finde ich suboptimal. Dann lieber einen Link.
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Ollie

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Re: Terroir vs. Keller

BeitragMo 2. Sep 2013, 15:58

Markus Vahlefeld hat geschrieben:Ich verstehe das Projekt noch nicht ganz. Die Trauben werden zur gleichen Zeit gelesen, im Gärstadium zweimal 150 und zweimal 700km hin- und hergekarrt. Dann hat jeder Winzer den angegorenen Traubenmost der anderen und lässt sie 13 Stunden auf der Maische, bevor sie in 300l Stahltanks umgefüllt und dort gären und auf der Hefe gelassen werden.

Was die Weine unterscheidet ist: Kellertemperatur, Kellerumgebung und natürlich die gefahrenen Kilometer.

Ist das bis dahin richtig?


Ich habe es leicht anders verstanden: Gleicher Lesetermin aller Trauben. Alle Trauben werden eingemaischt, die Maische wird herumgekarrt. Insgesamt (also benoetigte TRansportzeit zzgl. Harmonisierung) 13h Maischestandzweit. Ab diesem Zeitpunkt individuelle Weiterverabeitung je nach Erzeugerphilosophie: Mostklaergrad und -behandlung, unterschiedliche (An)Gaergeschwindigkeit und -Temperatur, daher unterschiedlicher Gaerverlauf, Abstich, Behandlung und Ausbau des Jungweins, Fuelltermin und -Methode...

Aufgrund der Vielzahl an Einflussgroessen sind Kontrollgebinde fast kaum sinnvoll darstellbar. Dabei haben all diese Faktoren so grossen Einfluss auf den Charakter des fertigen Weins, dass niemand ueberrascht sein kann, wie gross die Unterschiede der Weine sind, geschweige denn dass die Weine unterschiedlich sind. Das wirklich bemerkenswerte Resultat an diesem Experiment ist also eher, wie sehr die Leute einem "Lagenideal" und einer bestimmten Vorstellunge von "Lageneinfluss" verhaftet sind.

Aufloesen laesst sich das Problem eigentlich recht zwanglos, wenn man sich vergegenwaertigt, dass "Grosse Lagen" ursaechlich deshalb als "gross" erkannt wurden, weil die Lage einen fruehen, aber frostsicheren Austrieb und eine spaete, frost- und regensichere Lese gleichmaessige reifer und gesunder Trauben der jeweils edelsten (typischerweise spaetestreifenden) Rebsorte erlaubte, weil also viele(!) Winzer jahrein, jahraus guten (nicht: charakteristischen) Wein aus ihnen holen konnten.

Der Charakter einer Lage erschliesst sich sowieso erst im Vergleich zu mindestens einer weiteren Lage und ueber viele Jahrgaenge und Erzeuger gemittelt. Dabei stellt sich eben sehr schnell heraus, dass viele "Lagencharakteristika" im Rauschen untergehen und dass die Gleichartigkeit der Weine aus dem gleichartigen Anbau und der gleichartigen Verarbeitung der Trauben herruehrt. Deswegen gehoert das kollektive "sozio-kulturelle" Wissen einer Region auch zum "Terroir".

Cheers,
Ollie
Parfois, quand c'est trop minéral, on s'emmerde.
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UlliB

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Re: Terroir vs. Keller

BeitragMo 2. Sep 2013, 16:15

Gerald hat geschrieben:Ich kann nur für mich (rein subjektiv) sagen, dass die Aussage mit der Dominanz des Weinguts über die Lage sehr gut zu meinen eigenen Erfahrungen passt. Die Weine aus verschiedenen Lagen eines Weinguts haben für mich meist viel mehr gemeinsam als Weine unterschiedlicher Erzeuger aus derselben Lage.


Hallo Gerald,

das würde ich auf Basis meiner eigenen Erfahrung so unterschreiben wollen. Daraus aber direkt Folgendes zu schließen:

So gesehen konnte ich die Euphorie über Lagenklassifikationen etc. ohnehin nicht immer so richtig nachvollziehen.


geht dann vielleicht doch etwas weit. Eine Lagenklassifikation sagt ja zunächst nur aus, dass Trauben aus einer höher klassifizierten Lage A im großen und ganzen einen besseren Wein ergeben als die aus der niedriger klassifizierten Lage B. Von erkennbarem Lagencharakter wird hier zunächst einmal nichts gesagt. Und soweit passt die Sache schon: jeder Winzer weiß, aus welchen Lagen oder Teillagen bei ihm die Trauben für die besten Weine kommen, und er weiß im Regelfall auch, dass sich das bei seinen direkten Nachbarn gleich oder zumindest ähnlich verhält. Die qualitativen Unterschiede von Lagen sind keineswegs Legende, sondern Tatsache.

Der eindeutig erkennbare Lagencharakter hat insofern mit einer Klassifikation zunächst einmal nichts zu tun. Er ist aber, ganz klar, eine gern gepflegte Vorstellung. Und man muss zugeben: manche Kenner (meistens solche, die sich auf ein einziges Gebiet beschränken) haben eine verblüffende Fähigkeit, bei Blindverkostungen auch über mehrere Erzeuger hinweg Lagen richtig zuzuordnen. Es ist also wohl schon was dran am Lagencharakter, nur erschließt sich das den meisten Konsumenten nicht.

Eine Lagenklassifikation stößt auf ein paar andere praktische Probleme, zu denen ich mich in mehreren Threads geäußert habe; ich halte sie nicht wirklich für praktikabel. An der Tatsache, dass es gute und weniger gute Lagen gibt, ändert das aber grundsätzlich nichts.

Gruß
Ulli


@ Ollie: Kreuzpost. In vielen Teilen die gleiche Aussage.
Zuletzt geändert von UlliB am Mo 2. Sep 2013, 16:51, insgesamt 1-mal geändert.
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Markus Vahlefeld

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Re: Terroir vs. Keller

BeitragMo 2. Sep 2013, 16:24

Ollie hat geschrieben:Gleicher Lesetermin aller Trauben. Alle Trauben werden eingemaischt, die Maische wird herumgekarrt. Insgesamt (also benoetigte TRansportzeit zzgl. Harmonisierung) 13h Maischestandzweit. Ab diesem Zeitpunkt individuelle Weiterverabeitung je nach Erzeugerphilosophie: Mostklaergrad und -behandlung, unterschiedliche (An)Gaergeschwindigkeit und -Temperatur, daher unterschiedlicher Gaerverlauf, Abstich, Behandlung und Ausbau des Jungweins, Fuelltermin und -Methode...

Aufgrund der Vielzahl an Einflussgroessen sind Kontrollgebinde fast kaum sinnvoll darstellbar. Dabei haben all diese Faktoren so grossen Einfluss auf den Charakter des fertigen Weins, dass niemand ueberrascht sein kann, wie gross die Unterschiede der Weine sind, geschweige denn dass die Weine unterschiedlich sind. Das wirklich bemerkenswerte Resultat an diesem Experiment ist also eher, wie sehr die Leute einem "Lagenideal" und einer bestimmten Vorstellunge von "Lageneinfluss" verhaftet sind.

Naja, nun habe ich die Weine nicht probiert, bin aber von der mutmaßlichen Unterschiedlichkeit schon überrascht. Dass die von Dir genannten Faktoren den Wein DERART beeinflussen, ist für mich nicht vorhersehbar gewesen. Auch wenn Mostklärung, Abstich und Füllmethode schon wichtig sind, hätte ich ihnen nicht die Dominanz über den Traubenausdruck zugetraut. Und weniger noch im Jungweinstadium.
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