Aktuelle Zeit: Do 25. Apr 2024, 14:47


Neonicotinoide im Weinbau

Von der Weinbergspflege bis zur Kellertechnik
  • Autor
  • Nachricht
Offline
Benutzeravatar

Gerald

Administrator

  • Beiträge: 7487
  • Bilder: 32
  • Registriert: Do 24. Jun 2010, 08:45
  • Wohnort: Wien
  • Bewertungssystem: Auf Benutzername klicken

Neonicotinoide im Weinbau

BeitragDo 2. Mai 2013, 15:13

Zumindest in Österreich ist das geplante Verbot von drei Insektiziden aus der Klasse der Neonicotinoide als Saatbeizmittel wegen der hohen Bienengefährlichkeit in aller Munde, da sich unser "Umwelt"minister dagegen ausgesprochen hat und jetzt von allen Seiten heftige Kritik und Rücktrittsaufforderungen bekommt.

http://derstandard.at/1363709529143/EU- ... Teilverbot

Was vielleicht nicht so bekannt ist: diese Mittel (zumindest Imidacloprid) sind auch im - konventionellen - Weinbau zugelassen:

http://www.raiffeisen.com/pflanzen/psm- ... s/19/I/f/0

Und meines Wissens gibt es auch keine Bestrebungen (zumindest nicht im Rahmen der aktuellen Abstimmung) das zu ändern :o Ich weiß natürlich nicht, wie oft diese Mittel tatsächlich eingesetzt werden, denn der Löwenanteil der Pestizide im Weinbau dürfte ja Fungizide betreffen.

Grüße,
Gerald
Offline

Blaufränkisch

  • Beiträge: 135
  • Registriert: Mi 6. Mär 2013, 20:12

Re: Neonicotinoide im Weinbau

BeitragDo 2. Mai 2013, 15:50

Hallo Gerald,

soweit ich auf die schnelle recherchieren konnte, sind Pflanzenschutzmittel auf Neonicotinoid-Basis im Weinbau nicht im "regulären" Einsatz, sondern nur in Spezialfällen in Einsatz. In der aktuellen Liste der für den integrierten Weinbau (in Österreich) zugelassenen Mittel finden sich Confidor 70 WG und Warrant 700 WG (zumindest weiß ich von denen um die Zugehörigkeit zu den Neonicotinoiden).

Letzteres ist gegen die Reblaus und Thripse und ausschließlich in Junganlagen, Muttergärten und Rebschulen zugelassen und ersteres gegen die Reblaus und gegen Rebzikaden.

Die Reblaus ist bei veredelten Weingärten (die 95% und mehr der europäischen Fläche ausmachen) kein bekämpfungswürdiger Schädling und lediglich im Vermehrungsbereich ein punktuelles Problem. Rebzikaden sind im Normalfall auch kein dramatischer Schädling, allerdings könnte es sein, dass beim Auftreten der Flavescence Dorée ( http://www.bernhard-fiedler.at/weblog/?p=2046 ), die von Zikaden übertragen wird kleinräumig eine Bekämpfung dagegen sogar amtlich vorgeschrieben wird.

Grüße

Bernhard
Hier gibts mehr von mir zu lesen: www.bernhard-fiedler.at
Offline
Benutzeravatar

Gerald

Administrator

  • Beiträge: 7487
  • Bilder: 32
  • Registriert: Do 24. Jun 2010, 08:45
  • Wohnort: Wien
  • Bewertungssystem: Auf Benutzername klicken

Re: Neonicotinoide im Weinbau

BeitragDo 2. Mai 2013, 15:52

Danke für die Information, Bernhard.

Nur ist bei Flavescence Dorée nicht etwa auch z.B. BT-Toxin wirksam? Denn das soll ja - wenn ich mich richtig informiert habe - nur auf den Zielorganismus wirken, nicht aber gegen alle Insekten ...

Grüße,
Gerald
Offline

Blaufränkisch

  • Beiträge: 135
  • Registriert: Mi 6. Mär 2013, 20:12

Re: Neonicotinoide im Weinbau

BeitragDo 2. Mai 2013, 15:56

Offensichtlich nicht, denn Bacillus-Thuringiensis-Präparate sind im Weinbau nur gegen den Traubenwickler, nicht jedoch gegen Zikaden zugelassen.

BTW: Es gibt auch synthetische Insektizide, die relativ spezifisch wirken (und z.B. Raubmilben schonen), während z.B. Bio-Insektizide eine enorme Breitbandwirkung haben können (wie z.B. die auf dem Pflanzengift Pyrethrum basierenden Pyrethroide).

Grüße

Bernhard
Hier gibts mehr von mir zu lesen: www.bernhard-fiedler.at
Offline
Benutzeravatar

Gerald

Administrator

  • Beiträge: 7487
  • Bilder: 32
  • Registriert: Do 24. Jun 2010, 08:45
  • Wohnort: Wien
  • Bewertungssystem: Auf Benutzername klicken

Re: Neonicotinoide im Weinbau

BeitragDo 2. Mai 2013, 16:00

Insektizide, die relativ spezifisch wirken (und z.B. Raubmilben schonen)


na ja, Raubmilben sind doch keine Insekten, da wirken die allermeisten Insektizide ohnehin nicht (auch nicht gegen die gefürchteten Spinnmilben).

Aber grundsätzlich schon Zustimmung, nur dass etwas im Biolandbau erlaubt ist, heißt noch lange nicht, dass es ökologisch unbedenklich wäre. Insb. die Kupferpräparate, die ja nach verschiedenen Studien das Bodenleben massiv schädigen sollen ...

Grüße,
Gerald
Offline
Benutzeravatar

Gerald

Administrator

  • Beiträge: 7487
  • Bilder: 32
  • Registriert: Do 24. Jun 2010, 08:45
  • Wohnort: Wien
  • Bewertungssystem: Auf Benutzername klicken

Re: Neonicotinoide im Weinbau

BeitragDo 2. Mai 2013, 17:29

Sorry und Korrektur, ich lese gerade, dass Raubmilben ziemlich empfindlich auf diverse Pflanzenschutzmittel reagieren - das unterscheidet sie von ihren "Kollegen" (und Beutetieren), den Spinnmilben nämlich recht deutlich. Letztere lassen normale Insektizide ziemlich kalt, wie schon mancher Hobbygärtner feststellen musste, der befallene Pflanzen mit Insektiziden für den "Heimgebrauch" (die übrigens auch oft die genannten Neonicotinoide enthalten!) behandeln wollte ...

Wenn übrigens - wie von manchen Gruppen gefordert - ein Totalverbot dieser Insektizide kommt, wird das auch die professionellen Blumenzüchter wie auch den nicht ganz biologisch arbeitenden Hobby-Pflanzenfreund betreffen.

Grüße,
Gerald
Offline

blumentopferde

  • Beiträge: 81
  • Registriert: Di 3. Apr 2012, 22:46

Re: Neonicotinoide im Weinbau

BeitragMo 27. Mai 2013, 02:19

Gerald hat geschrieben:Zumindest in Österreich ist das geplante Verbot von drei Insektiziden aus der Klasse der Neonicotinoide als Saatbeizmittel wegen der hohen Bienengefährlichkeit in aller Munde, da sich unser "Umwelt"minister dagegen ausgesprochen hat und jetzt von allen Seiten heftige Kritik und Rücktrittsaufforderungen bekommt.

http://derstandard.at/1363709529143/EU- ... Teilverbot

Was vielleicht nicht so bekannt ist: diese Mittel (zumindest Imidacloprid) sind auch im - konventionellen - Weinbau zugelassen:

http://www.raiffeisen.com/pflanzen/psm- ... s/19/I/f/0

Und meines Wissens gibt es auch keine Bestrebungen (zumindest nicht im Rahmen der aktuellen Abstimmung) das zu ändern :o Ich weiß natürlich nicht, wie oft diese Mittel tatsächlich eingesetzt werden, denn der Löwenanteil der Pestizide im Weinbau dürfte ja Fungizide betreffen.

Grüße,
Gerald


Ich muss sagen, mich als Österreicher widert diese inhaltsleere "Diskussion" um die Neonicotinoide ziemlich an. Da erklären mir irgendwelche Journalisten und Radiomoderatoren, wie böse diese doch wären, dass die verboten gehörten, und dass Berlakowich zurücktreten sollte (weil er versucht hat, die Interessen der Landwirtschaft zu wahren). Tatsächlich haben diese Leute nicht das geringste Grundverständnis von Chemie und Biologie und plappern nur irgendetwas nach, was ihnen als zu verkündende "Wahrheit" vorgegeben wurde.

Ja Neonicotinoide töten Insekten. Das sind Insektizide, die tun sowas. Und ja, Neonicotinoide sind auch giftig für Menschen. ABER:
1. Sie sind hochwirksam gegen Insekten, gegen die sonst nichts wirkt und können ganze Kulturen vor der Vernichtung retten.
2. Sie sind biologisch abbaubar und reichern sich nichtim Boden an.
3. Im Vergleich zu 10-15% Alkoholgehalt ist jeglicher Pestizidrückstand im Wein einfach nur lächerlich.

Alkohol ist ein Gift, die tödliche Dosis ist geringer, als bei vielen Pflanzenschutzmitteln. Im Gegensatz zu den Pflanzenschutzmitteln befinden sich die Grenzwerte dafür aber nicht im Mikrogrammbereich, sondern im 2-stelligen Prozentbereich... Wer also Angst um seine Gesundheit hat, sollte sich nicht um Pestizidrückstände, sondern um Alkohol Sorgen machen!
Offline
Benutzeravatar

Alas

  • Beiträge: 1022
  • Registriert: Mo 20. Feb 2012, 22:14
  • Wohnort: Hinter dem Meer
  • Bewertungssystem: Auf Benutzername klicken

Re: Neonicotinoide im Weinbau

BeitragMo 27. Mai 2013, 06:14

Hallo!

blumentopferde hat geschrieben:Alkohol ist ein Gift, die tödliche Dosis ist geringer, als bei vielen Pflanzenschutzmitteln. Im Gegensatz zu den Pflanzenschutzmitteln befinden sich die Grenzwerte dafür aber nicht im Mikrogrammbereich, sondern im 2-stelligen Prozentbereich... Wer also Angst um seine Gesundheit hat, sollte sich nicht um Pestizidrückstände, sondern um Alkohol Sorgen machen!


Es ist die Frage, ob ich etwas gewollt oder ungewollt zu mir nehme.
Bei Alkohol ist die Dosis und die Wirkung bekannt. Bei Chemikalien in der Landwirtschaft oft nicht, insbesonders nicht in der Wechselwirkung und bei Resten von mehreren dieser Stoffe.
Die Giftigkeit von Chemikalien ist nicht gleich. Deshalb ist der Vergleich von Prozent und Mikrogrammbereich unsinnig.
Für mich ist die untödliche Dosis wichtiger, denn mit einer Wirkung derselbigen muß ich leben, mit einer tödlichen nicht. :o

Gruß

Alas
wat den een sien uhl is den annern sien nachtigall
Offline

MichaelWagner

  • Beiträge: 801
  • Registriert: Mi 8. Aug 2012, 14:29
  • Bewertungssystem: Auf Benutzername klicken

Re: Neonicotinoide im Weinbau

BeitragMo 27. Mai 2013, 14:45

@blumentopferde: obwohl ich Dir inhaltlich zum Teil recht gebe möchte ich an dieser Stelle nochmal an Deine "Kopfschmerzendebatte" zum Thema "macht Wein krank" erinnern;)
wenns läuft, dann läufts. Aber bis es läuft, dauerts...
Offline

blumentopferde

  • Beiträge: 81
  • Registriert: Di 3. Apr 2012, 22:46

Re: Neonicotinoide im Weinbau

BeitragMo 27. Mai 2013, 20:21

@MichaelWagner

Ich sehe da keinen Widerspruch!
Das untermauert nur die These, dass es wohl ganz andere Inhaltsstoffe als die Spritzmittel sind, die zu gesundheitlichen Problemen führen!*

*Gerade im Weinbau sind wegen der langen Kulturdauer und dem vergleichsweise sehr großen Abstand zwischen letzter Spritzung und Ernte die Pestizidrückstände sehr gering. Deutlich geringer als etwa beim Gemüse und insbesondere beim Salat. Schon mal von Gemüse Kopfschmerzen bekommen?

Zurück zu Tendenzen im Weinbau

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 19 Gäste

Impressum - Nutzungsbedingungen - Datenschutzrichtlinie - Das Team - Alle Cookies des Boards löschen

cron